Ein bisschen Helligkeit

5. Juni 2023   |   Autorin: Iana

 

Ein bisschen Helligkeit

Wenn ich mich wieder einmal frage, was der Hauptunterschied zwischen Kindern und Erwachsenen ist, denke ich an die Kinder, mit denen wir jede Woche Zeit in ihrer Unterkunft verbringen.

Was passiert mit Menschen, die durch den Willen des Schicksals in einem fremden Land gelandet sind? Erwachsenen kommt es so vor, als sei die Welt auf den Kopf gestellt, als würde sie nie mehr so sein wie zuvor, als sei alles verloren. Wenn man sich die Kinder anschaut, versteht man: Nein, so ist es nicht.

Sie gehen zur Schule, tanzen, turnen, spielen Fußball. Sie genießen immer noch die kleinen Dinge. Ihre Ausrufe beim Spielen, ihre Bastelideen und das Zeigen ihrer echten Gefühle beweisen, dass sie sich keiner Gleichgültigkeit hingeben.  Jedes Mal, wenn wir kommen, sehen wir ein weiteres Meisterwerk der Kinder.

Kürzlich ist uns eine Geschichte besonders aufgefallen. Wir haben uns bereits versammelt und angefangen, mit den Kindern zu spielen, als plötzlich ein Junge, der sich verspätet hatte, hereinkommt und verkündet: „Mein Bruder ist geboren!“. Es war erstaunlich, dass ein kleines Kind es so eilig hatte, sein Glück mit allen um zu teilen. Am Ende unseres Besuchs hatte er ein wunderschönes Bild gezeichnet und wollte es noch beschriften. Allerdings machte er sich aber Sorgen, da er nicht wusste, wie er die Wörter richtig schreibt. „Sag uns, was du schreiben möchtest, wir helfen dir“, boten wir an. Also glänzt nun der rührende Satz: „Ich habe dich lieb, Mama, genauso wie meinen Bruder“ auf seiner Zeichnung.

In den letzten Wochen hat sich auch ein Mitglied aus unserer Wohngruppe dazu entschieden, ein Teil des Projekts zu werden. Der Junge kommt wie die Kinder aus der Ukraine. Daher war es war sehr schön zu sehen, dass die Kinder mit Freude auf die Anwesenheit einer Person aus ihrer Heimat reagiert haben. Sie haben sich neben ihn gesetzt und zusammen haben sie viel gelacht und auf Ukrainisch, ihrer Muttersprache, miteinander gesprochen.

Trotzdem können wir nicht sagen, dass der Krieg in ihrem Heimatland die Kinder nicht berührt. Trotz ihres jungen Alters verstehen sie viel, manchmal teilen sie ihre Erfahrungen und sagen, dass sie ihre Heimat sehr vermissen. Aber wir versuchen, mehr Helligkeit in ihr Leben zu bringen und möchten, dass ihre Kindheit mit viel Lachen und Spaß verläuft, so wie es sein sollte.