Hogar Metodista, so heißt das Kinderheim in dem ich seit Mitte September arbeite. Das Hogar ist christlich geprägt und wurde von Amerikaner gegründet. Insgesamt leben im Hogar 28 Kinder; im Mädchen- und Jungenhaus, Casa Esperanza und Casa Fe. Meine Mitfreiwillige und ich unterstützen die Lehrerinnen in der internen Schule, die auf demselben Gelände liegt wie die Häuser der Kinder. In den Ersten zwei Wochen haben wir noch gelegentlich in den Häusern die Tías, die Hausmuttis, unterstützt. Mittlerweile liegt unser Aufgabenfeld nur noch in der Schule.

Von der Vorschule bis zur sechsten Klasse gehen die Kinder in die interne Schule, danach in eine öffentliche. Vormittags ist immer eine von uns, meist meine Mitfreiwillige, bei der Vorschule dabei. Ich unterstütze in der Zeit die anderen zwei Lehrerinnen und nehme ihnen „leichte“ aber zeitintensive Aufgaben ab, wie z.B. Aufgaben am Computer oder Sachen für kommende Unterrichtsstunden vorbereiten. Aber auch andere Dinge, wie Limo für die Kinder zu machen, die Turnhalle neu zu schmücken oder auf die Kinder in den Pausen aufzupassen damit die Lehrerinnen auch Pause haben etc., gehören dazu. Wir schätzen es sehr, dass es so abwechslungsreich ist.

Am Anfang hatten wir manchmal das Gefühl nicht gebraucht zu werden und „überflüssig“ zu sein. Das ist aber auch ein gutes Zeichen, weil die Schule und auch das Hogar sehr gut organisiert sind und sie nicht auf uns angewiesen sind. Wir als Freiwillige sind nicht mit dem Gedanken gekommen, dass sie ohne uns nicht zurechtkommen und wir alles besser wissen (->White saviour complex), sondern dass wir sie in alltäglichen Dingen unterstützen und von und mit ihnen lernen können. Ich kann mir aber vorstellen, dass es daran lag, dass sie erst seit einem Jahr Freiwillige aufnehmen und letztes Jahr nur eine Freiwillige die Lehrer unterstützt hat. Nach einigen Wochen haben wir mehr Aufgaben bekommen und fühlen uns mittlerweile als Teil des Teams.

Bereits seit drei Monaten lebe und arbeite ich in der Stadt Atenas in Costa Rica und mir gefällt es hier sehr gut.
Ich arbeite in einem Kinderheim mit Kindern im Alter zwischen drei und neun Jahren. Das Heim “Hogar de Vida” (= Heim des Lebens) besteht aus drei Häusern, in denen jeweils elf Kinder leben. Aktuell arbeite ich im “Casa dos” und bin dort auch sehr zufrieden.
Die Kinder freuen sich sehr über meine Anwesenheit und begrüßen mich freudig, wenn ich komme. Mein Arbeitsalltag beginnt um 11:00 Uhr. Zunächst beschäftige ich mich, etwa eine halbe Stunde lang, mit den Kindern, bis es dann um 11:30 Uhr Mittagessen gibt. Dort sitze ich neben den Kindern und achte darauf, dass sie die Tischmanieren lernen und genug essen.
Nach dem Mittagessen putze ich dann die Zähne der Kinder. Alternativ mache ich zusammen mit ihnen den Abwasch. Der Hauptbestandteil meiner Arbeit folgt am Nachmittag: Um etwa 15:00 Uhr beginnt die “Alleinzeit”. Mir wird jeden Tag ein Kind zugeteilt, welches dann anstatt die Arbeitsphase mit der Gruppe mitzumachen, von mir betreut wird. Die Kinder freuen sich sehr über die Abwechslung und haben so die Möglichkeit mehr alleinige Aufmerksamkeit zu bekommen, die normalerweise im Kinderheim fehlt.

Genau drei Monate sind seit meiner Ankunft in Costa Rica vergangen und ich kann kaum glauben wie schnell die Zeit vergeht. Gleichzeitig habe ich in dieser kurzen Zeit schon so viel erlebt und einige Ups und Downs durchlebt, sodass meine ganzen Erlebnisse auch eine viel längere Zeitspanne umfassen könnten.

