Und da stand ich alleine am Flughafen in San José mit meinem Koffer, Handgepäck und einigen Spanischkenntnissen. Mein Ziel war es, meine Unterkunft in Heredia zu erreichen, wo meine Kollegen auf mich warteten. Also stieg ich in das erste Taxi am Flughafen ein und sprach den Taxifahrer mit „habla inglés“ an. In der Tat sprach er ein wenig Englisch. Ich sagte ihm, was mein Ziel sei und so fuhr er gleich los. Die Lichter in San José waren atemberaubend. Die ersten Minuten der Fahrt schweifte mein Blick über die Skyline dieser Stadt bis ich wirklich realisierte, ich bin endlich da, an dem Ort, auf den ich mich schon lange freute. Die Fahrt dauerte ca. 20 Minuten. Ich war ein wenig übermüdet und erschöpft von der langen Reise. Angekommen in Heredia standen wir vor einem Problem: Wir wussten nicht genau wohin, da in diesem Ort keine genauen Straßenbezeichnungen existieren. Ich rief also eine Kollegin an und geriet leider an die Sprachbox. Als er die Stimme der Sprachbox hörte, fragte mich der Taxifahrer, warum wir nicht auf Deutsch miteinander kommunizieren würden. Dies machte einiges einfacher und wir fanden dann auch meine erste Unterkunft.

La Familia/Mi Casa es Su Casa

Bananenplantagen links und rechts um mich herum: Das war die 3-stündige Busfahrt von San José nach Puerto Limón. Die Zeit verging zügig, ich unterhielt mich mit meinen Kolleginnen. Beim Aussteigen aus dem Bus fiel mir als erstes das tropische Klima auf. Mit meinen Kollegen Julius und Chris machte ich mich dann auf zu meiner Gastfamilie. Dort wurde ich sehr herzlich empfangen, als wäre ich ihr eigener Sohn, der nach jahrelanger Abwesenheit wieder nach Hause zurückkehrt ist. Sofort fühlte ich mich sehr wohl bei ihnen, trotz einiger Kommunikationsschwierigkeiten am Anfang.

Trabajar

Und es wurde Licht. Mein Kollege Julius und ich montierten am ersten Arbeitstag die Lichter für die Schule. Dank der Hilfe von unserem costa-ricanischen Kollegen German war es ein Leichtes, die Arbeit zu vollbringen. Um 17:00 Uhr war es dann auch soweit, der erste Arbeitstag war zu Ende. Schaufel oder Hacke? Von Mittwoch bis einschließlich Samstag waren wir nur mit dem Graben eines Grabens für die Rohrverlegung beschäftigt. Es nahm viel Zeit in Anspruch, da wir nur einfachste Werkzeuge hatten und der Graben die Abmessungen von 1,5 m Tiefe, 1 m Breite und einer Länge von 20 m erreichen musste. Die Arbeiten wurden leicht erschwert durch die Hitze und immer wiederkehrende Regenfälle. Durch Unterstützung einer Anwohnerin vor Ort machte es uns allerdings keine Mühe, da sie uns stündlich mit Getränken versorgte. Faszinierend war auch, dass viele Einwohner – egal ob klein oder groß – uns zur Hilfe kamen. Samstag wurde letztendlich der Boden des Badezimmers fertig gestellt.

Ronaldo oder Messi?

Beinahe jeden Abend verbrachte ich Zeit mit meiner Gastfamilie. Aufregend waren die Stadttouren mit meinem Gastvater und Gastbruder. Wenn dies nicht der Fall war, kam ein anderer Höhepunkt: Täglich um 17:00 Uhr spielten wir alle, Kinder und Erwachsene, gemeinsam Fußball und wenn wir pausierten, unterhielten wir uns über Fußball. Wer ist dein Lieblingsspieler? Für welchen Verein würdest du gerne spielen? Und wer spielt besser, Ronaldo oder Messi? So versammelten wir uns und verbrachten ein paar schöne Stunden miteinander. Fußball verbindet eben.

Tranquila

Was ich mitnahm? „Tranquila“ (ruhig), in Costa Rica ist es eine Art von Herzlichkeit und Bescheidenheit. Ich denke, das Wichtigste ist vor Ort gewesen zu sein und geholfen zu haben, indem man selbst Hand angelegt hat. Das sind Erfahrungen, die einem nicht genommen werden können und sie lassen einen wachsen. Mit Sicherheit war es nicht meine letzte Freiwilligenarbeit. Ich bedanke mich für die schöne Zeit.

Euer Amigo aus Österreich

Im April 2017 begann ich mich nach einem Projekt umzuschauen, welches ich in meinen Semesterferien im Sommer unterstützen könnte. Einige Wochen später stieß ich zufällig auf ein interessantes Projekt von VISIONEERS e. V. in Costa Rica. Seit 2015 unterstützt der Verein dort den Bau einer Berufsschule. Einige Male reiste zuvor bereits eine Gruppe deutscher Freiwilliger nach Costa Rica, um gemeinsam mit den Bewohnern von Limón 2000 an der Berufsschule zu arbeiten.

Seit März 2017 leben auch die beiden deutschen weltwärts-Freiwilligen Patrick und Isabel in Limón, mit deren Hilfe zusätzlich soziale Projekte vor Ort durchgeführt werden. Dadurch bekam ich die Möglichkeit, nach dem zehntägigen Einsatz auf dem Bau noch zwei weitere Wochen vor Ort zu bleiben, um die beiden bei ihrer Arbeit zu unterstützen.

Das Projekt passte perfekt zu mir als Lehramtsstudentin und so stieg ich am 6. August in Costa Ricas Hauptstadt San José aus dem Flugzeug. Draußen erwarteten mich bereits Linda, eine Praktikantin von VISIONEERS, sowie zwei Mitarbeiter von der Partnerorganisation Coalition Ministries, die mich herzlich begrüßten. Nachdem ich mich eine Nacht im Hotel von dem anstrengenden Flug erholt hatte, fuhren wir am nächsten Tag gemeinsam nach Limón, wo wir auf weitere Freiwillige trafen und unsere Gastfamilien, in denen wir in der folgenden Zeit wohnten, kennenlernten.

In der darauffolgenden Woche arbeiteten wir gemeinsam an der Fertigstellung der Bäder der Schule. Damit diese in Betrieb genommen werden darf, muss eine sanitäre Grundvoraussetzung gewährleistet sein. Gemeinsam mit den lokalen Arbeitskräften verlegten wir die Ab- und Zuwasserrohre für die Toiletten, Duschen und Waschbecken. Um diese mit dem örtlichen Wassersystem zu verbinden, hoben wir einen fast 1,5 Meter tiefen Graben quer über das Grundstück aus, in dem wir schließlich weitere Rohre verlegten.

In den Bädern füllten wir den Boden mit Erde und Kies auf, begradigten ihn und mischten schließlich Beton an, um die Bodenplatte zu gießen. Besonders viel Spaß hatten wir, als wir uns nach dem anstrengenden Arbeitstag mit einer Wasserschlacht abkühlten. Ein weiterer Erfolg war, dass während der einen Woche Stromkabel verlegt und Steckdosen sowie Lichtschalter montiert werden konnten, sodass nun in allen Räumen der Schule Licht zur Verfügung steht.

Während wir uns in der prallen Sonne durch lehmige Erde voller Steine buddelten und schwere Schubkarren voller Kies schoben, powerten wir uns so richtig aus. Gut, dass die Tico-Mamas (Ticos=Costa Ricaner) uns mit leckerem Frühstück, Mittagessen, Kaffee, Keksen und süßen Getränken versorgten. Mittags saßen wir immer alle zusammen an einer langen Tafel, lernten so das typisch costa-ricanische Essen kennen und hatten interessante Gespräche mit den Einheimischen, die uns gegenüber von Anfang an sehr offen waren und uns von ihrem Leben und ihren Familien erzählten. Mein Lieblingsort nach der Mittagspause war die Hängematte unter den Palmen am Rande des Grundstückes. Wenn sich dann ein paar Einheimische zu mir gesellten, brachten wir uns gegenseitig deutsche und spanische Wörter bei. Ab und zu pflückte einer der Ticos ein paar Kokosnüsse und wir genossen den sehr leckeren Kokossaft. Als wir dann selber ausprobierten, die Kokosnüsse zu pflücken, fanden wir heraus, dass das gar nicht so leicht ist wie es aussieht. Umso stolzer waren wir, als wir schließlich die Kokosnüsse geöffnet hatten und trinken konnten.

Nachdem die Zeit der Gruppenreise zu Ende ging, reisten die meisten Freiwilligen wieder ab. In den darauffolgenden zwei Wochen unterstützte ich zusätzlich Patrick und Isabel bei der Planung und Durchführung von Englischkursen. Diese werden an den Abenden für die Bewohner in Limón 2000 angeboten. Obwohl ich geringe Spanischkenntnisse habe, freuten sich die Teilnehmer sehr, wenn ich sie zum Beispiel bei der Aussprache der englischen Wörter unterstützte. Außerdem hatten sie viel Spaß, wenn sie mich herausforderten, die Begriffe, die sie auf Englisch lernten, auf Spanisch zu nennen. Nie zuvor traf ich Menschen, die so viel lachten, während sie eine neue Sprache lernten.

