Um Euch eine grobe Idee zu geben, wo ich hier eigentlich bin, möchte ich Euch als erstes
meine etwas besondere Wohnsituation erklären. Meine Cabina (kleine Wohnung mit eigener
Küche und Bad) befindet sich zwischen den Häusern meiner Gastfamilie und deren Pulpería
(Dorfkiosk) im Dorf Playa Bandera. Dieses liegt direkt an der Pazifikküste Costa Ricas,
gesäumt von Palmenplantagen und nur fünf Minuten vom Meer entfernt.

Es ist ein sehr ruhiger Ort mit einer tollen Dorfgemeinschaft. Jede*r kennt jede*n und dadurch,
dass die Pulpería wie ein Dorfmittelpunkt genutzt wird, konnte ich schnell viele neue Menschen kennenlernen.
Es ist ein tolles Gefühl, wenn man von Leuten auf der Straße erkannt und gegrüßt wird,
oftmals mit den typischen costa-ricanischen Worten “Pura Vida”.

Nun aber zu dem wohl wichtigsten Part meines Alltags hier: die Projektarbeit. Ich habe eine
buntgemischte Woche mit vielen verschiedenen Aufgaben. Vormittags arbeite ich in der
lokalen Grundschule, die praktischerweise nur zwei Häuser von meinem Zuhause entfernt
ist. Ich unterstütze dort die Lehrerin der ersten und zweiten Klasse (diese werden
zusammen unterrichtet, weil das Dorf so klein ist), das heißt ich assistiere den Kindern beim
Ausschneiden, Einkleben und anderen Dingen, um die Lehrerin zu entlasten. Außerdem
helfe ich einem Jungen mit Autismus bei seinen Matheaufgaben. Zum Mittagessen bin ich
dann wieder zurück in der Pulpería.

„Vortrag über Deutschland zum Día de las Culturas in der Grundschule“

Nachmittags arbeite ich zweimal die Woche in einem Nachmittagsprojekt (UNO+ La Loma),
das so ziemlich genau das Gegenteil von der Grundschule darstellt.
Ich muss sehr viel Selbstinitiative zeigen, in Form von Bastel- und Spielideen,
sowie der Auswahl der Themen, werde jedoch von einer Mutter der Kinder unterstützt.
Die Kinder dort sind eine wilde Truppe, weil sie direkt aus der Schule zum Projekt kommen
und dementsprechend viel Energie haben. Es wird nie langweilig mit ihnen;)

„Basteln mit den Kids in La Loma – Planta de Metas“

Die zwei anderen Nachmittage gebe ich Englischunterricht für Erwachsene hier im Dorf.
Zuerst war ich etwas überfordert mit der Idee und unsicher, ob ich damit nicht genau die
Kritik bestätige, bei der unqualifizierte junge Menschen aus dem Globalen Norden einen Job
im Globalen Süden übernehmen und damit mehr Schaden als Gutes anrichten. Jedoch
konnte ich für mich persönlich, in meinem spezifischen Szenario entscheiden, dass ich zwar
definitiv unqualifiziert bin, aber ich auf große Bestätigung und Motivation der
Dorfbewohner*innen gestoßen bin, als meine Chefin die Idee vorgeschlagen hat. Die
meisten Erwachsenen hier wollen unbedingt Englisch lernen, weil hier sehr viele Gringos
(Menschen aus den USA) leben, die selbst kein Spanisch können und die Ticos/Ticas
(Costa-Ricaner*innen) davon genervt sind, dass sie sich nicht mit ihnen verständigen
können. Ich werde definitiv mein Bestes geben, um ihnen so viel Englisch wie möglich
beizubringen und damit einen positiven Beitrag zu leisten. Natürlich muss ich mich aber
auch noch selbst in die Rolle als “Lehrerin” reinfinden (und es ist übrigens gar nicht so leicht
Englisch mit einer dritten, nicht Muttersprache, zu verbinden 😉

Costa Rica ist ein unglaublich tolles Land mit atemberaubender Natur. Viel wichtiger ist mir
aber zu betonen, was für offene und einladende Menschen hier Zuhause sind, die einem
ihre Kultur zeigen wollen, mit all ihren bunten Facetten. Wie in jedem anderen Land, gibt es
auch hier Probleme wie Kriminalität, Drogenhandel, Schwierigkeiten in der Politik etc.
Jedoch habe ich nicht das Wissen und Verständnis, diese Themen zu beurteilen und zu bewerten.
Ich kann nur von meinen persönlichen Erfahrungen sprechen. Bitte behaltet dies
im Hinterkopf.

Sonnige Grüße aus dem sehr warmen Costa Rica!

Willst du auch einen Freiwilligendienst machen? Bewirb dich hier!

Ankommen, Veränderungen, Erkenntnisse und Zusammenhalt

Ein neues Zuhause…

Hier in Bandera lebe ich wahrhaftig auf einem traumhaften Fleckchen Erde. Ich habe meine Gastfamilie unglaublich schnell ins Herz geschlossen und auch mit meiner Mentorin stehe ich immer wieder in Kontakt. Da die Pulpería, hinter welcher sich meine „cabina“ befindet, überaus gut besucht ist, habe ich zudem rasch neue Menschen kennengelernt und knüpfe immer wieder weitere Kontakte. Sei es durch gemeinsames Kochen oder die abendliche Runde „Halli Galli“. Mit der Zeit kann ich immer längere Gespräche führen oder aber mich auch einfach mit den anderen über die Neuigkeiten im Dorf austauschen.
Ich fühle mich wirklich wohl in meinem neuen Zuhause.

