Für Bildung und Persönlichkeitsentwicklung – Mein Engagement als Freiwillige in Costa Rica

14. November 2022   |   Alisa

Für Bildung und Persönlichkeitsentwicklung – Mein Engagement als Freiwillige in Costa Rica

Flughafen San José, Freitag, 26. August, 16 Uhr

Draußen regnet es. Die Luft ist schwül. Überall herrscht reges Treiben – Erschöpfung, Aufregung, Freude. Was erwartet uns? Wie wird das kommende Jahr wohl werden? Werden wir uns gut verständigen können? – Das waren meine ersten Wahrnehmungen und Fragen bei meiner Ankunft in Costa Rica, nachdem ich 13 Stunden hierher geflogen bin.

Mittlerweile sind bereits über acht Wochen vergangen und ich habe schon so einiges erlebt:

Umgeben von Gastfreundlichkeit, Palmen und Schildkröten

Vollgepackt rannten wir alle unter Zeitdruck die steinige Straße entlang und huschten in das Busbahnhofsgebäude. Einige von uns stiegen in einen Bus, der kurz darauf schon abfuhr. Da saßen wir Übrigen nun. In etwa einer Stunde sollten wir abgeholt werden.

Zwei Wochen zuvor

Wir Freiwilligen fuhren zu unserem Sprachkurs auf die VISIONEERS-Finca, die in den Bergen liegt. Damals schon hatte sich unsere ursprüngliche Gruppe an Freiwilligen, in der wir angereist waren, verkleinert gehabt. Nun war sie ein weiteres Mal geschrumpft. Wir saßen nur noch zu viert im Auto und bewegten uns immer weiter in Richtung Pazifikküste. Diese Fahrt zu unserem neuen Zuhause fühlte sich anders an. Als wir zum Abendessen einen kleinen Zwischenstopp einlegten und aus dem Auto stiegen, wurde plötzlich alles so greifbar und nah. Ich erinnere mich daran, dass es, trotz der späten Abendstunde noch warm und schwül war.
Jetzt geht es so richtig los, dachte ich. Ich spürte das ganz deutlich.

Ankunft

Als wir etwas später auf einem Schotterweg den Schildern mit der Aufschrift „Playa Bandera“ folgten und vor einem Gittertor in der Dunkelheit zum Stehen kamen, waren meine WG-Mitbewohnerin und ich beide ziemlich gespannt und auch etwas nervös. Eine lächelnde Frau schob zwei bellende Hunde zur Seite und wir wurden freudig hineingelassen.

Unsere WG befindet sich bei der Pulpería, die eine Mischung aus einem Hofladen und einem Kiosk ist, welche mehr oder weniger auch als Dorftreffpunkt fungiert. Unsere neue Familie ist unglaublich herzlich und liebenswert.

Gleich am nächsten Morgen wurden wir mit einem Willkommens-Frühstück als Teil der Familie begrüßt und auch in den Tagen darauf immer wieder zum Essen eingeladen. So durften wir uns mit klassischen und auch traditionellen Gerichten verwöhnen lassen und lernten uns gegenseitig, trotz kleiner Sprachbarrieren, bei tollen Gesprächen etwas besser kennen.

Erste Erlebnisse

Gleich an unserem zweiten Abend bekamen wir die Chance dazu, etwas wirklich Beeindruckendes mitzuerleben. Während des gemeinsamen Abendessens wurden wir über die Sichtung einer Meeresschildkröte informiert. Sofort machten wir uns auf den Weg zum Strand und konnten diese bei der Eiablage beobachten. Der Schutz der Meeresschildkröten stellt in Costa Rica ein großes Thema dar, da die Zahl dieser weltweit stark zurückgeht. Um die Eier vor Wilderern zu schützen, werden diese eingesammelt und in eine Art „Brutstation“ gebracht. Genau dabei durften wir in dieser Nacht behilflich sein. Wir sammelten die 130 tischtennisballgroßen, weichschaligen Eier der Schildkröte ein und brachten sie in Sicherheit. Schon am nächsten Tag leisteten wir Unterstützung dabei, kleine, frisch geschlüpfte Baby-Schildkröten eines anderen Muttertieres ins Meer zu entlassen – eine unvergessliche Erfahrung!
Die ersten Tage in Bandera nutzten wir nicht nur um uns einzurichten und erste Kontakte zu knüpfen, sondern auch um den Strand und die Umgebung zu erkunden. Zwischen Palmen und Sand genossen wir die Wellen, schlenderten durchs warme Wasser und fuhren mit dem Fahrrad in die Kleinstadt um einzukaufen, da wir hier grundsätzlich selbst fürs Kochen zuständig sind. Zusätzlich wurde es zu unserer festen Gewohnheit, immer wieder die Wolken am Himmel zu beobachten, damit wir nicht plötzlich vom Regen überrascht werden, was ganz typisch für die Regenzeit in Costa Rica ist, die etwa von Mai bis Oktober andauert.

Nachdem wir uns ein wenig in dem kleinen, ziemlich ruhigen Ort eingelebt hatten, stand auch schon unser erstes Treffen mit der Projektleitung auf dem Plan. Wir besprachen Einzelheiten im Bezug auf unsere Arbeit, hatten die Möglichkeit, gleich zu Beginn Fragen zu klären, erfuhren, welche Erwartungen man an uns stellt und legten die künftigen Arbeitszeiten fest. Später sortierten wir die uns überlassenen Materialien und erarbeiteten das entsprechende Bastel-Vokabular. Wir entwarfen erste Workshop-Layouts und bereiteten die kommenden Projektstunden vor.

Zwischen Vokabelsammlungen, Kinderlachen und bunten Farben – Die Projektarbeit beginnt

Gemeinsam mit meiner Projektpartnerin arbeite ich im Bildungsprojekt UNO+ in Bandera, welches sich dafür einsetzt, Kinder und Jugendliche ganzheitlich zu fördern, um ihnen eine gute Schullaufbahn und somit einen guten Start in ihr späteres Leben zu ermöglichen.
Unter der Woche sind wir hier in verschiedenen Projektgruppen, die jeweils unterschiedliche Schwerpunkte haben, an insgesamt drei Standorten tätig.

Montags arbeiten wir mit ca. 25-30 Kindern in La Loma, einem benachbarten Ort. Hier stehen vor allem Basteln, Werkeln sowie Spiel und Spaß auf dem Programm. Wir beschäftigen uns mit den verschiedenen Ländern und Kontinenten dieser Welt oder behandeln christliche Themen. Denn der Glaube spielt hier in Costa Rica eine wichtige Rolle und ist größtenteils katholisch geprägt, was sich auch in weiteren Projektinhalten zeigt.
Die Dienstage verbringen wir direkt in Bandera. Gemeinsam mit einer kleinen Gruppe an Kindern machen wir uns von der Pulpería aus auf den Weg in Richtung Strand. Unterwegs sammeln wir weitere Kinder ein und stoßen dann bei zwei großen Tischen im Schatten der Palmen auf den Rest der Gruppe. Wir beschäftigen uns im Rahmen des christlichen Programms „Raíces“ (=Wurzeln) mit unserer Beziehung zu Gott und dem christlichen Glauben.
Mittwochs machen meine Mitfreiwilligen und ich uns mit dem Fahrrad auf den Weg in die Kleinstadt Parrita. Nach circa fünfzig Minuten treffen wir dort auf unsere dritte Projektgruppe. Ähnlich wie montags gestaltet sich unsere Arbeit hier sehr kreativ und an Workshops orientiert, allerdings mit deutlich weniger Kindern.
An den Donnerstagen betreuen wir wieder die Kinder aus UNO+ in La Loma und geben Englischunterricht. Wir beschäftigen uns mit den Lücken des Schulunterrichts und erarbeiten neue Bereiche.
Freitags liegt der Schwerpunkt unserer Arbeit dann im Bereich Musik. Mit den Kindern hier aus Bandera bauen wir eine kleine Band auf. Wir basteln Instrumente, lernen das Lesen von Noten und üben einige Stücke für kleinere Auftritte bei Festlichkeiten ein.
Die Kinder begegnen uns sehr aufgeschlossen, zeigen sich interessiert und motiviert und lassen sich auch von kleinen Verständigungsschwierigkeiten nicht abschrecken. Ihre lebhafte Art ist ansteckend und sie sind voller Eifer und Begeisterung bei der Sache.

Im Großen und Ganzen sind wir sehr frei bei der Gestaltung der Projektstunden und können unsere eigenen Ideen, Vorstellungen und Persönlichkeiten einbringen. So haben wir uns beispielsweise mit dem Weltkindertag beschäftigt und uns im Rahmen dessen unter anderem auch mit Kinderrechten auseinandergesetzt. Während die Kinder an diesem Tag eine kleine Version ihrer selbst basteln konnten, sprachen wir darüber, was es für sie bedeutet, ein Kind zu sein und was ihnen daran besonders gut, oder auch nicht so gut gefällt. Wir nahmen das Leben einer Löwenfamilie etwas genauer unter die Lupe und übertrugen so einige bemerkenswerte Aspekte auf unser eigenes Leben oder erarbeiteten die religiöse Symbolik des Regenbogens beim Basteln eines ebensolchen.
Neben unseren Projekten mit den Kindern werden wir uns in den kommenden Wochen unter anderem auch beim Streichen von Tischen und Bänken am Strand einbringen. Außerdem werden wir einen Einblick in den Schulalltag der benachbarten Grundschule erhalten und künftig auch dort unterstützen.

Ich fühle mich wirklich wohl hier, das wurde für mich schnell deutlich. Ich freue mich auf viele weitere tolle Erlebnisse und Erfahrungen im Projekt, mit meiner neuen Familie und den anderen Freiwilligen hier in Costa Rica!

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