Während meiner Zeit in Limón 2000 blieb neben der anstrengenden Arbeit auch Zeit, um Costa Rica besser kennenzulernen. Während eines Spaziergangs durch den nahegelegenen Regenwald probierte ich Wasseräpfel, pflückte Limonen und Kakaobohnen und konnte Affen beobachten.

Meine Zeit in Limón ist nun bereits zu Ende. Ich bin froh, dort gewesen zu sein. Ich wurde wieder daran erinnert, mich über Kleinigkeiten im Alltag zu freuen, viel zu lachen, den Tag ganz in Ruhe ohne Stress und Hektik anzugehen und das Leben zu genießen.

Freiwilligendienste in Ländern des globalen Südens unterlagen vor einigen Jahren einem starken Aufschwung. Seit dem liegt es im Trend als junger Mensch in die Welt hinauszuziehen und Erfahrungen in einer fremden Kultur zu sammeln. Auch die Kritik wurde lauter und verbreitete sich nicht weniger stark als die Werbebroschüren für neue Freiwillige. Lässt sich ein Schluss dieses Gegensatzes ziehen?

Der Trend des Freiwilligendienstes

Eie Erhebungen über „Freiwillige in internationalen Freiwilligendiensten“ zeigen, dass im Jahr 2015 erstmals mehr als 8000 Freiwillige von Organisationen ins Ausland vermittelt wurden. Im Vergleich zum Vorjahr hat die Anzahl um 16% zugenommen und im Vergleich mit dem Jahr 2006 hat sich der Wert sogar verdoppelt. Dieser Aufwärtstrend ist mit einem Aufschwung der staatlich geregelten Dienste zu erklären, während die privatrechtliche Sparte langfristig gar eine Abnahme verzeichnet.

Abbildung 1: gesetzlich geregelte Freiwilligendienste (G-FD) und Dienste auf privatrechtlicher Basis (P-FD) in der Entwicklung von 2006 bis 2015

Die von Ministerien erschaffenen und teilfinanzierten Freiwilligendienste stehen auch im Fokus vieler Kritiker, da Steuergelder in deren Erhaltung fließen und kein offensichtliches Ergebnis des Aufwandes vorliegt. Die umfangreichsten dieser Programme sind der Internationale Jugendfreiwilligendienst (IJFD) und der Freiwilligendienst weltwärts.

Im Kreuzfeuer der Kritik

Diese Programme stehen in der Kritik und oft greift konstruktive Kritik an empfindlichen Stellen an und ist berechtigt. Die Frage ist, wo der Wert des Freiwilligendienstes liegt. Hauptsächlich Abiturienten nehmen die beiden dominierenden Programme in Anspruch, bevor sie sich für einen Studiengang oder Berufsweg entscheiden. Somit sind es überwiegend Menschen im Alter von 18 bis 22, die sich aufmachen in den Freiwilligendienst. Diese Menschen haben selten berufliche Erfahrung die sie in ihr Projekt einbringen, oft sprechen sie nicht die Sprache des Einsatzlandes und es fehlt grundlegendes Wissen über Entwicklungszusammenarbeit. Dazu kommen der Kulturschock, die Konfrontation mit Armut, Krankheiten und Kriminalität, sowie das Heimweh. „Fünf Monate ist die Zeit, die man (der Freiwillige) braucht um sich einzuarbeiten“ sagt Nicola, die Verantwortliche einer Einsatzstelle in Ecuador. Fünf Monate, die teilfinanziert werden vom Bundesfamilienministerium oder dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung; fünf Monate, in denen der Freiwillige mehr im Weg rumsteht als einen Beitrag leistet. Und was ist nach den fünf Monaten? Kann die Arbeit des Freiwilligen im Projekt nicht von einem erfahreneren Einheimischen schneller erledigt werden? Ist nicht sinnvoller, statt in Unterkunft und Verpflegung direkt in das Projekt zu investieren?

Abbildung 2: Kritische Stimmen aus der Wissenschaft (Kontzi, von Braunmühl), von Veteranen der Entwicklungszusammenarbeit (Pinger & Neudecker) und einer Aufnahmeorganisation deutscher Freiwillige (Donkor)

Ja, die Arbeit kann schneller erledigt werden von erfahrenen Einheimischen. Und ja, es kann auch sinnvoller sein, direkt das Projekt zu finanzieren. Bezieht man das Wort Entwicklung in der Bezeichnung Entwicklungszusammenarbeit auf die Entwicklung von Infrastrukturen und sozialen oder ökologischen Projekten und möchte man diese Entwicklung unterstützen, dann scheint ein Freiwilligendienst tatsächlich nicht so angebracht wie andere Instrumente der Entwicklungszusammenarbeit. Damit ist den Freiwilligen mit ihren Idealen und lobenswerten Motivationen der Sinn ihres Einsatzes abgesprochen. Oder nicht?

Ein anderer Blickwinkel auf die Entwicklungszusammenarbeit

Entwicklungszusammenarbeit ist eine Wortzusammensetzung aus zwei Bestandteilen. Die Aussage des Wortes Zusammenarbeit ist deutlich: Hier wird gemeinschaftlich ein Vorhaben verfolgt, nicht einseitig auf die Erreichung eines Vorhabens hingearbeitet, sondern von beiden Seiten zusammen. Die Deutung des zweiten Bestandteils ist anspruchsvoller, er ist mehrdeutig. Denn das Wort Entwicklung kann in diesem Zusammenhang wie oben beschrieben als Ausbau von Infrastrukturen und für soziale oder ökologische Projekte stehen, aber dies ist nicht die einzige Bedeutung. Entwicklung stellt einen Prozess, eine Genese von einem Vorangegangenem zu einem Zukünftigem dar. Es kann sich um einen Ausbau handeln, aber auch um eine Veränderung, eine Kreation oder eine (Neu)Schöpfung.

Wagen wir ein Gedankenexperiment und stellen Entwicklung in einen anderen Kontext:

Freiwilligendienste als Teil der Entwicklungszusammenarbeit?

„Es zeigt sich, dass die Freiwilligen ihr Jahr […] als Lern-Jahr wahrnehmen“ und es werden verschiedene Kompetenzen erworben: „das Erkennen der globalen Entwicklung sowie der soziokulturellen und biologischen Vielfalt, […] das Bewerten von eigenen und fremden Leitbildern sowie […] das Handeln für eine gerechte Entwicklung im Sinne der Nachhaltigkeit.“ (Schleich, 2011)

So lautet das Fazit eines Artikels über das Globale Lernen im Entwicklungspolitischen Freiwilligendienst weltwärts. Bei einem Vergleich dieses Fazits mit unserem Gedankenexperiment ist es nicht schwer Bezüge zu finden. Ein Erkennen, hier von globalen Entwicklungen sowie der soziokulturellen und biologischen Vielfalt, ebnet den Weg für eine Vermehrung des Wissens. Ein Bewerten von eigenen und fremden Leitbildern ist dem Abbau von Vorurteilen gleichzustellen und das Handeln für eine gerechte Entwicklung im Sinne der Nachhaltigkeit kann als Kreieren von Ideen, Kompetenzen und Partnerschaften zur Bekämpfung der globalen Ungerechtigkeit angesehen werden. Von dieser Perspektive aus darf der Freiwilligendienst als angemessene Maßnahme

der Entwicklungszusammenarbeit angesehen werden. Doch unsere Definition der Entwicklungszusammenarbeit ist doch nur ein Gedankenexperiment gewesen, das fußt doch auf keinen Belegen!

Ist dem so? Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) beschreibt die entwicklungspolitische Informations- und Bildungsarbeit als einen Arbeitsbereich der Entwicklungszusammenarbeit, zu dem auch die Freiwilligendienste gehören. Gucken wir ergänzend noch auf zwei Ziele eines Freiwilligendienstes selbst:

Abbildung 3: Der Freiwillige mit lobenswerten Idealen und Motiven im Ausland. Ein schöner Schein, aber wo liegt der Nutzen?

„[…] [D]as weltwärts-Förderprogramm […] [soll] dazu beitragen ‚Bewusstsein und Wertschätzung für die Vielfalt von Leben und Entwicklung’ sowie ‚Verständnis für die Abhängigkeit des eigenen Lebens im globalen Kontext’ zu schaffen [und] ‚den Freiwilligen den Erwerb von Qualifikationen und Erfahrungen ermöglichen, die für ihre persönliche Entwicklung, weitere Berufsorientierung und ihre Arbeit als Multiplikatoren im Feld der entwicklungspolitischen Inlands- und Bildungsarbeit nach Rückkehr hilfreich sind […]’“[if supportFields]> CITATION BMZ11 \l 1031

Der Wert von Freiwilligendiensten

Das Ziel von Freiwilligendiensten ist nicht, dieselbe Entwicklungszusammenarbeit zu leisten wie die mit professionellen Entwicklungshelfern oder mit Projektförderung. Die Freiwilligen sind Teil – d.h. Zielgruppe und Träger – einer Informations- und Bildungsarbeit. Ihre Rolle in den Projekten ist jene eines aktiven Beobachters. „Kompetenzen sind nicht durch reinen Wissenstransfer zu erwerben. Denn die Einzelne lernt nicht das, was ihr von außen vermittelt wird, sondern das, was in ihr bewirkt wird […]. […] Wenn das Lernen zudem in einer neuen Situation stattfindet, kann es besonders prägend sein, da sich die Lernende nicht einfach anpassen, sondern vielfältig mit der neuen Situation auseinandersetzen muss“ (Gritschke, 2011). Bei Freiwilligendiensten findet die Entwicklung in den Köpfen der Freiwilligen und auch der Menschen in den Gastländern statt.