In meinem Projekt, Fundación Fundamentes, habe ich mich mittlerweile richtig gut eingewöhnt und habe ein viel engeres Verhältnis zu den Kindern und meinen Kolleginnen als zu Beginn. Die Kinder erzählen mir immer mehr aus ihrem Leben und begrüßen mich oft freudig mit einer Umarmung. Es gibt aber auch viele Tage an denen die Arbeit sehr anstrengend sein kann, weil die Kinder keine Lust auf die kleinen Bastel-Workshops, die ich oft zusammen mit zwei anderen deutschen Freiwilligen aus einer anderen Organisation anbiete, haben, oder sich schlichtweg nicht konzentrieren können. Die hyperaktiven Kinder, die dann lautstark durch die Gegend laufen, unter Kontrolle zu bekommen ist in solchen Momenten eine echte Herausforderung.

Auch in San José kenne ich mich mittlerweile ganz gut aus und obwohl ich die Stadt zunächst nicht besonders ansehnlich fand, habe ich nun auch ihre schönen Seiten kennengelernt. So gibt es beispielsweise im Barrio Escalante viele nette Cafés und ein Food Center, das unfassbar leckere vegane Pizza anbietet. Außerdem ist die Stadt abends, wenn in den Häusern die Lichter brennen und die Straßenlaternen angehen, ein echter Hingucker, da man durch die bergige Landschaft weit in die Ferne blicken kann und einem ein wunderschönes Lichtermeer entgegnet. Trotzdem sollte man nicht vergessen, dass in San José eine hohe Kleinkriminalitätsrate vorherrscht und man immer gut auf seine Wertsachen aufpassen muss. Dieser Umstand wurde mir vor einer Woche noch einmal verstärkt bewusst, als mir mein Handy auf der Straße beim Vorbeigehen aus meiner Rucksacktasche geklaut worden ist, ohne dass ich es bemerkt habe. Zum Glück blieb es bei diesem Taschendiebstahl und obwohl der Verlust meines Handys natürlich äußerst ärgerlich ist, werde ich nun noch mehr darauf achten, meine Wertsachen an meinem Körper zu tragen und sie nicht aus den Augen zu lassen. Aus Fehlern lernt man ja bekanntermaßen.

Was ich auf jeden Fall etwas mehr lernen könnte, sind Spanischvokabeln. In der Schule hatte ich zwei Jahre Spanisch und bin daher nur mit einem sehr kleinen Grundwissen der spanischen Sprache nach Costa Rica gereist. Mein Ziel ist es mit einem guten Spanischlevel nach Deutschland zurückzukehren und obwohl ich auf jeden Fall schon deutlich besser Spanisch kann, kann ich leider noch nicht wie durch ein Wunder fließend Spanisch sprechen, obwohl ich schon eine ganze Serie auf Spanisch gestreamt habe. Spaß beiseite, im Alltag ist meine Fähigkeit Spanisch zu sprechen sehr tages- und themenabhängig. An manchen Tagen verstehe ich sehr viel und an anderen kaum ein Wort. Die gelegentlichen Gespräche mit meinen Uber-Fahrern, die eigentlich immer nach dem gleichen Muster ablaufen (Wo kommst du her? Wann bist du angekommen und wie lange bleibst du? Was machst du in Costa Rica? Wo bist du schon hingereist?), könnte ich im Schlaf meistern, aber wenn mir ein achtjähriges Kind leise nuschelnd eine einfache Frage stellt, verstehe ich leider absolut nichts. Erschwert wird das Ganze durch die unglaubliche Sprechgeschwindigkeit der Ticos, aber ich bin guter Dinge, dass ich mein Ziel letzten Endes noch erreichen werde, auch wenn es vielleicht etwas länger dauert, als ich es mir erhofft habe.

Hallöchen,

schön dich hier auf meinem ersten Blockeintrag zu sehen. Wenn du wissen möchtest, wie meine ersten drei Monate in Costa Rica, insbesondere als Freiwillige im Ort Bejuco, ausgesehen haben, bis du hier genau richtig.

Wer bin ich eigentlich und was mache ich überhaupt in Costa Rica?

Ich bin Lara und mache meinen weltwärts-Freiwilligendienst im Projekt „Centro de desarollo para la ninez OCTOPUS“ in Bejuco.

„OCTOPUS“ – Was ist das eigentlich? 

Octopus ist ein Kinderprojekt für Kinder zwischen 2 und 12 Jahren, wobei die meisten Kinder zwischen 3 und 6 Jahre alt sind. Es ist Montags bis Sonntags von 07:00 Uhr bis 15:00 Uhr für die Kinder geöffnet, wobei diese beliebig von den Eltern gebracht und abgeholt werden können. Die Kinder in dem Projekt stammen aus unterschiedlichen finanziellen Verhältnissen, wobei nur die Eltern, die es sich finanziell leisten können, Beiträge zahlen müssen. Dies finde ich besonders schön, da so jedes Kind aus dem Ort und den umliegenden Orten in das Projekt gehen kann. Octopus wird durch private Spenden, so zum Beispiel über VISIONEERS, finanziert.