Aufgeschlossenheit und Rhythmen im Projekt…

Auch bezüglich der Arbeit mit den Kindern im Projekt UNO+ schien die anfängliche Eingewöhnungsphase schon bald in einen eigenen (wenn auch nicht zwingend konstanten) Rhythmus überzugehen. Die Kinder wurden offener und direkter und bei vielen legte sich die anfängliche Schüchternheit uns gegenüber recht schnell. Einmal wurde ich mit einem selbstgebastelten Brief samt lieber Nachricht überrascht und immer häufiger stellten mir die Kinder auch Fragen über mein Leben:
Wie ist es so in Deutschland?
Gibt es bei euch eigentlich Schnee?
Welche Hobbys hast du?

Erneut wurde mir vor Augen geführt, welche Vorbildfunktion wir Freiwilligen bereits nur durch unsere Anwesenheit in den Projekten haben und wie wichtig es ist, diese auch bewusst wahrzunehmen.
Durch die verschiedenen Workshops und Projekt-Bausteine gestaltete sich keine Woche wie die vorherige und wir drangen thematisch in die unterschiedlichsten Bereiche vor. Ich fand es beispielsweise sehr spannend zu erkennen, in wie vielen Kindern wahres musikalisches Talent schlummert und als sie sich beim Erlernen und Einstudieren einer Body-Percussion-Choreo, (bei welcher die Kinder ihren eigenen Körper als Instrument nutzen) einmal gegenseitig halfen und die Bewegungen erklärten, war ich wirklich überrascht, wie sehr diese Aufgabe das Verhalten der Kinder beeinflusste. Viele eher stillere und ruhige Charaktere erwiesen sich als wahre Erklärungsmeister:innen und selbst überaus aktive Kinder entwickelten eine bisher eher unbekannte Form von Geduld und Hingabe.

Zusammenhalt im Dorf…

Meine Arbeit im Projekt UNO+ und mein Engagement im Dorf gehen immer wieder Hand in Hand und so bemerkte ich schon früh den außerordentlichen Zusammenhalt, der dieses Dorf verbindet.

So findet beispielsweise bereits seit ein paar Jahren eine dorfeigene Weihnachtsfeier statt, welche von den Bürger:innen initiiert wurde, um jedem Kind in Bandera ein unbeschwertes Weihnachtsfest und ein, alles andere als selbstverständliches Geschenk, zu ermöglichen. Während diese im letzten Jahr aufgrund der Pandemie in Form eines Umzugs zu den Kindern nach Hause gebracht worden waren, fand während meiner Zeit hier in Costa Rica erneut ein Programm in der Grundschule statt. Alle 80 Kinder des Dorfes im Grundschulalter, also von der ersten bis zur sechsten Klasse, waren dazu eingeladen.
Schon Tage zuvor wurden kartonweise Päckchen in die Pulpería geliefert und auch die Einkaufsliste für das Event wurde immer länger. Gemeinsam befüllten wir Weihnachtstütchen mit einem Apfel, Trauben und einem kleinen Durstlöscher, verpackten Spielsachen um Spielsachen, bliesen einen Luftballon nach dem anderen auf und dekorierten fleißig mit oder bestuhlten den Schulhof. Bei der Feierlichkeit selbst unterstützte ich ebenfalls, wo auch immer Hilfe gebraucht wurde.
Die Kinder bekamen Besuch von Santa und seinen Weihnachtswichteln, wurden mit einem Programm durch den Nachmittag geführt und am Abend gab es verschiedene Aufführungen. Die Tanz-AG der Schule präsentierte einige Stücke, eine Band spielte und auch mit UNO+ hatten wir zwei musikalische Beiträge, welche die Projekt-Kinder in Bandera die Wochen zuvor einstudiert hatten.

 

Pura Vida im Hühnerstall

Fast drei Monate bin ich nun schon in Costa Rica und wohl oder übel werde ich jetzt das Surfen unterbrechen müssen, um diesen Blogartikel zu schreiben.

Kurz zur Erklärung

Ich bin Freiwilliger für UNO+, ein Kinderprojekt der Pura Vida Church in Esterillos Oeste. Da die Kinder  aber am Vormittag in die Schule gehen müssen, ist meine Arbeit dort auf den Nachmittag beschränkt. Damit mir aber nicht langweilig wird, helfe ich vormittags auf einer Finca aus. Hier füttere ich die Hühner, kehre, lege den Gemüsegarten an und wenn ich Pech habe, muss ich auch mal den Stall ausmisten.

Doch zurück zu UNO+

Die Arbeit ist sehr breitgefächert. Ich gebe Englischkurse am Montag und Donnerstag, Kunstkurse am Freitag, Bibelstunden werden einmal die Woche durchgeführt und sehr viel Sport getrieben.
Boxen, Basketball, Skaten und Fußball. Bei der hohen Luftfeuchtigkeit und Temperatur kann es dann auch schon mal sein, dass man nach zwei Stunden nur noch schweißgebadet auf dem Fußballplatz liegt und gezwungen ist, drei verschiedene T-Shirts am Tag durchzuschwitzen. Inzwischen habe ich mich jedoch schon so an die Luftfeuchtigkeit gewöhnt, dass ich zumindest beim Fahrradfahren trocken bleibe.