Abbildung 4: Der Freiwilligendienst weltwärts ist der Entwicklungszusammenarbeit indirekt untergeordnet

In die Entwicklungszusammenarbeit als ein Mensch mit rund 20 Jahren reinzuschnuppern ist eine Chance für die Zukunft, in erster Linie für die individuelle, nur indirekt für die globale. Es liegt in der Hand der Freiwilligen kritisch den eigenen Einsatz zu betrachten, nur so kann sich der Zweck der Programme erfüllen. Viele gibt es, denen die Worte „Ich bin hier um zu helfen!“ auf den Lippen liegen, aber ebenso viele, bei denen es heißt: „Ich bin hier um zu lernen, wie ich helfen kann.“

VISIONEERS begleitet Freiwillige auf ihrem Weg in fremde Kulturen. Ich bin einer von ihnen. Die Wege sind spannend, wenn auch manchmal steinig. Mit dem Willen zu helfen bin ich in meinem Projekt gegen die Wand gerannt. Ich ließ mich davon niedergeschlagen und musste erst verstehen, was hinter dem Freiwilligendienst für eine Absicht steckt. VISIONEERS ließ mich vorweg kritisch meinen Einsatz hinterfragen, doch erst jetzt, bereichert um meine eigenen Erfahrungen, verstehe ich, was man ausrichten kann und was nicht.

Du möchtest mehr von meinem Einsatz und denen meiner Mitfreiwilligen wissen? Hier in VISIONEERS‘ Blog in der Kategorie Freiwilligenarbeit Costa Rica findest du Erfahrungsberichte von uns. Viel Spaß beim Stöbern!

Du hast genug gelesen und es ist an der Zeit eigene Erfahrungen zu sammeln? Ich habe Freiwilligenarbeit auch erst verstanden als ich schon mittendrin steckte im Abenteuer. VISIONEERS bietet dir die Möglichkeit eines Freiwilligendienstes in einer fremden Kultur. Hier findest du weitere Informationen.

Quellen der Zitate

BMZ, Referat Evaluierung der Entwicklungszusammenarbeit. (2011). BMZ-Evaluierungsberichte 056 – Der entwicklungspolitische Freiwilligendienst „weltwärts“. Bonn: Bundesministerium für wirtschftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.

Donkor, C. (2014). Dokumentation Blickwechsel – Sichtweisen auf deutsche Freiwillige. (C. Weinert, Interviewer)

Gritschke, H. (2011). Motive für den Kompetenzerwerb im Freiwilligendienst weltwärts. In H.

Gritschke, C. Metzner, & B. Overwien, Erkennen, Bewerten, (Fair-)Handeln (S. 376). Kassel: kassel university press GmbH.

Kontzi, K. (2011). Postkoloniale Perspektiven auf „weltwärts“. Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft.

Pinger, W., & Neudecker, R. (März 2009). Bonner-Aufruf. Abgerufen am 27. Juni 2017 von Aufruf/Plus: www.bonner-aufruf.eu

Schleich, K. (2011). Globales Lernen im Entwicklungspolitischen Freiwilligendienst weltwärts. In H. Gritschke, C. Metzner, & B. Overwien, Erkennen, Bewerten, (Fair-)Handeln (S. 376). Kassel: kassel university press GmbH.

von Braunmühl, D. C. (2008). Stellungnahme aus Sicht der Forschung. In P. Niggli, Der Streit um die Entwicklungshilfe (S. 210). Zürich: Alliance Sud.

Am Ende des letzten Jahres stand für mich fest: Es geht nächstes Jahr nach Costa Rica ! Mit Visioneers fand ich damals eine Organisation, welche Freiwillige über das Programm Weltwärts in jenes ferne Land versendet.

Und jetzt sitze ich schon eingeengt in einer kleinen Sitzreihe in einem vollen und brütend warmen Bus, auf dem Weg von Puerto Limon, der costa-ricanischen Stadt an der Karibikküste, zu dem Ort Turrialba am gleichnamigen Vulkan und habe mich grade entschlossen, nach drei Monaten Freiwilligenarbeit hier, ein Paar Wörter aufs Papier zu bringen . Die Luft steht hier in diesem Bus, ebenso wie dieser die meiste Zeit steht, denn die Straße hier nahe von Puerto Limon ist immer überfüllt, schließlich gibt es in der Stadt den größten Hafen von Costa Rica und es werden viele Waren für die weitere Verschiffung transportiert. Eine solche Verkehrskatastrophe kenne ich hier in Costa Rica auch von dem Valle Central, der zentral gelegenen Hochebene im Landesinneren. Auf dem Valle Central leben gut 70% der Landbevölkerung und dementsprechend chaotisch ist der Verkehr. Die Straßen sind hier wie dort überfüllt mit Autos, Bussen und großen Trucks, einige sehen so aus als ob sie keine zwei Meter mehr fahren, andere scheinen wie grade neu gekauft, und zwischen den Reihen an Fahrzeugen quetschen sich Mopeds durch. Männer wie Frauen laufen umher, verkaufen süße und salzige Bananenchips und preisen ihre Waren an.Bald wird es ländlicher und je weniger Häuser ich aus dem Fenster sehen kann, desto mehr den Dschungel und die waldgrünen Berge. Mit der Lage nahe dem Äquator, zwischen zwei Ozeanen, ist Costa Rica sehr heiß und feucht, eine ideale Umgebung für den Regenwald und deren Bewohner.Doch soll es in diesem Beitrag nicht um Costa Rica, das Land, gehen, es soll mein Einsatz als Weltwärtsfreiwilliger im Fokus stehen. Und dieser Einsatz begann genau genommen schon in Deutschland mit den Vorbereitungsseminaren. Nach jenen erreichte ich am 24. März San José, die Hauptstadt Costa Ricas.

Die ersten Tage hier, sprich die letzten Vorbereitungstage und der zweiwöchige Spanischkurs verbleiben mir sehr positiv in Erinnerung. Die erste Anspannung, die mich zusammen mit der Anfangsnervosität begleitet hat, seit ich aus dem Flugzeug gestiegen bin, ist verflogen. Ich habe bei meiner ersten Partie Fußball im fußballverrückten Lateinamerika direkt ein paar Schuhe schrottreif gespielt. Das in Deutschland schon gesammelte Wissen wurde nochmal angespitzt und geschliffen; besonders prägend sind die ersten Eindrücke von der Kultur, die wir noch gemeinsam als Gruppe erfahren durften. Wir haben Ausflüge in San José gemacht und sind dabei zum Beispiel in das Gewusel des größten Marktes eingetaucht und haben uns kulturelle Tänze im Parque de Diversion angeguckt.

Du möchtest mehr über die ersten Tage und den Spanischkurs erfahren und fragst dich was hinter diesem Bild steckt? Dann kann ich dir den sehr unterhaltsamen Beitrag von dem Freiwilligen Henno ans Herz legen, es stecken einige Lacher drin!

Mit „perfekten“ Spanischkenntnissen, die ich nach dem Spanischkurs hatte, ging es nun für mich zu meiner Einsatzstelle, der Asociación Comunidad Familiar Misionera. Ich kam während der Osterwoche bei dem Projekteinsatzstelle in Limon2000 an und hatte dadurch erstmal überraschend ein paar freie Tage. So konnte ich mich erst einmal akklimatisieren in meinem Zuhause für das kommende Jahr und meine Gastfamilie kennenlernen. Während ich zuvor noch dachte, dass ich mit Isabel, einer anderen Freiwilligen schon mit Auslandserfahrung, in eine Familie komme, eröffnete mir mein Mentor, mit dem ich einen schönen ersten Tag in meiner neuen Heimat verbracht habe (wir haben unter anderem den zwingend notwendigen Ventilator gekauft! Ohne den würde ich hier keine Nacht schlafen können), dass ich in eine andere Familie komme. Die Verantwortlichen haben sich gedacht, es ist notwendig, die Gruppe zu öffnen und einen Spanischzwang zu schaffen (diese Schlitzohren!). Denn meine Gastfamilie, bestehend aus meiner Gastmutter und meiner 14-jährigen Gastschwester, spricht ausschließlich Spanisch. Das führte natürlich zu zahlreichen Missverständnissen und lustigen Situationen. Anfangs noch etwas schüchtern, hatte sich meine Gastschwester jedoch schnell als ein wahres Naturtalent im pantomimischen Darstellen erwiesen. Am Esstisch habe ich dadurch immer viel zu lachen, egal ob ich gerade Gesagtes verstehe oder nicht. Ebenso wie diese Situation für mich eine neue ist, so ist sie das auch für meine Familie. Die Familie Maravilla (zu Deutsch: Wunder) macht mit mir die ersten Erfahrungen mit Freiwilligen. Meine Gastmutter ist eine talentierte Köchin und zu meiner Freude hat sie Freude daran, traditionelle costa-ricanische Gerichte zuzubereiten. Mittlerweile habe ich schon ein paar Tage miterlebt, an denen das Geld knapp war in der Familie, jedoch hat sich das nie auf die Menge des Essens ausgewirkt, lediglich auf die Vielfalt. Ich sage nur: Reis und Bohnen…

Eine Einsatzstelle meines Projektes: Englischklassenraum an der weiterführenden Schule

In der langen Vorbereitung und den freien Ostertagen steigerte sich immer mehr die Motivation nun endlich tatkräftig zu werden. Welch eine Enttäuschung erlebte ich dann an den ersten Arbeitstagen! Am ersten Arbeitstag lernte ich die Verantwortlichen der Einsatzstelle kennen und es wurde mir klar, dass die Verantwortlichen wohl durchaus zur Kenntnis genommen hatten, dass Weltwärtsfreiwillige kommen werden, aber darüber hinaus nicht viel geschehen ist. Sprich: Es wurde sich ein bisschen zurückgelehnt und entspannt in der Einsatzstelle und so fand ich die Verantwortlichen vor, als es für mich um meinen Arbeitsplan oder zumindest eine projektnahe Tätigkeit ging (schöne erste Eindrücke der Arbeitsmoral der Pura Vida-Kultur). Zusammen mit Isabel und der antreibenden Unterstützung ihrer Gastfamilie, die reichlich Erfahrung mit Freiwilligen aus dem Ausland hat, haben wir dann Schritt für Schritt unsere Wochen mit Aufgaben gefüllt.

Ich lernte in den ersten drei Wochen alle drei meiner zukünftigen Wirkungsbereiche kennen, also die eigentliche Projektstelle und Kirche in Limon2000, eine nah gelegene weiterführende Schule und eine ebenso nah gelegene Grundschule. An diesen Grundschulen unterstützt die Asociación Comunidad Familiar Misionera die Klassen mit praktischem Input. Mit Mitgliedern des Projektes und Freiwilligen wie mir werden Aktivitäten durchgeführt und animiert. Nachdem mit den Schuldirektoren einige freundliche Worte gewechselt waren, begann die Freiwilligentätigkeit erst wirklich, d.h. der Arbeitsalltag begann. Seit jenem Zeitpunkt unterstütze ich die Lehrkräfte an den Schulen in den Englischklassen. Mit den Lehrkräften zusammen verwirklichen Isabel und ich Aktivitäten, um das von den Lehrkräften vermittelte theoretische Wissen in der Praxis zu erproben und zu vertiefen.

Der Personenkreis, mit dem wir dabei zusammenarbeiten, schließt einen weiteren Freiwilligen, den guten Chris, von dessen Erfahrungen ihr hier hören könnt, zahlreiche Lehrer an den zwei Schulen und die Verantwortlichen der Einsatzstelle mit ein. Die größte Personengruppe, mit der ich zusammenarbeite, sind jedoch die Schüler in den Englischklassen der Schulen und dem Englischkurs in Limon2000.

Ein weiterer Wirkungsbereich: Der Englischkurs in Limon2000

Diese Schüler und Erwachsenen, bei denen ich im Unterricht an den Schulen helfe, oder denen die beiden anderen und ich direkt an der Einsatzstelle einen Englischkurs anbieten, haben uns sehr warmherzig, mit großem Interesse und mit offenen Armen willkommen geheißen. Vor allen bei jungen Schülern ist das Interesse groß und überragt etwaige Hürden, kultureller oder sprachlicher Natur.

Bei der Zusammenarbeit mit den Lehrern und den Verantwortlichen der Einsatzstelle kommt die unterschiedliche Kultur stärker zur Geltung. Da sind manchmal kleine Hürden zu überwinden, jedoch ist der Umgang durchweg freundlich und offenherzig. Nur bei der Disziplin oder dem sehr stark ausgeprägtem Stolz eckt man dann mal an und als Freiwilliger stellt sich mir die Aufgabe, emphatisch einen für alle angenehmen Weg zu finden.

Die unterschiedlichen Lehrer wünschen sich verschiedene Beteiligungen am Unterricht von Isabel und mir, wodurch Abwechslung in meine Tätigkeiten kommt. So muss ich mir für einige Klassen eine Aktivität überlegen auf Basis dessen, was die Lehrkraft unterrichtet; in anderen Klassen arbeite ich zusammen mit der Lehrkraft Aktivitäten aus oder bekomme Aktivitäten vorgegeben, die ich dann aktiv unterstützen soll mit meinem Englisch, meiner Aussprache. Hinzu kommt eine gewisse individuelle Hilfe bei der Examens-, oder Veranstaltungsvorbereitung (z.B. für einen Englisch-Buchstabierwettbewerb). Diese unterstützenden Tätigkeiten in den Schulen werden ergänzt mit einem Englischkurs in der Einsatzstelle meiner Empfängerorganisation. Dort lehren wir, die beiden anderen Freiwilligen und ich, Konversationsenglisch für die Gemeindemitglieder von Limon2000.

Wenn ich nun beim Schreiben an diese spannende erste Zeit hier zurückdenke, möchte ich sagen: Ich bin mit einem großen Interesse an Sprachen nach Costa Rica in das Projekt gekommen und das Projekt und die Tätigkeiten als Unterstützer in Englischkonversationsklassen haben sich als sehr interessant herausgestellt. Ich bin auf die weiteren Wochen gespannt. An den Schulen folgen nun alsbald einige Aktivitäten und Isabel und ich bekommen Woche um Woche einen größeren Handlungsspielraum, jetzt, da uns die Lehrer kennen. Auch folgen im Juli die zehntägigen Sommerferien und ich werde Ausflüge machen mit meiner Familie. Welch spannende Zeiten! Doch gegenwärtig erreiche ich erstmal das mir bereits bekannte Turrialba. Hier werde ich jetzt aussteigen Freunde wiedersehen und auch den rauchenden Vulkan.

Wenn ihr mich und die Arbeit hier Vorort unterstützen möchtet, freue ich mich über jede Spende – ganz egal ob 5, 10 oder 50 Euro unter diesem Link.

Bis zum nächsten Mal,

euer Patrick

Vor mittlerweile gut zwei Monaten sind wir angekommen, mitten in einer durch und durch liebenswürdigen, lautstarken, eben typisch costa-ricanischen Familie. Wir haben das deutsche alles-muss-nichts-kann-Tempo abgelegt und das hiesige Lebensmotto Pura Vida angenommen. Aber sieh selbst …

Unsere neue Heimat Esterillos Oeste ist wahrhaftig ein kleines Paradies, an der Pazifikküste gelegen, direkt am sieben Kilometer langen Strand mit perfekten Wellen. Hier kann man Surfen, Papageien, Riesenechsen und Affen beobachten, Mangos direkt vom Baum essen oder seine morgendliche Joggingrunde an den Strand verlegen. Alles ein netter Nebeneffekt, aber dafür sind wir nicht hier! Unser Ziel: Das Kinderhilfsprojekt Uno+ und die (Aus-)Bildung der Kids vor Ort bestmöglich unterstützen.

Warum wir das tun? Zwar besitzt Costa Rica im Vergleich zu anderen Ländern Lateinamerikas ein solides Bildungssystem, u. a. mit einer 6-jährigen Schulpflicht, dennoch zeigen sich uns bei der täglichen Arbeit mit den Kids deutliche Missstände in der Quantität und Qualität der schulischen Ausbildung. Auch die Armut vieler Familien, vor allem in den ländlichen Regionen, führt dazu, dass Kinder durch frühzeitiges Arbeiten zum Lebensunterhalt beitragen müssen. Das Ergebnis: eine hohe Schulabbrecherquote und der Verzicht auf weiterführende Schul- und Ausbildung. Wir finden es nicht fair, dass den Kindern so die Chance genommen wird, ihr Potential voll auszuschöpfen und der weitverbreiteten Armut und Kriminalität den Rücken zuzukehren. Daher helfen wir gezielt in fünf sehr ländlichen Gemeinden Costa Ricas (Bandera, El Tigre, Esterillos Oeste, Jacó und La Loma) mehrmals die Woche bei der Durchführung verschiedener Tutorien im Bereich Bildung, Kunst, Umwelt und Ernährung. Auf diese Weise können wir Unterstützung bieten, die von der Schule und dem Elternhaus oftmals nicht geleistet werden kann. Denn: Motivation alleine reicht nicht, es bedarf einer fairen Chance, diese auch zu verwirklichen!

