Über den Wolken

12. Dezember 2022   |   Autor:in Theresa

Über den Wolken

Während meines Auslandsjahres in Costa Rica hatte ich das Glück, viele Orte sehen zu können. Ich bin von Provinz zu Provinz gereist und habe dort jede Menge costa-ricanische Kultur kennenlernen dürfen. Doch meine Reisen waren überwiegend von Städten, Stränden und Nationalparks geprägt gewesen, weshalb es mir wichtig war, noch einmal eine ganz andere Reiseerfahrung zu machen und von der möchte ich in diesem Blog berichten.

Der höchste Berg Costa Ricas

Es handelt sich dabei um das Besteigen des „Cerro Chirripos“, der mit stolzen 3821 Höhenmetern der höchste Berg Costa Ricas ist. Diese Wanderung stand schon lange fest, weil zum einen eine Übernachtung oben auf dem Gipfel bereits Monate vor der geplanten Wanderung reserviert werden musste, da die Hütte nur über begrenzten Platz verfügt. Zum anderen sollte man sich aber auch auf diese Art von Unternehmen körperlich vorbereiten. Greta (meine Mitbewohnerin) und ich hatten das Glück, bereits ein Gespür für die Höhenmeter bekommen zu haben, da wir eine Gruppe von Ticos bei ihrem Besteigen des Berges „Pico Blanco“ begleitet haben, der vor allem für seine enorme Steigung bekannt ist und deshalb auch nur von wenigen Reisegruppen jährlich bestiegen wird. Aber kommen wir zum Chirripo zurück. Noch vor unserer Wanderung haben wir von allen Seiten gehört, dass ein Guide unbedingt notwendig sei, insbesondere da sich die Wetterverhältnisse innerhalb weniger Minuten komplett verändern können. Trotzdem haben wir uns aber gegen einen Guide entschieden, weil wir uns als Vierergruppe doch recht sicher gefühlt haben! Jedoch hat mir diese Schilderung der Einheimischen Angst eingejagt und ich hatte die Befürchtung, dass wir die ganze Wanderung vielleicht doch zu sehr auf die leichte Schulter genommen haben. Doch glücklicherweise war diese Befürchtung in unserem Fall völlig unbegründet. So habe ich die Wanderung in vollsten Zügen genießen und die atemberaubende Natur auf 3800 Höhenmetern bestaunen können.

Der erste Tag

Die Wanderung begann um 3:00 Uhr nachts. Mit Stirnlampen ausgerüstet, sind wir den Berg nach oben marschiert und als es hell wurde, hatten wir schon die 7km-Markierung erreicht! Das war bereits die Hälfte der Strecke unseres ersten Wandertags und hat bei uns deshalb, gemeinsam mit einer ausgiebigen Mahlzeit, für einen Motivationsschub gesorgt. Von dort aus waren es also noch sieben weitere Kilometer bis zum Ziel, von denen mich einige Abschnitte wirklich herausgefordert haben. Doch auch die bewältigte ich und irgendwann erreichten wir auch schon das Basecamp auf 3200 Höhenmetern. Bei unserer Ankunft wurden wir gleich mit einem großen ‚Casado‘, einem traditionellen costa-ricanischen Gericht belohnt, das wir innerhalb von wenigen Minuten verputzten. Den restlichen Nachmittag haben wir uns ausgeruht und mental auf den morgigen Aufstieg vorbereitet.

Der zweite Tag

Nachts, um 01:30 Uhr haben wir uns aus dem Bett gequält, was uns zum einen wegen des Schlafmangels andererseits aber auch wegen der niedrigen Temperaturen von etwa zwei Grad Celsius, schwerfiel. Dennoch gelang uns auch der zweite Aufstieg und unser frühes Aufbrechen wurde sogar mit einem prächtigen Sternenhimmel und zwei Sternschnuppen belohnt, die wir nur bestaunen konnten. Während des letzten Kilometers der Wanderung mussten wir mehr Klettern als Wandern, da wir uns mit Armen und Beinen an den Felsen emporarbeiten mussten. Doch die Bergspitze erreichten wir dann doch schneller als gedacht und oben wurden wir von einer costa-ricanischen Flagge sowie einem großem „Cerro Chirripo“- Schild begrüßt. Es gab sogar ein Buch, in das man seinen Namen eintragen konnte. Nachdem ich mir all meine Extra-Kleidung angezogen hatte und am Ende mit fünf Pullis, Mütze und Handschuhen dastand, war ich dafür bereit, mir das große Spektakel des Sonnenaufgangs anzusehen. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, so hoch über den Wolken zu stehen, die Sicht auf den Atlantik zu genießen und dabei zuzusehen, wie der Himmel von der Sonne buchstäblich aufgerissen wird.

Der Rückweg 

Der Rückweg war mindestens genauso spektakulär, da wir die gesamte Strecke nun endlich im Hellen bewundern und daher kaum glauben konnten, wie prächtig die Bergkette um uns herum war, die wir zuvor noch gar nicht richtig wahrnehmen konnten. Zum Abschluss teilte uns einer der Guides mit, dass er diesen Berg mit Gruppen nie tagsüber besteige, da die Leute die Wanderung abbrechen würden, wenn sie sähen, wie steil der Weg wirklich ist, den sie da noch vor sich haben, etwas das wir als erfolgreiche Besteiger der Berges mehr als verstehen konnten. Auch hatten wir auf der gesamten Wanderung das Glück, dass es kein einziges Mal geregnet hat, was während der Regenzeit, als wir unsere Wanderung gemacht haben, einem wahren Wunder glich. Überglücklich sind wir also wieder zurück nach Heredia gefahren, wo wir noch immer unseren Muskelkater auskurieren. Rückblickend bin ich extrem stolz auf mich, dass ich mich dieser Herausforderung gestellt habe und wahnsinnig dankbar dafür, so eine tolle Erfahrung gemacht haben zu können.

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