Kann ich ein Freiwilliger sein?

27. Oktober 2015

Volunteer (V.) – “Sich bei Wahrnehmung eines Bedürfnisses dafür zu entscheiden, mit einer Haltung der sozialen Verantwortung und ohne Streben nach finanziellem Profit über die eigenen grundlegenden Verpflichtungen hinaus gehend zu handeln.“ (Susan J. Ellis and Katherine H. Campbell, By the People: A History of Americans as Volunteers).

Foto: Wix Free Photos

Freiwilligenarbeit steht vielleicht nicht immer an erster Stelle vieler Leute. Andere Prioritäten, berufliche Verpflichtungen, persönliche Interessen und das Bedürfnis, in der Freizeit einfach abzuschalten haben oft Vorrang. Obwohl viele Leute zustimmen würden, dass die Freiwilligenarbeit wichtig ist, und etwas, das bewundert werden sollte, ist es keine alltägliche Freizeitbeschäftigung.

Aber was wäre, wenn ich euch erzählen würde, dass freiwillig arbeiten nicht nur eine weitere Verpflichtung oder eine undankbare Aufgabe ist, sondern viel mehr eure Zeit wachsen lässt, mehr Energie gibt und entscheidender Part eures Lebens sein könnte? Sich in Situationen zu begeben – und seien sie noch so klein – die selbstloses Handeln voraussetzen, an die Bedürfnisse anderer zu denken, kann einer Person mehr Zielstrebigkeit und Selbstbewusstsein geben. Denk mal darüber nach. Wenn du weißt, dass du etwas tust, das jemand anderem hilft, lässt das nicht ein Lächeln auf dein Gesicht zaubern und lässt dich das am Ende nicht selbst besser fühlen? Freiwilligenarbeit ist für alle eine grundlegend nützliche Angelegenheit.

Ich habe vor Kurzem eine Freundin hier in Berlin getroffen, die für Caritas International arbeitet, beim Landesamt für Gesundheit und Soziales (LaGeSo). Das LaGeSo ist die erste Anlaufstelle in Berlin für asylsuchende Flüchtlinge. Da das LaGeSo mit der Bearbeitung Tausender von Anträgen beschäftigt ist, ist es zu überlastet, um zusätzliche Dienstleistungen für Flüchtlinge zu bieten. Hier können „Moabit Hilft“ und Caritas International Unterstützung bieten, indem sie Lebensmittel, Obdach, Kinderbetreuung und medizinische Hilfe für die auf Registrierung Wartenden bieten. Diese zwei Organisationen basieren fast gänzlich auf der Hilfe von Freiwilligen.

Das System also, das als erstes die Flüchtlinge in Berlin willkommen heißt, verlässt sich sehr stark auf die Menschen die das nicht beruflich leisten müssen, sondern die da sind weil sie es als ihre soziale Verantwortung sehen, zu helfen.

Warum aber solltest du dich ernsthaft veranlasst fühlen, daran teilzunehmen und ein Freiwilliger zu sein, wenn die Flüchtlingskrise oder die Bedürfnisse irgendwelcher Anderer so weit entfernt sind von den eigenen? Innerhalb der ersten paar Minuten beim Besuch meiner Freundin bei der Arbeit, kam ein Mann auf sie zu und gab die Neuigkeit weiter, dass er einen festen Platz in einer Flüchtlingsunterkunft erhalten hat. „Du hast mir Hoffnung gegeben“, teilte er ungeniert mit. Die Wahrheit ist, dass wenn du Zeit für das Arbeiten mit Anderen ​einsetzt, ihre Geschichten anhörst und ihnen versuchst zu helfen – durch die Arbeit als Freiwilliger – diese Leute real für dich werden. Sie werden wichtig für dich.

Obwohl der Sinn des freiwilligen Engagements ist, anderen zu helfen („bei Wahrnehmung eines Bedürfnisses zu handeln“), sollten wir uns daran erinnern, dass wenn wir die Bedürfnisse Anderer an erste Stelle stellen, wir unser eigenes Leben verändern, unsere eigenen Erfahrungen bereichern und unser Verständnis davon, wer wir sind und wie wir für die Welt um uns herum etwas beitragen können, ausweiten.

Nun lasse ich euch mit dieser Idee zurück – stell dir einfach mal vor, was du als Freiwilliger machen kannst.

Für mehr Informationen über die Menschen, die vor dem LaGeSo auf ihre Registrierung warten, gibt es die Webseite Humans of LaGeSo, eine fortlaufende „visual storytelling“ Arbeit.

Dieser Test ist zuerst auf unserem englischsprachigen Blog erschienen und wurde von Simone Baumer ins Deutsche übersetzt.