Hi, ich bin Kim und mache meinen Freiwilligendienst in Costa Rica

Sechs Monate sind vergangen, seit ich in Costa Rica angekommen bin, und vieles hat sich verändert. Ich esse mittlerweile Reis zum Frühstück, spreche deutlich besser Spanisch und habe neue Einblicke in eine andere Kultur und Lebensweise gewonnen. Trotz der vielen Veränderungen und neuen Erfahrungen hat sich inzwischen eine gewisse Routine eingestellt.

Ich habe mich gut in meiner Gastfamilie eingelebt und esse jeden Tag gemeinsam mit ihnen große Mengen Reis und Bohnen. Ich habe mich im Fitnessstudio auf der anderen Straßenseite angemeldet und zu meinem Glück sogar ein Dojo gefunden, in dem ich weiterhin zweimal die Woche Shotokan-Karate praktizieren kann. An den Wochenenden reise ich gerne durch Costa Rica, entdecke neue, wunderschöne Orte und treffe auf ein Stück meiner Heimat, wenn ich in den Hostels auf eine Horde deutscher Backpacker treffe.

Was bei mir vielleicht noch nicht vollends eingekehrt ist, ist das Motto „Pura Vida“. Zum vollkommenen Genießen des Lebens, wie es kommt, bin ich, glaube ich, noch zu sehr in der deutschen Regelbesessenheit und Punktgenauigkeit gefesselt. Aber ich habe ja noch genug Zeit, um zu lernen. Aber nicht nur diesen kulturellen Unterschied konnte ich feststellen, sondern auch die ausgeprägte Lebensfreude der Costa-Ricaner*innen, die sich in dreistündigen Festparaden oder 60. Geburtstagen, bei denen auch noch im Alter ausgiebig getanzt und gelacht wird, offenbart.

Genau drei Monate sind seit meiner Ankunft in Costa Rica vergangen und ich kann kaum glauben wie schnell die Zeit vergeht. Gleichzeitig habe ich in dieser kurzen Zeit schon so viel erlebt und einige Ups und Downs durchlebt, sodass meine ganzen Erlebnisse auch eine viel längere Zeitspanne umfassen könnten.

In meinem Projekt, Fundación Fundamentes, habe ich mich mittlerweile richtig gut eingewöhnt und habe ein viel engeres Verhältnis zu den Kindern und meinen Kolleginnen als zu Beginn. Die Kinder erzählen mir immer mehr aus ihrem Leben und begrüßen mich oft freudig mit einer Umarmung. Es gibt aber auch viele Tage an denen die Arbeit sehr anstrengend sein kann, weil die Kinder keine Lust auf die kleinen Bastel-Workshops, die ich oft zusammen mit zwei anderen deutschen Freiwilligen aus einer anderen Organisation anbiete, haben, oder sich schlichtweg nicht konzentrieren können. Die hyperaktiven Kinder, die dann lautstark durch die Gegend laufen, unter Kontrolle zu bekommen ist in solchen Momenten eine echte Herausforderung.

Auch in San José kenne ich mich mittlerweile ganz gut aus und obwohl ich die Stadt zunächst nicht besonders ansehnlich fand, habe ich nun auch ihre schönen Seiten kennengelernt. So gibt es beispielsweise im Barrio Escalante viele nette Cafés und ein Food Center, das unfassbar leckere vegane Pizza anbietet. Außerdem ist die Stadt abends, wenn in den Häusern die Lichter brennen und die Straßenlaternen angehen, ein echter Hingucker, da man durch die bergige Landschaft weit in die Ferne blicken kann und einem ein wunderschönes Lichtermeer entgegnet. Trotzdem sollte man nicht vergessen, dass in San José eine hohe Kleinkriminalitätsrate vorherrscht und man immer gut auf seine Wertsachen aufpassen muss. Dieser Umstand wurde mir vor einer Woche noch einmal verstärkt bewusst, als mir mein Handy auf der Straße beim Vorbeigehen aus meiner Rucksacktasche geklaut worden ist, ohne dass ich es bemerkt habe. Zum Glück blieb es bei diesem Taschendiebstahl und obwohl der Verlust meines Handys natürlich äußerst ärgerlich ist, werde ich nun noch mehr darauf achten, meine Wertsachen an meinem Körper zu tragen und sie nicht aus den Augen zu lassen. Aus Fehlern lernt man ja bekanntermaßen.

Was ich auf jeden Fall etwas mehr lernen könnte, sind Spanischvokabeln. In der Schule hatte ich zwei Jahre Spanisch und bin daher nur mit einem sehr kleinen Grundwissen der spanischen Sprache nach Costa Rica gereist. Mein Ziel ist es mit einem guten Spanischlevel nach Deutschland zurückzukehren und obwohl ich auf jeden Fall schon deutlich besser Spanisch kann, kann ich leider noch nicht wie durch ein Wunder fließend Spanisch sprechen, obwohl ich schon eine ganze Serie auf Spanisch gestreamt habe. Spaß beiseite, im Alltag ist meine Fähigkeit Spanisch zu sprechen sehr tages- und themenabhängig. An manchen Tagen verstehe ich sehr viel und an anderen kaum ein Wort. Die gelegentlichen Gespräche mit meinen Uber-Fahrern, die eigentlich immer nach dem gleichen Muster ablaufen (Wo kommst du her? Wann bist du angekommen und wie lange bleibst du? Was machst du in Costa Rica? Wo bist du schon hingereist?), könnte ich im Schlaf meistern, aber wenn mir ein achtjähriges Kind leise nuschelnd eine einfache Frage stellt, verstehe ich leider absolut nichts. Erschwert wird das Ganze durch die unglaubliche Sprechgeschwindigkeit der Ticos, aber ich bin guter Dinge, dass ich mein Ziel letzten Endes noch erreichen werde, auch wenn es vielleicht etwas länger dauert, als ich es mir erhofft habe.