Ein bisschen Helligkeit

Wenn ich mich wieder einmal frage, was der Hauptunterschied zwischen Kindern und Erwachsenen ist, denke ich an die Kinder, mit denen wir jede Woche Zeit in ihrer Unterkunft verbringen.

Was passiert mit Menschen, die durch den Willen des Schicksals in einem fremden Land gelandet sind? Erwachsenen kommt es so vor, als sei die Welt auf den Kopf gestellt, als würde sie nie mehr so sein wie zuvor, als sei alles verloren. Wenn man sich die Kinder anschaut, versteht man: Nein, so ist es nicht.

Sie gehen zur Schule, tanzen, turnen, spielen Fußball. Sie genießen immer noch die kleinen Dinge. Ihre Ausrufe beim Spielen, ihre Bastelideen und das Zeigen ihrer echten Gefühle beweisen, dass sie sich keiner Gleichgültigkeit hingeben.  Jedes Mal, wenn wir kommen, sehen wir ein weiteres Meisterwerk der Kinder.

Fit für die Schule

Von Januar 2023 bis Ende April 2023 haben wir wieder das Projekt „Fit für die Schule“ in Zusammenarbeit mit der DKJS durchgeführt. Zusammen mit engagierten Lehrkräften und motivierten Kindern haben wir uns das Ziel gesetzt, geflüchteten Kindern und Jugendlichen ohne oder mit geringen Deutschkenntnissen, den Zugang zur Bildung und Teilhabe in Deutschland zu ermöglichen. Lasst uns einen Blick auf den Ablauf und die Ziele dieses besonderen Projekts werfen.

„Fit für die Schule“ konzentriert sich auf die Förderung der Deutschkenntnisse bei zugewanderten und geflüchteten Kindern und Jugendlichen, die auf einen Schulplatz warten. Die deutsche Sprache spielt eine entscheidende Rolle, um sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden und am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Sie eröffnet den Kindern und Jugendlichen Türen zu Bildung, Integration und einem gestärkten Selbstbewusstsein.

Mehr als nur Schule

Der Ablauf des Projekts umfasste verschiedene Aktivitäten, bei denen die Kinder und Jugendlichen ihre neu erworbenen Sprachkenntnisse praktisch anwenden konnten. Gemeinsame Ausflüge zu interessanten Orten in der Umgebung ermöglichten ihnen nicht nur das Erleben von Spaß und Teamarbeit, sondern auch die Entdeckung der vielfältigen Facetten Berlins als ihren neuen Lebensort. Wir sind in Museen gegangen, ins Planetarium und haben oft sportliche Aktivitäten gemacht.
Kreative Workshops, wie das Drehen von Filmen oder Musikclips waren ebenfalls Teil des Programms. Diese vielseitigen Aktivitäten ermöglichten den Kindern und Jugendlichen Erfolgserlebnisse auf unterschiedlichsten Ebenen und trugen zur Stärkung ihrer Teamfähigkeit und ihres Selbstkonzepts bei.
Ein wichtiger Aspekt des Projekts war die individuelle Unterstützung der Kinder und Jugendlichen durch freundliche und motivierte Lehrkräfte, die sie gezielt auf den Schulstart vorbereiteten. Durch ihre professionelle Begleitung und Geduld konnten die Teilnehmenden ihre Deutschkenntnisse kontinuierlich verbessern und ihr Selbstvertrauen im Umgang mit der Sprache und Menschen in ihrer neuen Umgebung stärken.

Was VISIONEERS für mich ist

Als Praktikantin bei einer warmherzigen und freundlichen christlichen Wohltätigkeitsorganisation, die Integrationskurse für unbegleitete Migrantenkinder anbietet, habe ich aus erster Hand erfahren, wie ihre Mitglieder ihren Glauben in die Tat umsetzen. Ich habe persönlich miterlebt, welche positiven Auswirkungen diese Organisation auf das Leben einiger der am meisten ausgegrenzten Jugendlichen unserer Gesellschaft hat, und ich bin erstaunt über die Mitarbeiter:innen und Freiwilligen, die so unermüdlich daran arbeiten, ihnen die Hilfe zu geben, die sie brauchen.

