Kaffee ist das beliebteste Getränk der Deutschen, noch vor Bier und Mineralwasser – Stand 2023 wird in Deutschland so viel Kaffee getrunken, wie nie zuvor. Dennoch ist den meisten wohl kaum bekannt, wie Kaffee eigentlich angebaut und bepreist wird.

Kaffeeernte

Kaffee ist ein aus Äthiopien stammender immergrüner Strauch. Sein Anbau ist langwierig und zeitaufwendig. Erst nach drei bis vier Jahren blüht die Pflanze zum ersten Mal, vorher gibt es keinen Ertrag. Weltweit im großem Stil angebaut werden Arabica- und Robusta-Pflanzen, wobei in Costa Rica ausschließlich Arabica angepflanzt werden darf.

Reif ist eine Kaffeefrucht, wenn sie dunkelrot ist. Eine Kaffeefrucht bzw. -kirsche enthält dabei zwei Kaffeebohnen. Da die Früchte nicht alle gleichzeitig reif sind, muss jeder Kaffeebusch bis zu drei, vier Mal “bepflückt” werden. Geerntet werden die Früchte – per Hand – meist von Gastarbeiter:innen, überwiegend aus Nicaragua. Für sie eine dringende Einnahmequelle. Bezahlt wird nach Kilo. Wenn man wirklich viel und schnell pflückt, kann man am Tag wohl zwischen 20 und 30€ verdienen, je nachdem wie viel die Finca pro Pflückkorb (sog. „Cachuela“) bezahlt. Ca. 180 Kilo Kaffeekirschen hat man dann geerntet. Also gilt: je mehr man pflückt, desto besser. Das hat Auswirkungen. Zum Beispiel, dass die Menschen die ganze Woche durchpflücken, auch am eigentlich freien Sonntag. Da die Pflücker:innen über mehrere Monate hier leben, müssen sie ihre Kinder mitbringen. Heißt dass Kinder, sobald sie alt genug sind, oft mitpflücken – und bei jedem Wetter 10h und mehr mit im oft sehr steilen Kaffeeberg stehen.

Kaffeeverkauf

Geerntet wird der Kaffee in der Region rund um San Andrés de León Cortes, wo auch die VISIONEERS Finca steht, von Ende Oktober bis Februar. Die Bohnen der VISIONEERS Finca werden (noch), wie die meisten anderen auch, auf dem einzigen, aber leider für die Kaffeebauer:innen im Vergleich auch unwirtschaftlichsten Weg verkauft: sie gehen als ganze Frucht an Zwischenhändler:innen (sog. “Cooperativas”). Dort werden die Bohnen mit anderen gemischt, geschält, geröstet und dann exportiert. Wo ihre Bohnen am Ende landen und verwertet werden, wissen die Bauer:innen dabei nicht. Auch die Preisfestlegung erscheint intransparent und die Kaffeebauer:innen haben wenig bis keinen Verhandlungsspielraum. Weder Kaffeebauer:innen und Pflücker:innen werden hierbei angemessen für ihren Einsatz entlohnt, obwohl sie diejenigen sind, die mit Anbau und Ernte die meiste Arbeit haben.

Wir sprechen mit Ronald, einem erfahrenen befreundeten Kaffeebauern aus San Andrés. Er baut auf ca. 42.000m2 Kaffee an und ist damit einer der Größeren hier in der Gegend. Die Gegend ist sehr landwirtschaftlich geprägt, so hängt über 90% der Bevölkerung vom Kaffeeanbau ab. Überwiegend sind es kleinbäuerliche Betriebe.

Letztes Jahr hat Ronald etwa 36.000 kg Kaffee geerntet und damit umgerechnet ca. 27.000€ verdient. Das sind 0,75€ pro Kilo Kaffee. Umsatz, kein Gewinn – ein schlechtes Jahr. Davon müssen die Pflücker:innen bezahlt und alle weiteren Kosten gedeckt werden, die rund um die Finca über das gesamte Jahr anfallen. Im Vorjahr fiel noch etwa 10.000€ mehr Umsatz ab. Verständlich, dass Ronald auch auf den Verkauf von Avocados angewiesen ist, die teilweise als Schattenbäume zwischen den Kaffeepflanzen wachsen. Wie hoch der Kaffeepreis für die aktuelle Ernte ausfallen wird, weiß er noch nicht.

Die VISIONEERS Finca
Die gemeinnützige Organisation Asociación VISIONEERS Costa Rica wurde im Januar 2020 mit dem Ziel gegründet, soziale Projekte in Mittelamerika zu entwickeln und umzusetzen. Die Asociación setzt sich für globales Lernen, Umweltschutz und die Stärkung einer nachhaltigen Entwicklung in Mittelamerika ein. Asociación VISIONEERS CR hat im Jahr 2021 eine 55.000 m² große Kaffeeplantage in der Region San Andrés León de Cortes erworben. Ziel ist es, dass die Einnahmen des klimafreundlich produzierten Kaffees langfristig für die Umsetzung von sozialen Projekten und Weiterbildungen, für die in San Andrés de Leon Cortes lebenden Menschen, investiert werden.

KAFFEE in Costa Rica
Die ersten Kaffeepflanzen, in Costa Rica Grano de Oro (Goldkorn) genannt, wurden gegen Ende des 18. Jahrhunderts nach Costa Rica gebracht. Sie wurden zunächst als Zierpflanze gehalten, aber schon bald erkannte man das Potenzial der exotischen Sträucher. So wies man die heimischen Bewohner an, durch Anbau im eigenen Garten die Produktion anzuregen. Die ersten Kaffee-Fincas wurden ca. 1830 im Zentraltal eröffnet. Costa Rica exportierte als erstes Land Mittelamerikas den Ertrag nach Europa. Das wertvolle Exportprodukt Kaffee generiert auch heute ein hohes Einkommen für das Land.

San Andrés
Auf einer Höhe von 1200-1800 Höhenmetern und bei einer Temperatur von 15-28 Grad Celsius gedeihen die Kaffeebohnen am besten. Diese Bedingungen werden im Zentraltal Costa Ricas erfüllt. Hier befindet sich auch der Kanton León Cortés mit einer Gesamtbevölkerung von 12.200 Einwohner:innen. Dieser Kanton bildet zusammen mit den Kantonen Dota und Tarrazú eines der wichtigsten Kaffeeanbaugebiete in Costa Rica, die „Zona de los Santos“. In dieser Region werden ca. 30 % des Exportkaffees produziert.
León Cortés ist in sechs Bezirke unterteilt, darunter der Bezirk San Andrés mit ca. 1.600 Einwohner:innen. Dort besitzen ca. 100 Familien eine eigene Kaffee-, Gemüse- oder Obstplantage. Die ansässigen Kleinbäuer:innen sind von großen Unternehmen/Cooperativas abhängig und fühlen sich von diesen oft unterdrückt. Aktuell verkaufen alle Kaffeebäuer:innen in San Andres an die Cooperativas.
In San Andrés gibt es nur sehr wenige Ausbildungs- und Bildungschancen für junge Menschen, was zu sozialen Problemen, Armut und Kriminalität – und steigender Landflucht geführt hat. Inzwischen gehört San Andrés zu einem der Gebiete mit der höchsten Kriminalität des Kantons. Die Bevölkerungszahl ist in den letzten Jahren um 12 % gesunken. Aktuell besuchen 25 Student:innen aus San Andrés die Universitäten in San Jose, da es in San Andrés keine Weiterbildungsmöglichkeiten für sie gibt. 25 % der Anwohner:innen pendeln beruflich täglich nach San Jose. In San Andrés gibt es neben den beiden lokalen Schulen keine Bildungs- und Freizeitangebote für die Bevölkerung. Die nächsten Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es in verschiedenen Nachbarsorten, welche mit dem Auto oder Motorrad ca. 30 Minuten entfernt liegen.

Bewirtschaftung der Kaffeeplantagen
In der Produktion werden die Kaffeebäuer:innen immer einschränkenderen Maßnahmen ausgesetzt: Folgen des Klimawandels sowie Schädlinge oder Pflanzenkrankheiten beeinflussen den internationalen Kaffeepreis und die Produktion an sich. Viele Kleinproduzent:innen in der Region fühlen sich dazu gezwungen, ihre Plantagen zu verkaufen. Traditionellerweise übernehmen die Kinder der Familien in Costa Rica die Plantagen, doch durch Abwanderung oder wenig finanzielle Sicherheit kommt dies immer seltener vor. Die Unsicherheiten wirken sich immer mehr auf die Arbeits- und Sozialbedingungen der Kaffeepflückenden und Tagelöhnenden aus, welche geprägt sind durch Arbeitsplatzunsicherheit und Ungleichbehandlung.

