Tollwut im Kindergarten

5. Mai 2023   |   Autor:innen: Sarah und Paul

Tollwut im Kindergarten

Es ist ein sonniger Morgen, die Vögel zwitschern, die Kinder singen in ihrer Aula, aus der Küche erklingt die Worship-Playlist unserer Köchin („espíritu, espíritu!“), wir bereiten im Comedor die erste Merienda vor.

Plötzlicher Aufruhr

Aus einer der Aulas ertönen Schreie, „una rata, una rata!“, gefolgt von trampelnden Schritten. Die Merienda ist vergessen, das wollen wir sehen. Die Kinder sind alle ganz aufgeregt. Mit einem Besen bewaffnet, versucht die Niña, die “Ratte“ aus ihrem Versteck hinter einem Regal, hervorzulocken. In blinder Panik rennt die Ratte durch die Aula, über Kinderfüße, unter Tischen durch, um sich schließlich in einer Ecke hinter gestapelten Kisten in ein kleines Loch in der Wand zu retten. Nun erstmal die Frage: Wo ist das Tier? Ist es aus der Guardería raus, steckt es in der Wand fest? Also erstmal das ganze Gerümpel wegräumen, man braucht immerhin ein freies Blickfeld. Mit einem Haufen Matratzen basteln wir eine Barrikade, sodass es nur noch einen Weg gibt: aus der Guardería raus.

Doch was hatte sich denn da nun in der Wand verschanzt? War es Rémy, der Superkoch? Oder doch nur eine gewöhnliche Kanalratte?

Nach langem Hin und Her kommen wir zu dem Schluss, dass es sich um ein Zorro Pelón handelt, ein Südopossum, auch Schwarz-Ohr-Opossum genannt. Sein natürlicher Lebensraum ist Mittel- und Südamerika, wodurch dieser Exot für uns Freiwillige etwas Neues war.
Da wir nun über die Gattung unseres kleinen, fluffiges Freundes Bescheid wissen, kommt Bewegung auf. Die erste Idee wird gleich umgesetzt und um die Wand großflächig Moskitospray gesprüht, in der Hoffnung, damit das Tierchen aus seinem Versteck zu vertreiben. Nachdem wir zwischenzeitlich denken, mit dem Insektengift auch dem Zorro den Garaus gemacht zu haben, in der Wand liegend sieht der Gute verdächtig tot aus, erklären wir diesen Versuch für gescheitert.
Auch der nächste Vorschlag einer Niña, doch einfach die Wand abzuschrauben, schlägt fehl. Zwar lassen sich einzelne Schrauben rausdrehen, die Wand an sich aber nicht aus der Verankerung nehmen.

Nächster Versuch

Wir verstreuen eine Crackerspur, in der Hoffnung, dass sich das Tierchen dazu verleiten lässt, seinen Unterschlupf zu verlassen. Doch auch nach einer halben Stunde sind diese noch unangetastet, Fressattacken unter Stress konnten also nicht festgestellt werden.

Als unsere Chefin damit droht, den Zorro mit Gewalt aus der Wand zu holen und zu kochen, sollten wir es nicht bald schaffen, ihn zu vertreiben, wird klar: auch wir müssen zu drastischeren Mitteln greifen.
Letztlich entscheiden wir uns, ihn am Schwanz aus der Wand herauszuziehen. Was wir in diesem Moment nicht beachten: die meisten Nagetiere sind in der Lage, sich an ihrem Schwanz hochzuziehen, und natürlich kann auch unser kleiner Freund das.
Die „Katastrophe“, auf dem letztem Meter noch einen Finger zu verlieren, kann dann aber doch noch abgewendet werden, indem wir ihn schnell in eine Kiste verfrachten. Schnell verlassen wir die Guardería und setzen unseren neu gewonnen Freund an einem Bergabhang in der freien Natur aus. Schade um die vorgeschlagene Suppe, wir hätten zu gerne davon gekostet…

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