Bei ihrer Ankunft in einem neuen Land sehen sich unbegleitete Migrantenkinder besonderen Schwierigkeiten konfrontiert. Viele sind aus ihrer Heimat geflohen, weil sie dort Gefahr, Armut oder Verfolgung ausgesetzt waren. Sie haben möglicherweise mit den Nachwirkungen eines Trauerfalls oder eines Traumas zu kämpfen und müssen eine neue Sprache und Lebensweise erlernen.
Die Integrationsprogramme unserer Organisation sollen diesen Kindern beim Neuanfang in einem neuen Land eine Starthilfe geben.

Die Arbeit von VISIONEERS

Sprachunterricht, kulturelles Kennenlernen und die Entwicklung grundlegender Lebenskompetenzen wie die Fähigkeit, einen Arbeitsplatz zu behalten oder die eigenen Finanzen zu verwalten, sind nur einige der vielen Bereiche, die wir in unseren Integrationsprogrammen abdecken. Um sicherzustellen, dass die Jugendlichen Zugang zu den Instrumenten haben, die sie für ihren Erfolg benötigen, arbeitet VISIONEERS eng mit Menschen zusammen, die alle einen unterschiedlichen Hintergrund und spezielle Fähigkeiten mitbringen, um ein umfassendes Unterstützungsnetz zu schaffen.
VISIONEERS ist einzigartig, weil wir uns bemühen, unsere christlichen Überzeugungen bei allem, was wir tun, in die Praxis umzusetzen. Wir bemühen uns, jedem Kind mit Freundlichkeit, Anstand und Respekt zu begegnen, weil wir wissen, dass es ein Geschenk Gottes ist. Obwohl unsere Mitarbeiter:innen und Freiwilligen aus vielen verschiedenen Glaubensrichtungen und kulturellen Traditionen kommen, haben wir uns alle dazu verpflichtet, dem Beispiel Jesu zu folgen und Menschen in Not zu helfen.

Eine Projektreflexion: Die 17 Ziele der UN und unser Projekt “NO POVERTY!“-
– Diskussion über die Agenda 2030 und die 17 Ziele der UN für die „globale Transformation“ mit Schüler:innen an Berliner Schulen

Peter Drucker, der berühmte amerikanische Autor und Ökonom, sagte einmal: „Der beste Weg, die Zukunft vorherzusagen, ist, sie zu gestalten“ – und das wurde zu meinem Lebensmotto. Allerdings bin ich nicht die Einzige, der an diesen Satz glaubt – denn 2015 haben alle Länder der Vereinten Nationen die Agenda 2030 und ihre 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung („Sustainable Development Goals, kurz SDG) verabschiedet.

Was genau sind die „SDG“?

Und warum sind sie für mich persönlich von Bedeutung? Und was können wir tun, um einen Beitrag zu leisten? – Das sind die Fragen, die in diesem kleinen Blogbeitrag beantwortet werden sollen. Wenn ich deine Aufmerksamkeit geweckt habe: Lies weiter!
Um die SDG zu erreichen, brauchen wir aus meiner Sicht starke und engagierte Nationen. Wir als Gesellschaft müssen uns der kommenden Herausforderungen bewusst bleiben. Wir müssen über die Konsequenzen unseres Handelns nachdenken und uns dafür verantwortlich fühlen, die Welt zu verbessern – jede:r Einzelne:r von uns! Ein wichtiger Hebel ist daher Bildung. Bildung ist, wenn sie richtig eingesetzt wird, die beste Waffe in den Händen der Menschen.
Aus diesem Grund haben wir in diesem Jahr Schulworkshops als wichtigen Bestandteil unseres diesjährigen Projekts zu den UN-SDG durchgeführt. Wir von VISIONEERS organisierten im Juli einen Train-the-Trainer-Workshop, um jungen Menschen beizubringen, wie sie junge Menschen in interaktiven Seminaren zu entwicklungspolitischen Themen schulen können. Die Freiwilligen wurden dann eingeladen, ihr Wissen über die SDG und ihre neuen Fähigkeiten als Trainer:innen in Workshops an unseren Partnerschulen in Berlin anzuwenden. Ich war eine dieser Freiwilligen und in den vergangenen Monaten lernte ich selbst viel über die UN-SDG und konnte dieses an Schüler:innen weitergeben und Interesse an entwicklungspolitischen Themen und eigenem Engagement wecken.