Am Morgen des 10.08.2023 stand ich also mit meiner Familie am Berliner Flughafen und suchte den Lufthansa Gepäckschalter. Mein Koffer erschien mir auf dem Rollband, dafür dass mir der Inhalt für ein ganzes Jahr reichen musste, auf einmal ziemlich klein. Mit einem Ruck setzte sich das Band in Gang und verschlang mitsamt dem Gepäck auch das Gefühl mich nochmal umentscheiden zu können. In kürzester Zeit werde ich in ein ganz neues Leben katapultiert.

Nur 12 Stunden Flug und eine wilde Autofahrt durch Costa Ricas dunklen, kurvigen und viel zu schmalen Straßen später, war ich umgeben von runden Türknäufen und Fenstern, die ich nicht verstand zu öffnen. Noch weniger konnte ich mich allerdings an den leinwandgleichen Ausblick hinter ihnen gewöhnen. Die tiefgrünen bewaldeten Berge wirkten trotz der zahlreichen mir noch unbekannten Tiere, die darin wohnten, friedlich.

Die unberührte Natur rund um die Visioneers Finca, in der wir mit den anderen Freiwilligen zusammen einen einwöchigen Sprachkurs absolvierten, bildete das exakte Gegenteil zu San Josés dreckigen, lauten und überfüllten Straßen, die ich jetzt mein Zuhause nenne. Fragt man Einheimische nach ihrer Meinung über die eigene Hauptstadt, fällt immer das gleiche Wort: “feo” (=hässlich). Und obwohl die kleinen bunten Häuser, die Strommasten und die Palmen für Ausländer wie mich ästhetisch wirken, weiß ich was die Ticos meinen. Die Straßen haben Schlaglöcher, von den Überirdischen Leitungen hängen lose Kabel, wenn in leeren Hauseingängen kein Müll liegt, dann liegt an seiner Stelle dort meist ein Obdachloser oder gleich eine ganze Familie.

Wenn ich mal alleine durch eine dieser Straßen laufe, habe ich immer das Gefühl beobachtet zu werden. Meistens sind es Männer, die mir beim Vorbeigehen oder aus ihren Autofenstern hinterherstarren und meine grünen Augen oder meine blonden Haare inspizieren, als wäre ich hinter einem Fensterglas im Zoo. Nur das man im Zoo die Tiere meistens nicht nach ihrer Telefonnummer fragt. Auch auf meinem Arbeitsweg ist das nicht anders. Dass ich als Frau in diesem Land eine andere Rolle trage, fällt mir immer wieder spätestens dann auf, wenn mir auf dem Weg über eine schmale Brücke Männer den Vortritt gewähren, obwohl genug Platz für zwei aneinander vorbeilaufende Personen wäre.

Kaffee ist das beliebteste Getränk der Deutschen, noch vor Bier und Mineralwasser – Stand 2023 wird in Deutschland so viel Kaffee getrunken, wie nie zuvor. Dennoch ist den meisten wohl kaum bekannt, wie Kaffee eigentlich angebaut und bepreist wird.

Kaffeeernte

Kaffee ist ein aus Äthiopien stammender immergrüner Strauch. Sein Anbau ist langwierig und zeitaufwendig. Erst nach drei bis vier Jahren blüht die Pflanze zum ersten Mal, vorher gibt es keinen Ertrag. Weltweit im großem Stil angebaut werden Arabica- und Robusta-Pflanzen, wobei in Costa Rica ausschließlich Arabica angepflanzt werden darf.

Reif ist eine Kaffeefrucht, wenn sie dunkelrot ist. Eine Kaffeefrucht bzw. -kirsche enthält dabei zwei Kaffeebohnen. Da die Früchte nicht alle gleichzeitig reif sind, muss jeder Kaffeebusch bis zu drei, vier Mal “bepflückt” werden. Geerntet werden die Früchte – per Hand – meist von Gastarbeiter:innen, überwiegend aus Nicaragua. Für sie eine dringende Einnahmequelle. Bezahlt wird nach Kilo. Wenn man wirklich viel und schnell pflückt, kann man am Tag wohl zwischen 20 und 30€ verdienen, je nachdem wie viel die Finca pro Pflückkorb (sog. „Cachuela“) bezahlt. Ca. 180 Kilo Kaffeekirschen hat man dann geerntet. Also gilt: je mehr man pflückt, desto besser. Das hat Auswirkungen. Zum Beispiel, dass die Menschen die ganze Woche durchpflücken, auch am eigentlich freien Sonntag. Da die Pflücker:innen über mehrere Monate hier leben, müssen sie ihre Kinder mitbringen. Heißt dass Kinder, sobald sie alt genug sind, oft mitpflücken – und bei jedem Wetter 10h und mehr mit im oft sehr steilen Kaffeeberg stehen.

