Den Moment leben

26. Oktober 2022   |   Tobias Moser

Den Moment leben

Liebe Familie, Freunde, Bekannte und sonstige Interessierte!
Inzwischen bleibt mir nur noch eine Woche in Costa Rica, bevor es wieder nach Deutschland geht. Je näher das Abreisedatum rückt desto mehr wird mir bewusst, wie sehr ich das Land und seine Menschen vermissen werde. Ich habe hier viele neue Freunde und auch eine Familie gefunden, von denen sich mein Weg nun erstmal trennen wird. Zum Glück haben mir aber viele versichert, dass sie Deutschland besuchen wollen und wir uns somit wiedersehen werden. Davon abgesehen motiviert mich die kurze Zeit aber auch noch einmal dazu, jeden Moment zu genießen. Viel Spaß mit meinem letzten Blog.

Auch wenn ich in Costa Rica viel gereist bin, habe ich mich doch einer Region über das Jahr hinweg zu wenig gewidmet. Die Rede ist von Guanacaste, der nördlichsten Provinz dieses Landes, die gemeinsam mit Limon den Ruf hat, die schönsten Strände des Landes zu haben. Besonders ein Strand, Playa Conchal, wurde mir dabei immer wieder nahegelegt. Viele Ticos zählen ihn zu ihren Lieblingsstränden, weshalb ich ihn auf jeden Fall sehen musste.

Guanacaste

Nachdem ich den Playa Conchal mit eigenen Augen bestaunen konnte, bin ich selbst zu jemandem geworden, der den Playa Conchal lieben gelernt hat. Dieser Strand besteht nicht aus Sand, sondern aus Muscheln, was nicht nur gut aussieht. Es fühlt sich gut an, über sie zu laufen und sorgt darüber hinaus dafür, dass man weniger dreckig wird. Zusätzlich punktet der Strand mit seinem klaren Wasser und der Tatsache, dass er in einer ansehnlichen Bucht liegt. Das blieb aber nicht unbeachtet. So hat uns ein einheimischer Restaurantbesitzer erzählt, dass die Quadratmeterpreise durch “reiche Ausländer” deutlich über dem Landesdurchschnitt lägen.

Peninsula de Osa

Ein weiteres Highlight stand Ende Juli an.
Wir fuhren auf die Peninsula de Osa, der Insel, die den Nationalpark Corcovado mit der größten Artenvielfalt an Tieren und Pflanzen bereithält. Die von uns angesteuerte Bahia Drake ist nur per Boot zu erreichen, was uns bereits 40$ für die Hin- und Rückfahrt kostete. Im Vergleich zu meinen sonstigen Wochenendausflügen, für die ich normalerweise samt Unterkunft und Transport circa 50$ ausgebe, war das deutlich teurer. Insgesamt war es den Besuch trotzdem Wert. Bereits auf der Hinfahrt sahen wir Delfine im Wasser schwimmen. Der Höhepunkt war allerdings eine Schnorcheltour zur Isla de Caño. Während des Schnorchelns habe ich neben Fischen, Schildkröten, und Krebsen sogar einen Hai gesehen. Auf dem Rückweg haben wir dann Wale gesehen. Selbst für unsere Guides war das ein besonderer Moment. Sie zückten begeistert ihre Kameras und zeigten mir damit einmal mehr, was für ein Glück ich hatte, das erleben zu dürfen.

Familienausflug

Nachdem wir bereits zehn Monate zusammen gewohnt hatten, konnte ich meine Gastfamilie für einen ersten gemeinsamen Ausflug gewinnen. Dafür sind wir gemeinsam auf den Vulkan Irazú gelaufen. Oben konnte ich den Blick auf die Provinz Cartago genießen. Nach einem typischen Tico-Picknick, das hartgekochte Eier sowie gemahlene Bohnen beinhaltete, ging der Tag erfolgreich zu Ende.

Fußball in Costa Rica

Während der letzten Monate haben auch viele kulturelle Ereignisse stattgefunden, sodass ich die Gelegenheit nutzen möchte, ein bisschen darauf einzugehen. Costa Rica ist fußballverrückt. Jeder Tico, ob fußballinteressiert oder nicht, verfolgt die Spiele der Nationalmannschaft. Auch im Jahr 2022 erzählen viele Ticos noch stolz, dass sie bei der WM 2014 ins Viertelfinale gekommen sind. Dieses Jahr qualifizierte sich Costa Rica am 14. Juni in einem finalen K.O.-Spiel gegen Neuseeland für die Weltmeisterschaft. Gefeiert wurde allerdings, als wären sie bereits Weltmeister geworden. An diesem späten Dienstagabend waren tausende von euphorisierten Menschen bis tief in die Nacht hinein auf den Straßen unterwegs.
Inzwischen stehen auch die Gruppengegner fest: Japan, Spanien und Deutschland. Ich habe schon eine ganze Liste von Leuten, die mich am Tag des Spiels gegen Deutschland anrufen wollen. 🙂
Ein weiteres Fußballereignis fand Anfang Juli im Vereinsfußball statt. Im costa-ricanischen Fußball gibt es im Grund genommen vier große Vereine, die für den Titel in Frage kommen: Saprissa, Alajuela, Heredia und Cartago. Allerdings konnte der Letztgenannte die Meisterschaft seit sehr langer Zeit nicht mehr gewinnen und hat dafür schon viel Spott erfahren. Doch dieses Jahr war es nach 81 Jahren mal wieder so weit. Cartago gewann den Vereinstitel und die Stadt war für mehrere Tage wie elektrisiert. Am Abend des Titelgewinns spielte eine Band Livemusik auf einer Bühne und tausende Menschen feierten ihren Verein.

Feiertage

Zusätzlich findet jedes Jahr die sogenannte „Romeria“, eine Pilgerfahrt statt, die bei der Marienkirche in Cartago endet. Wir selbst sind dabei 16 km gelaufen, einige der Ticos dagegen nahmen bis zu 200 km auf sich, bis sie in Cartago ankamen. Hinter dieser Wanderung steckt die Hoffnung, dass ein größeres Opfer während der Pilgerfahrt dazu führen wird, dass ihre Gebete von der heiligen Maria erhört werden. Deshalb bewegen sich einige Gläubige die letzten 100 Meter auch auf den Knien bis zur Marienstatue.
Ein weiterer Feiertag war der 25. Juli, an dem die Annexion der nördlichen Halbinsel Nicoya gefeiert wurde. Zu diesem Anlass gab es bei uns im Projekt ein großes Frühstück mit allen Mitarbeitern und viele kamen in traditionellen Kleidern oder trugen zumindest die costa-ricanischen Farben.
Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Ticos jede Gelegenheit zum Feiern gerne nutzen und einen großen Nationalstolz zeigen.
Damit sind wir auch schon am Ende meines vierten und letzten Blogartikels angekommen. Ich hoffe, er hat Ihnen/Euch gefallen. Wie immer stehe ich für Fragen gerne zur Verfügung.

Ich wünsche Ihnen/Euch Alles Gute und bis bald.

_____________________________________________________________________

„weltwärts“ ist eine Initiative des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und unterstützt das Interesse von Jugendlichen an freiwilligem Engagement in Entwicklungsländern. Der Großteil der Kosten für das Freiwilligenjahr wird durch den Zuschuss vom BMZ übernommen. Es bleibt jedoch ein Viertel der Gesamtkosten übrig: 3.000 € müssen über VISIONEERS und jedem Freiwilligen selbst gesammelt werden. VISIONEERS ist als unabhängige und gemeinnützige GmbH auf private Spenden angewiesen, um ein umfangreiches und zukunftsfähiges weltwärts-Programm zu ermöglichen.

Helft mir und VISIONEERS, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Bitte unterstützt uns mit einer monatlichen oder einmaligen Spende.

VISIONEERS gGmbH
Berliner Sparkasse
IBAN: DE29 1005 0000 0190 6097 70
BIC: BELADEBEXXX
Betreff: Name + Adresse des Spenders + Freiwilligen

Wir freuen uns jederzeit über Spenden.