Was genau sind die Sustainable Development Goals (SDG)?

Alle Länder der Welt haben 2015 gemeinsam einen „Weltzukunftsvertrag“ beschlossen. Mit diesem Vertrag verpflichten sich die Staaten dazu, allen Menschen bis zum Jahr 2030 ein Leben in Würde zu sichern. Zum Beispiel sollen Armut, Hunger, AIDS und die Diskriminierung von Frauen und Mädchen beendet werden. Der Vertrag, auch Agenda 2023 genannt, enthält 17 Ziele, die 169 Unterziele umfassen.

Warum sind sie für mich als Person wichtig?

Die Ziele betreffen uns alle, da sie eine Lebenswerte Zukunft für uns alle sichern sollen…aber dies gelingt nur, wenn wir uns alle daran beteiligen. Die Agenda mit ihren 17 Zielen ist universell und fordert alle Länder und Nationen, sowohl die Industrie- als auch die Entwicklungsländer, zum Handeln auf. Dadurch wird sichergestellt, dass niemand zurückgelassen wird. Alle müssen zusammenkommen – Regierungen, die Zivilgesellschaft, Wissenschaftler:innen, Akademiker:innen und der Privatsektor, um gemeinsam eine bessere Zukunft zu schaffen.

Skills on Wheels – Das VISIONEERS-Mobil bringt Ehrenamt ins Rollen 

Was ist Skills on Wheels?

Skills on Wheels – das ist unser neues Projekt, welches seit Mai 2022 in der Planungsphase steckt. Das VISIONEERS-Mobil, ein umfunktionierter Kleinbus, ermöglicht die Stärkung und Sichtbarmachung von ehrenamtlichem Engagement: Junge Menschen mit und ohne Migrationshintergrund begleiten das Mobil und bringen ihre Talente in Aktionen mit und für andere Heranwachsende ein, z.B. in Wohnheimen oder an sozialen Brennpunkten.
Bevor wir mit einem geleasten Kleinbus in Gemeinschaftsunterkünfte fahren und mit den Kindern und Jugendlichen vor Ort spielen, neue Dinge erleben und eine Menge Spaß haben konnten, gab es viel zu tun, wie z.B. das Erstellen von Flyern, T-Shirts, Poster, Logos sowie die Akquise von Spielmaterialien und tollen Ehrenamtlichen.

Nach einer dreimonatigen Planungsphase hatten wir Ende September unseren ersten Aktionstag. Mit Sonnenschein und viel Spaß haben wir mit circa 15 Kindern und Jugendlichen auf dem Hof gespielt. Wir konnten die jungen Menschen und die Einrichtung in der Alten Jakobstraße kennenlernen und freuen uns, seitdem regelmäßig dort zu sein.
Nun gehen wir drei Mal wöchentlich in verschiedene Gemeinschaftsunterkünfte, in Kreuzberg, Lichtenrade und Mariendorf, in denen wir mit den jungen Menschen vor Ort spielen und gemeinsam miteinander und voneinander lernen.

 

Boden bereiten für Jugendarbeit!

Die Corona-Pandemie hat junge Menschen in besonderem Maße getroffen. Durch weggefallene Freizeitangebote, kleinere Teilnehmendenzahlen bei Projekten und enge Wohnverhältnisse, vor allem im Falle junger Menschen mit Fluchtgeschichte, ist die Nachfrage nach sicheren Rückzugsorten sichtlich größer geworden.

Bei der Jugendorganisation VISIONEERS treffen sich regelmäßig Jugendliche. Die Organisation hat 2021 neue Räumlichkeiten angemietet, um die Förderung von Jugendlichen weiter auszubauen. Die gemietete Gewerbefläche von 109 m2 am Bahnhof Südkreuz bietet perfekte Voraussetzungen für neue Projekte: Jugendtreff und Begegnungsstätte entstehen hier. In unseren vorherigen Räumlichkeiten war es nicht mehr möglich, alle Jugendlichen zu beherbergen. Die neuen Räumlichkeiten befanden sich bei Anmietung allerdings noch im Rohbau. Aufgrund von Spenden und Eigenmitteln war es uns zunächst möglich, die neuen Räumlichkeiten auszubauen. Für die nächsten Renovierungsschritte fehlten uns nun jedoch weitere Mittel. Vor allem die Verlegung des Fußbodens war dabei eine große finanzielle Hürde.

Die Berliner Jugendjury

Im Juni 2022 nahmen unsere Jugendlichen Elisabeth und Chadrack dann an der Jugendjury des Berliner Demokratiefonds teil.
Bei der Berliner Jugendjury geht es darum, dass Jugendliche die Möglichkeit erhalten, ihre Projekte konkret umzusetzen. Sie bewerben sich mit ihren Vorschlägen und entscheiden selbst, welche Projekte mit wie viel Geld und Expertenhilfe unterstützt werden sollen. Jede Jugendgruppe mit mehr als drei Personen, die einen Projektvorschlag einreicht, ist Teil der Berliner Jugendjury und bestimmt gleichberechtigt bei der Geldvergabe mit. Jedes Projekt soll dabei mit mindestens eine:r Teilnehmer:in in der Jury vertreten sein. Projekte, die keine Vertreter:innen in die Berliner Jugendjury delegieren, können bei der Vergabe der Fördermittel nicht berücksichtigt werden.
Bei der Jurysitzung treffen sich dann alle Jugendliche, die Projektvorschläge eingereicht haben, und entscheiden gemeinsam über die Vergabe der Fördergelder.

(Mehr Infos hier: https://stark-gemacht.de/foerderung/berliner-jugendjury/)

Dabei erhielten wir für den Ausbau der neuen Jugendräume, genauer gesagt für die Fertigstellung des Bodens, Fördergelder in Höhe von 2.493,00€! WOW!
Dank der Förderung der Berliner Jugendjury von knapp 2.500,00€ konnten wir unser Projekt „Boden bereiten für Jugendarbeit!“ in die Tat umsetzen und damit unserem Ziel, der Fertigstellung der Räume, ein Stück näherkommen.
Wir sind euch sehr dankbar und finden euren Einsatz super!
Vielen Dank an @stark_gemacht für diese Möglichkeit!

„Fit für die Schule“ – mehr als Deutschunterricht

„Fit für die Schule“ ist ein Programm der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, welches jungen Geflüchteten die Möglichkeit bietet, die Zeit des Wartens auf einen Schulplatz sinnvoll zu nutzen. Es geht darum, die Jugendlichen mit Spiel und Spaß auf die Schule, in Form von niederschwelligem Deutschunterricht, vorzubereiten. Die Motivation der Teilnehmenden ist sehr hoch. Die Jugendlichen sind daran interessiert, erste Grundbausteine der deutschen Sprache zu lernen. Durch das Programm wird zunächst der schulische Druck des Lernens rausgenommen, da die Jugendlichen bei uns die Chance dazu haben, angepasst an ihrem Tempo, zu lernen.

 

Ein Jahresrückblick auf das Projekt „Stark trotz Corona“

Auch in diesem Jahr bieten wir eine Hausaufgabenhilfe in der Carl-Sonnenschein- Grundschule an. Wir versuchen den Kindern dabei zu helfen, die durch Corona entstandenen Lücken wieder zu schließen.  Es werden also fleißig Hausaufgaben mit uns erledigt. Es wird gerechnet, gelesen und geschrieben. Aber der Spaß darf dabei auch nicht fehlen. An Fasching haben wir eine kleine Faschingsfeier für die Kinder dieses Projektes organisiert. Die Kinder konnten lustige Masken bemalen, Stopptanz spielen oder einen Schaumkusswettbewerb bestreiten.

Ein besonderer Moment für mich war im März das Singen für den Frieden in der Ukraine. Dort haben sich alle Klassen der Carl-Sonnenschein- Grundschule auf dem Schulhof versammelt und haben Lieder wie „Hevenu shalom alechem“ und „Wir ziehen in den Frieden“ gemeinsam gesungen. Manche Kinder haben auch ihre Gedanken und Wünsche zu dem Krieg geteilt.