Kaffeeverkauf

Geerntet wird der Kaffee in der Region rund um San Andrés de León Cortes, wo auch die VISIONEERS Finca steht, von Ende Oktober bis Februar. Die Bohnen der VISIONEERS Finca werden (noch), wie die meisten anderen auch, auf dem einzigen, aber leider für die Kaffeebauer:innen im Vergleich auch unwirtschaftlichsten Weg verkauft: sie gehen als ganze Frucht an Zwischenhändler:innen (sog. “Cooperativas”). Dort werden die Bohnen mit anderen gemischt, geschält, geröstet und dann exportiert. Wo ihre Bohnen am Ende landen und verwertet werden, wissen die Bauer:innen dabei nicht. Auch die Preisfestlegung erscheint intransparent und die Kaffeebauer:innen haben wenig bis keinen Verhandlungsspielraum. Weder Kaffeebauer:innen und Pflücker:innen werden hierbei angemessen für ihren Einsatz entlohnt, obwohl sie diejenigen sind, die mit Anbau und Ernte die meiste Arbeit haben.

Wir sprechen mit Ronald, einem erfahrenen befreundeten Kaffeebauern aus San Andrés. Er baut auf ca. 42.000m2 Kaffee an und ist damit einer der Größeren hier in der Gegend. Die Gegend ist sehr landwirtschaftlich geprägt, so hängt über 90% der Bevölkerung vom Kaffeeanbau ab. Überwiegend sind es kleinbäuerliche Betriebe.

Letztes Jahr hat Ronald etwa 36.000 kg Kaffee geerntet und damit umgerechnet ca. 27.000€ verdient. Das sind 0,75€ pro Kilo Kaffee. Umsatz, kein Gewinn – ein schlechtes Jahr. Davon müssen die Pflücker:innen bezahlt und alle weiteren Kosten gedeckt werden, die rund um die Finca über das gesamte Jahr anfallen. Im Vorjahr fiel noch etwa 10.000€ mehr Umsatz ab. Verständlich, dass Ronald auch auf den Verkauf von Avocados angewiesen ist, die teilweise als Schattenbäume zwischen den Kaffeepflanzen wachsen. Wie hoch der Kaffeepreis für die aktuelle Ernte ausfallen wird, weiß er noch nicht.

Sich seinen Ängsten stellen 
 
Was ist, wenn…? 
Allein ohne Familie und Freund:innen in ein fremdes Land zu ziehen, auf einen anderen Kontinent, 10.000 km vom eigentlichen Zuhause entfernt, wo ich die Sprache kaum spreche, klang für mich erstmal beängstigend.

Was ist, wenn ich keinen Anschluss finde? Was ist, wenn ich die Sprache nicht verstehe? Was ist, wenn sich mein neues Zuhause nicht wie ein Zuhause anfühlt?
So viele Gedanken schwirrten mir durch den Kopf, Ängste, die mich verunsicherten. Was ist, wenn ich nicht weiß, wie ich diese allein überwinden soll?

Den meisten kommen im Verlauf ihres Freiwilligendienstes an eben diesen Punkt des Zweifelns. Vielleicht bist du aber auch jemand, der einfach zuversichtlich ist, dass alles schon aufgehen wird. So oder so, wirst du sehen, dass alles halb so schlimm ist, wie du es dir vielleicht erstmal vorgestellt hast.

Ist man wirklich komplett auf sich allein gestellt? 
Du bist definitiv nicht allein. Du hast die anderen Freiwilligen, mit denen du das Erlebnis teilst und die deine Sorgen und Ängste bestimmt gut verstehen können. Das ist schön. Pass dabei aber auch auf, deine Situation nicht mit der von anderen zu vergleichen. Wenn etwas bei jemand anderem viel besser zu laufen scheint, hilft es dir nicht, darauf neidisch zu sein. Das heißt aber nicht, dass du aus Erzählungen anderer nicht auch etwas Hilfreiches für dich mitnehmen kannst. Manchmal hat ein anderer Freiwilliger gerade ein ähnliches Problem, das ihn beschäftigt oder Tipps wie du deins lösungsorientiert angehen könntest.

Zudem wirst du höchstwahrscheinlich eine Gastfamilie haben und dort wie ein weiteres Familienmitglied behandelt und unterstützt werden. Solltest du in eine WG ziehen, hast du auch eine neue, zweite Familie. Aber auch die Mitarbeitenden auf der Arbeit oder die Mentor:innen können Teil deiner Costa Rica-Familie werden.

Mir hat es beispielsweise immer geholfen, mit meiner Gastmutter über Schwierigkeiten auf der Arbeit zu reden, da sie einen ähnlichen Beruf ausübt. So konnte ich meine Erfahrung besser beurteilen und herausfinden, ob ich einfach nur überfordert bin, weil ich diese Art von Arbeit nicht gewöhnt bin oder ob ich in einem Gespräch mit meinen Chefinnen fragen sollte, ob etwas an meiner Situation geändert werden könnte. In solchen Gesprächen habe ich dann gemerkt, dass ich meine Sorgen mit ihr teilen kann und damit nicht allein bin.

Was du aber auch nicht vergessen darfst: Du wächst daran, Dinge allein zu erledigen oder dich an Orten zurechtfinden zu müssen, an denen du dich eigentlich erstmal überhaupt nicht auskennst. Es kann sich richtig gut anfühlen, wenn du es das erste Mal geschafft hast, allein mit dem Bus nach San José zu fahren oder eine neue Sim-Karte über eine spanische Hotline zu aktivieren. Das zeigt dir, dass du nicht immer die Hilfe von jemanden brauchst, sondern auch selbstständig klarkommen kannst, selbst wenn du dich in einem dir unbekannten Umfeld befindest.

Visionarios de Paz 

“En la armonía del bosque, encuentro el silencío interior, que llena mi alma, mi paz” 
 
“In der Harmonie des Waldes finde ich meine innere Stille, die meine Seele und meinen Frieden erfüllt” 

Die Natur stellt uns eine Quelle lebensspendender Energie dar und versorgt uns mit sämtlichen Notwendigkeiten. Dennoch geht in unserer, auf Leistung ausgerichteten Gesellschaft, zunehmend die Bindung zur Natur und dem natürlichen Lebensrhythmus verloren.

Warum Umweltschutz wichtig ist
Die Konsequenzen unseres Lebensstils sind heute spürbarer denn je. Durch die Zerstörung und Ausbeutung der Natur, berauben wir uns nicht bloß unserer Existenzgrundlage, sondern entfremden uns auch von unserem eigenen Inneren.
Die Bewahrung und der Schutz der Natur sind von essenzieller Bedeutung, da sie direkte Auswirkungen auf unser Wohlbefinden, unsere Zukunft und die Gesundheit des Planeten haben.
Die Vielfalt an Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen bildet ein komplexes Ökosystem, das sich gegenseitig unterstützt. Der Verlust einer Art kann eine Kettenreaktion von negativen Auswirkungen auf andere Arten und den gesamten Lebensraum auslösen. Zudem erbringen Naturökosysteme eine Vielzahl von Dienstleistungen, die für unser Überleben und unsere Lebensqualität unerlässlich sind. Dazu gehören sauberes Wasser, fruchtbare Böden, Bestäubung von Nutzpflanzen, Klimaregulierung und Luftreinigung. Des Weiteren haben viele unserer modernen Medikamente ihren Ursprung in Pflanzen und natürlichen Ressourcen. Der Schutz der Natur kann dazu beitragen, zukünftige Heilmittel und Behandlungen zu finden.
Ein weiterer wichtiger Grund die Umwelt zu schützen ist, dass die Wälder, Ozeane und andere Ökosysteme große Mengen an Kohlenstoff speichern und somit zur Regulierung des Klimas beitragen. Der Schutz dieser Bereiche hilft den Anstieg der globalen Temperaturen zu begrenzen.
Zudem bietet uns die Natur die Möglichkeit zur Erholung, Entspannung und körperlicher Betätigung. Zeit im Freien zu verbringen, kann stressreduzierend wirken und unsere psychische Gesundheit fördern. Die Welt ist reich an landschaftlicher Schönheit und inspirierender Ästhetik. Durch den Schutz der Natur können wir diese Schönheit für zukünftige Generationen bewahren. Ein verantwortungsbewusster Umgang mit natürlichen Ressourcen gewährleistet ihre Verfügbarkeit für kommende Generationen. Dies ist entscheidend um die Bedürfnisse der Gegenwart zu erfüllen, ohne die Zukunft zu gefährden.
Die Natur spielt eine zentrale Rolle in vielen Kulturen und Traditionen. Der Schutz natürlicher Stätten und Orte bewahrt auch kulturelles Erbe und Identität. Wir haben die Verantwortung, den Planeten in einem Zustand zu hinterlassen, der zukünftigen Generationen eine lebenswerte Welt bietet. Insgesamt ist der Schutz der Natur nicht nur eine ethische Pflicht, sondern auch eine Notwendigkeit, um die langfristige Gesundheit und Nachhaltigkeit unseres Planetens und der Menschheit zu gewährleisten.