Ein neues Hobby

Wenn ich mal nicht arbeite oder das Pura Vida genieße, bin ich am Surfen. Es ist zwar ein bisschen bitter, wenn ein 12-jähriger 500mal besser ist als ich, Spaß macht es mir aber trotzdem. Ein bisschen Zeit zur Verbesserung habe ich ja noch. Meistens gehe ich zusammen mit meinen Gastbrüdern surfen oder treffe Locals, also Einheimische im Line Up. So muss ich zumindest nicht alleine die Krokodile bekämpfen.

Der Start in mein weltwärts-Abenteuer

Jetzt geht es endlich los

Der langersehnte Abreisetag, der 26. August, kam dann doch schneller als gedacht. Schon saß ich mit meiner ganzen Familie und gepackten Koffern im Auto auf dem Weg zum Flughafen. Jetzt startete mein Abenteuer also wirklich, dachte ich, mein weltwärts-Freiwilligendienst. Das Jahr, auf das ich mich während des ganzen letzten Jahres vorbereitet hatte, das aber doch immer noch so weit weg gewesen war. Plötzlich war doch die Zeit gekommen, um Abschied zu nehmen. Es ist ein komisches Gefühl, wenn man weiß, dass man sich für so eine lange Zeit nicht mehr sehen wird. Die Vorfreude war plötzlich verschwunden und ich spürte nur noch die Nervosität und Angst vor dem, was kommen wird. Es gab so viel Ungewissheit darüber, wie das nächste Jahr aussehen wird.

Ich komme in meinem neuen Zuhause an

Nachdem ich die ersten zwei Wochen in Costa Rica noch mit einigen anderen Freiwilligen gemeinsam beim Sprachkurs verbracht hatte, ging es für uns alle zu unseren Projektstandorten. Es war schön, die ersten Tage in einer großen Gruppe zu verbringen, um die ersten Erfahrungen hier gemeinsam zu machen. Schließlich ging es danach so richtig los mit unserem Freiwilligendienst.
Samstagabends machten wir, meine Mitfreiwillige Alisa und ich, uns auf den Weg nach Bandera, einem kleinen Dorf an der Pazifikküste, wo wir das Jahr über wohnen und unseren Dienst leisten. Gespannt saß ich im Auto und dachte während spannender Gespräche mit einem „VISIONEERS“ – Mitarbeiter darüber nach, wie wohl mein Leben im nächsten Jahr aussehen würde.
Wie schnell werden wir Anschluss finden und neue Leute kennenlernen? Werde ich mich bei der Arbeit mit den Kindern wohlfühlen? Habe ich dafür wirklich genug Selbstvertrauen? Wie wird meine Freizeit aussehen? Werde ich Surfen lernen? Habe ich die Chance dazu, ab und zu Tennis zu spielen, den Sport, den ich sicherlich sehr vermissen werde?
Fragen über Fragen, deren Antworten ich wohl erst im Verlauf der nächsten Monate finden werde.
Auch wenn ich noch nicht genau wusste, was mich erwarten wird, freute ich mich wirklich darauf, jetzt so richtig ankommen zu können. Ich war schon ganz gespannt auf das kleine Häuschen, in dem Alisa und ich für das nächste Jahr zusammen in einer WG wohnen werden.
Als wir im Dunkeln über den Schotterweg gebrettert sind, wo ein Schlagloch dem nächsten folgte, konnte ich mir schon mehr darunter vorstellen, was es bedeutet, in einem kleinen Dorf ohne Busanbindung zu wohnen. Als wir endlich angekommen waren, hievten wir unsere Koffer und Rücksäcke aus dem Auto und wurden herzlich von unserer Nachbarin empfangen.
Man sieht hier sehr viele einfache Wellblechhütten, die ein Zuhause für viele Familien hier sind. Deswegen wollten wir beide nicht zu viel erwarten und waren wirklich positiv von unserem kleinen Häuschen hier überrascht. Ich habe hier zwar kein eigenes Zimmer und das Haus ist sehr einfach, trotzdem fühle ich mich hier sehr wohl.
Wir wohnen direkt hinter der Pulpería – dem Dorfladen Banderas. Die Familie, welche die Pulpería betreibt, ist für uns wie eine Gastfamilie geworden. Gleich an unseren ersten Tagen wurden wir zum Essen eingeladen und von allen herzlich begrüßt. Hier, am großen Tisch und in der offenen Küche der Nachbarsfamilie, wo wir auch sehr viel Zeit verbringen, kommt das ganze Dorf zusammen. Sogar jetzt gerade, während ich diesen Blogartikel schreibe, sitze ich hier am Tisch und höre dem Regen zu, wie er auf das Wellblechdach prasselt.

Das ist das Projekt UNO+

UNO+ ist ein Bildungsprojekt mit dem Ziel einer ganzheitlichen Förderung der Kinder, um ihnen eine gute Schullaufbahn und somit einen guten Start in ihr späteres Leben zu ermöglichen. An insgesamt fünf verschiedenen Standorten werden benachteiligte Kinder zwischen 7 und 12 Jahren betreut. Ich arbeite zusammen mit meiner Mitfreiwilligen in den Orten Bandera, La Loma und Parrita. Hier betreuen wir am Nachmittag die Kinder, nachdem sie aus der Schule kommen.
Unser erster Arbeitstag bei UNO+ startete in einem kleinen Chaos. Da die Absprache etwas schiefgelaufen war, sollten wir gleich an unserem ersten Tag ca. 20 herumtobende Kinder beschäftigen, ohne etwas mitgebracht oder vorbereitet zu haben. Mit etwas Improvisation und Kreativität ist uns dies aber auch ganz gut gelungen.

Für Bildung und Persönlichkeitsentwicklung – Mein Engagement als Freiwillige in Costa Rica

Flughafen San José, Freitag, 26. August, 16 Uhr

Draußen regnet es. Die Luft ist schwül. Überall herrscht reges Treiben – Erschöpfung, Aufregung, Freude. Was erwartet uns? Wie wird das kommende Jahr wohl werden? Werden wir uns gut verständigen können? – Das waren meine ersten Wahrnehmungen und Fragen bei meiner Ankunft in Costa Rica, nachdem ich 13 Stunden hierher geflogen bin.

Mittlerweile sind bereits über acht Wochen vergangen und ich habe schon so einiges erlebt:

Umgeben von Gastfreundlichkeit, Palmen und Schildkröten

Vollgepackt rannten wir alle unter Zeitdruck die steinige Straße entlang und huschten in das Busbahnhofsgebäude. Einige von uns stiegen in einen Bus, der kurz darauf schon abfuhr. Da saßen wir Übrigen nun. In etwa einer Stunde sollten wir abgeholt werden.

Zwei Wochen zuvor

Wir Freiwilligen fuhren zu unserem Sprachkurs auf die VISIONEERS-Finca, die in den Bergen liegt. Damals schon hatte sich unsere ursprüngliche Gruppe an Freiwilligen, in der wir angereist waren, verkleinert gehabt. Nun war sie ein weiteres Mal geschrumpft. Wir saßen nur noch zu viert im Auto und bewegten uns immer weiter in Richtung Pazifikküste. Diese Fahrt zu unserem neuen Zuhause fühlte sich anders an. Als wir zum Abendessen einen kleinen Zwischenstopp einlegten und aus dem Auto stiegen, wurde plötzlich alles so greifbar und nah. Ich erinnere mich daran, dass es, trotz der späten Abendstunde noch warm und schwül war.
Jetzt geht es so richtig los, dachte ich. Ich spürte das ganz deutlich.

Ankunft

Als wir etwas später auf einem Schotterweg den Schildern mit der Aufschrift „Playa Bandera“ folgten und vor einem Gittertor in der Dunkelheit zum Stehen kamen, waren meine WG-Mitbewohnerin und ich beide ziemlich gespannt und auch etwas nervös. Eine lächelnde Frau schob zwei bellende Hunde zur Seite und wir wurden freudig hineingelassen.

Unsere WG befindet sich bei der Pulpería, die eine Mischung aus einem Hofladen und einem Kiosk ist, welche mehr oder weniger auch als Dorftreffpunkt fungiert. Unsere neue Familie ist unglaublich herzlich und liebenswert.

Gleich am nächsten Morgen wurden wir mit einem Willkommens-Frühstück als Teil der Familie begrüßt und auch in den Tagen darauf immer wieder zum Essen eingeladen. So durften wir uns mit klassischen und auch traditionellen Gerichten verwöhnen lassen und lernten uns gegenseitig, trotz kleiner Sprachbarrieren, bei tollen Gesprächen etwas besser kennen.

Erste Erlebnisse

Gleich an unserem zweiten Abend bekamen wir die Chance dazu, etwas wirklich Beeindruckendes mitzuerleben. Während des gemeinsamen Abendessens wurden wir über die Sichtung einer Meeresschildkröte informiert. Sofort machten wir uns auf den Weg zum Strand und konnten diese bei der Eiablage beobachten. Der Schutz der Meeresschildkröten stellt in Costa Rica ein großes Thema dar, da die Zahl dieser weltweit stark zurückgeht. Um die Eier vor Wilderern zu schützen, werden diese eingesammelt und in eine Art „Brutstation“ gebracht. Genau dabei durften wir in dieser Nacht behilflich sein. Wir sammelten die 130 tischtennisballgroßen, weichschaligen Eier der Schildkröte ein und brachten sie in Sicherheit. Schon am nächsten Tag leisteten wir Unterstützung dabei, kleine, frisch geschlüpfte Baby-Schildkröten eines anderen Muttertieres ins Meer zu entlassen – eine unvergessliche Erfahrung!
Die ersten Tage in Bandera nutzten wir nicht nur um uns einzurichten und erste Kontakte zu knüpfen, sondern auch um den Strand und die Umgebung zu erkunden. Zwischen Palmen und Sand genossen wir die Wellen, schlenderten durchs warme Wasser und fuhren mit dem Fahrrad in die Kleinstadt um einzukaufen, da wir hier grundsätzlich selbst fürs Kochen zuständig sind. Zusätzlich wurde es zu unserer festen Gewohnheit, immer wieder die Wolken am Himmel zu beobachten, damit wir nicht plötzlich vom Regen überrascht werden, was ganz typisch für die Regenzeit in Costa Rica ist, die etwa von Mai bis Oktober andauert.

Ein zweites Zuhause

Vor ungefähr zwei Wochen bin ich noch in Costa Rica mit einem Surfbrett unterm Arm zum Strand geradelt, habe den Leuten aus dem Dorf zugewunken und später einen riesigen Berg Ananas, Mamones und Mango gefrühstückt. Ich habe mich ein letztes Mal von unserem Lieblingsnachbarn verabschiedet und bin dann mit dem Bus, der sich um zwei Stunden verspätet hatte, in Richtung Flughafen gefahren.

