„Costa Rica hat 1948 seine Armee abgeschafft und konnte somit mehr Mittel in Bildung, Gesundheit und soziale Sicherheit investieren. So ist Costa Rica ein sicheres Land mit guter Infrastruktur und einer sagenhaften Natur geworden. Nicht umsonst wird es die „Schweiz Mittelamerikas“ genannt.“ So beschreiben manche Websiten das Land, in dem ich seit drei Monaten lebe und meinen Freiwilligendienst für Weltwärts verrichte. Gibt man „Costa Rica“ als Suchbegriff im Internet ein, findet man fast ausschließlich Beiträge, die sich positiv über das Land aussprechen, es loben und in gewisser Weise glorifizieren. Wäre Costa Rica eine Person, könnte man den Eindruck bekommen, das ganze Internet wolle sich bei ihr einschleimen. Hat es diesen Ruf verdient? Entspricht jedes Lob der Wahrheit? Werden all diese Beiträge von Touristen geschrieben? Von Journalisten? Oder von Freiwilligen wie mir? Es stimmt, dass Costa Rica keine Armee mehr besitzt. Aber bedeutet das, dass deshalb mehr Mittel in Bildung, Gesundheit und soziale Sicherheit gesteckt werden? Wären es genug Mittel, würden hier nicht so viele Freiwillige in Kinderheimen oder ähnlichen Projekten helfen können, oder? Was die Bildung betrifft, so sprechen hier die wenigsten Menschen Englisch, in ihren Häusern befinden sich fast keine Bücher und Einheimische erzählen mir, dass hier nur die Privatschulen Kinder ausreichend ausbilden.

Mit dem Thema Gesundheit bin ich noch nicht näher in Berührung gekommen, aber dass sich Costa-Ricaner*innen in selbstständigen Berufen oftmals keine Krankenversicherung leisten können oder starke Medikamente in Apotheken ohne Rezept verkauft werden, lässt mich hinterfragen, wie viele der Mittel in die Gesundheit investiert werden. Auch dass die Lebensmittelpreise hier so hoch sind, ist kein Beweis dafür, dass Menschen hier viel Geld verdienen. Viele Ticos ernähren sich daher dreimal am Tag von dem vergleichsweise günstigen „Gallo Pinto“ (Reis mit Bohnen) und können in ihrem ganzen Leben weniger Orte in Costa Rica sehen als Touristen in einem Monat. Zur „guten“ Infrastruktur lassen sich die fehlenden Buspläne oder Haltestellen, die dafür aber vorhandenen Schlaglöcher in den Straßen anführen oder meine gestrige Bekanntschaft mit einem Tico (Costa-Ricaner), der mich darüber aufgeklärt hat, dass man hier zwischen 10
Uhr abends und 5 Uhr morgens rote Ampeln höchstens wie ein Stopp-Schild behandelt. Ist Costa Rica dafür aber sicher? Costa Rica ist am sichersten für dich, wenn du ein Mann bist. Männer können hier nachts unbesorgt auf die Straße gehen. Männer können tagsüber herumlaufen, ohne gecatcalled zu werden. Männliche Uberfahrer verstecken unter ihrem Sitz kein Pfefferspray. Aber auch Männer meiden „red zones“ in der Hauptstadt San José oder Limón (an der Karibik) und würden nicht unvorsichtig in der Öffentlichkeit ihr Handy aus der Tasche holen.

Mein Jahr in Costa Rica

Fast ein Jahr ist nun vergangen seitdem ich meine Familie in Berlin verabschiedet habe, in ein Flugzeug gestiegen bin und meinen Freiwilligendienst in Quepos, Costa Rica begonnen habe. Ich war damals sehr aufgeregt, schließlich war alles neu: die Kultur, die Gastfamilie, die Aufgaben bei der Arbeit, die Sprache und vieles mehr…

Heute habe ich einen gewohnten Alltag und fühle mich in Quepos sowie in meiner Gastfamilie super wohl. Der Weg bis hierhin war jedoch nicht immer einfach und ich habe viele gute, wie auch schlechte Erfahrungen mitgenommen.