Mein WG-Leben auf der Finca

Jetzt gab es schon lange kein Update mehr von mir aus Costa Rica. Das lag zum einen daran, dass sich in den letzten Monaten einiges auf der Finca verändert hat, gleichzeitig hatte ich nach meinem Urlaub (Anfang Januar) aber auch viel zu tun. Dafür kommt jetzt aber ein umfassender Zwischenstand.

Über den Jahreswechsel hat mich ein Freund aus Lübeck besucht, mit dem ich meinen zweiwöchigen Urlaub verbracht habe. Während der zwei schönen Wochen sind wird durch das ganze Land gereist und haben viel erlebt. Als ich dann am 07. Januar auf die Finca zurückgekommen bin, war die erste große Veränderung, dass unsere Chefs nicht mehr da waren. Sie hatten gekündigt und waren Ende Dezember ausgezogen. Das wusste ich zwar schon, es war jedoch trotzdem überraschend, dass sie nun wirklich weg waren. Sie hatten gekündigt, da sie eigentlich Pastoren sind und mit der Arbeit auf einer Kaffeefinca nicht sehr vertraut waren. Gleichzeitig gefiel ihnen das Leben in dem Dorf nicht und sie wollten lieber wieder in der Stadt wohnen, auch damit ihre Kinder mehr Anschluss finden können. Die Entscheidung konnte ich durchaus nachvollziehen, war mir aber anfangs nicht sicher, ob ich es gut oder schlecht finde, dass sie ausgezogen waren. Ihre Kündigung bedeutete für mich und meine Mitfreiwilligen, dass wir einerseits keine Chefs mehr hatten und gleichzeitig keine Nachbar:innen mehr, die ein bisschen wie eine Gastfamilie gewesen sind, jedenfalls für mich. Dadurch wurde es deutlich ruhiger auf der Finca und wir hatten mehr Platz, da wir uns nun auch in ihrem Teil des Hauses einrichten konnten.

Eigentlich war geplant, dass auf der Finca eine neue Familie einzieht, welche sich wieder um die Verwaltung und den Kaffeeanbau kümmern würde. Es war eine Familie aus dem Dorf im Gespräch, die wir auch gut kannten. Nach ein paar Wochen hin und her, entschied VISIONEERS sich dann aber dafür, keine neue Familie auf der Finca einziehen zu lassen, sondern mehr Arbeiter:innen einzustellen, welche sich um die Finca kümmern, aber nicht dort wohnen würden. Das lag daran, dass es hier für eine ganze Familie einfach zu wenig zu tun gibt, und wir mit der neuen Situation eigentlich sehr zufrieden waren.

Das neue WG-Leben

An das neue WG-Leben mussten wir uns erst gewöhnen, mir gefällt es aber ganz gut. Aber es ist auch eine Umstellung für mich. Wir haben jetzt mehr Freiheiten und gleichzeitig traut man uns auch mehr Verantwortung zu. Wir sind jetzt für mehr Dinge zuständig, nicht zuletzt auch für Luna, unseren Finca-Hündin, die gerade 4 Babies bekommen hat.

Wir wohnen jetzt quasi allein hier, was bedeutet, dass ich nun auch neue und mehr Aufgaben habe. Ich unterstütze VISIONEERS CR jetzt bei der Verwaltung der Finca, indem ich mehr organisatorische Dinge übernehme. Ich recherchiere zu neuen Projekten plane Seminare für andere Freiwillige und mache Social Media Arbeit. Die Aufgaben, die unsere Chefs vorher hatten, teilen wir jetzt unter uns Freiwilligen und einem Mitarbeitenden von VISIONEERS auf.
Gleichzeitig werde ich aber auch mehr in der Kaffeeplantage gebraucht, da dort zurzeit viel zu tun ist, sodass ich oft am Vormittag draußen mit dem Kaffee arbeite und nachmittags Aufgaben am Computer erledige. Da ich jetzt keinen Chef mehr im Nacken habe, werde ich viel produktiver und fühle mich auch nützlicher. Ich kann mir meine Aufgaben oft selber aussuchen, was für mehr Freude an der Arbeit sorgt. Ich verstehe mich gut mit meinen Mitbewohnenden und dadurch, dass das Gebäude der Finca nun fast fertig ist, haben wir auch alle unser eigenes Zimmer und Bad. Wir bewohnen die ersten zwei Teile des Hauses, im dritten Teil wird noch gebaut.