Freiwillige „Manpower“ ist jedoch nur das eine, die Finanzierung das andere: Für die Realisierung unseres ehrenamtlichen Engagements fallen neben Kosten für Unterkunft und Lebenshaltung auch direkte Kosten im Projekt (z. B. Raummiete, Materialien für die Tutorien) an. Dein Beitrag – ganz egal ob 5, 10 oder 50 Euro – unterstützt dieses großartige Projekt und unsere Arbeit vor Ort und lässt uns unserem Ziel, den Kids eine faire Chance auf Bildung zu ermöglichen, ein Stück näher kommen.

¡Pura Vida! Laura und Francie

Am 23. März dieses Jahres begann mein Abenteuer Costa Rica. Nach einem langen Flug mit Zwischenstationen in Frankfurt und Santo Domingo landeten wir morgens endlich in San José in Costa Rica. Ich hatte auf dem letzten Flug glücklicherweise eine ganze Sitzreihe für mich alleine, was mir ermöglichte, eine Runde zu schlafen.

Nach drei Tagen Vorbereitungsseminar, in dem wir weitere Informationen zur Kultur Costa Ricas

erhielten, ging es dann schon weiter von der Hauptstadt San José nach Turrialba. Turrialba ist

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eine kleine Stadt mitten im Dschungel Costa Ricas, die umgeben von Bergen am Fuße eines noch aktiven Vulkans liegt, den wir jeden Morgen beim “Rauch spucken” bewundern konnten. Natürlich waren wir nicht zum Spaß hier, sondern zum Lernen. Denn in Turrialba waren kein Sightseeing, sondern zwei Wochen Spanischkurs angesagt. Um den Lerneffekt noch zu verstärken, wurden wir Freiwilligen in verschiedenen Gastfamilien untergebracht, die wirklich nur Spanisch sprechen konnten (also kein Englisch und erst recht kein Deutsch). Patrick und ich landeten bei Norma und Guilliermo, einem sehr netten älteren Ehepaar. Da unsere Spanischkenntnisse eher dürftig waren, verliefen die ersten Dialoge zwischen uns und unseren Gasteltern etwas zäh. Folglich kam es zu sehr vielen witzigen Missverständnissen und ich kann mich auch nicht daran erinnern, jemals über so viele Witze gelacht zu haben, die ich überhaupt gar nicht verstanden habe.

Naja, Norma und Guilliermo meinten es auf jeden Fall sehr gut mit uns und wir wurden zwei Wochen lang wirklich nach Strich und Faden verwöhnt. Es gab eine Menge zu essen und mit

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einer Menge meine ich mehr als man sich vorstellen kann. Meistens hatten wir mit unserem (ersten) Nachtisch schon regelrecht zu kämpfen, da wurde in der Küche bereits der nächste Nachtisch vorbereitet. Dass es bei uns viel zu essen gab, fiel auch irgendwann den Mädels unserer VISIONEERS-Truppe auf und es ging der ein oder andere Witz auf Kosten meiner (sehr gesunden) Figur. Nicht nur das Essen zeigte seine Wirkung, sondern auch der Spanischunterricht, sodass die Dialoge mit unseren Gasteltern mit der Zeit an Lebhaftigkeit gewannen. Na gut, unsere Gespräche verliefen immer noch ein wenig holprig, aber wir konnten schon über Witze lachen, die wir zum Teil wirklich fast verstanden hatten.

Aufgrund der vielen Eindrücke vergingen die zwei Wochen in Turrialba wie im Fluge und es hieß für uns Abschied nehmen von Norma und Guilliermo, die uns wirklich sehr ans Herz gewachsen waren. Daher beschlossen Patrick und ich, den beiden zum Dank etwas Deutsches zu kochen und so gab es Schnitzel mit Kartoffelsalat (selbstverständlich gefolgt von mehreren Nachtischen, die Norma zubereitet hatte). Mit zusätzlichen Kilos unterm T-Shirt und einer Menge Vorfreude im Gepäck ging es für mich nun zurück nach San José, wo ich meine Gastfamilie für meine restliche Zeit in Costa Rica kennen lernen sollte…

Am Montag, den 10. April, wurde ich von meiner Gastfamilie, den Monteros, am Busterminal in San José abgeholt. Die Montero-Gang ist wirklich super nett und richtig witzig, sodass bereits auf dem Weg in meine neue Heimat schon viel gelacht wurde. Die Gegend, in der ich wohne, ist sehr ruhig, jedoch ist man mit dem Bus in zehn Minuten in der Stadt und in fünf Minuten am Parque La Sabana, der als die Lunge San Josés gilt und in dem auch das Estadio Nacional de Costa Rica zu finden ist. Mein Gastvater Enrique teilte mir mit, dass gerade Semana Santa (Ostern) ist und

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sich so gut wie jeder in Costa Rica Urlaub genommen hat, ebenso wie meine Kollegen bei Habitat for Humanity. Das bedeutete, dass auch ich frei hatte und erst am folgenden Montag starten sollte, was mir die Gelegenheit gab, San José ein wenig zu erkunden. Da auch die Monteros die gesamte Semana Santa frei hatten, hatten sie einen Campingtrip nördlich von San José geplant. Die Einladung, sie zu begleiten, nahm ich gerne an, denn ich hatte mich auf Anhieb sehr gut mit der Familie verstanden und wollte sie natürlich besser kennen lernen. Meine Gastfamilie hat in der Nähe von San Carlos eine Art Campingplatz mit einer Kochstelle und einem kleinen Häuschen mit Dusche und WC. Dort lernte ich auch den Freund meiner Gastschwester Nicol kennen mitsamt seiner Familie sowie weitere Mitglieder der Montero-Familie. Neben Schwimmen in einem nahegelegenen Fluss stand der Besuch der heißen Quellen von La Fortuna auf dem Programm. Nach vier Tagen ging es dann zurück nach San José, wo ich die Zeit nutzte, mich auf meinen ersten Arbeitstag vorzubereiten.

Nach drei Tagen Vorbereitungsseminar, zwei Wochen Spanischkurs und einer Woche Semana Santa ging es für mich endlich los bei Habitat for Humanity. In meiner ersten Woche sollte ich dort zunächst einmal alles und jeden kennenlernen. Habitat for Humanity ist eine weltweit agierende Organisation, die sich dafür engagiert, auch ärmeren Menschen ein Leben in einem richtigen Zuhause zu ermöglichen. Ich arbeite im Büro in San José, welches für die Projektkoordination der gesamten Region Lateinamerikas und der Karibik zuständig ist. Daher ist mein Team auch sehr international aufgestellt und ich arbeite neben Leuten aus Costa Rica auch mit Menschen aus Peru, Mexiko und Kolumbien zusammen.

Ich bin dem Team Disaster Risk Reduction and Response (kurz: DRRR) zugeteilt. Das DRRR-Team ist in erster Linie dafür zuständig, das Risiko für Katastrophen zu minimieren und bei eintretenden Katastrophen Hilfe zu leisten. Dabei sorgt es dafür, dass unsere Maßnahmen umweltverträglich und nachhaltig durchgeführt werden. Im Moment versuchen wir, neue Ansätze im Bereich Klimawandel zu finden. Ich werde in den nächsten Wochen damit beschäftigt sein, Recherchen durchzuführen und Interessensgruppen bzw. Organisationen zu suchen, die unsere Ansichten und Ziele teilen und mit denen wir in Zukunft im Bereich Klimawandel zusammenarbeiten können. Also, alles sehr spannend!

Das war es erst einmal von mir aus Costa Rica. Mehr News folgen dann in den kommenden Monaten. Wenn euch mein Bericht gefallen hat und ihr Lust habt, mich bei meiner Arbeit bei Habitat for Humanity zu unterstützen, könnt ihr dies unter diesem Link tun 😉

¡Muchos Saludos!

Henrik

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Zunächst ein paar Sätze zu meiner Person: Ich bin Christoph, 23 Jahre alt und studiere BWL. Aufgewachsen bin ich in Ulm mit drei älteren Geschwistern. Mein ältester Bruder ist gehörlos und meine älteste Schwester ist körperlich sowie geistig beeinträchtigt. Diese ungewöhnliche Konstellation hat mich von klein auf geprägt und für soziale Themen sensibilisiert. Meine Mutter ist zudem Erzieherin und war in vielen sozialen Projekten tätig; mein Vater hat weltweit Entwicklungshilfe geleistet. Beide haben sich bei der Arbeit in einem Behindertenheim kennengelernt.

Ich bin sehr froh, mit Visioneers e. V. einen Verein gefunden zu haben, der mir hilft, meine persönlichen Interessen mit dem Pflichtpraktikum meiner Universität zu vereinen. Ich hoffe, das Schulprojekt in Limón 2000 fördern zu können und generell einen kleinen Beitrag für ein langfristiges Bestehen von Visioneers e. V. zu leisten. Nachfolgend möchte ich euch von meinen ersten Eindrücken und der Arbeit vor Ort berichten.

