Der Missbrauch von Frauen – Alltag in La Milpa

26. Oktober 2022   |   Milena

Der Missbrauch von Frauen – Alltag in La Milpa

Ich möchte eine Beobachtung thematisieren, die mich sehr getroffen hat.
In Costa Rica und vor allem in La Milpa werden sehr viele Frauen von ihren Ehemännern misshandelt. Doch dies tritt nicht nur in der ärmeren Schicht Costa Ricas auf. Ich habe eine hoch angesehene und sehr bekannte Anwältin kennengelernt, die 38 Jahre von ihrem Mann misshandelt wurde und erst dann die Scheidung einreichen konnte.

Doch warum ist das so?

„Machismo“ ist in diesem Land sehr präsent. Das bedeutet, dass die Männer besonders von sich und ihren Fähigkeiten überzeugt sind, sich den Frauen überlegen fühlen und denken, sie könnten sie dominieren. Daher sehen sie in den Frauen die Verantwortlichen, die Schuldigen und das in allen Situationen, wie weit sich diese auch der Handelsmöglichkeit der Frauen entziehen mögen, sei es das kaputte Auto oder die unterlegene Fußballmannschaft. Die Frauen werden geschlagen, verprügelt, vergewaltigt.

Doch warum bleiben sie bei ihren Männern?

Zu Beginn muss man sagen, dass die Männer Meister der Manipulation sind. Sie machen den Frauen Geschenke, bereiten Frühstück vor, schenken ihnen Aufmerksamkeit. Hinzukommt, dass die Frauen meistens keine Perspektive haben, sollten sie es schaffen, ihren Mann zu verlassen. Sie haben oftmals nicht die Möglichkeiten dafür, diesen Teufelskreis zu durchbrechen, denn sie verdienen kein eigenes Geld, haben meist keine Familie, die sie unterstützt und stehen damit in einem Abhängigkeitsverhältnis zu ihrem Mann, das sie an ihn bindet. Und dann verzeiht die Frau ihm jedes Mal. Sie denkt an ihre Kinder, denkt, sie müsse für sie bei ihm bleiben. Doch meiner Meinung nach ist genau das der Trugschluss. Damit wird den Kindern ein ungesundes Verhältnis zwischen Mann und Frau vorgelebt und so wird dieses normalisiert, was unweigerlich zu einer Wiederholung, zu einer Fortschreibung des Teufelskreises führt. Die Mädchen werden einen Mann heiraten, der sie misshandeln wird. Und dann wird sie ihm verzeihen, jedes Mal.

Drei Frauen-Drei Geschichten

Drei Geschichten haben mich besonders bedrückt.
Eine Frau aus der Nachbarschaft erzählte mir, dass sie nach Spanien ausgewandert sei und sich dort in einen Mann verliebt habe, der sie misshandelte. Sie jedoch erkannte das nicht. Sie verzieh ihm, und verteidigte ihn vor ihren Freunden. Eines Tages jedoch, artete es aus – der Mann würgte sie, bis sie in Ohnmacht fiel. Erst da realisierte sie, was ihr von ihrem Mann angetan wurde, es musste soweit kommen, bis sie sich dazu entschloss, das Land zu verlassen und sich selbst zu schützen.

Eine weitere Geschichte passierte in der Nachbarschaft meines Projektes. Eine Mutter lebte mit ihrem Mann und ihren Kindern zusammen. Auch sie wurde misshandelt. Sie wollte ihren Mann aber unter keinen Umständen verlassen, sie glaubte daran, dass er sich ändern würde. In einer Nacht jedoch, rief sie völlig aufgelöst bei meiner Chefin an, ihr Mann verfolge sie und ihre Kinder, er bedrohe sie mit einem Messer. Sie war panisch, ja, doch die Entschlossenheit, auf das Gute in ihrem Mann zu hoffen, konnte sie selbst dann nicht ablegen.

Die dritte Geschichte ereignete sich bei einer unmittelbaren Nachbarin des Refugios. Der Frau wurden ihre Kinder weggenommen. Die „Pani“, eine costa-ricanische Organisation, die sich in ihren Aufgaben dem deutschen Jugendamt ähnelt, verbat es ihr, ihre Kinder bei diesem Mann großzuziehen. Also gab sie ihre Kinder auf. Trotz allem blieb sie bei ihm, sah nicht den Schmerz, für den er verantwortlich war.

Mir war nie klar, dass Misshandlung für so viele Frauen zum Alltag gehört. Wie präsent das Thema hier ist. Es ist kein Tabuthema. Hier wird offen darüber redet, über eigene Erfahrungen oder die der Familie, oftmals betrifft das die Mütter. Jeder Mitarbeiter:in des Refugios hat eine Geschichte zu erzählen, Misshandlung, die ihr oder ihm oder jemandem aus ihrer bzw. seiner Familie widerfahren ist. Fast täglich sehe ich jene Frau mit ihrem Mann auf der Straße und es tut mir weh, zu wissen, wie er mit ihr umgeht.

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