Umweltbildung und Umweltschutz in Costa Rica 
Costa Rica, ein kleines Land in Zentralamerika, hat sich weltweit einen Ruf als Vorreiter im Umweltschutz erarbeit. Die reiche natürliche Vielfalt und das Bewusstsein für die Wichtigkeit der Umwelt haben dazu geführt, dass Costa Rica zahlreiche innovative Maßnahmen ergriffen hat, um seine einzigartige Biodiversität zu schützen und gleichzeitig nachhaltige Entwicklung zu fördern. Ein herausragendes Merkmal des Umweltschutzes in Costa Rica ist das System von Nationalparks und Schutzgebieten, die fast ein Viertel der Landfläche des Landes ausmachen. Dieses Netzwerk von geschützten Gebieten dient dem Schutz von Lebensräumen wie Regenwäldern, Feuchtgebieten und Küstengebieten. Bekannte Orte wie der Corcovado-Nationalpark und der Tortuguero-Nationalpark bieten Lebensraum für eine erstaunliche Vielfalt von Pflanzen und Tieren, darunter viele bedrohte Arten.

Costa Rica ist zudem bekannt für seine Erfolge in den Bereichen Bildung und Umwelt. Umweltbildung ist ein integraler Bestandteil des Schulsystems, das die jüngere Generation für die Bedeutung des Schutzes der Umwelt sensibilisiert. Dies hat zu einer breiteren Bewusstseinsbildung und einem aktiveren Engagement der Bürger im Umweltschutz geführt.  Allerdings haben die sozioökonomischen Ungleichheiten enorm zugenommen, wovon vor allem die ländlichen Gebiete betroffen sind, darunter die Kantone Mora, Acosta und Puriscal. Diese Regionen leiden unter Umweltproblemen aufgrund einer Monokulturwirtschaft, die zur Abholzung der Wälder und damit zur Armut führt und die natürlichen Kreisläufe der biologischen Vielfalt und des Wassers bedroht. Dies ist auf ein mangelndes Verständnis für die Bedeutung des Schutzes der natürlichen Ressourcen und die Entwicklung von Initiativen zurückzuführen, die dem Gewinn Vorrang vor negativen Umweltauswirkungen einräumen. Gleichzeitig müssen die Jugendlichen und ihre Familien stärker in die Aktivitäten einbezogen werden, da es ihnen an Interesse für diese Themen mangelt. Somit ist vor allem in den betroffenen Zonen die Aufarbeitung im Bereich Umwelt und Umweltschutz sehr wichtig. Derzeit gibt es in den lokalen Einrichtungen keine Programme zur Behebung von Schäden und zur Aufklärung über die Bedeutung des Schutzes natürlicher Ressourcen.

Deshalb ist die Bildung und Aufklärung zu diesen Themen umso wichtiger. Die älteren Generationen, aber noch viel mehr die jüngeren Generationen, sollen ein Bewusstsein dafür entwickeln, was Umweltschutz bedeutet, warum dieser wichtig ist und wie man selbst dazu beitragen kann.

Bewirb dich hier auf einen Freiwilligendienst bei VISIONARIOS DE LA PAZ!

„Costa Rica hat 1948 seine Armee abgeschafft und konnte somit mehr Mittel in Bildung, Gesundheit und soziale Sicherheit investieren. So ist Costa Rica ein sicheres Land mit guter Infrastruktur und einer sagenhaften Natur geworden. Nicht umsonst wird es die „Schweiz Mittelamerikas“ genannt.“ So beschreiben manche Websiten das Land, in dem ich seit drei Monaten lebe und meinen Freiwilligendienst für Weltwärts verrichte. Gibt man „Costa Rica“ als Suchbegriff im Internet ein, findet man fast ausschließlich Beiträge, die sich positiv über das Land aussprechen, es loben und in gewisser Weise glorifizieren. Wäre Costa Rica eine Person, könnte man den Eindruck bekommen, das ganze Internet wolle sich bei ihr einschleimen. Hat es diesen Ruf verdient? Entspricht jedes Lob der Wahrheit? Werden all diese Beiträge von Touristen geschrieben? Von Journalisten? Oder von Freiwilligen wie mir? Es stimmt, dass Costa Rica keine Armee mehr besitzt. Aber bedeutet das, dass deshalb mehr Mittel in Bildung, Gesundheit und soziale Sicherheit gesteckt werden? Wären es genug Mittel, würden hier nicht so viele Freiwillige in Kinderheimen oder ähnlichen Projekten helfen können, oder? Was die Bildung betrifft, so sprechen hier die wenigsten Menschen Englisch, in ihren Häusern befinden sich fast keine Bücher und Einheimische erzählen mir, dass hier nur die Privatschulen Kinder ausreichend ausbilden.

