Mein Freiwilligendienst in Ghana

1. Januar 2024   |   Niklas Becker

Liebe Leserin, lieber Leser,
Ich freue mich, Dir von meinem knapp zweimonatigen Aufenthalt in Ghana berichten zu können. In dieser Zeit habe ich viele interessante Eindrücke gesammelt, und einige davon möchte ich hier mit Dir teilen.

Mein Einsatzort: Das OVC-Kinderheim

Das OVC-Kinderheim (Orphans and Vulnerable Children) befindet sich in Jirapa, einer Stadt mit etwa 20.000 Einwohnern im Norden Ghanas, genauer gesagt in der Upper West Region, nahe der Grenze zu Burkina Faso.

Jirapa ist eine kleine, aber geschäftige Stadt mit zwei großen, asphaltierten Straßen, die sich im Stadtzentrum an einem Kreisverkehr kreuzen. Entlang dieser Straßen finden sich die wichtigsten Einrichtungen der Stadt, darunter:

  • Das öffentliche Saint Joseph Hospital
  • Die Polizeistation
  • Das Postamt
  • Die Bushaltestelle
  • Die Kirche, die ich jeden Sonntag besuche

Zwischen den Gebäuden reihen sich zahlreiche kleine Läden, wodurch die Stadt wie ein großer Markt wirkt.

Das OVC-Kinderheim liegt etwas außerhalb der Stadt an einer der Hauptstraßen. Direkt nebenan befindet sich die Power House School, eine private Schule, die von allen Kindern des Heims besucht wird. Zwischen Schule und Heim liegt eine kleine Freifläche, die von einem riesigen Baum dominiert wird.

Das Kinderheim besteht aus vier Häusern, die sich um einen zentralen Platz gruppieren. Dieser Platz ist das Herzstück des täglichen Lebens im Heim – ein Treffpunkt und Verbindungselement für die Bewohner.

Mein Zuhause im Heim

Gemeinsam mit meiner Mitfreiwilligen bewohne ich eines der Häuser. Die violett gestrichenen Außenwände und die blau gestrichenen Innenräume schaffen eine freundliche Atmosphäre.

Unser Haus verfügt über:

  • Einen großzügigen Aufenthaltsraum mit einem großen Tisch, Kühlschrank und Wandschrank mit Spielen und Büchern
  • Ein kleines Durchgangszimmer mit einem Spiegel, von dem drei Türen in unsere Schlafzimmer und das gemeinsame Bad führen
  • Mein Zimmer ist zweckmäßig eingerichtet: ein Bett mit Moskitonetz, ein kleiner Plastikschreibtisch und ein Regalsystem für meine Kleidung. Hier beginne und beende ich jeden Tag.

Ein typischer Tag im OVC-Kinderheim

Mein Tagesablauf ist zwar regelmäßig, aber sehr erfüllend.

Vormittags: Unterricht an der Power House School
Jeden Vormittag unterrichte ich Informatik – insgesamt sieben Stunden pro Woche. Der Unterricht findet zwischen 7:30 und 14:00 Uhr statt. Nach dem Unterricht erhalten wir eine warme Mahlzeit, die von Mama Bibiana, der Hausmutter, zubereitet wird. Meistens gibt es Reis.

Nachmittags: Unterstützung und Freizeit
Nach dem Mittagessen helfe ich den Kindern bei ihren Hausaufgaben, gebe Nachhilfestunden und unterstütze sie dabei, ihre Lesefähigkeiten zu verbessern. Dadurch sind die Nachmittage gut gefüllt.

Abends entspanne ich mich mit meinen Büchern oder spiele mit den Kindern, nachdem sie ihre Haushaltspflichten erfüllt haben.

Aufgaben der Kinder
Die Kinder teilen ihre Pflichten nach Geschlechtern auf:

Jungen: Gartenarbeit, z. B. Bewässerung und Pflege der Pflanzen, die das Heim mit Lebensmitteln wie Erdnüssen, Yams und Platanen versorgen.
Mädchen: Kochen und Putzen, was oft sehr zeitaufwendig ist.
Die Arbeitsteilung ist nicht ganz gerecht, da die Mädchen deutlich stärker gefordert werden.

Abends: Mahlzeit und Kontrolle
Am Abend gibt es eine zweite warme Mahlzeit, und anschließend überprüfen wir die Sauberkeit der Zimmer der Kinder.

Ausnahmen: Besondere Tage

Nicht jeder Tag ist gleich – einige Ausnahmen lockern den Alltag auf.

Sonntage: Kirchgang und Markt
Sonntags haben wir Freiwilligen offiziell frei, begleiten die Kinder und die Hausmutter aber immer zur Kirche.

Kirche:
Die Kirche, ein halbfertiges Gebäude mit Wellblechdach, ist stets gut besucht. Der Gottesdienst beginnt mit Liedern in Dagare, der Sprache der Region. Alle tanzen zur Musik, bevor die Predigt folgt. Die Kirche ist voller Musik, Bewegung und Leben.
Sonntagsmarkt:
Nach der Kirche besuchen wir den Markt gegenüber der Kirche. Dort helfen mir die Kinder beim Handeln, da ich als Ausländer oft höhere Preise zahlen müsste. Besonders häufig werden Gemüse, Obst und Kleidung angeboten, alles zu günstigen Preisen.

Besondere Erlebnisse: Weihnachten und Wahlen

Aktuell bereiten wir uns auf Weihnachten und das neue Jahr vor.

Weihnachtsfeier
Gemeinsam mit meiner Mitfreiwilligen habe ich eine Weihnachtsfeier für die Kinder organisiert. Wir haben einen Ast als Weihnachtsbaum gefällt und mit selbstgebastelten Papiersternen geschmückt. Auch wenn der Baum am nächsten Tag umgeweht wurde, blieb die weihnachtliche Stimmung ungetrübt.

Präsidentschaftswahlen
Die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen Anfang Dezember brachten große Hoffnung für die Region. Der Kandidat der Opposition, John Mahama, gewann die Wahlen friedlich mit großem Vorsprung. Die Freude in Jirapa war riesig.

Fazit und Grüße

Meine Zeit im OVC-Kinderheim ist geprägt von erfüllenden Aufgaben, besonderen Momenten und tiefen Einblicken in das Leben in Ghana. Ich freue mich auf die kommenden Wochen und wünsche Dir, liebe Leserin oder lieber Leser, ein frohes Weihnachtsfest und ein glückliches neues Jahr!

Herzliche Grüße aus Ghana,
Dein Niklas