Fremd sein

2. März 2022

Alles ist anders hier: die Sprache, das Klima, die Landschaft, das Essen, die Geldscheine, der Alltag, das Busfahren, die Häuser, der Lebensstandard, die Temperatur des Wassers in der Dusche,…

Obwohl ich diese Aufzählung nach einem Monat in Costa Rica wohl noch um einiges weiterführen könnte, gewöhne ich mich so langsam an all die neuen Umstände und sie werden zum neuen „Normal“. Über vier Wochen ist es nun schon her, dass ich mich von meiner Familie und von meinen Freunden und Freundinnen verabschiedet habe. Seitdem lebe und arbeite ich nun in Palmichal, Costa Rica.

Am 6. Oktober brachen wir Freiwillige gemeinsam vom Sprachkurs aus auf, um zu unseren im ganzen Land verteilten Projekten zu reisen. Meine Mitfreiwilligen waren in einem anderen Sprachkurs – in einer anderen Stadt. Wir mussten uns erst einmal in der chaotischen Stadt San José treffen: was alleine mit einem riesigen Koffer, zwei Rucksäcken und zwei Taschen gar nicht so einfach war. Nachdem wir uns dann gefunden hatten, entschieden wir uns dazu, per Uber nach Palmichal zu fahren. In San Jose gibt es weder Busfahrpläne noch Haltestellen und oft hängt es von der Laune der Busfahrer ab, wann sie wohin fahren. Im Uber, während wir uns immer weiter durch die Wälder in den Bergen schlängelten, stieg dann auch meine Aufregung darüber, wie der Ort, in dem ich nun für ein Jahr leben werde, wohl aussieht.

Angekommen in Palmichal wurden wir direkt im „Red de Cuido“, dem Kinderzentrum, in welchem wir arbeiten, mit Plakaten und Blumen empfangen und nach dem Mittagessen hat uns der Leiter unseres Projektes dann auch gleich in unser Häuschen gebracht.

Unser rosafarbenes Haus lässt sich nur über einen ziemlich steilen Schotterweg erreichen und ist umgeben von Palmen, Bäumen mit Zitrusfrüchten und viel Kaffeepflanzen. Wir haben einen großen Raum, in dem sich unsere Küchenzeile und ein Tisch mit vier Stühlen befinden, ein Badezimmer und drei Schlafzimmer, obwohl wir nur zu zweit sind. Beim Losen hatte ich außerdem Glück und ich habe dadurch das etwas größere Zimmer mit der schöneren Aussicht bekommen.

Unter der Woche sind wir tagsüber im „Red de Cuido“ und unterstützen dort bei der Betreuung der Kinder (mehr Informationen zu unserem Projekt findet ihr in dem Blogartikel über das Red de Cuido). Unser Programm nach der Arbeit war in den ersten Wochen immer sehr abwechslungsreich und obwohl wir hier niemanden so richtig kennen und es aufgrund der Regenzeit nachmittags viel regnet, hatten wir immer viel zu tun. Denn da wir hier auf dem Land als Ausländerinnen durchaus eine Sensation sind, werden wir sehr offenherzig aufgenommen. So waren wir beispielsweise oft bei unseren Nachbarn. Außerdem waren wir bei unserer Mentorin zum Kaffee trinken und fuhren mit dem Bus in Städte, die hier in der Nähe sind, zum Einkaufen und um herauszufinden, was man denn so in seiner Freizeit hier machen kann. In Palmichal selbst gibt es leider nicht wirklich Aktivitäten gibt, um neue Leute kennenzulernen.

An unserem ersten Wochenende fuhren wir dann samstags nach San José, um ein paar Dinge für unser Haus zu kaufen und gingen am Sonntag mit unserer Vermieterin wandern. Außerdem habe ich auch schon alleine einen Wochenendausflug nach Heredia zu anderen Freiwilligen gemacht. Zugegebenermaßen war es eine Herausforderung, alleine in San José ohne irgendeinen Busfahrplan, sondern nur durch das Fragen von Leuten (mit nicht flüssigem Spanisch) herauzufinden, wo der Bus nach Heredia abfährt. Aber das habe ich dann auch geschafft ;). Das letzte Wochenende haben wir dann in Alajuela, einer Stadt in der Nähe von San Jose, verbracht, wo wir uns mit anderen Freiwilligen getroffen haben. Hier besuchten wir ein Animal Rescue Center.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass die letzten Wochen zwar sehr spannend und aufregend, aber durchaus auch ziemlich anstrengend und fordernd waren. Aber hier trifft wohl auch das Sprichwort „Gut Ding braucht Weile“ zu. Ich hoffe in den nächsten Wochen noch mehr Leute kennen zu lernen und mich weiterhin gut einzuleben.