Ankommen, Einleben und Kennenlernen

8. Mai 2023   |   Autorin: Kerstin

Ankommen, Einleben und Kennenlernen

Seit dem 13. Januar bin ich hier auf Schloss Glarisegg in der Schweiz, direkt am Bodensee. Hier lebt eine Gemeinschaft von ca. 30 Erwachsenen und 20 Kindern. Damit ihr ein genaueres Bild von der Gemeinschaft habt, habe ich hier die offizielle Beschreibung, die auch auf ihrer eigenen Webseite zu finden ist:

Seit 2003 gestalten und beleben wir als Gemeinschaft den „Ort für Begegnung und Bewusstsein“ in Schloss Glarisegg am Schweizer Ufer des Bodensees. Wir kommen aus den unterschiedlichsten beruflichen und weltanschaulichen Zusammenhängen und lieben unsere Vielfalt. Dabei verbindet uns der Wunsch, uns der individuellen Verantwortung und gemeinsam den Fragen der Zeit zu stellen. Wir gestalten eine Realität, in der neue Lebens- und Begegnungsformen freudvoll erforscht und nachhaltig gelebt werden können. Bewusst-Sein sowie die spirituelle Entwicklung jedes/r Einzelnen und der Gruppe bildet den tragenden Boden.

Als Volontärin, bin ich kein offizielles Mitglied der Gemeinschaft, da dies ein Prozess ist, der bis zu einem halben Jahr dauern kann und an dessen Ende alle Mitglieder zustimmen müssen. Allerdings habe ich Zugang zu allen Räumen und werde auch zu den Morgenkreisen eingeladen: ein tägliches Ritual, bei dem gesungen wird, ein Gedicht oder Zitat vorgelesen wird und Ankündigungen geteilt werden. Es gibt auch viele Veranstaltungen und Events, bei denen wir dabei sein dürfen und die Gemeinschaft bemüht sich, uns so viel wie möglich zu integrieren und sicherzugehen, dass wir uns wohlfühlen.
In den ersten Wochen durfte ich in einem Kurs mit 50 anderen Menschen aus aller Welt viel über Öko-Gemeinschaften erfahren: Wie strukturiert und organisiert man sich in einer Gemeinschaft? Wie geht man mit Konflikten um, wenn die Meinungen komplett auseinander gehen? Und natürlich auch: Welchen Beitrag leiste ich selbst und was möchte ich in die Welt bringen? Fragen über Fragen. Bei dem Thema Nachhaltigkeit haben wir uns auch mit der Permakultur beschäftigt, denn darum geht es nämlich hier in meinem Freiwilligendienst.  Zusammen mit einer anderen Volontärin aus Frankreich helfen wir im Permakultur-Garten auf Schloss Glarisegg mit. Falls ihr nicht wisst, was Permakultur eigentlich ist: eine besonders nachhaltige Form des Gartenbaus bzw. der Agrarkultur. Es wird darauf geachtet, im Einklang mit der Natur zu arbeiten und dessen Muster und Strukturen zu imitieren, um somit eine Fülle von Nahrung und (Boden-)Lebendigkeit für lokale Bedürfnisse bereitzustellen.

Die Arbeit im Garten

Unsere ersten Gartentage haben wir damit verbracht, uns gegenseitig kennenzulernen und natürlich den Garten selbst, der sehr weitläufig ist. Außerdem haben wir damit angefangen, unsere Garage, in der das Gartenwerkzeug gelagert ist, aufzuräumen, was dringend nötig war, um einen groben Überblick zu bekommen!
Um organisiert in die Saison zu starten, haben wir auch das ganze Saatgut nach Alphabet sortiert bzw. einiges aussortiert, da Mäuse sich über den Winter daran bedient haben und es selbst verfuttert haben. Um das zukünftig zu verhindern, haben wir Metallschränke bekommen, damit wir die Samen darin lagern können. Auch konnte ich hier bereits viele neue Gemüsesorten kennenlernen und die eine oder andere schweizerische Bezeichnung, die hier geläufig ist: Karotten sind hier „Rüebli“ und der Feldsalat ist der „Nüssli-Salat“.

In der Permakultur wird darauf geachtet, dass wir nach dem Mondkalender säen/pflanzen. Im Kalender sehen wir, wann der ideale Zeitpunkt ist, um z.B. Wurzelgemüse oder Blattgemüse zu pflanzen. So haben wir mittlerweile schon Rüeblis, Radieschen und Ruccola ausgesät und Salate, Kohlrabi und Frühlingszwiebeln gepflanzt und natürlich viele Beete vorbereitet: Boden lockern, jäten und ebnen. Mein Rücken muss sich auf jeden Fall noch ein bisschen an die gebückte Haltung gewöhnen! 😉

Mein kleines Highlight ist der 200m entfernte, super niedliche Bio-Hofladen, der sogar am Wochenende bis spät abends geöffnet ist und auf Vertrauensbasis funktioniert. Es steht eine Kasse im Laden, in die man eigenständig einzahlt, nachdem man den zu zahlenden Betrag ausgerechnet hat. Des Weiteren kann man am anliegenden Wald mit Bächen und kleinen Wasserfällen wunderbar die Seele baumeln lassen und der Strand am Bodensee ist nur ein Steinwurf entfernt!

Liebe Grüße,

Kerstin