Eine Projektreflexion: Die 17 Ziele der UN und unser Projekt “NO POVERTY!“-
– Diskussion über die Agenda 2030 und die 17 Ziele der UN für die „globale Transformation“ mit Schüler:innen an Berliner Schulen

Peter Drucker, der berühmte amerikanische Autor und Ökonom, sagte einmal: „Der beste Weg, die Zukunft vorherzusagen, ist, sie zu gestalten“ – und das wurde zu meinem Lebensmotto. Allerdings bin ich nicht die Einzige, der an diesen Satz glaubt – denn 2015 haben alle Länder der Vereinten Nationen die Agenda 2030 und ihre 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung („Sustainable Development Goals, kurz SDG) verabschiedet.

Was genau sind die „SDG“?

Und warum sind sie für mich persönlich von Bedeutung? Und was können wir tun, um einen Beitrag zu leisten? – Das sind die Fragen, die in diesem kleinen Blogbeitrag beantwortet werden sollen. Wenn ich deine Aufmerksamkeit geweckt habe: Lies weiter!
Um die SDG zu erreichen, brauchen wir aus meiner Sicht starke und engagierte Nationen. Wir als Gesellschaft müssen uns der kommenden Herausforderungen bewusst bleiben. Wir müssen über die Konsequenzen unseres Handelns nachdenken und uns dafür verantwortlich fühlen, die Welt zu verbessern – jede:r Einzelne:r von uns! Ein wichtiger Hebel ist daher Bildung. Bildung ist, wenn sie richtig eingesetzt wird, die beste Waffe in den Händen der Menschen.
Aus diesem Grund haben wir in diesem Jahr Schulworkshops als wichtigen Bestandteil unseres diesjährigen Projekts zu den UN-SDG durchgeführt. Wir von VISIONEERS organisierten im Juli einen Train-the-Trainer-Workshop, um jungen Menschen beizubringen, wie sie junge Menschen in interaktiven Seminaren zu entwicklungspolitischen Themen schulen können. Die Freiwilligen wurden dann eingeladen, ihr Wissen über die SDG und ihre neuen Fähigkeiten als Trainer:innen in Workshops an unseren Partnerschulen in Berlin anzuwenden. Ich war eine dieser Freiwilligen und in den vergangenen Monaten lernte ich selbst viel über die UN-SDG und konnte dieses an Schüler:innen weitergeben und Interesse an entwicklungspolitischen Themen und eigenem Engagement wecken.

Was genau sind die Sustainable Development Goals (SDG)?

Alle Länder der Welt haben 2015 gemeinsam einen „Weltzukunftsvertrag“ beschlossen. Mit diesem Vertrag verpflichten sich die Staaten dazu, allen Menschen bis zum Jahr 2030 ein Leben in Würde zu sichern. Zum Beispiel sollen Armut, Hunger, AIDS und die Diskriminierung von Frauen und Mädchen beendet werden. Der Vertrag, auch Agenda 2023 genannt, enthält 17 Ziele, die 169 Unterziele umfassen.

Warum sind sie für mich als Person wichtig?

Die Ziele betreffen uns alle, da sie eine Lebenswerte Zukunft für uns alle sichern sollen…aber dies gelingt nur, wenn wir uns alle daran beteiligen. Die Agenda mit ihren 17 Zielen ist universell und fordert alle Länder und Nationen, sowohl die Industrie- als auch die Entwicklungsländer, zum Handeln auf. Dadurch wird sichergestellt, dass niemand zurückgelassen wird. Alle müssen zusammenkommen – Regierungen, die Zivilgesellschaft, Wissenschaftler:innen, Akademiker:innen und der Privatsektor, um gemeinsam eine bessere Zukunft zu schaffen.

Drei Jahre später ist besser als nie

2019: Eine Jugendgruppe von Costa Ricanern und eine Jugendgruppe aus Deutschland freuen sich darauf, einander kennenzulernen. Zuerst sollen die Ticos nach Berlin kommen, danach die Deutschen nach Costa Rica. Als Teil von „weltwärts“ sollen sie einander begegnen und für insgesamt vier Wochen unter dem Aspekt „Your god, my god, a god?“ Erfahrungen teilen, neue Perspektiven erhalten und so voneinander lernen.

2020/2021: Es ist soweit und doch kommt alles anders. Die Pandemie bricht aus, das Projekt muss verschoben werden.

11.11.2022: Heute, drei Jahre später sitze ich hier, als Teil eines Projekts, das ich eigentlich nie hatte kennenlernen sollen. Und doch bin ich hier, am Ende der ersten zwei Wochen. Morgen werden die Ticos Deutschland bereits wieder verlassen und ich freue mich schon darauf, in einem Monat, ihr Leben kennenzulernen.

Das Begegnungsprojekt

Im Rahmen der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung hat das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) im Juli 2016 die Förderlinie aufgelegt. Sie ermöglicht Jugendgruppen aus Deutschland und Ländern des Globalen Südens, gemeinsame Projekte im gegenseitigen Austausch durchzuführen. Im Fokus der Begegnungsprojekte steht die konkrete Auseinandersetzung mit einem der 17 Nachhaltigkeitsziele – der Sustainable Development Goals (SDGs). So können junge Menschen aktiv Verantwortung für die globale Zukunft übernehmen und diese nachhaltig mitgestalten.

Ankunft in Berlin

Mit ein wenig Verspätung sind die Ticos am Samstag in Berlin gelandet. Für die meisten war es der erste Flug, viele von ihnen sind das erste Mal außerhalb Mittelamerikas und für alle ist es die erste Reise nach Deutschland.
Wir haben sie vom Flughafen abgeholt und wenn wir sie nicht selbst bei uns aufgenommen haben, so brachten wir sie in Gastfamilien. Nach einem Einführungstag am Sonntag, während dem die Ticos klassische Touristen sein und das wichtigste von Berlin sehen konnten, begann am Montag dann bereits die Arbeit.

Die erste Woche – eine Begegnung in zweierlei Hinsicht

Das Begegnungsprojekt begann, als ein anderes Projekt, die Berliner Ferienschule bereits in ihre letzte Hälfte startete. So konnten die Costa Ricaner miterleben, wie die Arbeit von VISIONEERS tatsächlich aussieht und bei der Umsetzung dieser tatkräftig unterstützen. Beispielsweise kochten sie und nachdem in der ersten Woche das Essen teilweise dankend von den Schüler:innen abgelehnt wurde, lockte der tägliche würzige Geruch nun alle in die Küche und das Essen wurde mit Begeisterung gegessen. Darüber hinaus nahmen die Ticos an den Nachmittagsaktivitäten der Ferienschule teil und begegneten so den Jungs aus der Wohngruppe. Sprachbarrieren, die hier noch eine größere Hürde darstellten, da keine gemeinsame sprachliche Grundlage bestand, waren egal. Zusammen spielten sie Fußball oder Volleyball oder bestaunten Museumsausstellungen. Andere hingegen begleiteten „Skills On Wheels“ und bastelten und malten mit den Kindern zusammen. Es gibt Sprachen, die über das Mündliche hinausgehen. Herzlichkeit und Liebe, das ist das, was in dieser Woche gesprochen wurde.

Solidarity with Refugees in Europe

Während des zweiwöchigen „European Solidarity Corps“-Programms (ESC) kam eine Gruppe von elf Internationalen aus neun europäischen Ländern zusammen, um die Arbeit von VISIONEERS zu unterstützen, einer anerkannten gemeinnützigen Organisation, die sich für sozial benachteiligte junge Menschen in Berlin einsetzt.
Als Freiwillige wurden wir darum gebeten, mit einer Gruppe von (minderjährigen) Geflüchteten zu arbeiten, die erst kürzlich aus verschiedenen Ländern wie Kurdistan, Syrien, Kambodscha, Libyen und dem Libanon in Berlin angekommen sind. Bevor wir uns allerdings mit den Teilnehmer:innen beschäftigten, besuchten meine Kolleg:innen und ich den Workshop „Flucht und Armut“ von Heidi, einer Expertin, die in mehreren Migrationslagern auf der ganzen Welt gearbeitet hat.
Sie unterrichtete uns darüber, was die Hauptursachen von Flucht sind und welche Dynamik hinter der Migrationspolitik steckt, welche die richtige Terminologie ist, wenn wir über Migrationsfragen sprechen und wie die Herausforderungen und die Verantwortung unserer Generation in dieser Krise aussehen.
Die Schulung war sehr hilfreich, und für viele von uns war sie eine Möglichkeit, unsere privilegierte Situation zu verstehen und unseren Zweck in diesem Projekt zu hinterfragen.

Zharas Geschichte

Ein weiteres wichtiges Training war das Anhören der Geschichte von Zhara, einem Mädchen, das aus Afghanistan geflüchtet ist und das sich uns freundlicherweise öffnete, indem es seine Geschichte und seinen Weg nach Deutschland mit uns teilte.
Dank Zharas Geschichte konnten wir die Realität, mit der wir konfrontiert werden würden, besser verstehen. Sie erinnerte uns daran, dass diese jungen Geflüchtete, die wir gleich treffen würden, nichts Anderes als Teenager sind, und dass sie auch als solche behandelt werden sollten.