Ein Jahr im Club de Leones

4. August 2023   |   Autorin: Gesa

Ein Jahr im Club de Leones

Ich habe meinen zwölfmonatigen Freiwilligendienst bei dem Club de Leones in Turrialba, Costa Rica absolviert.
Der Club de Leones ist eine der größten international tätigen Hilfsorganisationen der Welt. Sie wurde 1917 in den USA gegründet und ist seitdem zu einem wichtigen Instrument für die Bekämpfung globaler Ungleichheit angewachsen. Heutzutage ist der Club mit 48.000 Niederlassungen in 200 Ländern und geografischen Bereichen vertreten.
Der Club hat sich fünf humanitären Zielen verschrieben, in denen er schwerpunktmäßig arbeitet: Sehkraft, Umwelt, Diabetes, Krebs bei  Kindern und die Bekämpfung von Hunger. Dabei gibt es auch Überschneidungen mit den SDGs.
Zum Beispiel arbeitet der Lions Club im Bereich der Hungerbekämpfung, was als Ziel 2: kein Hunger in den SDGs vorkommt.
Des Weiteren war ich als Socio Teil des Club Leo. Das ist die Jugendorganisation des Club de Leones. Sie arbeitet selbstständig an der Durchführung von Projekten, hilft und unterstützt aber auch den Club de Leones bei Aktivitäten. Als Omega Club Leo sind die Mitglieder zwischen 18 und 30 Jahre alt. Die Socios, wie die Mitglieder auf Spanisch bezeichnet werden, arbeiten in den folgenden Kommissionen: Aspirante, Umwelt, Frieden & Harmonie, Soziale Medien, Radio, Einnahmen und Wohltätigkeit.

Meine Arbeit

Zu meiner Anfangszeit habe ich in den Kommissionen Umwelt und Soziale Medien mitgearbeitet. Nach etwa einem halben Jahr wurde aber bei einer Sesión beschlossen, dass alle Socios ihre Kommission wechseln können. Dadurch habe ich von Umwelt zu Aspirante gewechselt, um noch einen Einblick in einen anderen Bereich des Clubs gewährt zu bekommen. Während meiner Zeit beim Club habe ich viele Einblicke in die Struktur der Organisation erhalten. Neben der Arbeit in den Kommissionen oder der Vorbereitung und Durchführung von Veranstaltungen, die jeweils einem der globalen Schwerpunkte zugrunde liegen, habe ich auch viel im Büro gearbeitet.
Hier bestanden meine Aufgaben unter anderem darin, in regelmäßigen Abständen Inventarlisten zu aktualisieren. Fast täglich kommen Menschen zu uns, die den Club um Hilfe bitten. Soweit ich es beobachtet habe, ist der Club de Leones die aktivste Institution, die bei der Hungerbekämpfung in Turrialba hilft. Der Club führt ein Gespräch mit jedem und jeder Hilfesuchenden, wodurch der Club einen Eindruck davon gewinnt, wie dringlich die Hilfe benötigt wird.
Des Weiteren verleiht und verschenkt der Club zum Beispiel Rollstühle oder Gehhilfen. Die Personen, die einen der Gegenstände ausleihen, müssen einen Vertrag unterschreiben. Auch im diesen Fall werden die Verträge katalogisiert und aktualisiert, wenn der ausgeliehene Rollstuhl zurückgebracht wird. Eine Sache, die mich sehr beeindruckt hat beim Club, ist die Folgende: im Bereich Sehkraft können sich sowohl Einzelpersonen als auch Familien beim Club melden, wenn sie einen Termin für eine Augenuntersuchung oder eine Brille brauchen. Die Clínica de la Vista de los Clubes de Leones de Costa Rica gehört allen in Costa Rica ansässigen Stellen des Club de Leones. Durch die Klinik haben die Menschen hier die Chance, eine Brille zu einem erschwinglichen Preis zu kaufen, da auch hier Brillen eine teure Anschaffung darstellen.

