Ankommen, Veränderungen, Erkenntnisse und Zusammenhalt

24. März 2023   |   Autor:in: Alisa

Ankommen, Veränderungen, Erkenntnisse und Zusammenhalt

Ein neues Zuhause…

Hier in Bandera lebe ich wahrhaftig auf einem traumhaften Fleckchen Erde. Ich habe meine Gastfamilie unglaublich schnell ins Herz geschlossen und auch mit meiner Mentorin stehe ich immer wieder in Kontakt. Da die Pulpería, hinter welcher sich meine „cabina“ befindet, überaus gut besucht ist, habe ich zudem rasch neue Menschen kennengelernt und knüpfe immer wieder weitere Kontakte. Sei es durch gemeinsames Kochen oder die abendliche Runde „Halli Galli“. Mit der Zeit kann ich immer längere Gespräche führen oder aber mich auch einfach mit den anderen über die Neuigkeiten im Dorf austauschen.
Ich fühle mich wirklich wohl in meinem neuen Zuhause.

Aufgeschlossenheit und Rhythmen im Projekt…

Auch bezüglich der Arbeit mit den Kindern im Projekt UNO+ schien die anfängliche Eingewöhnungsphase schon bald in einen eigenen (wenn auch nicht zwingend konstanten) Rhythmus überzugehen. Die Kinder wurden offener und direkter und bei vielen legte sich die anfängliche Schüchternheit uns gegenüber recht schnell. Einmal wurde ich mit einem selbstgebastelten Brief samt lieber Nachricht überrascht und immer häufiger stellten mir die Kinder auch Fragen über mein Leben:
Wie ist es so in Deutschland?
Gibt es bei euch eigentlich Schnee?
Welche Hobbys hast du?

Erneut wurde mir vor Augen geführt, welche Vorbildfunktion wir Freiwilligen bereits nur durch unsere Anwesenheit in den Projekten haben und wie wichtig es ist, diese auch bewusst wahrzunehmen.
Durch die verschiedenen Workshops und Projekt-Bausteine gestaltete sich keine Woche wie die vorherige und wir drangen thematisch in die unterschiedlichsten Bereiche vor. Ich fand es beispielsweise sehr spannend zu erkennen, in wie vielen Kindern wahres musikalisches Talent schlummert und als sie sich beim Erlernen und Einstudieren einer Body-Percussion-Choreo, (bei welcher die Kinder ihren eigenen Körper als Instrument nutzen) einmal gegenseitig halfen und die Bewegungen erklärten, war ich wirklich überrascht, wie sehr diese Aufgabe das Verhalten der Kinder beeinflusste. Viele eher stillere und ruhige Charaktere erwiesen sich als wahre Erklärungsmeister:innen und selbst überaus aktive Kinder entwickelten eine bisher eher unbekannte Form von Geduld und Hingabe.

Zusammenhalt im Dorf…

Meine Arbeit im Projekt UNO+ und mein Engagement im Dorf gehen immer wieder Hand in Hand und so bemerkte ich schon früh den außerordentlichen Zusammenhalt, der dieses Dorf verbindet.

So findet beispielsweise bereits seit ein paar Jahren eine dorfeigene Weihnachtsfeier statt, welche von den Bürger:innen initiiert wurde, um jedem Kind in Bandera ein unbeschwertes Weihnachtsfest und ein, alles andere als selbstverständliches Geschenk, zu ermöglichen. Während diese im letzten Jahr aufgrund der Pandemie in Form eines Umzugs zu den Kindern nach Hause gebracht worden waren, fand während meiner Zeit hier in Costa Rica erneut ein Programm in der Grundschule statt. Alle 80 Kinder des Dorfes im Grundschulalter, also von der ersten bis zur sechsten Klasse, waren dazu eingeladen.
Schon Tage zuvor wurden kartonweise Päckchen in die Pulpería geliefert und auch die Einkaufsliste für das Event wurde immer länger. Gemeinsam befüllten wir Weihnachtstütchen mit einem Apfel, Trauben und einem kleinen Durstlöscher, verpackten Spielsachen um Spielsachen, bliesen einen Luftballon nach dem anderen auf und dekorierten fleißig mit oder bestuhlten den Schulhof. Bei der Feierlichkeit selbst unterstützte ich ebenfalls, wo auch immer Hilfe gebraucht wurde.
Die Kinder bekamen Besuch von Santa und seinen Weihnachtswichteln, wurden mit einem Programm durch den Nachmittag geführt und am Abend gab es verschiedene Aufführungen. Die Tanz-AG der Schule präsentierte einige Stücke, eine Band spielte und auch mit UNO+ hatten wir zwei musikalische Beiträge, welche die Projekt-Kinder in Bandera die Wochen zuvor einstudiert hatten.