Jetzt, etwa 30 Stunden später, stehe ich vor unserer Haustür in Deutschland. Das Erste, das ich frage als ich die Wohnung betrete ist, ob es hier schon immer so groß und sauber gewesen ist und ob die Wände auch früher so weiß gewesen sind. Denn in dem Dorf, in dem ich das letzte Jahr gelebt habe, gab es vor allem Wände in dunklen oder kräftig bunten Farben, dunkle Fliesen und sehr viel Sand und Staub, der direkt nach dem Putzen wieder seinen Weg ins Haus zurückfand. Ich freue mich darüber, meine Eltern wiederzusehen und über die weiche dicke Bettdecke, dank welcher ich bald nach meiner Ankunft einschlafen kann und dank meines Jetlags auch erst am nächsten Nachmittag wieder aufwache.

Ein erster Blick aus dem Fenster sagt mir, dass ich wieder in Deutschland bin. Die nahe beieinanderstehenden Häuser mit mindestens zwei Stockwerken, die hohen Hecken, die die Gärten abschirmen und nur die Fahrräder und eine Klingel von dem Haus preisgeben, sagen mir, dass ich Costa Rica hinter mir gelassen habe. Unser Häuschen dort hätte in manch eines dieser Häuser vielleicht vier- oder fünfmal hineingepasst. Kein Wunder, dass bei dieser Anonymität nicht jeder aus dem Haus heraus grüßt, wenn man durch die Nachbarschaft läuft. Das Nächste, das mich beschäftigt, sind die Knöpfe und Einstellungen der Kaffeemaschine. Warum ist es hier nur so kompliziert, wenn in Costa Rica der Beweis dafür steht, dass es auch einfacher geht? Aber für den guten Espresso lohnt es sich dann doch.
Das nächste Unverständnis wartet dann bei dm auf mich. Die Auswahl an Shampoos, die sich über ein ganzes Regal erstrecken, ist einfach zu viel für mich. Ein Phänomen, das mir einen Tag später in der Stadt nochmal begegnet. Hunderte Marktstände mit dem gleichen Gemüse zu ähnlichen Preisen. Hunderte Läden mit wiederum tausenden von Kleidern derselben Marken und in fünfzigfacher Ausführung. Dabei gibt es nicht einmal so viele Menschen für all diese Produkte. Manchmal dachte ich in Costa Rica, es wäre leichter, bestimmte Dinge in Deutschland in der Innenstadt zu finden. Denn das große Angebot ermöglicht es einem, nahezu alles zu kaufen, was man gerade braucht. Aber zurück in Deutschland vermisse ich die kleinen Läden, in denen ich alles finden konnte, was ich brauchte. Oder den einen Gemüsestand, bei dem wir immer alles Notwendige bekommen haben. Warum also setzen wir nicht auf weniger Läden und Produkte, die aber eine bessere Qualität haben und nachhaltiger sind?

Wenn ich früher an Meeresschildkröten gedacht habe, habe ich automatisch auch an bunte Korallenriffe, Fische und türkies-blaues Wasser gedacht. In den letzten Jahren wurde meine Vorstellung davon jedoch leider getrübt. Durch das Plastik in den Meeren, die Jagd auf das Fleisch, die Panzer oder die Eier der Schildkröten und die riesigen Fischernetzte in die die Tiere als Beifang geraten, hat sich der Bestand der Meeresschildkröten drastisch verkleinert. Sodass nun alle sieben Arten vom Aussterben bedroht sind.

In Playa Bandera, unserem kleinen costa-ricanischen Dorf, haben sich einige Freiwillige gefunden, die helfen möchten, den Bestand der Schildkröten wieder zu vergrößern. Dabei geht es hier vor allem um die heimische „Tortuga Lora“, die auf Deutsch leider den unschönen Namen „Bastardschildkröte“ trägt. Auch wir beide, Julina und ich, durften schon einige Male bei verschiedenen Aktionen, wie Eier einsammeln oder Babys aussetzen dabei sein.

Zum Eierlegen kommen die Schildkröten Weibchen in der Dunkelheit an den Strand zurück, an dem sie selbst geschlüpft sind. Sie buddeln mit ihren flossenförmigen Beinen ein Loch in den Sand und legen dann zwischen 40 und 130 Eier ab, die sie im Normalfall danach wieder mit Sand bedecken. Die Aufgabe der Freiwilligen ist es, entweder die golfball-großen Eiern direkt beim Legen zu sammeln und sie sozusagen unter der Schildkröte aus dem Sand zu nehmen oder im Nachhinein anhand der Spuren im Sand zu erkennen, wo sich ein Nest befindet und die Eier dann auszugraben. Die Eier werden dann, geschützt vor Mensch und Tier, in einem Käfig wieder vergraben und nach ca. 60 Tagen schlüpfen die ersten Babys. Diese werden dann am Strand wieder ausgesetzt. Die letzten Meter ins Meer müssen sie allerdings selbst laufen, damit sie später „ihren“ Strand wiederfinden können. Das Aussetzten der jungen Schildkröten wird oft zu einer großen Aktion mit vielen Zuschauern, einerseits um das Bewusstsein der Bevölkerung für den Schutz der Meere und Tiere zu schärfen und andererseits natürlich, weil es sehr süß anzusehen ist, wie die Babys auf mehr oder weniger direktem Weg ins Wasser laufen. Wenn sie dort angekommen sind, ist die Arbeit der Freiwilligen erstmal abgeschlossen, wie viele der Schildkröten allerdings überleben werden und vielleicht sogar zum Eierlegen zurückkehren bleibt ungewiss.