Karneval in weiß

Kurz vor Weihnachten fand das Festival de la Luz statt. Es findet nicht nur in San José, sondern auch in anderen Teilen Costa Rica statt, wie z.B. in Turrialba. Die Menschen in Costa Rica hängen schon Monate vorher ihre Lichter raus, weil sie sich so sehr auf Weihnachten freuen.
Der Club de Leones war Teil der Prozession und brauchte dazu einen Umzugswagen. Es war meine Aufgabe, einen Entwurf dazu zu entwickeln. Meine Idee war eine Mischung aus Winterwunderland und der Widerspiegelung der globalen Schwerpunkte des Clubs.
Sobald die Idee stand und abgesegnet wurde, haben wir den Anhänger umgebaut, geschmückt und mit Lichtern verziert. Am Tag des Umzugs saßen die Cachorros auf dem Festwagen und haben wie bei einem traditionellen Karneval Süßigkeiten in die Menge geworfen. Die
Mitglieder der Clubs sind hinter dem Umzugswagen hergelaufen. Der Festzug ging einmal durch die gesamte Innenstadt und wurde von den Bewohner:innen Turrialbas gut besucht.

Der Weihnachtsmann kommt

Dezember war der wahrscheinlich arbeitsreichste Monat meines gesamten Freiwilligendienstes. Wir arbeiteten an mehreren Projekten gleichzeitig. Eines der Projekte hieß Sé un Ayudante de Santa! Dabei haben die Mitglieder beider Clubs den ganzen Monat über versucht, so viele Spenden wie möglich einzunehmen. Wir haben in den lokalen Supermärkten, die über die ganze Stadt verteilt sind,
Weihnachtsbäume aufgestellt. An diesen hingen die Wünsche von Kindern, die man ihnen mit dem Kauf des entsprechenden Spielzeugs im Supermarkt erfüllen konnte. Gleichzeitig standen wir vor den Supermärkten und haben die Einkaufenden nach Essensspenden wie z.B. Reis, Nudeln oder Äpfeln gefragt. Am Ende haben wir zusammen alle Essenspakete und alle Geschenke gepackt, Routen für die Auslieferung geplant und letztendlich den 150 Kindern und ihren Familien eine Freude zu Weihnachten machen können!

Spenden für eine gute Sache

Sowohl im Oktober als auch im November standen zwei wichtige Spendenveranstaltungen an. Im Oktober hat der Club de Leones den eigens initiieren Leontón durchgeführt. An dem Wochenende traten lokale und nationale Künstler sowie Vereine im Stadttheater auf. Das Event wurde zeitgleich auf Facebook übertragen. Zudem waren wir Leos im anliegenden Stadtpark und den darum gelegenen Straßen
unterwegs, um Spenden zu sammeln. Da der Leontón aber unbekannt und daher als keine vertrauensvolle Spendenaktion wahrgenommen wird, fiel die Spendensumme gering aus, was aber zum Teil auch dem schlechten Wetter an diesem Tag geschuldet sein kann.
Der Teletón im November ist hingegen eine nationale Spendensammelaktion. Im ganzen Land sammeln Menschen zeitgleich in ihrer Umgebung Spenden, um kranken Kindern im Krankenhaus zu helfen. Diese Aktion ist weitreichend bekannt, daher ist mit einer erhöhten
Spendenbereitschaft der Menschen zu rechnen.

Willkommen im Club Leo

Jeden letzten Sonntag im Monat treffen sich die Socios vom Club Leo, um eine Sesión abzuhalten. Das Treffen dient der Besprechung der Arbeit der einzelnen Kommissionen und um diese zu reflektieren. Außerdem werden im Plenum neue Ankündigungen oder neue Aktionen vorgestellt. Während dieser Treffen ist es zum Beispiel auch möglich, eigene Projekte vorzustellen und mit Hilfe der Gruppe
durchzuführen. Bei der Sesión im Mai wurde ich mit der Ankündigung überrascht, dass ich offiziell als Socio aufgenommen werde. So formell, wie es auch bei der Einführung der Aspirantes abgelaufen ist, wurde ich mit der Vereidigung offiziell in den Club aufgenommen. Zum Schluss habe ich ein Chaleco – eine blaue Weste, die uns als Mitglieder des Clubs ausweist, mit meinem Namen überreicht bekommen. Die Weste hatte ich zwar schon vorher, jedoch habe ich sie ohne meinen Namen getragen.

