Am Computer statt im Seminarhaus

8. April 2021

Nun ist schon die Hälfte meines Freiwilligendienstes bei Visioneers in Berlin vorbei – krass wie schnell die Zeit vergeht. Vor zwei Wochen habe ich mein Zwischenseminar beendet und damit mein drittes Freiwilligenseminar.

Bei einem einjährigen Freiwilligendienst muss man 25 Seminartage absolvieren. Normalerweise trifft man bei diesen Seminaren viele andere junge Freiwillige in einem Seminarhaus und verbringt eine Woche mit ihnen. Dann gibt es Workshops und Vorträge zu verschiedenen Themen, man lernt sich sehr gut kennen, wohnt auch zusammen in Zimmern für mehrere Tage und es bilden sich Freundschaften.

Aufgrund der Kontaktbeschränkungen in der Covid-19 Pandemie habe ich diese Seminare jedoch bis jetzt nur online erlebt. Mein Einführungsseminar fand Mitte Oktober letzten Jahres statt und dauerte 5 Tage, nur eben nicht eine ganze Woche in einem Seminarhaus, sondern online von 9-16 Uhr. Ich hatte keine große Lust, fünf Tage am Stück vor meinem Computer zu sitzen, 40 andere kleine Kacheln mit Gesichtern anzugucken und dem/der Referent:in dabei zuzuhören, wie er/sie Vorträge zu verschiedenen Themen hält.

Doch ich wurde positiv überrascht. Klar, in der großen Gruppe fand kein großer Austausch statt, aber durch kleine Aufgaben und Fragen, die wir in Kleingruppen, den „Break out Sessions“, besprechen sollten, lernte ich die anderen doch ein bisschen besser kennen. Auch wenn man genau dann, wenn gerade das Gespräch richtig anfing, meistens schon wieder in den großen Raum zurückgeschickt wurde.

Aber so wusste ich zumindest von ein paar anderen Teilnehmenden, welchen Freiwilligendienst sie machen und wo sie herkommen. Vorher konnte ich mir nicht vorstellen, dass man sich mit Fremden locker und lustig über Zoom unterhalten und kennenlernen kann, doch genau das war fast jedes Mal der Fall.

Im Januar hatte ich dann mein zweites Online Seminar, in das ich nun mit besseren Erwartungen gehen konnte. Das Politische Seminar wird beim BFD immer von einem Bildungszentrum durchgeführt und die Seminargruppe war dieses Mal mit ca. 20 Teilnehmenden kleiner und besser für den Austausch. Um die Bildschirmzeit zu reduzieren, haben wir oft Aufgaben für den Nachmittag bekommen, die wir dann zuhause oder bei einem Spaziergang erledigen konnten. Das war eine angenehme Abwechslung zu dem ständigen „auf-den-Bildschirm-Starren“.

Seit zwei Wochen bin ich auch mit meinem 3. Seminar – dem Zwischenseminar- fertig. Es war diesmal eine ziemlich große Gruppe, bestehend aus drei kleinen Seminargruppen und dementsprechend ca. 80 Teilnehmenden. Da sieht man nicht mal ein Drittel von allen auf einem Bildschirm und muss sich durch die vielen Seiten klicken, wenn man alle Kacheln einmal angucken will. Die Breakout-Sessions, Pausen und Aufgaben ohne Bildschirm haben es wieder etwas einfacher gemacht, weiterhin motiviert zu bleiben. Es gab verschiedene Thementage, wie z. B. den Beziehungstag, Workshoptage (bei denen man selber das Thema wählen konnte) oder einen Theologischen Tag. Auch das Arbeiten mit der Lernplattform Moodle hat beim Seminar sehr geholfen, dort wurden alle Inhalte und Infos gesammelt. Ich konnte viel Input und neue Denkanstöße zu ganz verschiedenen Themen mitnehmen. Und trotzdem war ich froh, als ich dann am Ende des Seminars meinen Computer zuklappen konnte und Videokonferenzen erstmal kein so großer Teil meines Alltags mehr sein werden.

Ich hoffe sehr, dass ich zumindest mein Abschlussseminar im Juni vor Ort mit meiner Seminargruppe erleben kann, da es bei den Seminaren ja auch viel um Austausch und Gemeinschaft geht und ich mich sehr freuen würde, die anderen Mal richtig kennenzulernen. Denn auch wenn man durch Powerpoint-Präsentationen und Vorträge die Inhalte der Seminare vermitteln kann, Freundschaften bilden sich nicht über Zoom.