Man würde das in einem so grünen Land wie Costa Rica nie erwarten, aber gerade hier wurde mir die Bedeutung und der Wert von Strom und Wasser erst so richtig bewusst.
In Deutschland musste ich nur den Wasserhahn aufdrehen, um zu jeder Tages- und Nachtzeit so viel Wasser wie ich möchte, in allen Temperaturstufen, zur Verfügung zu haben. Außerdem musste ich mir dank durchgängig verfügbarer Elektrizität nie Sorgen machen, wann ich mein Handy aufladen kann oder ob es Licht und WLAN gibt.
Erst dadurch, dass das plötzlich keine Selbstverständlichkeit mehr ist, merke ich, was für einen Luxus ich vorher eigentlich gewohnt war. Generell ist es in Costa Rica eher unüblich, in der Dusche warmes Wasser zu haben, da es in den meisten Gegenden das ganze Jahr über sehr warm ist und eine heiße Dusche nicht notwendig und unnötig teuer ist. Viele Familien können sich das schlichtweg nicht leisten.
In letzter Zeit gab es zum Beispiel in Turrialba zusätzlich ein massives Problem mit Trinkwasserverunreinigung, weil die Wasserinfrastruktur jahrelang nicht oder nur unzureichend gewartet wurde. Aus diesem Grund und wegen der Trockenheit wird in dem Viertel, in dem ich lebe, jeden Tag über Stunden hinweg das Wasser abgestellt oder der Wasserdruck auf ein leises Tröpfeln aus dem am tiefsten gelegenen Wasserhahn des Hauses minimiert.
Kein Wasser zu haben bedeutet für mich, sich nicht einfach die Hände waschen oder nach dem Sport direkt duschen zu können. Dass die Toilettenspülungen zeitweise nicht richtig funktionieren, die Wasserhähne und Abflüsse anfangen zu stinken, kein Wasser zum Kochen oder Trinken da ist und man allgemein sehr genau planen muss, wann und wofür man Wasser braucht. Das Ganze geht nun schon so weit, dass meine Gastmutter früh morgens aufsteht, um große Wassereimer in den Bädern zu füllen, damit wir wenigstens dieses Wasser über den Tag zur Verfügung haben. Ich bin auch schon mehrmals am Wochenende früher aufgestanden, um mir noch die Haare waschen zu können, bevor das Wasser abgedreht wird.
Und auch der Strom fällt hier deutlich öfter aus. Das bedeutet, dass es in dieser Zeit nicht nur kein Licht, sondern auch keine Stromversorgung für den WLAN-Router, Fernseher und jegliche Art von Haushaltsgeräten gibt. Zum Glück haben wir in meiner Gastfamilie zumindest einen Gasherd, sodass man immerhin noch kochen kann. Trotzdem wird das Leben dadurch drastisch eingeschränkt und in den seltensten Fällen weiß man vorher genau, um welchen Zeitraum es sich handelt, sodass man sich darauf einstellen könnte.
Im Moment schränkt mich das fehlende Wasser noch stärker in meinem Alltag ein als der fehlende Strom, da es hier zum Glück verlässlich jeden Tag von 6:00 bis 18:00 Uhr hell ist. Wir können uns aber definitiv glücklich schätzen, dass Wasser- und Stromausfälle in Deutschland die Ausnahme sind und man sich in der Regel darum keine Sorgen machen muss.
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