Ein Jahr bei VISIONEERS 
Ich habe nie geplant, einen Freiwilligendienst zu machen.
Ich war die Schülerin, die gesagt hat, dass sie kein Jahr „Pause“ brauche. Ich wollte lieber gleich anfangen zu studieren, von einer Schule in die nächste. Doch es kam alles anders. Nun sitze ich hier, ein Jahr später und bin am Ende meines Freiwilligendienstes angekommen. Ein Jahr Pause war es nicht, eher im Gegenteil.
Ich habe gelernt, Verantwortung übernommen, Fehler gemacht und die Chance dazu bekommen, es besser zu machen. Ich wurde gefordert und war manchmal auch überfordert, aber nie allein.

Ein Freiwilligendienst bei VISIONEERS bedeutet Arbeit 
Das wohl größte Klischee über Freiwilligendienste ist es, als Freiwillige:r ausgenutzt zu werden. Du sollst Kaffee kochen, den Boden wischen, die Fenster putzen, aber bloß keine Verantwortung übernehmen, bloß keine Aufgaben aufgetragen bekommen, die wirkliche Mitarbeit bedeuten, denn du leistest nur deinen Freiwilligendienst. Bei VISIONEERS ist das anders.

Ich habe mich bewusst für den internationalen Bereich entschieden, da der Aufgabenbereich hier sehr organisations- und verwaltungslastig ist. Genau das wollte ich machen. Allerdings gehörte zu meiner Aufgabenbeschreibung ebenso stundenweise in der Jugendarbeit mitzuarbeiten: Nachhilfe geben, Hausaufgabenhilfe in Wohneinrichtungen sein und den Deutschkurs immer mal wieder unterstützen. Auch das habe ich getan, am Anfang zumindest. Denn mit der Zeit wurde immer klarer, dass das nicht mein Weg ist, nicht der Platz, an den ich gehöre. Und das war okay so. Es gab keine starren Strukturen, in die ich hineinzupassen hatte, sondern flexible Gerüste, in denen ich meinen Platz finden durfte. Meine Chefin hat gesehen, wo meine Stärken liegen und mich entsprechend meiner Fähigkeiten eingesetzt und sie dadurch gefördert. Trotzdem hat die Arbeit hohe Flexibilität von mir verlangt, die ich nicht immer zu geben wusste. Gleich in meiner ersten Woche bin ich auf ein Seminar gefahren, dessen Sinn ich zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht begreifen konnte. Plötzlich sollte ich Tische und Schränke aufbauen, dabei hatte ich noch nie zuvor einen Bohrer in der Hand gehabt. Auf einmal musste ich für 30 Personen kochen, ohne selbst jemals richtig gekocht zu haben. So wurde aus jedem Tag, eine Überraschungstüte. Überraschungen sind gut, ja, ich mochte die Lebendigkeit der Arbeit, aber manchmal, nur manchmal mochte ich meinen klar strukturierten Plan mehr als jede Überraschung.

Hallo! Mein Name ist Olga. Ich bin eine ESK-Freiwillige aus Russland.
Seit Juli helfe ich bei den Projekten von Visioneers. Ich bin an zwei Projekten beteiligt.
Beim Hauptprojekt unterstütze ich einen der Deutschlehrer, Marc.
Jeden Werktag von 10:00 bis 14:00 Uhr bieten wir Deutschunterricht für Jugendliche an, die von unserer Organisation betreut werden. Es sind Jungs zwischen 14 und 17 Jahren aus verschiedenen Ländern wie Afrika, Kurdistan, Syrien und Afghanistan.
Ich habe in Russland Fremdsprachenlehrerin studiert und habe bereits Lehrerfahrung. Das hält mich aber nicht davon ab, fast jeden Tag während meines Freiwilligendienstes etwas Neues zu lernen.
Wir geben Kurse für Menschen, die gerade erst mit der deutschen Sprache anfangen. Mir war nie bewusst, wie schwierig es ist, eine Klasse zu unterrichten, in der einige der Schüler nur Arabisch, andere nur Paschtu oder Dari, wieder andere nur Türkisch oder Französisch sprechen. Die Jungen können oft überhaupt kein Deutsch, wenn sie zu uns kommen. Und ich spreche keine ihrer Muttersprachen. Ich habe Russisch, Englisch und Deutsch in meinem Arsenal, was manchmal nicht ausreicht.
Für einige Jungen aus arabischsprachigen Ländern ist es schwierig, lateinische Buchstaben zu schreiben und auf deutsch zu lesen. Bei ihnen fangen wir ganz von vorne an, und sie lernen zuerst die lateinischen Buchstaben zu schreiben und sich mit den Regeln der Phonetik vertraut zu machen. Ich muss sagen, dass die meisten von ihnen sehr fleißig beim Schreiben der Buchstaben sind und die Phonetik sehr schnell lernen.
Ihre Bemühungen spornen mich an, langsam mehr zu lernen und mich mehr für ihre Muttersprachen zu interessieren. So begann ich, einige grundlegende Sätze und Zahlen auf Arabisch und Türkisch zu lernen.
Wie ich bereits erwähnt habe, lerne ich jeden Tag etwas Neues. Ich muss die grammatikalischen Systeme des Deutschen und der von den Jungen gesprochenen Sprachen analysieren, damit ich die beiden Sprachen miteinander in Beziehung setzen und die beiden Systeme miteinander verknüpfen kann, wenn ich neuen Stoff erkläre. Das ist die effektivste Art, eine Fremdsprache zu lernen – zwei grammatikalische Systeme miteinander zu verknüpfen und nach Analogien zu suchen.
In Situationen, in denen einige grammatikalische Phänomene oder Themen erklärt werden, nutzen wir die Hilfe von Online-Übersetzern.

„Fit für die Schule“ – mehr als Deutschunterricht

„Fit für die Schule“ ist ein Programm der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, welches jungen Geflüchteten die Möglichkeit bietet, die Zeit des Wartens auf einen Schulplatz sinnvoll zu nutzen. Es geht darum, die Jugendlichen mit Spiel und Spaß auf die Schule, in Form von niederschwelligem Deutschunterricht, vorzubereiten. Die Motivation der Teilnehmenden ist sehr hoch. Die Jugendlichen sind daran interessiert, erste Grundbausteine der deutschen Sprache zu lernen. Durch das Programm wird zunächst der schulische Druck des Lernens rausgenommen, da die Jugendlichen bei uns die Chance dazu haben, angepasst an ihrem Tempo, zu lernen.