Hogar CUNA – mi segunda familia tica

2. Dezember 2022   |   Autor:in Emma

Hogar CUNA – mi segunda familia tica

Wie die Überschrift schon verrät, sind die sogenannten „Tías“, die Erzieherinnen hier, nicht nur für die 18 Kinder im Kinderheim eine Familie geworden, sondern auch für mich. Zu Beginn möchte ich aber erst einmal erklären, was es mit meinem Projekt überhaupt auf sich hat. Bei den Kindern handelt es sich um Kleinkinder im Alter von 0-6 Jahren, die aus ihren Familien genommen wurden, weil für sie der dortige Verbleib als eine Gefahr eingeschätzt wird. Sie wurden in ihren Familien Opfer körperlichen, sexuellen oder emotionalen Missbrauchs und ihnen bietet das Kinderheim nun ein sicheres Zuhause sowie ein Rehabilitationsprogramm.

Mein Arbeitsalltag

Wenn mein Tag um 8:00 Uhr im Kinderheim startet, dann sind die Kinder gerade in den letzten Zügen ihres Frühstücks. Daraufhin ist es die Aufgabe meiner Mitfreiwilligen Sahra und mir, beim Zähneputzen zu helfen, die Kinder dann vor dem Fernseher zu versammeln und den Essbereich zu putzen.

Montags frühstücken immer alle Kolleg:innen zusammen und es wird eine sogenannte „devocional“ (Andacht) abgehalten, die vergangene Woche reflektiert und die neue geplant. An den übrigen Tagen beginnen wir den Morgen oftmals mit einer Runde „Just Dance“ und einem Gebet. Anschließend werden die Kinder in zwei Gruppen aufgeteilt. Die Jüngeren sind 0-2 Jahre alt und die älteren 2-6 Jahre. Ich begleite momentan die älteren Kinder und gehe dementsprechend mit ihnen in eine Art Klassenzimmer. Die Kinder können hier in einem Morgenkreis noch ein Gebet sprechen und manchmal wird darüber hinaus eine Bibelstelle gemeinsam gelesen. Im Klassenraum behandeln wir prinzipiell verschiedene Themen. In den letzten paar Wochen hat sich alles um Farben und Zahlen gedreht. Mittlerweile lautet das neue Thema: Weltall. So basteln wir jetzt fleißig mit den Kindern Sterne, Aliens und Teleskope. Auch die dazu passende Dekoration darf natürlich nicht fehlen. Im Anschluss dürfen sich die Kinder auch ein bisschen selbständig mit den Spielen beschäftigen, welche oftmals an das jeweilige Thema angepasst sind. Weiter geht es mit dem Händewaschen, denn dann wartet ein kleiner Fruchtsnack auf die Kinder. Währenddessen wird oftmals eine kleine Geschichte aus der Bibel im Fernsehen gezeigt. Jetzt ist es auch schon Zeit dafür, für ungefähr eine Stunde auf den Pausenhof zu gehen. Hier können sich die Kinder auf der Schaukel, der Wippe, dem Klettergerüst oder beim Fahren mit den Spielautos etwas austoben. Gleichzeitig esse ich schon einmal mit den drei Schul- und Kindergartenkindern zu Mittag, packe ihnen einen weiteren Nachmittagssnack ein und ziehe sie um, da hier in Costa Rica eine Schuluniform getragen wird. Um 11:00 Uhr geht es dann auch schon für die Babys zum Mittagessen und gegen 11:30 Uhr folgen ihnen die Großen, nach einer weiteren Runde Händewaschen, in den Speisesaal. Vor dem Mittagessen wird abermals ein Glaubenslied angestimmt, um Gott für das Essen zu danken. Nach dem Mittagessen heißt es dann für uns noch einmal, den Kindern die Zähne zu putzen und die Räume zu putzen. Für die Kinder geht es daraufhin für einen kurzen Mittagsschlaf ins Bett. In diesem Zeitraum haben wir Mittagspause. Das bedeutet, wir können selbst etwas essen, neue Materialien vorbereiten, aufräumen oder uns entspannen und nach Deutschland telefonieren. Ab 14:00 Uhr heißt es dann, die Kinder aufzuwecken, umzuziehen und ihnen ihre Windeln zu wechseln. Der Tag geht nun mit einem Nachmittagssnack und gemeinsamen Spielen drinnen weiter. Um 16:00 Uhr neigt sich dann mein Arbeitstag dem Ende zu und ich begebe mich auf meinen Heimweg.

An manchen Tagen stehen aber auch besondere Ausflüge an, wie beispielsweise zu McDonald’s, in ein Altenheim, zu einem Kirchengelände oder in ein Jumpcenter zu gehen. Außerdem haben die Kinder einmal die Woche Reit- und Schwimmtherapie.

 

Danke an mein Team

Mein Team, das aus der Kinderheimleiterin, einer Lehrerin, einer Psychologin, einer Sprachtherapeutin, einigen Physiotherapeut:innen und natürlich den Tías besteht, betreut die Kinder rund um die Uhr und kocht, putzt und wäscht für sie. Das Team hat mir den Einstieg in die Arbeit sehr leicht gemacht. Schon nach wenigen Tagen hatte ich meine Aufgaben im Alltag gefunden und hatte das Gefühl, ein fester Bestandteil des Teams zu sein. Es wird immer viel gemeinsam gelacht und trotz meiner mangelhaften Spanischkenntnisse, aufgrund derer ich nicht immer alles verstehe, fühle ich mich ihnen durch das Lachen doch verbunden. Außerdem kann ich mit ihnen über alles reden und wir wollen bald auch etwas gemeinsam am Wochenende unternehmen. Ich bin einfach unfassbar dankbar, dass ich sie meine Freund:innen nennen darf.

Unterschiede

Zu guter Letzt möchte ich noch ein bisschen über die Unterschiede zwischen Costa Rica und Deutschland sprechen, die man auch im Projekt merkt. Das Aussehen und der Geruch spielen hier eine unfassbar große Rolle. So ist es völlig normal, dass die Chefin morgens in hohen Schuhen und schickem Kleid zur Arbeit kommt und sich dann im Laufe des Tages etwas Alltagstauglicheres und flache Schuhe anzieht. Auch die wirklich kleinen Kinder im Kinderheim bekommen mehrfach am Tag Parfüm aufgetragen und die Haare gegelt. Ein weiterer großer Punkt ist die Ernährung. Es gab schon Tage, an welchen die Kinder als Nachmittagssnack ein Stück Kuchen und ein Eis bekommen haben und auch die regelmäßigen McDonald’s Besuche waren für uns Deutsche etwas gewöhnungsbedürftig. Beim Mittagessen fühlt man sich manchmal in einer Schleife von „und täglich grüßt das Murmeltier“ gefangen, denn es gibt für uns mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,9% „arroz con frijoles“ (Reis mit Bohnen). Obwohl es eigentlich echt lecker schmeckt, weiß ich jetzt schon, dass ich darauf in Deutschland erstmal eine Weile verzichten kann. Bis zur Abreise dauert es aber glücklicherweise dann doch noch zehn Monate und ich bin schon äußerst gespannt, was ich in der Zeit mit meiner costa-ricanischen Familie im Kinderheim noch alles erleben darf.

Muchos saludos,

Emma

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