Bau einer Berufsschule in Limón 2000: Schritt für Schritt zu mehr Bildung

24. April 2017

Seit knapp zwei Jahren unterstützen wir als Verein den Bau der Berufsschule in Limón 2000. Wieso tun wir das? Was ist seitdem geschehen? Und warum ausgerechnet in Costa Rica, obwohl es doch eines der reichsten Länder in Mittelamerika ist? Im nachfolgenden Text sollen diese Fragen beantwortet und interessante Einblicke in die Arbeit vor Ort gegeben werden.

Der Hintergrund

Im Jahr 2015 bekamen wir von unserem Südpartner Coalition Ministry eine Anfrage, ob wir uns nicht vorstellen könnten, ein Projekt in Limón 2000 zu unterstützen. Don Carlos, der Leiter von Coalition Ministry, erklärte uns, dass Limón 2000 eine kleine Gemeinde an der Karibikküste ist, die zu den ärmsten Regionen Costa Ricas zählt. Sie wurde im Jahr 2000 von der Regierung Costa Ricas gegründet und liegt ca. 12 km von der Hafenstadt Limón entfernt. Benachteiligten Menschen aus Limón wurde damals bei Umsiedlung nach Limón 2000 ein Haus angeboten. Grundsätzlich erscheint dies sehr großzügig vom Staat, jedoch zeigt die Realität, dass mittlerweile rund 2.000 meist arbeitslose Menschen in Limón 2000 leben. Kriminalität, Drogen- und Alkoholkonsum sowie die daraus resultierenden sozialen Probleme sind nicht zuletzt aufgrund fehlender Qualifizierungsmöglichkeiten und beruflicher Perspektiven weit verbreitet.

In Limón 2000 gibt es nur eine Pflichtschule, bestehend aus einer Grund- und einer Hauptschule. Weiterführende (Aus-)Bildungsmöglichkeiten gibt es vor Ort nicht. Den meisten Familien fehlt das Geld für alternative Bildungsangebote, zudem sind die Schulwege meist sehr weit. Fehlende Motivation, Perspektivlosigkeit und Isolation sind die Folge. Die Kinder aus Limón 2000 beenden daher häufig nicht einmal die Grund- bzw. Hauptschule und rutschen frühzeitig in eine Negativspirale aus Kriminalität, Drogen, Alkohol oder frühen Schwangerschaften ab. Zudem fehlt ein Kindergarten, der die Betreuung von Kindern junger, alleinerziehender Mütter während der Unterrichtszeit ermöglicht, sodass viele von ihnen die Schule abbrechen.

Erste Kooperation

Da der Staat Costa Rica nur den Betrieb bereits bestehender Schulen unterstützt, müssen die Mittel für den Bau der Berufsschule in Limón 2000 von der Gemeinde bzw. den Projektverantwortlichen selbst getragen werden. Zudem fließen Eigenmittel des ansässigen Pastors mit ein. Im Jahr 2015 begann VISIONEERS, in Deutschland Spendengelder für den Schulbau in Limón 2000 zu akquirieren und die Arbeiten vor Ort durch freiwillige Helfer zu unterstützen. Zeitnah ist zudem der Bau eines Kindergartens bzw. einer KiTa geplant, um die Kinderbetreuung während der Unterrichtszeit sicherzustellen.

Sobald die Einrichtung in Limón 2000 ihre Arbeit aufgenommen hat, können staatliche Fördermittel für Materialien, Lehrergehälter und Kinderbetreuung beantragt und genutzt werden. Diese werden monatlich 200 USD pro Kind betragen. Sowohl Erziehung als auch Bildung hatten in Costa Rica schon immer einen hohen Stellenwert. So wurde bereits 1869 von der Regierung eine Schulpflicht für die Grundschule eingeführt und die Kosten dafür gedeckt. Die Verfassung von 1949, mit welcher das Militär abgeschafft wurde, hielt schließlich fest, dass das bis dahin für das Militär ausgegebene Budget zukünftig für Schule und Ausbildung zu nutzen ist.

Was ist seit Beginn unserer Kooperation passiert und wofür wurden die bisher akquirierten Spendengelder genutzt?

Stand 2012

Im Jahr 2012 hatten ein Rechtsanwaltsehepaar und die lokale Kirche die Idee, in Limón 2000 eine Berufsschule zu erbauen. Mit der Aufnahme eines privaten Kredits und der Errichtung der Grundmauern begann schließlich das Projekt. Dieser Kredit wurde drei Jahre lang abbezahlt und es erfolgten aufgrund fehlender finanzieller Mittel keine weiteren Arbeiten an der Schule. Grundsätzlich sind Baumaterialien in Costa Rica sehr teuer, die Kosten für die Mauern beliefen sich beispielsweise auf ca. 5.000 Euro.

Stand 2015

Im November 2015 hat VISIONEERS erstmals eine Gruppe Freiwilliger nach Limón 2000 entsandt. Diese nahmen die Arbeiten an der Berufsschule wieder auf. Die sieben Freiwilligen kamen aus unterschiedlichen Berufszweigen und Altersklassen. Während dieses ersten Einsatzes wurden die Bodenplatte sowie ein erstes Teilstück der Dachkonstruktion in Zusammenarbeit mit lokalen Arbeitskräften fertiggestellt. Alle anfallenden Kosten wurden durch private Mittel und Spenden finanziert.

Erste Nutzung des Schulgebäudes

Seit Ende 2015 wird die Schule für die Betreuung von Kindern sowie die Durchführung von Events, wie zum Beispiel Weihnachtsfeiern, genutzt. Der eigentliche Schulbetrieb kann jedoch erst nach der Fertigstellung der Sanitäranlagen aufgenommen werden.

Stand 2016

Im März 2016 wurde eine zweite Gruppe von Freiwilligen für neun Tage nach Limón 2000 entsandt. In dieser Zeit wurden die Fundamente für die Bäder erstellt. Hierfür musste immer wieder Beton gemischt und per Schubkarre quer durch den Rohbau der Schule zu den zukünftigen Bädern befördert werden.

Einige der Freiwilligen verlängerten sogar ihren Aufenthalt in Limón 2000, darunter ein deutscher Bauingenieur und Vereinsmitglied von VISIONEERS sowie zwei Lehramtsstudenten, die für drei Wochen Englischunterricht gaben.

Bau der Mauern und des Daches der Bäder

Im November 2016 baute eine weitere Kleingruppe an den Fundamenten der Bäder weiter. Jasmin und Yannik, zwei freiwillige Helfer der Novembergruppe, waren so bewegt vom Projekteinsatz, dass sie im Februar 2017 noch einmal auf eigene Initiative für zwei Wochen in das Projekt reisten. Sie sammelten über 3.000 Euro Spenden für Baumaterialien. Diese wurden für den Bau der Mauern und des Daches der Bäder genutzt.

Aktueller Stand des Schulgebäudes und der sanitären Situation

Das Gebäude ist insgesamt aufgeteilt in sechs gleich große Räume: Vier Klassenräume, ein Konferenzraum und ein Sekretariat. Unerlässlich für den Schulbetrieb sind sanitäre Anlagen, die in einem separaten Anbau zum Schulgebäude entstehen und ohne die der Schulbetrieb nicht aufgenommen werden kann/darf.

Grundsätzlich bietet in Limón 2000 lediglich die bereits bestehende Grund- und Hauptschule eine öffentliche sanitäre Einrichtung. Des Weiteren

existieren in den mit offizieller Baugenehmigung

entstandenen Unterkünften der Gemeinde private sanitäre Anlagen; in den ohne Genehmigung errichteten Hütten vieler Zuziehender ist dies jedoch nicht immer der Fall. Aufgrund der fehlenden barrierefreien, öffentlichen sanitären Einrichtung in der Gemeinde ist die Errichtung einer sanitären Anlage auf dem Gelände der Berufsschule unverzichtbar. Die Mauer sowie das Dach der Bäder wurden bereits gebaut, nun fehlt noch der Innenausbau.

Abschließend möchten wir uns bei allen Freiwilligen der verschiedenen Gruppen sowie für jede einzelne Spende bedanken. Wir haben die Spende immer zu 100 % an das Projekt weitergeleitet und davon Baumaterialien, wie Zement, Sand, Steine, Draht und vieles mehr, gekauft.

Wir sagen auch „Muchas Gracias“ an unsere Freunde in Limón 2000, die sich auf der Baustelle immer wieder aufopfern, insbesondere Pastor Julio, der tagelang auf einer dünnen Matratze auf der Baustelle neben dem gekauften Baumaterial schläft, damit es nicht geklaut wird. Ebenso danken wir allen Gastfamilien, die uns immer herzlich aufgenommen haben.

Ein großer Dank geht auch an unsere Partner Don Carlos und Doña Rosario, die uns nicht nur in Costa Rica betreuen und von A nach B fahren, sondern genauso hart auf der Baustelle mit anpacken und uns dabei immer mit ihrer witzigen Tico-Art oder musikalisch auf der Gitarre unterhalten.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden