Mein halbes Jahr in Senigallia, Italien – ein ESK-Bericht

23. März 2022

Salve!

Und schon ist mehr als die Hälfte meines Freiwilligendienstes hier in Senigallia in Italien vorbei. Die Zeit vergeht einfach zu schnell! Das Leben hat sich hier total eingespielt und es fühlt sich fast so an, als ob ich hier bereits seit Ewigkeiten wohnen würde. Dies liegt unter anderem daran, dass mir die Sprache mittlerweile sehr vertraut ist.

1) la lingua italiana

Ich bin jedes Mal erstaunt, wenn ich darüber nachdenke, dass ich jetzt – nach einem halben Jahr – recht mühelos eine weitere Sprache sprechen kann. Ich habe definitiv eine große Leidenschaft für Italienisch entwickelt und es macht mir viel Freude, meine Sprachkenntnisse immer weiter zu verbessern.

Insbesondere bin ich sehr froh, dass wir als einzige WG aller Freiwilligen hier im Umkreis tatsächlich auch zu Hause Italienisch miteinander sprechen. Zu Beginn meines Freiwilligendienstes haben wir uns natürlich auf Englisch verständigt, aber nach kurzer Zeit haben wir angefangen peu à peu auf Italienisch zu kommunizieren.

Dadurch fühlten wir vier Mädels aus der WG uns alle deutlich sicherer in der Sprache und die Hemmschwelle, frei und ohne viel nachzudenken zu reden ist merklich gesunken. Italienisch in der WG zu sprechen war auf jeden Fall eine der besten Entscheidungen und mittlerweile ist es ganz selbstverständlich geworden.

Doch nicht nur die Sprache, sondern auch meine Freizeitgestaltung trägt in erheblichem Maße dazu bei, dass ich hier eine tolle Zeit habe.

2) Vivere il momento

Morgens mit Freund:innen frühstücken oder einen Kaffee trinken, über den wöchentlichen Markt schlendern, abends nach der Arbeit spontan einen Aperitivo zu sich nehmen oder doch lieber noch in einer Bar Darts und Tischkicker spielen? Alleine am Strand spazieren, sich am Hafen mit einem guten Buch niederlassen oder doch lieber mit anderen Freiwilligen zusammen Italienisch in einem Café lernen? Das klingt wie Urlaub, oder? So fühlt es sich auch an, ist aber tatsächlich, das was ich unter der Woche unternehme. Da meine Arbeitszeiten auf den Nachmittag fallen, habe ich den kompletten Vormittag frei und kann den Tag ganz entspannt starten.

Vieles ergibt sich hier sehr spontan. Die Stadt ist recht klein (ca. 45.000 Einwohner:innen), alle wohnen ziemlich nah beieinander, sodass man sich unkompliziert und schnell auf einen Kaffee treffen kann. Wir leben in den Tag hinein und der Lebensrhythmus ist sehr entspannt. Allerdings impliziert dies auch, dass wir vier Mädels gefühlt immer zu spät sind…Ups.

Des Weiteren habe ich eine Fußball- („calcio“) sowie Hallenfußballmannschaft („calcetto“) gefunden, mit denen ich wöchentlich trainiere, was mir viel Freude bereitet.

Ich genieße hier jeden einzelnen Tag in vollen Zügen! Fast jeden Abend kann ich auf den Tag zurückschauen und an etwas Schönes denken, das ich an diesem Tag erlebt habe.

Außerdem sind schon ein paar Trips in Italien geplant: Rom, Apulien, Cinque Terre und Florenz, die Vorfreude ist groß!

3) Le Rondini – Nachmittägliche Hausaufgabenhilfe und Freizeitbetreuung

Wie bereits im letzten Artikel beschrieben, ist die Aufgabe von uns Freiwilligen die Kinder und Jugendlichen bei ihren Hausaufgaben zu unterstützen und anschließend ein abwechslungsreiches Freizeitprogramm anzubieten. Heute haben wir zum Beispiel geplant, Blumengirlanden aus Krepppapier passend zum Frühling zu basteln.

Es ist schön zu sehen, wie sich die Kinder gefreut haben, als wir nach dem Heimaturlaub über Weihnachten wieder zum Arbeiten kamen.

Mit der Zeit haben wir die Kinder und Jugendlichen gut kennengelernt und wir wissen, wie wir mit jedem Einzelnen umzugehen haben. Jede:r hat seine/ihre Stärken und Besonderheiten, schulisch, aber auch persönlich.

Es ist herausfordernd auf alle einzeln einzugehen und jede:n individuell zu fördern, aber genau das ist auch gleichzeitig das Schöne. Besonders gut ist es, wenn wir eine 1:1 Betreuung bei den Hausaufgaben ermöglichen können.

4) Covid

Auch hier beeinflusst die Pandemie natürlich unseren Alltag. Im Winter gab es eine Maskenpflicht draußen, Clubs waren geschlossen und eine Impfpflicht für über 50-Jährige wurde eingeführt. Auch ich musste mehrfach in Quarantäne, da ich Kontaktperson war bis das Virus mich vor ein paar Wochen selbst traf und ich fast zwei Wochen komplett isoliert in meinem Zimmer meine Infektion auskurieren musste. Mittlerweile geht es mir wieder gut und auch die Corona-Beschränkungen wurden gelockert – nur der „Greenpass“ (der Impfnachweis) muss weiterhin vielerorts vorgezeigt werden.

Zu Beginn des Freiwilligendienstes hatte ich Sorge, dass die Pandemie mein Auslandsjahr stark negativ beeinflussen würde, aber glücklicherweise kann ich sagen, dass ein Freiwilligendienst in Coronazeiten definitiv möglich ist. Am Ende überwiegen andere Faktoren als Corona und das Virus rückt in den Hintergrund.

Ich bin sehr dankbar für die mir gebotene Möglichkeit und ich würde jeder/m empfehlen, solch eine Chance zu nutzen. Meine Freude auf die restlichen Monate hier ist immens und ich möchte gar nicht, dass meine Zeit hier endet!

Baciiiii e arrivederci!