Zwischen zwei Welten: Meine Erfahrungen in Costa Rica

18. Juli 2024   |   Natalie Wilhelm

Hello, ich bin Nati und lebe zur Zeit in Costa Rica

Während meiner Zeit in Costa Rica habe ich viele Eindrücke gesammelt und verschiedene Facetten des Landes kennengelernt. Ich möchte meine Erfahrungen und Gedanken darüber teilen, wie unterschiedlich die Lebenswelten hier sind und was ich daraus gelernt habe.

Zwei Welten aufeinandertreffen

An einem Tag sitze ich während des Sonnenuntergangs im Jachthafen von Quepos und esse eine Kugel Eis für umgerechnet 3,50 €. Gegenüber des Hafens ist eine Baustelle, auf der sich die Bauarbeiter zur gleichen Zeit auf die Nacht vorbereiten. Am nächsten Tag werden wir von einem Arbeitskollegen mit nach Hause genommen – in einem Tesla. Von dem klimatisierten Auto mit Soundsystem und integrierten Videospielen gehen mein Gastbruder und ich in unser Haus. Am liebsten würde ich erstmal lüften, aber mein Zimmer hat keine Fenster. Das Soundsystem hier ist eher ein „man hört alles“, denn die Wände hören einen Meter unter der Decke auf und statt Türen gibt es Vorhänge.

Für mich sind das zwei Welten, die existieren und hier ständig aufeinandertreffen. Wenn ich in Deutschland mit dem Auto herumfahre, ändern sich vielleicht die Häuser ein bisschen oder eine Straße ist besser asphaltiert als die andere. Hier in Costa Rica bin ich in einem Moment umgeben von neuen, weißen Häusern und im nächsten Moment kann ich nicht von außen entscheiden, ob ich vor einem Haus oder einem Gartenschuppen stehe.

Einkaufen und Privilegien

Wenn ich shoppen gehe, wähle ich Second-Hand-Läden. Nicht weil es unbedingt günstiger ist, sondern weil mir die Kleidung dort besser gefällt und es umweltfreundlicher ist. Meistens bin ich in diesen Läden von älteren Damen umgeben, die nach Kleidung für ihre Familie suchen. Trotzdem wird mir nicht selten ein Kleidungsstück von einer von ihnen gegeben, wenn sie denken, dass es mir gefällt. Diese Sachen kann ich machen, weil ich will, nicht weil ich muss – und das ist der große Unterschied.

Freiwilligendienst und Erkenntnisse

Als Freiwillige kenne ich jetzt beide Welten sehr gut. Vor meinem Freiwilligendienst war mir schon bewusst, dass ich bestimmte Privilegien für meinen Freiwilligendienst „abgeben“ muss. Damals habe ich aber an heiße Duschen, eine gute Waschmaschine oder eine Geschirrspülmaschine gedacht. Inzwischen ist mir klar geworden, dass ich meine wirklichen Privilegien gar nicht abgebe. Denn wenn ich hier krank werde, kann ich in ein privates Krankenhaus gehen. Wenn ich nach Deutschland gehe, habe ich die Möglichkeit zu studieren. Das ist hier zwar auch theoretisch möglich, aber für viele Schüler an den Küsten quasi unmöglich. Die guten Universitäten befinden sich in San José, und sich dort den Lebensunterhalt zu finanzieren, ist für viele einfach nicht realistisch.

Schlussfolgerung

Meine Zeit in Costa Rica hat mir sehr geholfen, mir all diese Dinge bewusster zu machen. Ich weiß, dass ich mich nicht schlecht fühlen muss aufgrund dieser angeborenen Privilegien. Aber das Bewusstsein und die Dankbarkeit dafür ist das Mindeste, was ich geben kann. Ich bin sehr dankbar, dass ich dieses Jahr erleben durfte und mit so vielen neuen Ansichten und Erlebnissen zurückkehren kann.

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