Mit dem Thema Gesundheit bin ich noch nicht näher in Berührung gekommen, aber dass sich Costa-Ricaner*innen in selbstständigen Berufen oftmals keine Krankenversicherung leisten können oder starke Medikamente in Apotheken ohne Rezept verkauft werden, lässt mich hinterfragen, wie viele der Mittel in die Gesundheit investiert werden. Auch dass die Lebensmittelpreise hier so hoch sind, ist kein Beweis dafür, dass Menschen hier viel Geld verdienen. Viele Ticos ernähren sich daher dreimal am Tag von dem vergleichsweise günstigen „Gallo Pinto“ (Reis mit Bohnen) und können in ihrem ganzen Leben weniger Orte in Costa Rica sehen als Touristen in einem Monat. Zur „guten“ Infrastruktur lassen sich die fehlenden Buspläne oder Haltestellen, die dafür aber vorhandenen Schlaglöcher in den Straßen anführen oder meine gestrige Bekanntschaft mit einem Tico (Costa-Ricaner), der mich darüber aufgeklärt hat, dass man hier zwischen 10
Uhr abends und 5 Uhr morgens rote Ampeln höchstens wie ein Stopp-Schild behandelt. Ist Costa Rica dafür aber sicher? Costa Rica ist am sichersten für dich, wenn du ein Mann bist. Männer können hier nachts unbesorgt auf die Straße gehen. Männer können tagsüber herumlaufen, ohne gecatcalled zu werden. Männliche Uberfahrer verstecken unter ihrem Sitz kein Pfefferspray. Aber auch Männer meiden „red zones“ in der Hauptstadt San José oder Limón (an der Karibik) und würden nicht unvorsichtig in der Öffentlichkeit ihr Handy aus der Tasche holen.

HEIMKOMMEN

Und dann steht die Sonne plötzlich wieder im Süden und der Mond nimmt wieder von der richtigen Seite zu und ab. Wo ich vor einigen Tagen noch umgeben war von Regenwald, singenden Vögeln, fiependen Insekten und den bellenden Hunden auf den Straßen, dieser unglaublichen Biodiversität und all den Menschen, welche mich in den letzten Monaten begleitet haben, finde ich mich nun zwischen all dem fremden Bekannten wieder. Denn ich bin wieder in Deutschland, bin wieder „daheim“, bin wieder umgeben von all dem, was ich vor Monaten zurückgelassen habe, um meinen eigenen Weg zu gehen, fernab von meiner Familie, von meinen Freunden, von all dem Bekannten, um ein Abenteuer zu erleben, um neues zu sehen, um über mich selbst hinauszuwachsen, um zu leben. Und jetzt stehe ich an demselben Ort, wie vor einem halben Jahr als alles begann und erinnere mich an den Anfang zurück.

Ich stehe am Flughafen mit meinen Koffern, kurz vor dem Sicherheitsbereich und verabschiede mich von meiner Familie, das Herz so schwer, die Tränen laufen, und doch setze ich einen Schritt vor den anderen und mache mich schweren Herzens auf den Weg in das ferne, noch so unbekannte Peru. Ich habe nicht viel dabei, ein paar vereinzelte Worte Spanisch und ein kleines Päckchen Mut, welches mir in den kommenden Monaten so einige Male weiterhelfen wird.
Ich komme in Lima an, fühle mich sofort unwohl in dieser riesigen Stadt, der Verkehr ist so unübersichtlich, alles so groß und laut und erdrückend, so unfassbar fremd und weit weg von all dem Bekannten, von allem, an dem ich mich normalerweise festhalten würde. Doch hier bin ich zunächst allein. Ich verstehe die Sprache nicht, versuche mich mit Google-Übersetzter vom Flughafen zum Hostel durchzuschlagen, wo ich auf die anderen Freiwilligen treffe. Schon in den ersten Tagen in Lima verstehen wir uns blendend und wachsen schon bald nicht nur zu einem guten Team, sondern zu einer Familie zusammen, die sich gegenseitig Halt gibt und sich anspornt und immer ein offenes Ohr für den anderen hat.