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„weltwärts“ ist eine Initiative des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und unterstützt das Interesse von Jugendlichen an freiwilligem Engagement in Entwicklungsländern. Der Großteil der Kosten für das Freiwilligenjahr wird durch den Zuschuss vom BMZ übernommen. Es bleibt jedoch ein Viertel der Gesamtkosten übrig: 3.000 € müssen über VISIONEERS und jedem Freiwilligen selbst gesammelt werden. VISIONEERS ist als unabhängiger und gemeinnütziger Verein auf private Spenden angewiesen, um ein umfangreiches und zukunftsfähiges weltwärts-Programm zu ermöglichen.

Helft mir und VISIONEERS, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Bitte unterstützt uns mit einer monatlichen oder einmaligen Spende.

VISIONEERS gGmbH

Berliner Sparkasse

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BIC: BELADEBEXXX

Betreff: Name + Adresse des Spenders + Freiwilligen

Wir freuen uns jederzeit über Spenden.

Regenbogen, Herzen, Melonen, Wellen und viele weitere kleine Zeichnungen verzieren die kleine Bibliothek von Bandera. In den letzten Wochen haben wir mit den Kindern aus unserem Projekt UNO+ einen alten Kühlschrank bemalt, der nun zu einem Bücherregal umfunktioniert wird. Die Idee kam uns im Dezember. Bei der Arbeit und im Alltag ist uns immer wieder aufgefallen, dass die Kinder nicht lesen. Viele Kinder aus dem Projekt kennen kein einziges Buch. Die Kinder verbringen hier lieber viel Zeit beim Spielen draußen am Strand, oder vor dem Fernseher und Handy. Unser Gedanke jedoch war, dass man durch Bücher so viel lernt. Lesen entfaltet die Kreativität und Fantasie, und man kann durch lesen sein Wissen über die Welt und die Wissenschaft erweitern. Also kam uns die Idee eine kleine Bibliothek zu basteln – konkret einen Bücherschrank mit neuen Büchern zum ausleihen und austauschen. Mithilfe von Spenden konnten wir bereits 30 Kinder- und Jugendbücher kaufen.

Damit die Bücher vor Regen geschützt sind, war unser erster Gedanke ein Kühlschrank zu einem Regal umzubauen. Wir haben also einen Zettel mit einer Suchanzeige ausgehangen, und schon am gleichen Tag meldete sich jemand, der einen alten Kühlschrank zu verschenken hat. Mit unserer ganzen Nachbarsfamilie holten wir den alten Kühlschrank gemeinsam ab. Zusammen mit den Kindern von UNO+ bemalten und verschönerten wir den alten Kühlschrank. Als nächstes unternahmen wir einen Ausflug zur Flussmündung, „La boca“, um ein paar Bretter als Regalbretter für den Kühlschrank zu sammeln. Diese werden wir noch zurrechtsägen und fertig ist das neue Bücherregal, das wir am Sportplatz von Bandera aufstellen werden. Außerdem werden wir uns noch ein Konzept überlegen, damit die ausgeliehenen Bücher ihren Weg wieder zurück in den Bücherschrank finden. Unser Wunsch ist es, dass die Kindern und Erwachsenen in Bandera an den Büchern lange Freude haben werden.

Gerade noch rechtzeitig haben wir an der Reißleine gezogen. Fast hätten wir die Feuerwehr Parrita, bei der wir aus dem Bus aussteigen sollten, übersehen. Um zu unserem neuen Zuhause zu gelangen, ist schon fast ein Auto oder Fahrrad nötig. 4 Kilometer geht es über Schotterwege durch die Palmenplantagen bis zu einer von ein paar Häusern gesäumten Straße die Richtung Meer führt. Dort steht das kleine rosarote Häuschen versteckt hinter der Pulperia von Bandera. Das war für Johanna und mich erstmal ein Schock raus aus der 10er WG beim Sprachkurs in Jaco und dem Trubel aus Turrialba, mitten auf´s Land in ein Dorf, das aus vielleicht höchstens 20 Häusern besteht, von denen bestimmt die Hälfte zum Verkauf steht. Glücklicherweise wohnen wir direkt am Hotspot des Dorfes. Hier in der Pulpería wird der ganze Dorfklatsch ausgetauscht und wir konnten schon die ersten Kontakte knüpfen. Unsere Nachbarsfamilie, die den Dorf Kiosk betreibt, ist für uns schon so etwas wie eine Gastfamilie geworden.

Beim Aufräumen am Strand mit der Dorfgemeinschaft

Die ersten Tage hatten wir frei, um uns etwas einzuleben. Am Anfang waren wir hauptsächlich damit beschäftigt unsere Wohnung mit Strandgut, Pflänzchen und einem selbstkonstruierten Sofa etwas aufzuhübschen, erstmal gründlich zu reinigen und nach Fahrrädern Ausschau zu halten, die den 40 minutigen Weg bis zur Bushaltestelle und zum Supermarkt etwas erleichtern sollten. Zwischendurch haben wir natürlich auch viel Zeit am Strand verbracht, der von unserer Wohnung aus in 10 Minuten zu erreichen ist. Ein ewig langer menschenleerer schwarzer Sandstrand gesäumt von Palmen und verschiedenen Sitzmöglichkeiten unter den Palmblättern. Die ersten Tage waren wir schon damit beschäftigt, dass Volleyballnetzt zu flicken mit der Hoffnung ein paar Kontakte zu Gleichaltrigen durchs Beachen zu bekommen. Sonntags wirkt der Strand wie verwandelt, mit all den Menschen, die aus der Umgebung fürs Familienpicknick an die Strände kommen. Außer der Pulpería gibt es dann noch die Strandbar, die aber abgesehen von uns beiden, auch nur am Wochenende Besuch bekommt.

