Abschiednehmen

20. Februar 2023   |   Autor:in Juan Carlos

Abschiednehmen

Als ich angefangen habe, mich freiwillig in Deutschland zu engagieren, schien mein Abschied, das Ende immer ganz weit weg zu sein, doch nun, da es soweit ist und meine Rückreise wirklich greifbar wird, weiß ich gar nicht, was ich fühlen soll.

Im Laufe meines Freiwilligendienstes habe ich an einer großen Anzahl von Seminaren teilgenommen, in denen wir uns mit aktuellen Themen von globalem Interesse auseinandergesetzt haben. Darunter waren die Agenda 2030, Ungleichheiten auf der Welt, Umweltverschmutzung, Plastikverbrauch und Menschenrechte, ein breites Themenfeld, das viele Interessensbereiche abgedeckt hat. Daneben wurden aber auch individuelle Herausforderungen angesprochen, vor denen wir Freiwillige während und nach unserem Freiwilligendienst gestellt werden. Das wird mir hoffentlich dabei helfen, die Emotionen und Veränderungen angesichts des umgekehrten Kulturschocks, zu verarbeiten.

Es fühlt sich an, als ob nach all den Monaten des Kampfes, in denen ich versucht habe, mich an eine neue Kultur und wie diese gelebt wird, an eine neue Sprache, Lebensweise und sogar an die Art und Weise wie hier gegessen wird, anzupassen, ich nun an den Punkt gelandet bin, an dem ich sagen kann, dass ich endlich da angekommen bin, was ich als Anpassung definiere.

Nun blicke ich auf die letzten Monate zurück und es ist seltsam, über die Achterbahn meiner Gefühle nachzudenken, die ich im letzten Jahr erlebt habe.
Für den einen oder anderen mag es traurig erscheinen, wenn die Ziele die sie oder er sich gesetzt hat, nicht erreicht werden konnten. Auch mir geht es am Ende meiner Zeit in Deutschland so. Ich hatte viele Ziele und Erwartungen an das Jahr, aber nicht alle davon konnte ich so umsetzen, wie ich es mir gewünscht habe.
Aber ich bin darüber nicht traurig. Es ist normal, dass unsere Pläne am Ende nicht so aufgehen, wie wir uns das vielleicht gewünscht hätten. Aber ich glaube fest daran, dass es wichtig ist zu lernen, das Gefühl, dass man die Dinge besser hätte machen können, dieses auszuhalten und zu akzeptieren. Es ist auch Teil des individuellen Wachstums eines jeden Menschen.

Was bleibt

Eines der schönsten Dinge, das ich neben vielen guten Erinnerungen und vielen Freundschaften mitnehme, sind die Grundkenntnisse der deutschen Sprache. Es ist nicht einfach für mich, die Sprache zu lernen. Es war schwer, an diesen Punkt in meinem Sprachverständnis zu kommen, an dem ich jetzt bin, aber ich möchte daran arbeiten und mein Deutsch immer weiter verbessern.

Ich habe viel Liebe von den Menschen erfahren, die ich hier getroffen habe. Außerdem konnte ich viele andere Freiwillige treffen, die aber aus Deutschland nach Lateinamerika ausgereist sind. Es war unglaublich schön und wichtig für mich, mit ihnen sprechen zu können, da sie etwas Ähnliches erlebt haben wie ich. So konnten wir unsere Erfahrungen miteinander teilen und miteinander mitfühlen.

Die Erfahrung eines Freiwilligendienstes ist nicht mit anderen Erfahrungen gleichzusetzen oder überhaupt mit etwas vergleichbar. Das muss jeder einmal selbst erlebt haben, um zu verstehen, was die letzten Monate für mich bedeutet haben und ich würde gerne andere junge Menschen dabei unterstützen, diesen Weg zu gehen, sollten sie sich dafür interessieren.

Ich habe es geliebt, mit Kindern zu arbeiten. Ich kann mir für mich keine bessere Einsatzstelle vorstellen, als den Kindergarten in dem ich gearbeitet habe. Ich habe mich dort sehr geschätzt und unterstützt gefühlt, auch in Zeiten, in denen ich nicht allein sein konnte. Es gab auch graue Tage während meiner Zeit in Berlin (metaphorisch und buchstäblich hahaha) und deshalb war es umso schöner, die Gewissheit zu haben, dass ich hier nicht allein bin.

Die Dankbarkeit, das alles erlebt haben zu dürfen, ist etwas, das ich nicht mit Worten beschreiben kann. Ich durfte unglaubliche Dinge tun, habe super wertvolle Menschen getroffen, die mich stets mit warmen Worten ermutigen wollten, weiterzumachen und das sind Erinnerungen, die unbezahlbar sind.