Die Sprache

Vor meiner Ausreise war ich davon ausgegangen, dass ich schon ganz gut Spanisch spräche und mich gut verständigen könnte. Dies war auch meistens der Fall. Die typisch costa-ricanischen Ausdrucksweisen musste ich jedoch erstmal erlernen. Meine Gastmutter nutzt außerdem viele Sprichwörter, die mich immer wieder zum Stutzen gebracht haben und immer noch bringen, weshalb ich auch jetzt noch häufig nachfragen muss, was diese bedeuten. Ebenfalls musste ich mir in meinem Projekt erstmal das Fachvokabular aneignen, um mich verständlich ausdrücken zu können.
Die meisten Menschen sind allerdings verständnisvoll damit umgegangen, dass ich immer noch Spanisch lerne und mich nicht immer perfekt ausdrücken kann. In einigen Disskusionen haben mir jedoch mal die passenden Worte gefehlt und meine direkte Ausdrucksweise wurde daraufhin bemängelt. Ich persönlich mache mir da jedoch keine Vorwürfe, da Auseinandersetzungen nie einfach sind und ich schon froh war, meine Meinung überhaupt auf einer Fremdsprache geäußert zu haben.

Kulturelle Unterschiede

Im Allgemeinen habe ich mich am Anfang des Freiwilligendienstes eher zurückgehalten, was die Äußerung meiner Meinung betrifft, da ich Bedenken hatte, dass sie kulturell falsch aufgenommen werden könnte. Außerdem war ich mir anfangs unsicher, ob ein Verhalten, was ich als respektlos empfunden habe, wirklich respektlos war oder eher kulturell bedingt war.
Nach einem Jahr kann ich viele Situationen besser einordnen und ich habe gelernt, dass ich für mich selbst einstehen muss, besonders in Situationen, in denen ich mich respektlos behandelt fühle. Natürlich ist es dabei immer wichtig, die Kultur zu achten, aber ich denke, dass Respekt und Verständnis des Gegenübers auch vorhanden sein sollten.

Planung und Realität

Ein weiterer kultureller Unterschied bezieht sich auf die Planung der Costa Ricaner:innen. Es werden viele Einladungen ausgesprochen und indirekte Verabredungen getroffen, die mehr eine Idee, als ein Plan sind. Dieses Verhalten hatten wir bei unserem Vorbereitungsseminar bereits besprochen, daher hat es mich nicht überrascht. Ein wenig mühselig finde ich es jedoch schon, wenn Treffen nicht stattfinden oder ich häufiger nachfragen muss, um einen festen Termin festzulegen.
Mir ist dabei aufgefallen, dass ich doch sehr gerne plane. Inzwischen habe ich mich aber daran gewöhnt und bin auch spontaner geworden. Gerade die Treffen auf der Straße, die dann zu spontanen Ausflügen an den Strand oder zum Kaffeetrinken im Café geführt haben, waren schöne Erfahrungen und haben mir gezeigt, dass Spontanität auch seine Vorteile hat und nicht alles geplant werden muss.

Costa Rica – Ein Land mit zwei Gesichtern

„Die Schere zwischen arm und reich geht immer weiter auf…“

… ist ein Satz, den man immer häufiger im Zusammenhang mit dem „Entwicklungsstand“ eines Landes hört. Er bedeutet, dass die Armen immer ärmer und die Reichen immer reicher werden. Es gibt Länder, in denen kleine Wellblechhütten direkt neben riesigen Luxuswohnanlagen gebaut werden, in denen ausgebaute Straßen zu Villen führen, doch nur Schotterwege in die „Slums“, in denen es fließendes, klares und warmes Wasser nur für Menschen gibt, die es sich leisten können. Paradebeispiele für solche Länder sind zum Beispiel, Brasilien oder Südafrika. Doch auch Costa Rica weist solche Strukturen auf. In diesem Artikel kannst du herausfinden, wie das deutlich wird.

Das Paradies

Bunte Paradiesvögel fliegen über deinen Kopf, während du dir eine selbstgepflückte Kokosnuss zur Erfrischung holst. Faultiere kreuzen die Straße, auf der du gerade unterwegs zu einem wunderschönen Sandstrand bist. Du siehst, wie die Sonne in den schönsten Farben hinter einem Vulkan untergeht.
All das und vieles mehr findest du eingebettet zwischen pazifischem- und karibischem Meer im Urlaubsparadies Costa Rica. Vielfältige Landschaften und Mikroklimata machen das Land so einzigartig. Kilometerlange Strände, erfrischende Wasserfälle, aktive Vulkane und Berge, süße Früchte und eine außergewöhnliche Tier- und Pflanzenwelt, etwa fünf Prozent der weltweiten Artenvielfalt ist in diesem winzigen Land zu finden.
Das alles kann man in unzähligen Artikeln in Urlaubsbroschüren über Costa Rica finden. Dieses kleine Land hat viel zu bieten und ist daher ideal, um darin zu reisen, da es unfassbar viele unterschiedliche Naturspektakel auf kleinstem Raum zu entdecken gilt.