Die Kaffeeernte ist mittlerweile vorbei und es wird immer ruhiger im Dorf. Auf der Kaffeeplantage gibt es trotzdem viele Aufgaben: zurzeit müssen alle alten oder mit Ungeziefer befallenen Kaffeepflanzen abgeschnitten werden. Das wird per Hand gemacht und nimmt bei fünf Hektar Fläche eine gewisse Zeit in Anspruch. Gleichzeitig müssen die Pflanzen mit einem Mittel gegen Befall eingesprüht werden. Das wird ebenfalls per Hand gemacht. Zurzeit recherchiere ich auch nach Möglichkeiten, wie wir den Kaffee der zukünftigen Ernten mit mehr Gewinn verkaufen könnten. Als Option steht hier der Export nach Europa im Raum. Hier ist es meine Aufgabe, Dienstleister zu finden und Preise zu vergleichen. Die neue Aufgabe macht mir auch wirklich Spaß.

Die erste Etappe meines Abenteuers „weltwärts in Costa Rica“

26. August 2022, 6 Uhr morgens, Flughafen München

Die letzten Abschiedsworte und Umarmungen werden ausgetauscht, ein paar Tränen vergossen, während mein Herz schon aufgeregt pocht. Ob wegen der utopischen Uhrzeit oder des bevorstehenden Abenteuers, kann ich nicht sagen. Vielleicht ist es auch eine Mischung aus beidem. Schnell gehe ich durch die Sicherheitskontrolle, in ein winziges Flugzeug hinein und dann geht’s auf nach Zürich. Hier finden sich dann alle Freiwillige ein, um gemeinsam in ein Flugzeug mit Kurs auf das Abenteuer „Costa Rica“ zu steigen.

Ankunft

Nach einem 12-stündigen Flug wurden wir am Flughafen abgeholt, von wo aus die eine Hälfte der Gruppe zum Sprachkurs an den Strand chauffiert wurde und die andere Hälfte zur Finca.
Der Sprachkurs für die Anfänger fand am Strand statt, wo wir zwei unvergessliche Wochen voller Spanischunterricht, Sonne, Strand und Meer genießen durften.
Schon dort lernten wir herzliche und liebenswerte Ticos kennen, welche uns die Sprache, die Kultur und die Küche näherbrachten. So lernte ich dort schon das köstliche Gericht „Platanos“ kennen, welches aus Kochbananen besteht, die in der Pfanne gebraten werden.
Am 11. September waren diese ersten zwei Wochen unseres Costa Rica-Aufenthalts vorbei und wir wurden in einer abenteuerlichen Fahrt über Schotterwege in den Bergen auf die Finca gefahren.

Ankunft auf der Finca

Dort wurden Svenja, eine andere Freiwillige und ich in unser Haus gebracht, wo wir für ca. einen Monat wohnen sollten, bis unser Teil der Finca fertig gebaut sein würde. Es war schon ein eigenartiges Gefühl, an diesem Abend ins Bett zu gehen mit dem Wissen, nicht nur von zu Hause aus- und in eine WG eingezogen zu sein, sondern dies in Costa Rica, am anderen Ende der Welt, getan zu haben. Doch schnell gewöhnten wir uns daran und genossen unsere neu gewonnenen Freiheiten, wie etwa nur noch Essen zu essen, welches uns auch wirklich schmeckt, sehr. Natürlich lernten wir auch schnell die Kehrseite der Medaille kennen. Beim wöchentlichen Einkauf mussten wir nun selbst die Finanzen im Auge behalten. Dies war die erste große Erfahrung, die meine Mitfreiwilligen und ich machen durften, an welche wir uns sicher noch lange gemeinsam erinnern werden.

Die zwei Seiten des einsamen San Andrés

Nachdem ich meine ersten zwei Wochen im Sprachkurs am Pazifik mit gutem Wetter und leben in einer Gated Community, inklusive Tennisplatz und Pool verbracht habe, wurde es Zeit für eine Abkühlung. Nicht nur hinsichtlich der Temperaturen, welche in den Bergen 15 Grad (gefühlt) niedriger liegen werden als am Meer, sondern auch hinsichtlich meiner eigenen Erwartungen und der Realität.

Es geht los

Als ich und meine Mitfreiwilligen am 10.09. in San Andrés de León Cortés bei unserem Projekt ankamen, wurden wir nett von unseren Chefs begrüßt und aßen gemeinsam zu Mittag. Da das Haus auf der Finca, in welchem wir mittlerweile wohnen, bei unserer Ankunft noch einer Baustelle glich, wurden wir für die ersten drei Wochen jeweils zu zweit in unterschiedlichen Häusern im Dorf untergebracht. Als wir das erste Mal durchs Dorf fuhren, wurde mir erst richtig bewusst, was ich mir für einen Ort ausgesucht hatte und was das in der Realität für mein Jahr hier bedeutete.

Inzwischen lebe ich auf der Finca in einer WG mit drei anderen Freiwilligen. Das hat sowohl Vor- als auch Nachteile. Einerseits haben wir viele Freiheiten, können kochen was wir wollen und müssen uns nicht an die Strukturen und Regeln einer Gastfamilie halten. Andererseits haben wir es schwerer, uns in die Dorfgemeinschaft zu integrieren und Menschen kennenzulernen. Mittlerweile habe ich aber guten Anschluss zu Leuten in meinem Alter gefunden und gehe unter anderem zweimal die Woche Fußballspielen oder bestelle mit den anderen Pizza und verbringe den Abend mit ihnen zusammen.

Meine Arbeit hier

Unsere Arbeit besteht zurzeit im Wesentlichen darin, auf der Baustelle des dritten Gebäudes der Finca mitzuhelfen. Hier erledigen wir Aufgaben wie das Streichen von Wänden und Balken oder Vorbereitungs- und Aufräumaufgaben, wie das Mischen von Beton oder das Ausheben von Löchern für das Fundament. Außerdem errichten wir ein Gewächshaus und später kommt noch ein Hühnerstall dazu. Es bleibt aber auch oft Zeit, um einfach einen Spaziergang, die Kaffeeplantage hinunter, zum Wasserfall zu machen. Da die Kaffeebohnen noch nicht reif sind, können wir noch nicht auf der Kaffeeplantage arbeiten, da es dort zurzeit keine Aufgaben gibt. Ende November beginnt dann aber die Kaffeeernte, bei welcher wir auch tatkräftig unterstützen werden.

Mein Projekt bietet zurzeit zwar noch nicht so viele Aufgaben, wenn es aber etwas zu tun gibt, sind dies meistens körperliche Tätigkeiten, sodass ich am Abend froh darüber bin, früh ins Bett zu gehen.

 

Leben und Arbeiten auf der VISIONEERS-Finca

Das Projekt

Nur 36 Kilometer südlich von San José entfernt, in dem kleinen Dorf San Andrés de León Cortés in der Zona de los Santos, liegt die VISIONEERS-Finca idyllisch im Hochland zwischen Kaffeeplantagen und Avocadobäumen.

Oder anders gesagt, befindet sich hier mein Zuhause für das nächste Jahr.

Zusammen mit meinen drei Mitfreiwilligen wohne ich in einem der drei Gebäude etwas abseits der Hauptstraße von San Andrés. Das erste Haus ist bereits fertig, unseres ist noch nicht komplett fertiggestellt und der dritte Teil ist bisher nur ein Gerüst. Wir helfen fleißig beim Bau mit und übernehmen Aufgaben wie das Waschen und Streichen der Metallrohre, aus denen die Struktur des Hauses besteht. Außerdem haben wir unsere eigenen Wandplatten festgeschraubt und gestrichen, die Bretter für unsere Türrahmen lackiert und auch der Fassade einen Anstrich verpasst. Nachdem unsere Zimmer, Bäder und eine provisorische Küche eingerichtet worden waren, zogen wir in die Finca ein. Davor hatten wir in Wohngemeinschaften im Dorf gewohnt.

Meine Aufgaben

Neben der Arbeit auf der Baustelle bauen wir gerade ein Gewächshaus. Dazu haben wir einige kleine Kaffeepflanzen gefällt, den Teil des Berges terrassiert und die Bauarbeiter haben bereits die Eckpfosten in den Boden eingelassen. In der Zukunft werden wir selbst Beete schreinern und unser eigenes Gemüse anbauen können! Da auf der Finca außerdem Avocadobäume angepflanzt werden sollen, haben wir bereits Tüten mit Erde vorbereitet und einige Avocadokerne eingepflanzt. Mit dem unmittelbaren Kaffeeanbau hatte ich bisher aber noch nichts zu tun. Bald, noch im November, soll aber die Ernte beginnen, bei der wir dann tatkräftig anpacken können! Wenn es mal nicht so viel Arbeit gibt und das Wetter gut ist, gehe ich Müll sammeln auf der Plantage und um die Häuser herum. Es findet sich immer etwas, das aus einem der Müllsäcke gefallen ist oder das jemand verloren hat.