So einsam, wie es klingt, ist das Dorfleben aber eigentlich gar nicht, im Gegensatz zu größeren und touristischen Städten wie Jacó oder San José kommt man hier sehr schnell mit den Einheimischen in Kontakt und ist innerhalb von ein, zwei Tagen schon im ganzen Dorf bekannt. Unsere Nachbarsfamilie hat uns auch schon öfters mit dem Auto abgeholt oder in die Stadt gefahren. Wir durften Schildkrötenbabys am Strand aussetzten und nachts die Eier der großen Schildkröten einsammeln. Schon in der zweiten Woche wurden wir zu einer Geburtstagsfeier eingeladen. Durch die Gespräche am Tisch vor der Pulpería lernen wir immer mehr der Bewohner von Bandera kennen, können gut unser Spanisch üben und das Pura Vida leben.

Pura Vida war in den ersten Tagen auch das Motto bei unserer Arbeit. Am Montag sollten wir eigentlich bei UNO+ beginnen, letzten Endes war aber der Donnerstag erst unser erster richtiger Arbeitstag. Beim Kaffeetrinken hat Doña Gaby, unsere Chefin, erst einmal unseren Arbeitsplan entworfen. Wir arbeiten an drei verschiedenen Standorten. Montags und Dienstag sind wir mit den Kindern alleine in Bandera, mittwochs arbeiten wir in Reformadores, Parrita und donnerstags in La Loma. Unsere Aufgabe ist es, den Kindern etwas Englisch Nachhilfe zu geben und uns Bastelaufgaben, Spiele und andere Projekte für die 3-stündige Nachmittagsbetreuung zu überlegen. Die Kinder sind zwischen 5- 12 Jahre alt. Zu Beginn ist es noch etwas schwierig, da ein paar noch nicht schreiben können und unser Spanisch auch noch nicht gerade das Beste ist.

Die Gruppen in den verschiedenen Orten sind unterschiedlich groß: In Bandera kamen bisher immer nur 5-7 Kinder, die nach und nach eingetrudelt sind, was die Planung am Anfang etwas erschwert hat, in La Loma und Reformadores dagegen betreuen wir eine Gruppe von ca. 20 Kindern. Die Arbeitszeit im Projekt ist recht kurz. Dadurch, dass wir aber z. B. in Bandera ganz auf uns alleine gestellt sind und auch in La Loma das ganze Programm planen und vorbereiten, sind wir doch sehr gut beschäftigt und haben bei der Gestaltung vom Projekt viele Freiheiten. Freitags und an ein paar Vormittagen unter der Woche räumen wir den Strand auf und bemalen die Palmen. Samstags werden wir immer wieder Aktivitäten mit den Kindern aus Reformadores mitgestalten. In Bandera arbeiten wir direkt am Strand, nach la Loma kommt man gut mit dem Bus, bisher wurden wir aber meistens sogar von Gabby hingefahren und Reformadores versuchen wir jetzt mit unseren neugekauften gebrauchten Fahrrädern zu erreichen.

An den Wochenenden haben wir bisher schon ein bisschen die Umgebung erkundet. Parrita, der nächstgelegene Ort an der Hauptstraße hat nichts besonders Schönes zu bieten, aber dafür einige Geschäfte und ein paar Obst- und Gemüsestände. Für kleine Tagesausflüge ist man aber in einer Stunde mit dem Bus in den touristischeren Städten Jacó oder Quepos. Von Quepos gelangt man in 40 Minuten zum National Park Manuel Antonio, wo man Faultiere, Affen, Agutis und wunderschöne Strände besichtigen kann. Man zahlt trotz Visa Dokumenten den gleichen Eintritt wie die Touristen, für die Tierwelt und den Regenwald lohnt es sich aber auf jeden Fall. Weitere schöne Ziele in der Umgebung, die man mit dem Bus erreichen kann, sind z.B. Dominical und die Cataratas Nauyaca. Letztes Wochenende haben wir uns ein Zelt im Maxi Pali gekauft und sind spontan für einen Wochenendtrip in das kleine Hippie-Dörfchen Dominical gefahren. Das Strandcampen und der Ausflug zu den Nauyaca Wasserfällen ist definitiv ein Muss.

Stell dir vor du befindest dich an einen Ort abseits der Zivilisation. Die Natur um dich herum ist unberührt, Berge und Täler sind von Bäumen überwachsen. Durch die tiefen Täler schlängeln sich Flüsse welche unendlich erscheinen. Die Hügel werden von der heißen Sonne angestrahlt. Hühner Schweine und sogar Pferde laufen frei herum und scheinen keinen Besitzer zu haben. Im Umfeld kannst du vereinzelt stehende Holz- und Blechhütten erkennen. Auch Menschen gibt es hier, wenige, und sie scheinen dich gar nicht wahrzunehmen. Außerdem sind die Worte, die sie wechseln unverständlich. Sie scheinen ihre Alltagsroutine in und auswendig zu können und dieser zu folgen. Ein Stückchen weiter – auf einem kleinen Hügel – spielen ein paar Kinder mit einem kaputten Ball. Sie lachen und toben doch als du auf sie zugehst, verstummen sie und betrachten dich mit einer Mischung aus Neugierde und Angst. Du versuchst ihnen zu erklären, dass sie sich nicht fürchten müssen aber sie verstehen deine Sprache nicht. So beginnst du, den Ball durch die Luft zu kicken und schon bald trauen sich die ersten Kinder mitzuspielen, Worte sind gar nicht nötig.