Das Projekt „Stark trotz Corona“ beinhaltet nicht nur die Hausaufgabenhilfe, sondern auch die individuelle Unterstützung einzelner Schüler:innen im Unterricht. Das heißt, ich bin auch vormittags in verschiedenen Klassen und unterstütze dort die Lehrer im Unterricht und kann so individuell Schüler:innen bei besonderen Problemen helfen. Diese Hilfe zielt vor allem auf Schüler:innen, die einen besonderen Unterstützungsbedarf haben.

Bisher war es ein tolles Jahr an der Carl-Sonnenschein-Grundschule. Ich konnte vielen Kindern bei den Hausaufgaben und im Unterricht helfen.

Integrative Mobile Jugend-Lern-Hilfe

Seit Januar 2022 arbeite ich nachmittags für fünf Tage in der Woche in der „Integrativen Mobilen Jugend-Lern-Hilfe“ in der Gemeinschaftsunterkunft am Kirchhainerdamm. Ich selbst lebe inzwischen seit zwei Jahren in der Unterkunft. Ziel des Projekts ist es, geflüchtete Kinder beim Lernen zu unterstützen und die in der Zeit von Corona entstandenen Lernrückstände zu verringern. Durch die zusätzliche Gestaltung von Freizeitangeboten, an denen alle Schüler:innen teilnehmen können, sollen die Kinder auch sozial und emotional begleitet werden.

Meine Aufgaben
An den Schultagen bin ich meistens damit beschäftigt, den Kindern bei ihren Hausaufgaben zu helfen. Wir haben inzwischen einen sehr schönen Raum dafür. Er ist mit ausgemalten Bildern und Lernpostern bunt geschmückt. Es gibt stressigere Tage, an denen beispielsweise elf Kinder zwischen sieben und 18 Jahren, Hilfe beanspruchen. Sie alle haben ein anderes Sprachniveau und gehen in unterschiedliche Klassen, was eine individuelle Betreuung notwendig macht. Somit lernen manche der Schüler:innen die deutschen Buchstaben zu schreiben, während andere bereits eine Präsentation vorbereiten müssen. Diese enge Zusammenarbeit ermöglicht es mir aber auch mitzubekommen, in welchen Bereichen (Rechnen, Lesen oder Schreiben) ein Kind Defizite hat. An ruhigeren Tagen nehme ich mir dann die Zeit, mit einzelnen Schüler:innen zu üben, am besten geht das spielerisch oder mit kleinem Ansporn. Zurzeit sammeln die Kinder beispielsweise Punkte beim Lesen. Jeder liest auf seinem Niveau. Wer viele Punkte sammelt, bekommt am Ende eine Überraschung. Ein bisschen Motivation tut manchmal Wunder! Außerdem dürfen die, die mit ihrer Arbeit fertig sind, auch eine Runde spielen oder Malen.

Meine Arbeit zahlt sich aus
Manchmal geht es bei uns recht lustig zu. Zum Beispiel waren alle mal ganz hibbelig, also entschied ich, dass wir einfach einige Minuten tanzen sollten. Einmal ist auch ein Karton im Zimmer herumgelaufen. Zwei schelmische Augen schauten aus dem Loch im Griff heraus. An manchen Tagen haben wir auch etwas zu feiern: nach langem Üben flutscht endlich das Lesen, der Test, für den wir gelernt haben, wird mit Erfolg bestanden oder jemand geht von der Willkommensklasse in die Regelklasse. In den Ferien ist Spaß das höchste Gebot, denn Spaß verbindet und legt die Basis für eine gute Zusammenarbeit. So haben wir im letzten Jahr zusammen Pizza gebacken und Sirup hergestellt. Wir haben Eier gefilzt und Holz mit Brandmalerei geschmückt. Wir haben zusammen gefrühstückt, haben eine Waldwanderung mit einer Schatzsuche gemacht, den Britzer Garten erkundigt und uns gegenseitig in Wasserschlachten total nass gemacht.