Auch abseits des Anbaus und der Baustelle gibt es Aufgaben: So gebe ich derzeit zwei Jugendlichen, die einen Freiwilligendienst in Deutschland machen wollen, Deutschnachhilfe. Dadurch konnte ich auch schon Gleichaltrige aus dem Dorf kennenlernen. Gemeinsam mit Andrés und den anderen Freiwilligen auf der Finca erstelle ich außerdem Inhalte für den Instagram-Account von VISIONEERS. Hierbei heißt es, kreativ zu werden, um interessante Videos aufzunehmen und schöne Beiträge zu entwerfen. Manchmal gestalten sich diese Aufgaben allerdings als etwas schwierig, da der Internetempfang, vor allem bei schlechtem Wetter, unzuverlässig ist.

Geplant sind außerdem Aktionen mit Jugendlichen am Wochenende und Volleyball-, Fußball- und Englischkurse in der Schule, die sich gleich gegenüber dem Eingang zur Finca befindet.

Hallo, Wir sind Paola und Carl. Zusammen verbringen wir ein Jahr in Costa Rica, um hier mit der Organisation VISIONEERS über das Programm „weltwärts“ alles über nachhaltigen Kaffeeanbau zu lernen sowie bei der Ernte des Kaffees zu helfen.

In der Region „Zona de los Santos“, wo auch das Dorf San Andrès, unser Zuhause für ein Jahr liegt, ist das Klima perfekt für Kaffeeanbau. Fast überall wächst hier die kostbare Bohne, von der laut Statistik jede:r Deutsche etwa 5,66kg im Jahr verbraucht. Aber kann das auch nachhaltig sein?

Nicht wirklich…Allein durch die Transportwege und den Endverbrauch ist Kaffee nicht gerade nachhaltig. Doch auch Dünger und hoher Wasserverbrauch beim Anbau sind ein wichtiger Faktor für die Nachhaltigkeit von Kaffee.

Es gibt allerdings Wege Kaffee umweltfreundlicher zu machen: Zum Beispiel lassen sich Monokulturen durch das Pflanzen von schattenspendenden Bäumen vermeiden, sodass der Boden weiter fruchtbar bleibt. Des weiteren kann der Dünger gezielt und somit auch umweltschonender eingesetzt werden. Ein Faktor, der sowohl die Qualität des Kaffees steigert und gleichzeitig umweltschonender ist, ist stückweise zu pflücken – nicht alle Kaffeefrüchte sind gleichzeitig reif. Oft wird jedoch nur einmal geerntet, was weniger Arbeit, dafür aber auch schlechteren Kaffee, mehr Abfall und weniger Ertrag bedeutet. Daher wird bei umweltfreundlichen Betrieben oft in mehreren Erntephasen gepflückt. Das ist viel arbeitsintensiver und macht den Kaffee daher auch teurer. Für den Kaffee selbst ist dies jedoch eine Wohltat. Der nachhaltige Anbau ist gerade auch wegen der Masse des weltweiten Konsums ein unumgänglicher Teil, um zu globaler Klimaneutralität zu kommen. Dabei dürfen wir nicht vergessen, wie viel mehr hinter der Klimabilanz des Kaffees in Deutschland steckt.

Die Aussage „Ich selbst kann hier ja wenig für tun oder die Welt verbessern“ hilft wie immer nur wenig weiter: Knapp 30% der Umweltschäden entstehen durch die Zubereitung, z.B. durch Einweg-Papierfilter oder Espressokapseln. Und auch beim Kauf kannst du selbst entscheiden, ob du ökologischen Anbau von Kaffee unterstützt, auch wenn der mal teurer ist. Geschmacklich kannst du dir damit auf jeden Fall einen großen Gefallen tun.

Falls du gerne mehr über nachhaltigen Kaffee lernen möchtest, kannst du dir gerne die folgenden Links mal anschauen: