Das costa-ricanische Schulsystem

30. November 2022

Das costa-ricanische Schulsystem

In der Früh zu Kindergeschrei und lautem Rufen aufzuwachen, ist für mich mittlerweile zum Alltag geworden. Denn in Costa Rica beginnt die Schule, anders als in Deutschland, schon  um 7 Uhr morgens und da ich direkt neben einer Grundschule lebe, bekomme ich viel vom costa-ricanischen Schulalltag mit. Aber auch in der Vorschule, in der ich dreimal die Woche unterstützend arbeite, durfte ich viele Erfahrungen über das System hier machen.

Ist-Zustand

Seit 1869 ist die öffentliche Bildung in Costa Rica kostenlos und obligatorisch. Weltweit liegt hier der Bildungsstand auf Rang 32 und stellt damit die beste Bildung Lateinamerikas bereit. Auch durch die Abschaffung der Armee im Jahr 1948 konnte mehr Geld in den Bildungssektor investiert werden. Dadurch ist die Alphabetisierungsrate 2019 auf über 97% gestiegen. Mit einem Anteil von 89% besuchen die meisten Kinder eine öffentliche Schule und nur 11% besuchen eine private Institution.

Deutschland und Costa Rica im Vergleich

Unabhängig von der Schule, müssen alle Kinder in Costa Rica eine Schuluniform tragen. Die jüngsten Schüler:innen tragen dabei türkisfarbene T-Shirts, dazu blaue Shorts oder Röcke, die Älteren hingegen tragen weiße Hemden und lange Hosen.
Ein weiterer großer Unterschied zum deutschen Schulsystem, das keine verpflichtende Schuluniform vorsieht, ist die Schulpflicht, die in Costa Rica bereits für Kinder ab vier Jahren beginnt. Mit vier Jahren besuchen die Kinder für zwei Jahre eine Art Vorschule, die hier als „kinder“ bezeichnet wird. Die meisten Kinder besuchen davor keinen Kindergarten oder etwas Ähnliches, somit ist es für viele das erste Mal, dass sie länger in einer größeren Gruppe mit anderen Kindern zusammen sind. Der Alltag in der Vorschule besteht zwar größtenteils aus Tanz, Spiel und Musik, dennoch kommen auf die über 20 Kinder nur eine Lehrerin, was ganz schön chaotisch werden kann.
Nach den zwei Jahren wechseln die Kinder im Alter von sechs Jahren auf die Grundschule, die sie im Normalfall mit 12 Jahren beenden. In diesen Jahren soll den Kindern eine Grundbildung vermittelt werden: sie lernen Lesen und Schreiben und werden in Fächern wie Mathe, Spanisch und Naturwissenschaften unterrichtet.
Die meisten Vor- und Grundschulen sind zusammen auf einem Gelände, aber viel kleiner und persönlicher als man es aus Deutschland kennt. So gibt es typischerweise immer nur eine Klasse pro Jahrgang, also acht Klassen pro Schule. Zudem gibt es in jeder Schule kostenlose Mahlzeiten für die Kinder. In der Früh eine sogenannte „Merienda“ und mittags gibt es in der Kantine ein warmes Essen, meistens bestehend aus Reis, Bohnen und Fleisch oder Fisch (die Kinder sollen sich allerdings immer trotzdem etwas von zu Hause mitbringen).

Die nächsten drei Jahre der Schulpflicht verbringen die Kinder auf der weiterführenden Schule. Wer möchte, kann noch weitere zwei oder drei Jahre in die Schule gehen und das Bachillerato machen, das
costa-ricanische Pendant zum deutschen Abitur. Mit diesem sind sie berechtigt, die Aufnahmeprüfung für die Universitäten anzutreten.

Zwar bereitet mir die Arbeit in der Schule viel Spaß, trotzdem ist der Umgang mit so vielen kleinen Kindern oft sehr stressig, weshalb ich für mich persönlich sagen kann, dass der Beruf des Lehrers nichts für mich wäre.

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