Ich habe unsere Fachkraft für Lernbegleitung Christina getroffen. Im Rahmen des Projektes „Integrative Mobile Jugend-Lern-Hilfe. Jetzt“, bietet Christina mehrmals in der Woche Nachhilfe für Schulkinder in der Gemeinschaftsunterkunft am Kirchhainer Damm an. Ich habe ihr zu diesem Projekt verschiedene Fragen gestellt – die Antworten könnt ihr hier nachlesen:

Kannst du mir erzählen, was deine Aufgaben in der Gemeinschaftsunterkunft am Kirchhainer Damm sind?

Im Moment habe ich keinen definierten Arbeitsbereich, weil sich die Gemeinschaftsunterkunft in einem Umbruch befindet. Grundsätzlich leiste ich Unterstützung beim Lernen und bei den Hausaufgaben. In der Unterkunft leben viele Familien, deshalb sind dort auch viele Kinder. Manche Kinder sind bereits in der Schule, manche besuchen eine Willkommensklasse und andere gehen noch nicht zur Schule. Ich erledige mit den Kindern unterschiedliche Hausaufgaben. In den Ferien biete ich auch kreative Freizeitangebote an.

Wie läuft ein “klassischer” Nachmittag in der Unterkunft ab, wenn du da bist?

Um 14 Uhr komme ich in der Unterkunft an. Man kann nicht wirklich von einem „klassischen“ Nachmittag sprechen, weil jeder Tag anders ist. An jedem Tag sind verschiedene Hausaufgaben zu erledigen und die Zahl der anwesenden Kinder variiert auch. Wenn noch Zeit ist, spiele ich mit den Kindern. Die Spiele helfen den Kindern Deutsch zu lernen und das Ausmalen von Bildern kann ihre Feinmotorik verbessern. Ich bin täglich bis 17 Uhr vor Ort.

Wie viele Kinder und Jugendliche kommen normalerweise an einem Nachmittag zu dir?

Das ist wirklich jeden Tag unterschiedlich. Wenn ich Freizeitangebote anbiete, kommen so ungefähr 17 Kinder und wenn ich mit ihnen Hausaufgaben mache, sind es manchmal drei, aber manchmal auch acht Kinder, die Hilfe brauchen.

Was motiviert dich in dem Projekt mitzuarbeiten?

Ich bin der Meinung, dass es sich lohnt, in die Kinder meine Zeit zu investieren. Ich habe selber als Kind in vielen verschiedenen Ländern gelebt und daher weiß ich, wie schwer es für die Kinder sein muss, in einem neuen Land mit fremder Sprache und fremder Kultur zurechtzukommen. Ich sehe jeden Tag wie mutig sie sind. Ich bin froh, dass ich sie beim Ankommen in einem neuen Land unterstützen kann und finde, dass es echt tolle Kinder sind!

Welche Herausforderungen gibt es?

Die Herausforderung ist, dass man nie Vorausplanen kann, wer da ist. Manchmal ist es schwer, ihnen bei ihren Problemen zu helfen, weil diese sehr verschieden sind. Die Kinder haben teilweise große Wissenslücken und ich frage mich, wie ich ihnen eine „normale“ Jugend ermöglichen kann oder ihnen zumindest dabei helfen kann, diese zu bekommen. Es ist schwer für mich zu hören, dass die Kinder in der Schule keine Freunde finden.

Fällt dir spontan ein besonders schönes Erlebnis ein, welches du in diesem Projekt hattest?

Ja – mein schönstes Erlebnis bisher fand in der Weihnachtszeit statt. Wir haben in der Unterkunft zusammen Kekse gebacken. Zuhause habe ich eine große Menge an Teig vorbereitet. Die Kinder waren so motiviert und haben sich sehr gefreut. Wir haben es geschafft, den ganzen Teig zu verarbeiten und die Kinder haben die ganze Zeit mitgemacht. Jedes Kind hat eine Tüte mit Keksen für deren Familie bekommen. Das war wirklich ein toller und einprägsamer Tag.

Es ist jedes Mal schön, wenn ich die Kinder in ihren Stärken erlebe, zum Beispiel, wenn sie anderen Kindern helfen und eigene Verantwortung übernehmen.

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Vielen Dank Christina, dass du dir für das Interview Zeit genommen hast und dass du eine so tolle und wertvolle Arbeit für die Kinder und Jugendlichen leistest!

Ebenfalls bedanken wir uns bei der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) und der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie, die dieses Projekt ermöglichen!