Berlin! Wo die Straßen tausend Sprachen sprechen und der Multikulturalismus das täglich Brot ist

30. Oktober 2018

Es war der 2. Juni 2018 und ich befand mich am Flughafen Juan Santamaría in Costa Rica. Für viele, die schon Erfahrung im Fliegen hatten, schien alles normal, für mich aber war das Gefühl ein anderes. Es war mein erster Flug, und was für eine Reise mich erwartete! Ich würde den Atlantik überqueren, und

davon war ich begeistert, aber es war meine erste Reise im Flugzeug. Sobald ich im Flugzeug war, wurde alles dunkel um mich und ich war voller widersprüchlicher Gefühle, da ich mein Land verließ und mich in das Unbekannte aufmachte, das ich bisher nur aus dem Fernsehen kannte.

Nach Stunden unterwegs landeten wir in Frankfurt und gingen schnell an Bord des Fliegers nach Berlin. Erneut erlebte ich das Gefühl zu fliegen, aber dieses Mal war ich viel glücklicher. Natürlich war ich nach der vorhergehenden Erfahrung einer Reise von zwölf Stunden müde. Sobald ich in Berlin war, machte ich meine erste Schritte in dieser gigantischen Stadt, wo es so viel zun tun gibt.

In den ersten Wochen machte ich eine Unmenge von Erfahrungen, mit Höhen und Tiefen und auch Momenten der Unsicherheit, da ich nun in einem Land war, da so völlig anders ist als das, an das ich mich in fünfundzwanzig Jahren gewöhnt hatte. Es war eine sehr positive Erfahrung, da ich in verschiedenen Teilen von Berlin leben konnte und sehr nette Menschen kennenlernte, auch wenn es auf meinem Weg auch weniger nette Menschen gab.

In den ersten Wochen lebte ich bei einer großartigen Famile, den Batkes, die unglaublich waren und mich wunderbar aufgenommen haben. Teil dieser Familie zu sein hat mir geholfen zu verstehen, wie manche Dinge hier in Deutschland funktionieren, so einfache Dinge wie die Spülmaschine zu bedienen oder die medizinische Versorgung zu nutzen.

Alles war eine neue Welt für mich; jede Situation, jeder Moment ist neu. Ich genieße es und versuche so viel zu lernen, wie ich kann. Manchmal verschlingt mich die große Stadt und die Nächte werden lang und ermüdend. Dann sind die Morgen ein bisschen anstrengender und die Bahnen füllen sich mit Gefühlen wie mit Menschen für einen neuen Tag, und ich glaube, dass im Winter eine Bahnfahrt mit so vielen Personen eine sehr angenehme Erfahrung sein wird, da wir einer näher am anderen sein werden und dadurch jeder ein bisschen wärmer, eine Sache, die mich nicht stört, auch wenn das hier in Deutschland nicht so üblich ist.

Dann zog ich nach Neukölln um, an einen wirklich sehr unruhigen und lauten Ort. Dort wurde mir bewusst, dass die Straßen wirklich tausend Sprachen sprechen. Hier kannst du eine Unmenge an Sprachen hören, wenn du durch die Straßen gehst. Kurz, es hat mich erstaunt, wie viel Leben es in den Straßen in diesem Teil von Berlin gibt. Immer ist hier etwas los und meine Nachbarn erzählten mir, dass sich viele Banden herumtreiben, die Drogen verkaufen und manche andere Dinge tun, die nicht so gut sind.

Momentan lebe ich im Wedding in einer WG, die dreißig Minuten vom Büro entfernt ist, und es ist ein guter Ort zum Leben. Mir gefällt, dass ich die Wohnung mit einem Jungen aus dem Irak und drei Deutschen teile. Ich glaube, dass ich hier eine gute Zeit verbringen und viel lernen werde. Immer mehr Erfahrungen treten in mein Leben und ich werde jede Chance nutzen, als Person zu wachsen.

Vorerst geht das Leben hier weiter mit meinem Voluntariat im Büro von VISIONEERS e.V., wo ich versucht habe mein Bestes zu geben, während ich noch dabei bin, mich einzugewöhnen. Das ist nicht so einfach für einen jungen Menschen, der sein ganzes Leben lang in einer sehr kleinen Stadt am Zentralpazifik in Costa Rica gelebt hat und sich noch nicht ganz daran gewöhnt hat, was eine Stadt wie Berlin wirklich ist.

Mit den jungen Geflüchteten bin ich gut zurechtgekommen, obwohl ich mich nicht gut auf Deutsch verständigen kann. Wir verstehen uns durch die Zuneigung, die wir zeigen, und durch die Einfachheit und Bescheidenheit, die ich ihnen vermittle. So konnte ich in nur drei Monaten etwas tiefere Beziehungen aufbauen. Ich bin glücklich, dass ich auf die eine oder andere Art etwas geben konnte, obwohl ich weiß, dass meine Situation der der Geflüchteten ein wenig ähnelt. Viele von ihnen haben ihre Familie nicht hier und leben allein inmitten dieses Asphaltdschungels, wie ich Berlin oft nenne.

Ich gewöhne mich weiter an das tägliche Leben in einer Stadt, wo Kunst und Kultur sich auf ewig verliebt haben, wo die Straßen tausend Sprachen sprechen, wo jedes Lächeln viel wert ist. Hier kann ein Lächeln den Tag verändern, die Stimmung verwandeln und sogar Chaos bewirken, da es so ungewohnt ist, all dies in einem Rahmen von gegenseitigem Respekt, Liebe und Mitleid.

Auf dem Wege dieses vierteljährlichen Berichts danke ich den Leuten, die ihn lesen werden, und bitte sie sehr, mitzumachen bei der Veränderung dieser Welt, die so belastet von Ehrgeiz ist, in der es egal ist, was dem anderen passiert, weil nur das eigene Leben zählt, und in der man nichts im Gegenzug gibt. Lasst uns ein weiterer Teil des buntesten Puzzles der Welt sein, von außergewöhnlicher Form, von denen jedes wichtig ist, um einen besseren Planeten zu gestalten.