Jacó – die Touristenstadt

2. Februar 2022

Costa Rica ist eines der fortschrittlichsten Länder Mittel- und Südamerikas. Dies liegt unter anderem an der guten Wirtschaftslage sowie dem demokratischen und damit politisch stabilen System.

Das Bildungsniveau ist im zentralamerikanischen Vergleich das Höchste, außerdem weist das Land besondere Stärken in den Bereichen Biodiversität, alternative Energien und Umweltschutz auf (über 30 Prozent der Landfläche stehen unter Naturschutz). Gerade letzteres zieht immer mehr Touristen an. Der sogenannte Ökotourismus ist dank einer stetig steigenden Zahl an Reisenden inzwischen (vor der Landwirtschaft) wichtigster Devisenbringer des Landes.

Die meisten Touristen (rund 50 Prozent) kommen aus den USA, aber auch die Zahl der Urlauber:innen aus Europa steigt beständig.

Die Stadt Jacó liegt an der Westküste, mit direktem Zugang zum Strand, der gerne von Surfern genutzt wird.

Die Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel ist für costa-ricanische Verhältnisse sehr gut: es gibt direkte Verbindungen nach San José, der Hauptstadt Costa Ricas, sowie zu nahe gelegenen Nationalparks und Küstenstädten.

So hat sich Jacó zu einer touristenreichen Stadt entwickelt.

Hier wohne und arbeite ich in einer staatlichen Einrichtung, dem Centro Cívico por la Paz. Die Organisation hat das Ziel gegen die Probleme des starken Tourismus anzugehen.

Zwar verdankt Costa Rica hauptsächlich dem Tourismus Arbeitsplätze und ein leicht steigendes BIP, doch ist die Kehrseite hier nicht zu übersehen: Es gibt Probleme mit Drogen und Prostitution in den Straßen Jacós.

Prostitution ist in Costa Rica zwar illegal, trotzdem ist genau das für viele Ausländer der Grund nach Jacó zu reisen. Die jungen Prostituierten sind sichtbar für jeden in der gesamten Stadt, zu jeder Uhrzeit.

Zu der Kehrseite des Tourismus in Jacó habe ich zwei Personen interviewt. Diese leben schon seit über 30 Jahren in Jacó. Mich interessierte die Entwicklungsgeschichte ihrer Heimat, welches einst ein Fischerdorf war.

Da ich wegen Sprachschwierigkeiten öfter nachfragen musste, ist die folgende dargestellte Situation zusammengefasst und nicht wortwörtlich zitiert:

Ich fange das Interview an, in dem ich die oben genannte Fakten über die wirtschaftliche und politische Lage Costa Ricas vorlese: Sofort bekomme zwei grinsende Gesichter zu sehen: „Ja wir lieben unser Land und sind stolz hier zu wohnen.“

Ich habe von einem Tico erfahren, dass Jacó bis vor 20 Jahren noch viel kleiner, unbekannter, harmonischer war. Können Sie diesem zustimmen?

Absolut.

Was war anders damals?:

Jacó war mal ein Fischerdorf. Es war viel kleiner, und es gab keine Supermärkte, Banken, Bars oder andere Gewerbe, bis auf einen Fischermarkt und den Wochenmarkt. Auch gab es keine Ausländer.

Was war damals das Besondere?

Jacó war schöner und ruhiger. Es gab keine Korruption und es war nicht gefährlich, nach Sonnenuntergang draußen zu sein, wie das jetzt der Fall ist.

Wodurch kommt diese Veränderung?

Im Laufe der Zeit haben ausländische Investoren Interesse an Jacó gefunden und haben so ein Hotel nach anderen erbaut. Die Stadt wurde so zur Heimat für lange oder kurze Zeit für viele Ausländer.

Dadurch hat Geld angefangen eine andere Rolle zu spielen: Produkte wurden teurer und alles hat angefangen einen finanziellen Wert zu bekommen. Die touristische Branche etablierte neue Arbeitsplätze, leider auch sehr viele illegale, wie Drogendealer oder Prostituierte.

Was gibt es noch, was es auch vor 20 Jahren schon gab? Was konnte man erhalten?

Nichts von dem damaligen Fischerdorf ist jetzt noch zu erkennen.

Was lässt euch dennoch weiter hier leben wollen?

Die Arbeit.

Ich schätze meine Arbeit in dem Centro Cívico sehr. Dies ist hier der einzige Ort, an dem Geld keine Rolle spielt, wo es keine Gewalt gibt.

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