Anfang März machte ich mich mit einer kleinen Gruppe aus Deutschen, Amerikanern und Costa Ricanern auf den Weg in den Dschungel, dorthin wo die Cabeckas leben, eine kleine Gruppe Indigener. Roland (ein Amerikaner, den ich in Costa Rica kennen gelernt habe) hatte mich und vier weitere Jugendliche eingeladen ihn zu begleiten. Er war schon mehrmals in diesem abgelegenen Teil Costa Ricas unterwegs gewesen. Denn er hat es sich zur Aufgabe gemacht, mitten im Dschungel ein kleines medizinisches Versorgungszentrum für die indigene Bevölkerung aufzubauen, da das nächste Krankenhaus 2,5 Stunden Fußmarsch und eine anschließende 3 stündige Busfahrt entfernt ist. Schon mehrmals durften Gruppen von Freiwilligen Roland zu den Cabeckas begleitet, meistens aber mehrere Tage oder Wochen um ihm beim Hausbau zu helfen. Dieses mal ging es nur darum, die Lage zu checken und die nächsten Schritte zu planen.

Die Reise begann also mit einer etwa 2,5 stündigen Autofahrt, genug Zeit um den kleinen Trupp – mit dem ich das Wochenende verbringen würde – etwas besser kennen zu lernen. Anschließend stand uns eine genauso lange Wanderung bevor und zwar pausenlos bergab bei praller Sonne. Die Natur um uns herum war atemberaubend doch als uns das erste Wildpferd auf dem schmalen Pfad entgegengerannt kam, versetzte mir das doch einen kleinen Schrecken. Schon fast an unserem Zielort angekommen, mussten wir noch einen Fluss überqueren über welchen die Cabeckas (die indigene Bevölkerung) einen Seilzug gebaut hatten. Uns kam sogar jemand zur Hilfe und brachte uns sicher ans andere Flussufer. Auf dem restlichen Weg tauchten schon vereinzelt Hütten auf, welche zum Großteil aus Holz bestanden, aus manchen qualmte Rauch. Ebenso passierten wir eine kleine Schule welche Roland und weitere Freiwillige im vergangenen Jahr frisch gestrichen hatten. Soweit ich es erkennen konnte, war das bisher das einzige Haus, das überhaupt gestrichen war. Kurze Zeit später kamen wir dann auch in der Hütte an in welcher wir die Nacht verbringen sollten. Unsere Schlafsäcke hatten wir selbst mitgebracht und im inneren (einzigen) Raum befanden sich Schaumstoffmatten, die sich als gemütlicher entpuppten als sie aussahen. Nachdem wir unsere Rucksäcke abgelegt hatten, wollten wir natürlich erst einmal die Umgebung erkunden. Neben unserer gab es noch zwei weitere Häuschen und sogar eine kleine Kirche, womit dieser Platz vermutlich das Zentrum darstellte. Nun dürft ihr euch aber auf keinen Fall eine Kirche vorstellen wie wir sie kennen: groß, steinern mit einem Kirchturm und einer riesigen Uhr. Diese Kirche bestand aus Wellblech und im Inneren befanden sich Bänke und ein Altar aus Holz.

Nachdem wir etwas mit den jüngeren Kindern gespielt hatten, kamen auch ein paar Jugendliche dazu, welche zu unserem Erstaunen auch Spanisch sprachen. Ihre Muttersprache ist Cabecka und erst in der Schule lernen sie Spanisch. Einer der Jugendlichen erzählte uns, dass er in der nächstliegenden Stadt zur Universität geht.

Es war sehr schön etwas über ihre Kultur zu erfahren und ein paar Wörter Cabecka zu lernen. Nach dem Abendessen, das wir mitgebracht hatten und einer kurzen Dusche mit eiskaltem Gebirgswasser fand ein Gottesdienst in der Kirche statt. Obwohl ich wenig verstand von dem was gesprochen wurde war die Atmosphäre sehr schön, da unter anderem gesungen und getanzt wurde. Nach dem Gottesdienst verließen die Erwachsenen die Kirche und auch wir wollten schon gehe, doch mehrere Jugendliche begannen zu Rappen, was sich schnell zu einem Rapbattle entwickelte und uns natürlich zum Bleiben einlud. Nachdem der Abend dann mit etwas Gitarren-Geklimper ausklang, zog es auch uns in die Schlafsäcke.

Am folgenden Tag brachen wir schon früh auf um nicht der Mittagshitze ausgesetzt zu sein. Denn die Strecke, die am Vortag bergab ging, galt es heute steil bergauf zu wandern. Und ja es war wirklich steil. Oben angekommen belohnten wir uns mit einem Eis und gingen anschließend mit unserem kleinen Trupp noch etwas essen. Sowohl unser Trupp von Freiwilligen als auch die indigenen Kinder sind mir in dieser kurzen Zeit sehr ans Herz gewachsen und ich hoffe sie bald alle wieder sehen zu können.