Hola! Ich bin Lilly und arbeite in Parrita, Costa Rica im Projekt „Valores“

Es ist eine andere Welt, in die man hier eintaucht. Obwohl die Tage aufeinander folgen, Sonne und Regen sich abwechseln, der Wind die Blätter der Bäume rascheln lässt und obwohl alles genau wie überall sonst dem ewigen Lauf der Dinge folgt, scheint die Substanz eine andere zu sein. Sie ist nicht besser als alles, was ich kannte, noch ist sie schlechter – sie ist anders, mit eigenen Vorzügen und Schwachstellen.

Nach zwei Monaten hier kann ich ehrlich sagen: Ich mag es in Parrita. Es ist bescheiden, keine große Stadt, sondern einfach ein Ort, in dem die Leute ihr Leben leben und ihren Tätigkeiten nachgehen. Als ich beschlossen habe, dieses freiwillige Jahr in Costa Rica zu machen, hatte ich nicht erwartet, in einen Küstenort geschickt zu werden. Nachdem ich zuvor schon ein Jahr in San José gelebt habe, dachte ich mir jedoch, dass es eine unglaubliche Chance ist, eine andere Seite des Landes kennenzulernen und so ein kompletteres Bild Costa Ricas mit mehr Facetten zu bekommen. Ich kann wirklich nur empfehlen, wenn sich die Möglichkeit ergibt, in die ländlicheren Regionen zu gehen. Das Leben hier ist anders als das in der Stadt. Irgendwie fühlt sich alles ein bisschen langsamer an, die Tage sind heiß und die Nächte sind warm, einen Bus zu bekommen ist manchmal einfach Glückssache, die Menschen sind verbindlich und freuen sich, ihre Heimat mit uns teilen zu können. Die Strände sind unendlich lang und wunderschön und gar nicht so weit weg, die Straßen teils etwas kaputt, aber immer voller lebhafter Geschäftigkeit, und man gewöhnt sich schnell daran, überall große Palmenplantagen zu sehen. Das Lebensgefühl hier ist ein ganz besonderes, das ich schon jetzt sehr zu schätzen gelernt habe.

„Valores“ – Arbeit mit Kindern

Obwohl ich das Leben hier, wie schon gesagt, sehr mag, ist es wichtig zu erwähnen, dass es keine einfache Gegend ist. Bei der Arbeit im Kids Club und der Auseinandersetzung mit den Schicksalen der Kinder fällt schnell auf, dass die große Mehrheit von ihnen aus dysfunktionalen Familien kommt. Viele leben in eigenartigen Familienkonstellationen, machen teils zuhause schlechte Erfahrungen und leben in unsicheren Gegenden, in denen sie oft mit Drogenproblemen, Gewalt, Sucht oder Ähnlichem in Berührung kommen. Da die meisten von ihnen zwischen sechs und zwölf Jahre alt sind, können sie vieles noch nicht verarbeiten.

Dennoch wird schnell deutlich, dass sich viele Eltern und natürlich auch die Projektleiter sehr viel Mühe geben und großes Engagement zeigen, um den Kindern ein gutes Leben zu ermöglichen und den Kids Club zu bieten, in dem die Kinder lernen, malen, basteln, spielen, zusammen essen oder manchmal sogar Ausflüge machen und einfach mal abschalten können. Ich finde, es gibt nicht viel Schöneres, als Kinder zu sehen, wie sie einfach nur Kinder sein können, wie sie lachen und Spaß haben und sich über Lob oder guten Zuspruch freuen. Sie sind alle sehr offen, aufgeschlossen, wissbegierig und gut erzogen. Im Club und auch zuhause werden ihnen Werte vermittelt, die ihnen hoffentlich fürs ganze Leben helfen werden. Ich bin sehr dankbar, ein Teil davon zu sein und meinen Beitrag im Club leisten zu dürfen.

Die Arbeit ist unglaublich bereichernd und auch für mich eine Erfahrung, von der ich fürs ganze Leben lernen kann. Manchmal ist es schwierig, sich Aktivitäten für die Kinder zu überlegen, was eine meiner Hauptaufgaben hier ist. Natürlich möchte ich den Club abwechslungsreich gestalten, aber bei so unterschiedlichen Altersklassen und Persönlichkeiten ist es teils schwer, alles unter einen Hut zu bringen. Mein Einfallsreichtum wird definitiv herausgefordert, aber das ist auch etwas sehr Schönes, und ich gebe mein Bestes, mir aufregende Sachen zu überlegen.

Hola, ich bin Maren und arbeite im Projekt „Valores“ in Costa Rica 

Lange habe ich darüber nachgedacht, worüber ich schreiben möchte. Irgendwie gibt es so viel und ich weiß nicht, wo ich anfangen und aufhören soll. Ein Thema, das mich in meinem Freiwilligenjahr aber 24/7 begleitet, ist das Thema „Kinder“.

Mehr Kinder in Costa Rica als in Deutschland

Seit Tag 1 habe ich den Eindruck, dass ich in Costa Rica viel mehr Kinder sehe als in Deutschland. Vielmehr habe ich den Eindruck, dass man in Deutschland Kinder ja schon fast suchen muss! Die Arbeit mit ihnen, die Bedeutung hier in Costa Rica, der Umgang mit ihnen, die Erziehungsmethoden, die Entwicklung, die Zukunftsaussichten etc. Kinder und der Aspekt Familie ist hier einfach viel präsenter und hat meiner Meinung nach einen anderen Stellenwert als in Deutschland.

Arbeit mit den Kindern in Parrita

Ich arbeite hier in Parrita mit Kindern aller Altersklassen, die meisten sind jedoch zwischen 6 und 12 Jahre alt. Sie kommen zu 98 % aus dysfunktionalen Familien. Die Mama wohnt alleine oder mit einem anderen Mann, der dann die Vaterfigur darstellen soll, es gibt Berührungspunkte mit dem Thema Drogen, Alkohol und Gewalt, finanzielle Armut und emotionale Armut innerhalb der Familie. Alles führt zu psychischen Belastungen und Problemen, die die Kinder in dem Alter logischerweise noch nicht verarbeiten können.

Liebende Eltern trotz Herausforderungen

Ich muss aber erwähnen, dass trotz all dieser Probleme die meisten Kinder dennoch liebende Eltern haben, die wirklich engagiert sind und alles für das Glück ihrer Kinder geben, was sie können. Die Kinder sind sich bei uns immer der Werte bewusst, die wir versuchen ihnen zu vermitteln. Sie benehmen sich wirklich gut und sind offen für Neues, neugierig und die meisten sehr lernfreudig. Ich bin ihnen sehr dankbar, dass sie es mir so einfach gemacht haben, einen so engen Draht zu ihnen aufzubauen. Wenn ich an meinen Abschied denke, zieht sich alles in mir zusammen. Ich bin so viel mit ihnen zusammen und weiß so viel über ihre Familien und Herkunft. Ich würde sie so gerne auf ihrem weiteren Weg begleiten… Oh je, lieber nicht darüber nachdenken, wird ja eh hoffentlich nur ein „bis bald“, statt ein festes „Tschüss“.

Die Bereicherung der Arbeit mit Kindern

Nach all der Zeit, in der ich jetzt schon mit den Kids zusammenarbeite, kann ich bestätigen, dass die Arbeit anstrengend, aber auch unfassbar bereichernd ist. Für mich überwiegt definitiv der zweite Punkt. In Deutschland habe ich einmal mit Kindern gearbeitet, jedoch noch nie so intensiv wie jetzt. Ich hatte, bevor ich nach Costa Rica geflogen bin, wirklich Sorgen, dass ich nicht mit den Kindern klarkommen werde, sei es weil sie mich langweilig finden, mich nicht respektieren oder ich zu unkreativ sein würde. Meine Mutter sagte da immer zu mir: „Kinder sind einfach, tue ihnen nichts Böses und sie mögen dich, gib ihnen ein bisschen Spaß und Liebe und sie lieben dich.“ Jep, das kann ich jetzt bestätigen.

Kleine Gesten, große Wirkung

Allein mit einem Lächeln und einem „Das sieht aber toll aus, was du da gezeichnet hast“, kann man ein Glücksgefühl in einem Kinderherzen bewirken. Es ist wunderschön zu sehen, wenn man den Jungen zum Lächeln und Lachen und wortwörtlich zum Strahlen bringt, von dem man weiß, dass er zu Hause immer nur gedeckelt und für seinen „schwierigen Charakter“ beschimpft wird. Wenn ich eins gelernt habe, dann dass das wohl größte Bedürfnis eines jeden Kindes Liebe und emotionale Sicherheit ist.