 

Eine (überraschende) Wendung…

Im neuen Jahr folgte dann allerdings ziemlich zeitnah eine (überraschende) Wendung, die mich erst einmal etwas aus der Bahn warf und das Fortschreiten meines Freiwilligendienstes grundlegend beeinflussen würde: Meine Projektpartnerin entschloss sich dazu, ihren Freiwilligendienst abzubrechen und zurück nach Deutschland und zu ihrer Familie zu fliegen.
Mit dieser Neujahrs-Botschaft hatte ich, ehrlich gesagt, alles andere als gerechnet. Dennoch habe ich schnell erkannt, dass meine mittlerweile „Ex“-Mitbewohnerin für sich selbst damit einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung zu gehen schien. Während sie sich dementsprechend also auf ihre Abreise vorbereitete, waren die Tage für mich vor allem von Umplanungen, Telefonaten mit der Entsende-Organisation und dem Projekt sowie Unsicherheiten bezüglich meiner künftigen Wohnsituation geprägt.

Ich bin unglaublich froh, dass inzwischen wieder etwas Ruhe eingekehrt ist und sich die Situation rundum zum Guten gewendet hat. Ich darf die Pulpería weiterhin mein Zuhause nennen und gerade auch mein Verhältnis zur Gastfamilie hat sich noch einmal stark intensiviert.

Eine ganz andere Welt…

Die Gespräche mit meiner Gastfamilie sind nun sehr viel tiefgründiger als zu Beginn meines Freiwilligendienstes. Gerade in Bezug auf diese Dialoge wurde mir noch einmal ganz deutlich bewusst, wie unterschiedlich „meine Welt“ ist, verglichen mit der vieler Bewohner:innen in Ländern wie Costa Rica. Nicht selten hing ich gespannt, interessiert, fasziniert, aber auch ein Stück weit betroffen und teils schockiert an den Lippen meiner Gastmutter.
Solche Gespräche haben einen besonderen Stellenwert für mich, denn sie eröffnen mir Einblicke in Lebensgeschichten, andere Ansichten und Perspektiven und haben damit einen gewissen Einfluss auf meine eigene Weltsicht. Ich bin ganz ehrlich, wenn ich sage, dass ich seit meiner Zeit hier in Costa Rica, bei all der Faszination und Bewunderung für das Land und die positive Lebenseinstellung vieler Einheimischer, doch auch eine mir, zuvor auf diese Weise unbekannte Art, von Dankbarkeit und Wertschätzung für meine eigene (unbeschwerte) Art aufzuwachsen und zu leben, entwickelt habe.

Nicht nur eine wahnsinnige Geräuschkulisse…

So sehr ich mein kleines Fleckchen Erde hier auch liebe, gerade an den Wochenenden genieße ich es dennoch, meine freie Zeit nutzen zu können, um Costa Rica zu entdecken. Das Land begeistert mich sehr mit seiner unglaublichen Biodiversität, den vielen Wasserfällen, Stränden, Bergen und Tälern. Immer wieder verspüre ich den Drang dazu, einen kleinen Moment innezuhalten, dem Zwitschern der Vögel zu lauschen, das Trommeln der Regentropfen auf die übergroßen Blätter wahrzunehmen oder mich vom Rauschen der Wellen einnehmen zu lassen.
Gerade die Nationalparks beeindrucken wirklich in ihrer vielfältigen Flora und Fauna. Rund die Hälfte des kleinen Landes ist heute von Wäldern bedeckt und Costa Rica gilt als einer DER Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit. Viele Gebiete stehen unter besonderem Schutz und der Erhalt der Diversität gilt als Hauptpriorität. Diesen großen Respekt der Natur gegenüber bemerkt man vor allem in den Parks sehr deutlich.

Auf alles, was noch kommen mag…

Nun, da die zweite Hälfte meines Freiwilligendienstes angefangen hat und auch all die großen und kleinen Veränderungen in ihrer Häufigkeit abebben, hat sich ein neuer Arbeitsrhythmus eingespielt. Ich habe einige neue kleinere Projekte im Rahmen von UNO+ vor mir und auch die Arbeit im Team mit den Menschen vor Ort funktioniert ganz gut.
Ich freue mich sehr auf die noch vor mir liegende Zeit in Costa Rica. Ich habe nun die Möglichkeit, noch einmal ganz neue, andere Erfahrungen zu machen, neue Ideen ins Projekt UNO+ einzubringen und kann an festen Tagen nun auch in der Schule vor Ort unterstützen.
Dank der Freundschaften, die sich innerhalb der letzten Monate und Wochen gebildet und gefestigt haben, weiß ich, dass ich auch hier vor Ort niemals völlig allein vor Herausforderungen und Problemen stehe. Ich bin gespannt, was mein Aufenthalt hier noch so alles mit sich bringen wird…

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