Dorfleben in Costa Rica

17. Februar 2020

Wenn man hier im Dorf ein bisschen herumläuft, grüßt man JEDEN, auch wenn es nur ein kurzes Hallo oder Tschüss ist und wenn man es dann mal nicht macht, hinterlässt es direkt ein etwas komisches Gefühl. Selbst ich find es schon ein bisschen unhöflich, wenn mich mal jemand nicht grüßt.

Wie es in einem so kleinen Dorf typisch ist, kennt hier jeder jeden. (Wie auch in Deutschland auf dem Land).

Kirchengemeinschaft

Außerdem ist die Gemeinschaft der evangelischen Kirche hier sehr wichtig und der Großteil der Leute hier ist Teil davon. Der Gottesdienst findet in der Turnhalle der Schule statt und besteht zum Großteil aus Singen. Zum Glück wird der Text an die Wand gestrahlt, dann kann man auch gut mitsingen.

Außerdem gibt es hier eine Organisation „TheWay“, die ich persönlich echt klasse finde, da die immer mal Veranstaltungen für Jungendliche/ junge Erwachsene machen. Am Dienstag zum Beispiel gabs Lagerfeuer, die Woche davor eine Gesprächsrunde, die dann aber zur Spielrunde überging, da die Themen leider zu tiefgründig waren. Das Ganze gehört auch zu der „Pura Vida Church“, wie die Kirche hier heißt.

Es gibt auch einige Sportangebote, wie zum Beispiel Boxen, Zumba oder Joggen. Fußball gibts auch, letztens gab es sogar ein recht „großes“ Fußballturnier. Auch Volleyball gibt es manchmal, wo ich aber bis jetzt leider noch nicht war.

„Die Deutschen“

Carlotta und ich versuchen immer sehr viel mit zu machen, damit wir uns irgendwie integrieren können. Aber es ist sehr schwer. Weil kleines Dorf heißt auch sehr fester Kreis und enge Gemeinschaft. Und das heißt nicht, dass sie nicht höflich und nett zu uns sind. Das hat uns einer der Ticos dann mal erklärt, nachdem wir meinten, er solle doch bitte Spanisch mit uns sprechen. Er meinte, wenn ein Tico Gringas oder Europäer sieht, spricht er immer auf Englisch mit ihnen um freundlich zu sein oder einen gewissen Respekt zu zeigen. Vielleicht. Ich kann es nicht genau sagen. Dass wir aber hier sind, um Spanisch zu lernen, mussten wir deutlich erklären.

Da unser beider Spanisch noch nicht ausreicht, um tiefgründige Gespräche zu führen, ist es sehr schwer, neue Freundschaften zu knüpfen. Manchmal frag ich mich aber auch, worüber die Leute hier überhaupt reden. Ich glaube, dass fast nur der Glaube hier Gesprächsthema ist und es für uns beide oft sehr schwierig ist, an diesen Gesprächen teilzuhaben. Wenn wir jemand Neuen kennenlernen, ist die Religion immer eine der ersten Fragen an uns.

Was die Ticos aber auch gut können, ist über ihr Land schwärmen. Das hör ich mir dann aber auch immer sehr gerne an, um vielleicht ein paar gute Ausflugsorte dabei mitzunehmen.

Und das frühe Aufstehen natürlich. Ich wache hier immer spätestens gegen 7 Uhr auf, auch am Wochenende, da man erst von den Hähnen und dann von dem Schreien auf dem Hof geweckt wird. Mich würd wirklich gerne mal interessieren, worüber die da so streiten. Vielleicht sollte ich mal noch früher aufstehen und zuhören?

Esterillos Oeste

Da Esterillos Oeste ja an einem traumhaften Strand liegt, zieht es auch einige Amerikaner an. Hier leben nämlich ziemlich viele Gringos und deswegen wird die Predigt im Gottesdienst z.B. auch immer auf Englisch übersetzt.

Kommen wir mal zu der Sache mit der Pünktlichkeit. Das find ich hier nämlich gar nicht so schlimm, weil an sich sind die Leute hier sogar ziemlich pünktlich. Bei Terminen, die eine feste Uhrzeit haben, ist man hier schon auch zu der Uhrzeit da. Nur wen man sich locker verabredet, ja dann kann es auch mal zwei Stunden später werden.

Nur der Bus, der kommt immer nur dann, wann er will. Pura Vida.

Pura Vida als Lebensmotto

Pura Vida ist ja in ganz Costa Rica das Lebensmotto und man merkt es den Menschen wirklich an.

Bei manchen ist es einfach die ruhige, entspannte und positive Aura, die von Ihnen ausgeht, bei anderen merkt man einfach, wie sie den ganzen Tag eigentlich nur auf der Terasse sitzen und dabei essen.

Aber wenn ich mir das so überlege, mache ich irgendwie nicht viel mehr hier. Nur, dass ich hier natürlich zur Arbeit muss. Aber hätte ich die nicht…

Zusammenfassend gesagt sind Pura Vida und Gott eigentlich hier die Antwort auf alles. Bus verpasst? Pura Vida

Job verloren? Gott wollte es so und hat was besseres für mich geplant. Achso und natürlich auch Pura Vida.

Aber das ist schön und die Leute sind hier glücklich. Ma merkt das auch sehr. Nur wir Deutschen müssen erstmal mit dieser Art von Glücklichsein klarkommen. Denn es ist anders. Um hier glücklich zu sein, braucht es nicht viel, die Menschen haben keine großen Ansprüche