Was erwartet mich?

Eine der Kommissionen, in denen ich mitarbeite, ist die Kommssion Aspirante. Aspirante sind Freiwillige, die sich dazu entschließen, ein vollwertiges Clubmitglied, also ein Socio, mit allen seinen Rechten und Pflichten zu werden. Um Socio zu werden, müssen die Aspirante einen etwa halbjährigen Vorbereitungsprozess durchlaufen. Als Kommission vermitteln wir den Freiwilligen, was es heißt, ein repräsentatives Mitglied des Clubs zu sein. Einmal im Monat gibt es eine Charla. Ein Gespräch, bei dem jeweils ein oder zwei wichtige Themen angesprochen, erklärt und diskutiert werden. Beispielsweise habe ich einen anderen Socio bei dem Thema “Die dunklen Seiten einer Hilfsorganisation” unterstützt. Dabei geht es um das Bewusstsein, dass Korruption auch bei Hilfsorganisationen vorkommt und wie wichtig es ist, dass eine Organisation Ehrlichkeit und Transparenz nach außen und an die Öffentlichkeit, trägt.
Die Königsdisziplin für die Aspirante ist am Ende, dass sie mit ihrem gewonnen Wissen eine eigene Veranstaltung auf die Beine stellen, zwar mit der Unterstützung der Leos, jedoch selbst durchdacht und durchgeführt. Das eingenommene Geld kommt hinterher einer neuen Veranstaltung des Clubs zugute. Die Vorbereitung der Aspirante endet mit ihrer Einführung, der offiziellen Juramentación. Dabei schwören sie einen Eid und sind damit offiziell ein Teil der Gemeinschaft.

Jeder Gang macht sauber

Die andere Kommission, in der ich zeitweise aktiv war, ist die Kommission Ambiente. Die Mitglieder überlegen sich Aktionen, die im Bereich „Umwelt“ umgesetzt werden können. Neben der theoretischen Aufklärung, wie man Müll trennt, geht es auch um die praktische Umsetzung. Beispielsweise haben wir zwei Müllsammelaktionen durchgeführt. Dabei wurden wir unter anderem von den Cachorros unterstützt, den kleinen Leos, also den Babys. Diese Unterorganisation ist noch ganz neu, wobei sich schon Kinder mit
ihren Eltern sozial engagieren können. Daneben wurden wir von VERTO unterstützt, einer Gruppe Studiender, die an der internationalen Universität CATIE in Turrialba Agrarwissenschaften studieren. Die neuste Idee, die während einer Sesión von der Kommission vorgestellt wurde, ist das Recyceln von Toilettenpapierrollen und anderen Materialien, die normalerweise im Müll landen, indem man sie als Spielzeug für Kinder umfunktioniert. So könnte zum Beispiel aus einem Pappkarton ein Spielbrett gebastelt werden, das angemalt wird. Als Spielfiguren können Flaschendeckel dienen und schon hat man die Möglichkeit, Tic Tac Toe zu spielen.

Ein neues Kapitel steht an

Am letzten Juniwochenende fand die wahrscheinlich wichtigste Veranstaltung des Jahres des Club Leo und des Club de Leones statt.
Der Cambio de la Junta Directiva ist der jährliche Wechsel des Vorstandes. Jedes Jahr wird demokratisch darüber abgestimmt, wer den Club zukünftig leiten wird und wie die weiteren wichtigen Positionen besetzt werden. Die Veranstaltung fand im botanischen Garten, außerhalb von Turrialba, statt. Bei der Einführung der neuen Directiva und der Verabschiedung der alten Directiva
waren alle Mitglieder beider Clubs vertreten, weil die Vorstände beider Clubs immer zeitgleich wechseln. Neben netten Einleitungsworten und dem Überreichen von Preisen über besondere Verdienste, gab es eine Menge Gespräche und gutes Essen.
Für mich persönlich war es deshalb eine ganz besondere Veranstaltung, weil ich alle Mitglieder der Clubs zum Ende meiner Einsatzzeit beim Club noch einmal gemeinsam sehen konnte.

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