Am 3. Mai war es endlich soweit – mein dreimonatiges freiwilliges Praktikum bei Visioneers e.V. im Bereich Jugendarbeit und internationale Freiwilligendienste begann. Soviel schon einmal vorweg: Die Zeit ist rasend schnell verflogen und jetzt lest ihr tatsächlich meinen abschließenden Erfahrungsbericht. Ich kann es kaum glauben und würde am liebsten nächste Woche wie gewohnt ins Büro kommen und weitere bereichernde Erfahrungen mit Visioneers und meinen Kolleg:innen sammeln.
Fangen wir aber vorne an: Im Mai war ich vor allem im Rahmen des Projekts „Mobile Jugend-Lern-Hilfe.Jetzt“ tätig. Dabei habe ich in Wohngruppen Nachhilfeunterricht gegeben, die Kinder und Jugendlichen also bei ihren Hausaufgaben unterstützt und ihre Lernfortschritte begleitet. Das war nicht immer einfach, schließlich hatten sie am Anfang kein Vertrauen zu mir und außerdem oft andere Dinge im Kopf als Schulaufgaben. Und trotzdem: Über einige Wochen hinweg sind mir die Kinder und Jugendlichen ans Herz gewachsen, ich durfte ihren Alltag und ihr Lebensumfeld kennenlernen und so hat es umso mehr Spaß gemacht hat, mit ihnen zusammen zu arbeiten. Dass mich diese Arbeit so erfüllt hat, lag vor allem an der Dankbarkeit, die man zurückbekommen hat und die mich sehr motiviert hat. Genau deshalb würde ich nach den Sommerferien am liebsten zurück in die Wohngruppen gehen und diese Arbeit fortsetzen.
In der Zwischenzeit ist mir aber keineswegs langweilig geworden. Immer wieder kamen Jugendliche zu uns ins Büro, denen wir bei der Suche nach einem Praktikums- oder Ausbildungsplatz geholfen haben und die ebenfalls sehr dankbar für die Unterstützung waren.
Des Weiteren habe ich im Rahmen des Projekts „Unser Pallaskiez“ Workshops für Schüler:innen einer Willkommensklasse der Sophie-Scholl-Schule vorbereitet. Ziel des Projekts ist die Förderung des gemeinsamen Engagements, der Solidarität und der Kompetenzen der Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund des Pallaskiezes, was mir sehr am Herzen liegt. Die Workshops beschäftigten sich mit den aktuellen Regelungen zur Eindämmung des Coronavirus, dem Thema kulturelle Vielfalt und der eigenen Persönlichkeit. Gerade da ich schon vor meinem Praktikum gerne Workshops entwickelt habe, war mir diese Aufgabe eine große Freude.
Beschäftigt habe ich mich außerdem mit einem nachhaltigen Bürokonzept für Visioneers, das ihr in einem früheren Blogartikel nachlesen könnt. Nachhaltigkeit liegt mir persönlich sehr am Herzen, weshalb ich es einerseits als sehr positiv empfand, dass Visioneers schon lange auf eine nachhaltige Arbeitsweise achtet und gleichzeitig immer weiter an sich arbeitet. Auch mein eigenes Bewusstsein für Nachhaltigkeit hat die Aufgabe verbessert und so haben wir alle etwas Wertvolles daraus mitgenommen.
Genauso spannend, wie es angefangen hat, ging es weiter! Mein Highlight war in jedem Fall die zweiwöchige Berliner Sommerferienschule, die morgens Deutschunterricht und nachmittags Freizeitaktivitäten wie Volleyballspielen, Kurzfilme drehen und Museumsbesuche umfasste. Bereits die Organisation war eine aufregende und verantwortungsvolle Aufgabe, die ich vor allem mit meiner Co-Praktikantin Judith zusammen übernommen habe. Besonders viel Spaß gemacht hat aber natürlich die Umsetzung, schließlich konnten wir direkt mit den Jugendlichen zusammenarbeiten und ihre Entwicklung beobachten. Es war wirklich schön zu sehen, wie sie nach und nach aus sich herausgekommen sind, ihre Deutschkenntnisse verbessert haben und als Gruppe zusammengewachsen sind – und zu echten Kurzfilmexperten wurden!
Für mich war auch das persönliche Feedback sehr erfüllend, zum Beispiel, dass ein Teilnehmer durch meine Erklärung endlich verstanden hat, wie man überzeugend argumentiert, was mich als Alumna von Jugend debattiert extrem gefreut hat. Letztlich ging die Ferienschule mit all ihren „Magic Moments“ viel zu schnell vorbei!
Ferienschule vorbei heißt aber noch nicht Praktikum vorbei und das ist auch gut so! Immerhin wollte ich noch ein Seminar für die Freiwilligen aus Costa Rica miterleben. In Erfüllung gegangen ist das einige Tage vor meinem letzten Arbeitstag: Ich durfte für die Freiwilligen meinen eigenen Seminartag zum Thema politisches Spektrum und Rechtsextremismus in Deutschland gestalten – eine sehr wertvolle Erfahrung, die mir einmal mehr gezeigt hat, wie man anschauliche und informative Workshops entwickelt und sie so umsetzt, dass alle Teilnehmer:innen etwas davon mitnehmen.
Natürlich gab es noch viele weitere spannende Aufgaben. Dass mir das Praktikum bei Visioneers so viel Freude bereitet hat, liegt auch genau daran, dass immer etwas Neues und ganz vielfältige Dinge auf mich zugekommen sind. Dadurch habe ich unterschiedlichste Arbeitsbereiche von Visioneers kennengelernt und konnte gleichzeitig meine Flexibilität und Spontanität ausbauen. Besonders gefreut hat mich zum Beispiel, dass ich an der Gestaltung der neuen Website mitwirken durfte oder auch, dass ich durch meine Rolle als Korrekturleserin von Anträgen Einblick in viele verschiedene geplante Projekte erhalten habe. Außerdem habe ich eine Strategie für Geldauflagenmarketing entwickelt, also das Bewerben gemeinnütziger anerkannter Organisationen um die Zuweisung von Geldauflagen bei Richter:innen und Staatsanwält:innen. Diese Aufgabe empfand ich deshalb als sehr interessant, weil ich im September ein Jurastudium beginnen werde und selbst in Zukunft gerne Richterin werden würde. Zusammenfassend kann ich also sagen, dass bei der Aufgabenverteilung auf meine individuellen Interessen eingegangen wurde und ich dadurch das Beste aus meiner Praktikumszeit herausholen konnte. Als sehr positiv habe ich auch empfunden, dass mir Vertrauen geschenkt wurde und wir als Team so gut zusammengewachsen sind. Umso schwerer fällt mir jetzt der Abschied, weil ich meine Kolleg:innen und die Arbeit bei Visioneers sehr vermissen werde. Ich komme euch aber auf jeden Fall besuchen, also bis zum nächsten Mal!