Ankunft:

Am 28.03.2017 bin ich spät abends in Limón angekommen; auf Anraten eines Einheimischen bin ich in einem Hostel namens „Oriental” untergekommen. Vielleicht hätte ich nicht nach dem billigsten Hostel fragen sollen, da unter diesem direkt eine Bar mit zwielichtigen Gestalten und Musik bis 2:00 Uhr nachts war. Glücklicherweise sind zwei Hängemattenverkäufer aus Nicaragua, Jose und Esteban, die ich im Bus kennengelernt hatte, ebenfalls dort gestrandet. Gemeinsam waren wir noch bis 1:00 Uhr am Strand. Die beiden haben mich zu ihrer Familie nach Nicaragua eingeladen und ich werde sie demnächst besuchen.

30.03.2017:

Ich bin mehr oder weniger erholt aufgewacht und habe mit Jose und Esteban erst einmal gefrühstückt. Anschließend war ich mit dem Pastor verabredet, bei welchem ich die nächsten fünf Monate leben werde. Er hat mich direkt freundlich begrüßt und ich war froh, nach meinen längeren Reisen endlich ein eigenes Zimmer mit Bett zu haben.

31.03.2017:

Erste Besichtigung meiner Arbeitsstelle für die nächsten 5 Monate.

(im gemähtem Zustand)

Zu Beginn war ich erst einmal ziemlich überfordert und wusste gar nicht, mit was ich anfangen sollte. Wir entschieden uns dazu, zunächst einmal aufzuräumen.

Im Verlauf des Tages war ich mit Fabian, einem Jungen aus Limón 2000, und seiner Schwester Felsi alleine, als plötzlich acht zivile PKWs mit hoher Geschwindigkeit am Gelände vorbeifuhren und ein paar Häuser weiter anhielten. Laut Fabian und Felsi wurden zwei Drogenhäuser durchsucht, in welchen sich wohl zwei tote Männer befanden. Ich habe weitergearbeitet und währenddessen versucht, Fabian ein bisschen Englisch beizubringen.

1.04.2017:

Jeden letzten Samstag des Monats treffen sich alle Pastoren der Gemeinde zur Besprechung und Planung. Es gibt insgesamt 15 Pastoren in einem Gebiet von 20 km² Größe. Das Treffen findet abwechselnd bei einem der Pastoren statt. Es war also ein Glücksfall, dass das Treffen dieses Mal bei uns vor Ort bei Pastor Julio stattfand und ich alle kennenlernen konnte.

2.04.2017:

Heute fand der erste Gottesdienst statt, der mich sehr berührt und nahezu zum Weinen gebracht hat. Drei kleine Mädchen haben während des Gottesdienstes jeweils ein Lied gesungen, eine davon ein sehr trauriges. Sie hat dabei angefangen zu weinen und das Lied abgebrochen. Nach einer Umarmung der Mutter und der Motivation durch den Pastor hat die Kleine das Lied mit voller Kraft zu Ende gesungen. Nach dem Lied hat mich mein Nebensitzer Jonas, ein 16-jähriger Junge, gefragt, ob ich verstanden habe, um was es bei dem Lied ging. Da ich nur gebrochen Spanisch spreche, habe ich den Text des Liedes nicht verstanden. Berührt hat mich das Lied trotzdem, da Musik universal ist. Jonas erklärte mir, dass es bei dem Lied um eine geliebte Person ging, welche verstorben ist, denn der Stiefvater des Mädchens wurde vor kurzem ermordet. Das musste ich erst einmal sacken lassen. Später im Gespräch mit Jonas stellte sich heraus, dass auch sein Vater vor fünf Jahren ermordet wurde.

3.04.–05.04.2017:

In den folgenden Tagen habe ich versucht, so viel Ordnung wie möglich zu schaffen: mähen, Müll aufsammeln, Steine auflesen, Laub harken, streichen und einige kleinere Reparaturen. Es macht Spaß zu sehen, wie sich das Gelände so langsam verändert. Auch der Pastor wirkt motivierter und sprüht vor Ideen.

Nun geht es aber so langsam an Arbeiten, für die bestimmte Geldbeträge notwendig sind. Der Rohbau steht, als nächstes muss der Elektriker kommen und mir zeigen, wo ich die Schlitze für die Leitungen schlagen kann. Spätestens beim Verlegen der elektrischen Leitungen muss ein professioneller Fachmann engagiert werden. Zudem wird Material für den Verputz benötigt und es muss überlegt werden, wie der Boden für eines der Bäder verlegt werden soll. Des Weiteren müssen die Gräben für die Wasserleitungen mit einem Bagger ausgehoben und bestimmte Areale geebnet werden.

6.04.–07.04.2017:

Wir haben einen neuen Weg hinter der Kirche angelegt.

8.04.–09.04.2017:

Am Freitag ist überraschend ein langjähriges Mitglied der Gemeinde verstorben. Am Samstag wurde in einer Kirche im Zentrum Abschied genommen. Zuvor kochten die Schwestern und die Pastorin eine Suppe mit Schweinschwänzen, dazu gab es Reis und Pute, gegessen wurde aus Plastikbechern. Es kamen ca. 100 Leute und das Spannende war, dass bis zum nächsten Tag Totenwache gehalten wurde. Es sind geschätzt mehr als zehn Leute geblieben, um die Nacht vor Ort zu verbringen. Am nächsten Tag um 9:00 Uhr fand der letzte Gang durch die Stadt, von der Kirche zum Friedhof, statt. Der Marsch begann mit einiger Verspätung und verursachte einen Stau in der Stadt.

10.04.–13.04.2017:

Die erste Schultafel wurde aufgestellt, um mit Fabian während der Arbeit ein paar englische Vokabeln zu lernen.

Die letzten schwer erreichbaren Stellen wurden gestrichen.

Heute kam auch der Elektriker und hat uns nach umfassender Begutachtung die nächsten Schritte genau erklärt. Nun können die Schlitze für die Leitungen geschlagen werden; glücklicherweise kann uns ein Freund des Pastors eine Maschine dafür leihen. Die roten Punkte sind zukünftige Steckdosen und Lichtschalter.

Am Montag sind zudem die anderen beiden deutschen Freiwilligen Isabel und Patrick in Limón angekommen. Am nächsten Tag stand Patrick direkt mit mir auf der Baustelle und hat einen Kompost hingestellt, um den Müll etwas zu reduzieren und um guten Dünger für die zukünftigen Blumenbeete zu haben. Zu Beginn war der Pastor sehr skeptisch, doch mittlerweile findet er die Idee super.

Sehr erfreulich ist auch, dass in der nächsten Woche ein Nachbar kommt, um uns etwas unter die Arme zu greifen. Seine Finca ist ein wahres Paradies mit exotischen Pflanzen, von denen wir ein paar Zöglinge haben können. Hier eine von vielen Stellen, an denen wir pflanzen wollen.

Seit dem 14.04.2017 hat sich einiges getan…

Sehr erfreulich war die Zusammenarbeit mit dem Schwiegersohn von Neireida. Neireida hat vor drei Wochen überraschend ihren Ehemann verloren. Pastor Julio und ich hatten die Idee, ihr ein wenig unter die Arme zu greifen. Wir räumten das Haus auf und sortierten einige Dinge, von denen ein Teil als Erinnerungsstücke aufbewahrt und ein Teil verkauft werden konnte. Mit Hammer und Meißel wurde die Außenwand des Hauses von altem Beton befreit und mit einem Hochdruckreiniger gesäubert. Es ist weiterhin geplant, das Haus zu verputzen und in einer schönen Farbe anzustreichen. Ich glaube bzw. hoffe, dass ich die Familie in den zwei Tagen vor Ort ein wenig ablenken und auf andere Gedanken bringen konnte. Als kleines Dankeschön kochte Neireida für uns, es war super lecker. Zudem schenkte sie uns die gut erhaltenen Schuhe ihres verstorbenen Ehemannes Alejandro. Ich bin nur mit einem alten Paar Schuhe nach Costa Rica gekommen, nun bin ich mit vier Paaren für jedes Gelände bestens ausgestattet. Auch Patrick hat Schuhe für das Meer bzw. den Fluss bekommen, um gut auf Steinen laufen zu können.

Abseits von der Arbeit in Limón 2000 finde ich es wichtig, sich möglichst gut zu integrieren. Ein einfacher Weg dies zu tun, ist Englisch zu unterrichten, da beinahe jeder hier sein Englisch verbessern möchte. Einmal die Woche treffe ich mich mit der Pastorin Mireya, um Englisch zu lernen. Auch viele Mitglieder ihrer Gemeinde sind an Englischunterricht interessiert. Ab kommender Woche findet dann auch Englischunterricht in der Kirche von Pastor Julio statt. Mal schauen, wie sich dies in Zukunft entwickelt. Ein anderes Mädchen namens Launie möchte ihr begonnenes Studium in Deutschland fortsetzen und muss dafür Deutsch lernen. Das Unterrichten der verschiedenen Sprachen ist für mich zudem eine gute Möglichkeit, Spanisch zu lernen.

Die Zusammenarbeit mit zwei Ticos, Herman und Felipe, war in der letzten Woche sehr dienlich für das Schulprojekt und auch ich konnte viel lernen. Der Plan für die Errichtung der Bodenplatte der Bäder wurde fertiggestellt. Ich habe einen Graben ausgehoben, um das Fundament zu setzen. Dieses Fundament dient dazu, Eisenplatten bzw. -stangen zu legen, um einen stabilen Boden an der Stelle zu garantieren, an der das Gebäude auf Säulen steht. Der begonnene Graben muss noch ungefähr 30 cm tiefer werden.

Felipe hat auch den Rest der beiden Bäder samt Kostenvoranschlag fertig geplant. Insgesamt wird es zwei Duschen und zwölf Toiletten geben, davon jeweils drei für Jungen, Mädchen, Frauen und Männer. Zwei dieser Toiletten werden zudem behindertengerecht sein. Dank der Planung wissen wir nun, wie die Leitungen gelegt werden müssen.

Ich bin sehr dankbar für die Hilfe von Herman, einem handwerklich sehr begabten Mann, der in Limón 2000 lebt und in den letzten Jahren schon viel geholfen hat. Er hat die Pläne des Elektrikers noch einmal etwas optimiert und somit Arbeit und Baumaterial eingespart. Ich versuche dieses Wochenende nun, alle Schlitze fertig zu bekommen, da ich die Maschine von Herman nicht zu lange in Anspruch nehmen möchte.

Die erste Steckdose sitzt – alles nicht ganz gerade geworden beim ersten Schlitz, aber es wurde von Schlitz zu Schlitz besser. Zudem sieht man nichts mehr am Ende davon.

Nach Absprache mit Pastor Julio wurden nun auch alle Beete geplant. Außerdem wird der Außenbereich mit neuem Gras angelegt. Der Sohn der Nachbarin war gestern da, um zusammen die Pflanzen auszuwählen, sodass nächste Woche gepflanzt werden kann. Weitere Bilder werden folgen.

Ich bin sehr dankbar für die ganze Unterstützung, die wir erhalten und finde es wichtig, mit den Menschen hier vor Ort zu arbeiten. Man muss auf jeden Fall offen für Ratschläge und Unterstützung bleiben, auch wenn diese manchmal fachlich zu wünschen übrig lassen oder unüberlegt ausgesprochen werden. Ich denke, es ist generell schwer im Leben, alleine Erfolg zu haben und man darf Hilfestellungen nicht als Kritik wahrnehmen, sondern als Chance. Daher ist es schön, hier Entwicklungszusammenarbeit verrichten zu können.

Um den Bau weiter voranzutreiben, benötigen wir dringend Baumaterial. Wenn du die Arbeiten vor Ort unterstützen möchtest, freuen wir uns über jede noch so kleine Spende. Vielen Dank!

Seit knapp zwei Jahren unterstützen wir als Verein den Bau der Berufsschule in Limón 2000. Wieso tun wir das? Was ist seitdem geschehen? Und warum ausgerechnet in Costa Rica, obwohl es doch eines der reichsten Länder in Mittelamerika ist? Im nachfolgenden Text sollen diese Fragen beantwortet und interessante Einblicke in die Arbeit vor Ort gegeben werden.

Der Hintergrund

Im Jahr 2015 bekamen wir von unserem Südpartner Coalition Ministry eine Anfrage, ob wir uns nicht vorstellen könnten, ein Projekt in Limón 2000 zu unterstützen. Don Carlos, der Leiter von Coalition Ministry, erklärte uns, dass Limón 2000 eine kleine Gemeinde an der Karibikküste ist, die zu den ärmsten Regionen Costa Ricas zählt. Sie wurde im Jahr 2000 von der Regierung Costa Ricas gegründet und liegt ca. 12 km von der Hafenstadt Limón entfernt. Benachteiligten Menschen aus Limón wurde damals bei Umsiedlung nach Limón 2000 ein Haus angeboten. Grundsätzlich erscheint dies sehr großzügig vom Staat, jedoch zeigt die Realität, dass mittlerweile rund 2.000 meist arbeitslose Menschen in Limón 2000 leben. Kriminalität, Drogen- und Alkoholkonsum sowie die daraus resultierenden sozialen Probleme sind nicht zuletzt aufgrund fehlender Qualifizierungsmöglichkeiten und beruflicher Perspektiven weit verbreitet.

In Limón 2000 gibt es nur eine Pflichtschule, bestehend aus einer Grund- und einer Hauptschule. Weiterführende (Aus-)Bildungsmöglichkeiten gibt es vor Ort nicht. Den meisten Familien fehlt das Geld für alternative Bildungsangebote, zudem sind die Schulwege meist sehr weit. Fehlende Motivation, Perspektivlosigkeit und Isolation sind die Folge. Die Kinder aus Limón 2000 beenden daher häufig nicht einmal die Grund- bzw. Hauptschule und rutschen frühzeitig in eine Negativspirale aus Kriminalität, Drogen, Alkohol oder frühen Schwangerschaften ab. Zudem fehlt ein Kindergarten, der die Betreuung von Kindern junger, alleinerziehender Mütter während der Unterrichtszeit ermöglicht, sodass viele von ihnen die Schule abbrechen.

Erste Kooperation

Da der Staat Costa Rica nur den Betrieb bereits bestehender Schulen unterstützt, müssen die Mittel für den Bau der Berufsschule in Limón 2000 von der Gemeinde bzw. den Projektverantwortlichen selbst getragen werden. Zudem fließen Eigenmittel des ansässigen Pastors mit ein. Im Jahr 2015 begann VISIONEERS, in Deutschland Spendengelder für den Schulbau in Limón 2000 zu akquirieren und die Arbeiten vor Ort durch freiwillige Helfer zu unterstützen. Zeitnah ist zudem der Bau eines Kindergartens bzw. einer KiTa geplant, um die Kinderbetreuung während der Unterrichtszeit sicherzustellen.

Sobald die Einrichtung in Limón 2000 ihre Arbeit aufgenommen hat, können staatliche Fördermittel für Materialien, Lehrergehälter und Kinderbetreuung beantragt und genutzt werden. Diese werden monatlich 200 USD pro Kind betragen. Sowohl Erziehung als auch Bildung hatten in Costa Rica schon immer einen hohen Stellenwert. So wurde bereits 1869 von der Regierung eine Schulpflicht für die Grundschule eingeführt und die Kosten dafür gedeckt. Die Verfassung von 1949, mit welcher das Militär abgeschafft wurde, hielt schließlich fest, dass das bis dahin für das Militär ausgegebene Budget zukünftig für Schule und Ausbildung zu nutzen ist.

Was ist seit Beginn unserer Kooperation passiert und wofür wurden die bisher akquirierten Spendengelder genutzt?

Stand 2012

Im Jahr 2012 hatten ein Rechtsanwaltsehepaar und die lokale Kirche die Idee, in Limón 2000 eine Berufsschule zu erbauen. Mit der Aufnahme eines privaten Kredits und der Errichtung der Grundmauern begann schließlich das Projekt. Dieser Kredit wurde drei Jahre lang abbezahlt und es erfolgten aufgrund fehlender finanzieller Mittel keine weiteren Arbeiten an der Schule. Grundsätzlich sind Baumaterialien in Costa Rica sehr teuer, die Kosten für die Mauern beliefen sich beispielsweise auf ca. 5.000 Euro.

Stand 2015

Im November 2015 hat VISIONEERS erstmals eine Gruppe Freiwilliger nach Limón 2000 entsandt. Diese nahmen die Arbeiten an der Berufsschule wieder auf. Die sieben Freiwilligen kamen aus unterschiedlichen Berufszweigen und Altersklassen. Während dieses ersten Einsatzes wurden die Bodenplatte sowie ein erstes Teilstück der Dachkonstruktion in Zusammenarbeit mit lokalen Arbeitskräften fertiggestellt. Alle anfallenden Kosten wurden durch private Mittel und Spenden finanziert.

Erste Nutzung des Schulgebäudes

Seit Ende 2015 wird die Schule für die Betreuung von Kindern sowie die Durchführung von Events, wie zum Beispiel Weihnachtsfeiern, genutzt. Der eigentliche Schulbetrieb kann jedoch erst nach der Fertigstellung der Sanitäranlagen aufgenommen werden.

Stand 2016

Im März 2016 wurde eine zweite Gruppe von Freiwilligen für neun Tage nach Limón 2000 entsandt. In dieser Zeit wurden die Fundamente für die Bäder erstellt. Hierfür musste immer wieder Beton gemischt und per Schubkarre quer durch den Rohbau der Schule zu den zukünftigen Bädern befördert werden.

Einige der Freiwilligen verlängerten sogar ihren Aufenthalt in Limón 2000, darunter ein deutscher Bauingenieur und Vereinsmitglied von VISIONEERS sowie zwei Lehramtsstudenten, die für drei Wochen Englischunterricht gaben.

Bau der Mauern und des Daches der Bäder

Im November 2016 baute eine weitere Kleingruppe an den Fundamenten der Bäder weiter. Jasmin und Yannik, zwei freiwillige Helfer der Novembergruppe, waren so bewegt vom Projekteinsatz, dass sie im Februar 2017 noch einmal auf eigene Initiative für zwei Wochen in das Projekt reisten. Sie sammelten über 3.000 Euro Spenden für Baumaterialien. Diese wurden für den Bau der Mauern und des Daches der Bäder genutzt.

Aktueller Stand des Schulgebäudes und der sanitären Situation

Das Gebäude ist insgesamt aufgeteilt in sechs gleich große Räume: Vier Klassenräume, ein Konferenzraum und ein Sekretariat. Unerlässlich für den Schulbetrieb sind sanitäre Anlagen, die in einem separaten Anbau zum Schulgebäude entstehen und ohne die der Schulbetrieb nicht aufgenommen werden kann/darf.

Grundsätzlich bietet in Limón 2000 lediglich die bereits bestehende Grund- und Hauptschule eine öffentliche sanitäre Einrichtung. Des Weiteren

existieren in den mit offizieller Baugenehmigung

entstandenen Unterkünften der Gemeinde private sanitäre Anlagen; in den ohne Genehmigung errichteten Hütten vieler Zuziehender ist dies jedoch nicht immer der Fall. Aufgrund der fehlenden barrierefreien, öffentlichen sanitären Einrichtung in der Gemeinde ist die Errichtung einer sanitären Anlage auf dem Gelände der Berufsschule unverzichtbar. Die Mauer sowie das Dach der Bäder wurden bereits gebaut, nun fehlt noch der Innenausbau.

Abschließend möchten wir uns bei allen Freiwilligen der verschiedenen Gruppen sowie für jede einzelne Spende bedanken. Wir haben die Spende immer zu 100 % an das Projekt weitergeleitet und davon Baumaterialien, wie Zement, Sand, Steine, Draht und vieles mehr, gekauft.

Wir sagen auch „Muchas Gracias“ an unsere Freunde in Limón 2000, die sich auf der Baustelle immer wieder aufopfern, insbesondere Pastor Julio, der tagelang auf einer dünnen Matratze auf der Baustelle neben dem gekauften Baumaterial schläft, damit es nicht geklaut wird. Ebenso danken wir allen Gastfamilien, die uns immer herzlich aufgenommen haben.

Ein großer Dank geht auch an unsere Partner Don Carlos und Doña Rosario, die uns nicht nur in Costa Rica betreuen und von A nach B fahren, sondern genauso hart auf der Baustelle mit anpacken und uns dabei immer mit ihrer witzigen Tico-Art oder musikalisch auf der Gitarre unterhalten.

weltwärts ist ein entwicklungspolitischer Freiwilligendienst, welcher im Jahr 2008 durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ins Leben gerufen wurde. Jährlich gehen rund 3.500 junge Menschen weltwärts, dies bedeutet, sie engagieren sich zwischen sechs und 24 Monaten in einem Entwicklungsprojekt einer lokalen Partnerorganisation in einem Entwicklungs- oder Schwellenland. >> für detaillierte Informatio-nen hier entlang

Dieses Jahr ist der Visioneers e. V. das erste Mal Entsendeorganisation und entsendet fünf Frei-willige für ein Jahr nach Costa Rica, um die Partnerprojekte Limón2000, UNO+ und Habitat for Humanity zu unterstützen.

Die nächsten 12 Monate werden uns unsere fünf weltwärts-Freiwillige mit Berichten, Fotos und Informationen aus Costa Rica auf dem Laufenden halten. Damit jeder ein Gesicht zu ihnen hat, stellen sie sich nachfolgend vor:

VISIONEERS e.V. hat es sich zur Aufgabe gemacht hat, ein Mentorenprogramm für Flüchtlinge zu etablieren, das geflüchteten Menschen in Berlin dabei hilft, aktiv am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können, zum Beispiel durch ein Praktikum, eine Berufsausbildung und/oder eine reguläre Arbeitsstelle. Ehrenamtliche Mentoren unterstützen einen Geflüchteten im Rahmen eines Tandems bei der Integration und dem Erreichen eines persönlichen Ziels des Mentees, wie bspw. der Wohnungssuche. Die Flüchtlinge, die bislang am Programm teilnehmen, kommen hauptsächlich aus Syrien, Irak und Afghanistan. Seit Beginn des Mentorenprogramm im März 2016 wurden 17 Tandems gebildet, die sich seitdem regelmäßig treffen um die Integration der Mentees in das gesellschaftliche Leben zu fördern.

Das Projekt wird mit 5000 Euro von der Pfefferwerk Stiftung gefördert. Vielen lieben Dank für diese Unterstützung!

Chronologischer Rückblick der letzten 6 Monate

März 2016: Informationsveranstaltung für Geflüchtete

Es fanden zunächst Informationsveranstaltungen zum Mentoring-Programm für die interessierten Geflüchteten statt. Darauf folgend wurden die Interviews mit unseren potentiellen Mentees durchgeführt.

März 2016: Kick-Off Veranstaltung für Mentoren

Mit einer Auftaktveranstaltung am 30. März für alle Interessierten, die eine Mentorenrolle übernehmen oder sich in irgendeiner anderen Form bei VISIONEERS engagieren möchten, wurde der eigentliche Start des Projektes beschritten. Diese Veranstaltung wurde unterstützt und bereichert durch Frau Ellahe Amir-Haeri von Bridge-Bleiberecht Berlin. In ihrem Vortrag referierte Frau Amir-Haeri ausführlich über die aktuelle Gesetzeslage der Aufenthaltsregelungen in Deutschland. Daran schloss sich eine Fragerunde an, in der alle noch offenen Fragen gestellt werden konnten. Anschließend folgte die Präsentation unseres ausgearbeiteten Mentoring-Programms durch unseren ehrenamtlichen Mitarbeiter Robert Bernau.

März 2016: Bakesale bei wayfair

Im März hat uns Wayfair eingeladen, ein Teil ihrer „Wellness-Woche“ zu sein und gemeinsam mit 10 Mitarbeitern gemeinsam mit einigen Mentees einen weiteren Bakesale zu organisieren. Es war nicht nur ein sehr schöner Tag, sondern es kamen auch 450 Euro für das Mentorenprogramm und unsere Workshops zusammen. Die Mentees konnten hier Mitarbeiter sowie wayfair als Unternehmen kennenlernen.

Mehr im Video: https://www.youtube.com/watch?v=Z8qq0ihdiyU

April 2016: Bewerbungstraining bei mobileJob

Steffen und Alice haben unseren Mentees einen Einblick gegeben, wie man Bewerbungen schreibt und auf was man unbedingt achten muss. Neben dem Vortrag konnten unsere Mentees selbst aktiv werden und anfangen, ihren Lebenslauf zu überarbeiten – zum Abschluss gab es dann Kuchen und Geplauder in der Küche!

April 2016: zalando Computer Weiterbildungsworkshop

Eine Mitarbeiterin der IT-Abteilung von zalando hat unsere Mentees zu einem Computer-Workshop eingeladen.

Einige Eindrücke davon im Video: https://www.youtube.com/watch?v=y1qNjiKX_Rw

Mai 2016: Kostenlose Bewerbungsfotos mit Fotografen

Fotograf Florin hat unsere Mentees kostenlos fotografiert. Die Bewerbungsfotos haben Sie für Ihre Lebensläufe genutzt.

Mai 2016: Syrischer Kochabend bei Helpling

Am 18. Mai wurden wir mit unserer Kochcrew bei der Firma Helpling eingeladen, wofür wir uns an dieser Stelle nochmals rechtherzlich bedanken möchten. Issam bereitete wie immer ein köstliches Abendessen vor, was 20 Helpling Mitarbeiter zusammen mit von Visioneers eingeladenen Flüchtlingen genießen konnten. Dabei wurde sich locker über interessante Themen ausgetauscht. Als Dankeschön hat Helpling in der Woche nach dem Event eine Spendenbox für uns aufgestellt und knapp 600 € gesammelt. Um einen weiteren Eindruck von unserem gelungenen Event bei Helpling zu bekommen, hier ein Video, produziert von Paul Schaerf: https://www.youtube.com/watch?v=CAbu3Ss5HJ0

Juli 2016: Kochabend beim Unternehmen Research Gate

Am 13. Juli waren wir bei Research Gate zum Essen mit Flüchtlingen eingeladen. Nachdem Issam den Grill auf dem Hof entdeckt hat, war direkt klar, dass das Essen zu einem syrischen BBQ umgestaltet wird. Es gab wie immer köstliche Gerichte, die die MitarbeiterInnen zusammen mit unseren Geflüchteten genießen und sich dabei kennenlernen konnten. Danke an Research Gate für die Einladung!

August 2016: HWR Summer School für Flüchtlinge

Einige Mentees nahmen an der Summer School der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) teil.

August 2016: Kochabend beim Startup Blinkist

Am Dienstag veranstalteten wir wieder einmal einen Kochabend in einem Berliner Büro. Dieses Mal haben wir mit Blinkist gekocht, gegessen und gequatscht – danke für den tollen Abend! Die Mentees hatten die Möglichkeit, das Startup, die Mitarbeiter und die Gründer kennenzulernen.

Wöchentliche Angebote für Mentees: