Die Flüchtlingskrise: Ruhe ist eingekehrt, zu tun gibt es jedoch noch viel

7. April 2017

Die unmittelbare Krise, die 2015 und 2016 ihren Höhepunkt hatte, hat sich entspannt, der weiterführende Weg jedoch bleibt entmutigend. Während der Flüchtlingskrise hat Berlin innerhalb von Deutschland eine unverhältnismäßige Last getragen und wir von VISIONEERS wollen in der Zukunft eine umfassende Agenda vorantreiben, um zukünftige Herausforderung zu bewältigen.

Im Jahr 2017 hat das Ausmaß der Flüchtlingskrise deutlich nachgelassen, zumindest den Zustrom von neuen Flüchtlingen betreffend. Wie gegen Ende letzten Jahres berichtet, sind die Mittelmeerübergänge – der primäre Weg für Asylbewerber – aufgrund der Schließung der Migrationsrouten im Balkan und des im März 2016 vereinbarten Abkommens zwischen der EU und der Türkei, deutlich gesunken. In den ersten beiden Monaten dieses Jahres wurden 16.909 Ankömmlinge über das Mittelmeer verzeichnet – laut Angaben der UNHCR die niedrigste zweimonatige Summe seit Anfang 2015 (siehe Grafik 1) und zu vergleichen mit 134.209 Ankömmlingen während den ersten zwei Monaten im Jahr 2016.

Grafik 1. Die Zahl der Ankömmlinge über das Mittelmeer ist gesunkenQuelle: UNHCR

Innerhalb Europas war Deutschland mit 60 % Erstantragstellern im Jahr 2016 ein wesentliches Ziel für Menschen auf der Flucht vor Bürgerkrieg und Verfolgung. Wie in unserem letzten Bericht bereits erwähnt liegt das – laut neuester Recherchen – mitunter an Deutschlands Achtung der Menschenrechte, an dessen Bildungssystem und an der Nation, die Menschen auf der Flucht mit offenen Armen empfängt.

Der Rückgang der Schwere der Krise war in Deutschland jedoch spürbar. Nur knapp über 16.000 Asylanträge wurden im Januar eingereicht (siehe Grafik 2), weit entfernt vom einmonatigen Spitzenwert im August mit über 92.000 Asylanträgen. Während Rückstände außergewöhnlich bleiben werden verbleibende Asylanträge abgearbeitet. Des Weiteren sind Ankömmlinge, die nicht berechtigt oder denen Asyl sehr wahrscheinlich verweigert worden wäre, freiwillig gegangen – fast 55.000 an der Zahl im Jahr 2016.

Grafik 2. Die Zahl der Asylanträge in Deutschland sinktQuelle: Eurostat

Das heißt jedoch nicht, dass der weitere Weg einfach werden wird. Mit andauernden Bürgerkriegen in Syrien, Irak, Afghanistan, im Jemen und in fünf weiteren Nationen, sowie mit 5 Millionen gemeldeten syrischen Flüchtlingen im Nahen Osten und Nordafrika, würden zusätzliche Destabilisierungen der Region oder die Aufhebung von Abkommen die momentan beruhigte Lage der Flüchtlingskrise gefährden. Während das Abkommen mit der Türkei und neueste Pläne, illegale Zuflüsse aus dem größten verbleibenden Handelspunkt, Lybien, einzuschränken, erste Schritte in die richtige Richtung sind, um unnötige Tode bei lebensgefährlichen Überquerungen zu mindern und der gestreckten Europäischen Gesellschaft eine Last abzunehmen, bleibt ungewiss, in welche Richtung sich die Krise entwickeln wird.

Seit Beginn der Krise hat Berlin innerhalb Deutschlands eine unverhältnismäßig hohe Last getragen. Vor allem die inspirierende Flut an ehrenamtlichen Aktivitäten, geleitet von gewöhnlichen Bürgern, hat dazu beigetragen, dass Berlin diese Herausforderung erfolgreich bewältigt hat und die Zehntausende, die sich ihrer Nachbarschaften anschlossen, aufgenommen haben. Dieses Netzwerk aus ehrenamtlichen Helfern hat das Sprachtraining unterstützt, die Gemeinschaftsintegration gestärkt, Bildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten gefördert und bei der Suche nach günstigen Wohnmöglichkeiten für Flüchtlinge geholfen – ein aussagekräftiges Beispiel für die Großzügigkeit und das Mitgefühl der Stadt und ihrer Bewohner. Auch VISIONEERS spielte dabei eine entscheidende Rolle und in der Zukunft wollen wir – mit Hilfe von Leute, die interessiert daran sind, tätig zu werden – eine gewagte Agenda vorantreiben, um zukünftige Herausforderungen zu meistern.