Nach einigen ungewissen Tagen in Lima, vielen Telefonaten nach Hause, vielen Zweifeln, ob es die richtige Entscheidung gewesen ist, mich von meinen Füßen durch die Sicherheitskontrolle tragen zu lassen und nicht vorher kehrtzumachen und mich nicht auf all das hier, das Fremde und Ungewisse einzulassen, geht die Reise endlich weiter, ins ruhige Villa Rica, wo ich mich ab der ersten Sekunde so unfassbar wohl und aufgehoben fühle. Die Ankunft lässt viele meiner Zweifel, meiner Sorgen und Ängste verfliegen und weckt die Neugierde, die Aufregung, die Abenteuerlust in mir. Mit offenen Armen werden wir herzlichst empfangen, treffen auf eine weitere Freiwillige, auf unsere Chefin und Programleiterin und viele weitere Mitarbeitende und lernen das ganze Team ATIYCUY kennen. Natürlich ist es zu Beginn ein wenig überfordernd auf so viele fremde Gesichter zu treffen, die mich kennenlernen wollen, die mir Fragen stellen, zu meiner Familie, meinen Hobbies, meinen Lieblingsessen, doch mein Spanisch gibt zu diesem Zeitpunkt leider nicht viel mehr her als „Hola, me llamo Tamara y tengo 19 anos“.
Aus diesem Grund können wir in den ersten Wochen leider nicht sofort mit der Arbeit im Projekt starten, sondern machen uns erst einmal daran, unser Spanisch zu verbessern und die Sprachbarriere zu überwinden. Stück für Stück werden wir immer mehr ein Teil vom Team und der Familie ATIYCUY. Nach den ersten Wochen der Eingewöhnungsphase wurden wir unseren Projekten zugeteilt. Josua und Lara, zwei meiner Mitfreiwilligen, werden dem Kinderpatenprogramm ANNA und dem Kulturerhaltungsprogramm REYA zugeteilt, während ich neues Mitglied im Umwelterziehungsprogramm EDA werde.

Das Programm EDA

EDA kümmert sich vor allem darum, Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Villa Rica, den Centros Poblados und den Comunidades einiges zu verschiedenen Themen, welche die Umwelt betreffen, beizubringen. Beispielsweise werden verschiedene Workshops zu Themen wie Nachhaltigkeit, Kohlenstoffkreislauf, Rechte bei Verkauf von Holz und anderen Ressourcen, Ökosystemdienstleistungen, der Weg des Wassers und vieles mehr durchgenommen.
Alle Abläufe und Aufgaben des Programms auf Spanisch erklärt zu bekommen ist zu diesem Zeitpunkt zwar immer noch nicht ganz einfach, aber mit Nachfragen und selbstständigem Kombinieren kann ich doch einiges verstehen und von Anfang an viele Aufgaben und Verantwortung übernehmen. Ich versuche mich im Team einzubringen und meinen Koordinator Beder und Julio, seine Assistenten, bei ihrer Arbeit bestmöglich zu unterstützen. Von der Vorbereitung des Materials für die Workshops, über administrative Aufgaben im Büro, der Planung von Kostenvoranschlägen bis zur Dokumentation von Workshops bin ich für jede Arbeit, die anfällt, zur Stelle und darf meine eigenen Ideen und Vorstellungen stets in unsere Arbeit einfließen lassen.
Die ersten Ausflüge in die Comunidades stehen auch schon früh an. Tief im Regenwald darf ich auf Yanesha Dörfer treffen, mit welchen wir zusammenarbeiten, darf ihre Kultur näher kennenlernen, erfahren, wie sie vom Wald leben und wie der Wald sie mit allem versorgt, was sie für ihr Leben benötigen. Ich fühle mich ein weiteres Mal mit offenen Armen in Empfang genommen, bin fasziniert von der Lebensweise der Yanesha und denke viel über mein eigenes Leben nach.
Die Tage und Wochen und Monate streichen ins Land und ziehen nur so an mir vorbei. Ich finde mich wieder, wie ich durch die befahrenen Straßen Villa Ricas spaziere und den Trubel um mich herum genieße. Der Verkehr, ein einziges Chaos, lautes Hupen übertönt die Motorgeräusche. Ich treffe auf bekannte Gesichter, grüße im Vorbeigehen und fühle mich wohl in den mittlerweile so bekannten Straßen und Gassen. Ich lerne, mir durch einen Spaziergang oder eine Laufeinheit einen Ausgleich zu dem sonst so stressigen Arbeitsalltag zu schaffen, etwas abzuschalten und mich von den Geräuschen, vom Trubel um mich herum und von dem, was ich ganz tief in mir fühle und empfinde, tragen zu lassen.