Zudem ist es das wohl fortschrittlichste und sicherste Land Zentralamerikas. So gilt Costa Rica zum Beispiel als Vorreiter im Klimaschutz. Dem umweltbewussten Land liegt seine Natur sehr am Herzen. Außerdem pflegt Costa Rica die Zusammenarbeit mit großen Wirtschaftsmächten und auch Menschenrechten wird hier eine vergleichsweise hohe Bedeutung zugeschrieben. Costa Rica wird auch als die „Schweiz Lateinamerikas“ bezeichnet, was zum einen an den (leider) sehr hohen Lebenshaltungskosten liegt, zum anderen aber auch daran, dass es schon seit vielen Jahren, eines der wenigen Länder weltweit ist, welches kein Militär besitzt. Das Geld, welches durch die Absetzung des Militärs eingespart wird, wird glücklicherweise in Bildung investiert. Die Verbesserung der Schulen und Universitäten verhelfen dem Land wirklich zu größerem Wohlstand und ermöglichen Kindern und Jugendlichen oftmals, aus dem Kastensystem auszubrechen.
Diese und viele weitere Aspekte machen Costa Rica so einzigartig und paradiesisch.

Die VISIONEERS Finca
Die gemeinnützige Organisation Asociación VISIONEERS Costa Rica wurde im Januar 2020 mit dem Ziel gegründet, soziale Projekte in Mittelamerika zu entwickeln und umzusetzen. Die Asociación setzt sich für globales Lernen, Umweltschutz und die Stärkung einer nachhaltigen Entwicklung in Mittelamerika ein. Asociación VISIONEERS CR hat im Jahr 2021 eine 55.000 m² große Kaffeeplantage in der Region San Andrés León de Cortes erworben. Ziel ist es, dass die Einnahmen des klimafreundlich produzierten Kaffees langfristig für die Umsetzung von sozialen Projekten und Weiterbildungen, für die in San Andrés de Leon Cortes lebenden Menschen, investiert werden.

KAFFEE in Costa Rica
Die ersten Kaffeepflanzen, in Costa Rica Grano de Oro (Goldkorn) genannt, wurden gegen Ende des 18. Jahrhunderts nach Costa Rica gebracht. Sie wurden zunächst als Zierpflanze gehalten, aber schon bald erkannte man das Potenzial der exotischen Sträucher. So wies man die heimischen Bewohner an, durch Anbau im eigenen Garten die Produktion anzuregen. Die ersten Kaffee-Fincas wurden ca. 1830 im Zentraltal eröffnet. Costa Rica exportierte als erstes Land Mittelamerikas den Ertrag nach Europa. Das wertvolle Exportprodukt Kaffee generiert auch heute ein hohes Einkommen für das Land.

San Andrés
Auf einer Höhe von 1200-1800 Höhenmetern und bei einer Temperatur von 15-28 Grad Celsius gedeihen die Kaffeebohnen am besten. Diese Bedingungen werden im Zentraltal Costa Ricas erfüllt. Hier befindet sich auch der Kanton León Cortés mit einer Gesamtbevölkerung von 12.200 Einwohner:innen. Dieser Kanton bildet zusammen mit den Kantonen Dota und Tarrazú eines der wichtigsten Kaffeeanbaugebiete in Costa Rica, die „Zona de los Santos“. In dieser Region werden ca. 30 % des Exportkaffees produziert.
León Cortés ist in sechs Bezirke unterteilt, darunter der Bezirk San Andrés mit ca. 1.600 Einwohner:innen. Dort besitzen ca. 100 Familien eine eigene Kaffee-, Gemüse- oder Obstplantage. Die ansässigen Kleinbäuer:innen sind von großen Unternehmen/Cooperativas abhängig und fühlen sich von diesen oft unterdrückt. Aktuell verkaufen alle Kaffeebäuer:innen in San Andres an die Cooperativas.
In San Andrés gibt es nur sehr wenige Ausbildungs- und Bildungschancen für junge Menschen, was zu sozialen Problemen, Armut und Kriminalität – und steigender Landflucht geführt hat. Inzwischen gehört San Andrés zu einem der Gebiete mit der höchsten Kriminalität des Kantons. Die Bevölkerungszahl ist in den letzten Jahren um 12 % gesunken. Aktuell besuchen 25 Student:innen aus San Andrés die Universitäten in San Jose, da es in San Andrés keine Weiterbildungsmöglichkeiten für sie gibt. 25 % der Anwohner:innen pendeln beruflich täglich nach San Jose. In San Andrés gibt es neben den beiden lokalen Schulen keine Bildungs- und Freizeitangebote für die Bevölkerung. Die nächsten Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es in verschiedenen Nachbarsorten, welche mit dem Auto oder Motorrad ca. 30 Minuten entfernt liegen.

Bewirtschaftung der Kaffeeplantagen
In der Produktion werden die Kaffeebäuer:innen immer einschränkenderen Maßnahmen ausgesetzt: Folgen des Klimawandels sowie Schädlinge oder Pflanzenkrankheiten beeinflussen den internationalen Kaffeepreis und die Produktion an sich. Viele Kleinproduzent:innen in der Region fühlen sich dazu gezwungen, ihre Plantagen zu verkaufen. Traditionellerweise übernehmen die Kinder der Familien in Costa Rica die Plantagen, doch durch Abwanderung oder wenig finanzielle Sicherheit kommt dies immer seltener vor. Die Unsicherheiten wirken sich immer mehr auf die Arbeits- und Sozialbedingungen der Kaffeepflückenden und Tagelöhnenden aus, welche geprägt sind durch Arbeitsplatzunsicherheit und Ungleichbehandlung.

Kulturschocks der letzten 6 Monate

Buenos días,

für meinen zweiten Blogartikel habe ich mir überlegt, dass ich eine Liste von Kulturschocks ausformuliere, die mir in meinem letzten halben Jahr in Costa Rica begegnet sind. Die Punkte habe ich dann nochmal in Kategorien eingeteilt, um es etwas übersichtlicher zu gestalten. Erstaunlicherweise ist es mir ziemlich leichtgefallen, die Kultuerschocks zu benennen. Im Folgenden soll es sich also um die Themengebiete Lebensmittel, Haushalt und Allgemeines drehen.

Lebensmittel:

#01: Salsa Lizano
Diese Soße ist typisch costa-ricanisch und wird für viele Gerichte zum Würzen benutzt. Aus einem costa-ricanischen Haushalt ist diese daher nicht wegzudenken und auch im Supermarkt ist sie mengenweise in allen Formen und Größen zu finden.

#02: Gallo Pinto
Es ist das Nationalgericht Nummer eins und wird vorwiegend zum Frühstück gegessen. Es besteht aus Reis und Bohnen vom Vortag und wird mit der eben erwähnten Salsa Lizano gewürzt.

#03: Pollo
Polllo, also Hühnchen wird in Costa Rica sehr viel gegessen und beinahe jedes traditionelle Gericht beinhaltet Hühnchen. Vegetarisch zu leben ist daher auch nicht ganz so einfach wie in Deutschland, aber durchaus machbar.

#04: Zucker
Dazu gibt es nicht viel zu sagen, außer dass er wirklich überall drin ist.

#05: Gummibärchen
In Costa Rica sind Gummibärchen eine echte Rarität und wenn es tatsächlich welche gibt, dann beinhalten sie noch mehr Zucker als in Deutschland. Im Automercado (Supermärkte mit vielen Importprodukten aus aller Welt) gibt es zwar Haribo, die aber zu einem viel zu hohen Preis angeboten werden.

#06: Schokolade
Als Mittelamerikanisches Land, in dem Kakaobohnen wachsen, sollte man meinen, dass es Schokolade in den verschiedensten Ausführungen gibt. Allerdings ist genau das Gegenteil der Fall. Mit Glück findet man irgendwo eine kleine Vollmilchschokolade, aber sowohl Zartbitterschokolade als auch weiße Schokolade sind nur sehr teuer im Automercado zu finden.

#07: Obst
Zwar muss ich auf Gummibärchen und Schokolade verzichten, dafür ist aber das Obst hier so viel besser als in Deutschland. Insbesondere wenn es zu Ananas, Papaya oder Wassermelone kommt. Aber auch Früchte wie Mamon Chino, die es in Deutschland gar nicht zu kaufen gibt, sind hier superlecker und definitiv etwas, was ich vermissen werde, wenn ich wieder in Deutschland bin.

#08: Batidos
Wo wir schon beim Thema Obst sind, muss ich unbedingt auch Batidos in die Liste aufnehmen. Batidos sind nichts anderes als Smoothies, werden aber in so gut wie jedem Restaurant angeboten. In der Regel hat man dann die Wahl zwischen einem Batido „en agua“ oder „en leche“, also mit Wasser oder Milch. Ein kleiner Tipp: Um das Obst in seiner natürlichen Süße genießen zu können, sollte man immer dazu sagen, dass man den Batido ohne Zucker möchte.

#09: Kochbanane
Kochbananen kannte ich vorher überhaupt nicht und ich muss ehrlich zugeben, dass ich lange gebraucht habe, um mich mit ihnen anzufreunden. Man kann sie sowohl kochen als auch backen oder frittieren. „Platano“, wie die Costa Ricaner sagen, gibt es auch wirklich überall in Form von Chips zu kaufen.

Haushalt:

#10: Essig und Chlor
Als Mischung mit Wasser werden Essig und Chlor zum costa-ricanischen Allzweckreiniger. Damit wird hier in Costa-Rica wirklich alles saubergemacht. Vom Wischen des Bodens, über das Schrubben der Zimmerwände, bis hin zum Waschen von Obst und Gemüse.

#11: Gelbe Putzlappen
Ich sag’s euch, diese Putzlappen sind wirklich überall. Die Mikrofasertücher kann man als Einheitsgröße überall kaufen und wirklich jeder besitzt diese Tücher und benutzt sie im Haushalt.

#12: Reiskocher
Nicht nur gelbe Mikrofasertücher, sondern auch mindestens ein Reiskocher darf in keinem costa-ricanischen Haushalt fehlen. Es ist aber auch sehr viel einfacher und schneller als Reis im Topf zu kochen.

#13: Waschmaschine
Die Waschmaschinen sind hier wirklich gewöhnungsbedürftig, denn sie sind zum einen sehr viel größer als deutsche Modelle und zum anderen werden sie ganz anders bedient. In der Waschmaschine sind Wäschetrommel und Schleuder voneinander getrennt. Vor dem Waschen muss in die Trommel manuell über einen Schlauch das Wasser eingelassen werden. Schließlich wird die Wäsche 15 Minuten in kaltem Wasser gewaschen. Bei stark verschmutzter Wäsche wird der Waschgang einfach nochmal wiederholt. Danach muss man die Wäsche noch fünf Minuten zum Schleudern in die Schleuder legen, bevor sie zum Trocknen aufgehängt werden kann.

„Das ist doch nicht zu viel!“

Weihnachten in Costa Rica ist ziemlich wichtig. Schon im Oktober, kurz nach Halloween, beginnen die Vorbereitungen. In der ganzen Stadt funkeln Christbaumkugeln und Lichterketten an riesigen Weihnachtsbäumen in Einkaufszentren. Auch im Kinderheim stand der Weihnachtsbaum ziemlich früh und ein zweiter kam noch hinzu. Die richtige Weihnachtsdekoration durfte natürlich nicht fehlen und so wurde der Außenbereich schnell in Rot und Grün getaucht.
Mit viel Beleuchtung und hängenden Micky-Maus Weihnachtskugeln, wurde uns die Dekoration präsentiert. Das Gesicht meiner Mitfreiwilligen Emma ist nur schwer zu vergessen. Minimalistische, dezente Dekoration gibt es hier nicht. Zu unserem Erstaunen haben Emma und ich schnell gemerkt, dass Weihnachten hier ganz anders gefeiert wird. Zu der Vorfreude in Costa Rica gehört neben der richtigen Dekoration auch die richtige Partyausstattung. Gemeint sind Luftschlangen, Pfeifen, Trompeten oder auch Musik. Hauptsache es ist laut!! Dass sich dabei auch mal Abschiedsfeiern nicht von Geburtstagsfeiern unterscheiden lassen, ist ziemlich üblich. Es wird getanzt, gesungen und Unmengen an Kuchen und Süßes gegessen.

„Jesús es Navidad“

Auch wenn Weihnachten eine kleine „Fiesta“ ist, wird der religiöse Ursprung nicht vernachlässigt. Immer wieder wird erwähnt, dass Weinachten Jesus sei, während nebenbei Kindermusik, die die Geburt Jesus Christus nacherzählt, zu hören ist. Weihnachten ist nicht nur, neues Spielzeug zu bekommen, sondern auch der Glaube.
Wo bleiben die Geschenke?! Wochen vor der eigentlichen Weihnachtsfeier, gab es bei uns schon Bescherung. Die Kinder bekamen Kuchen und Süßes und durften dann die kurz zuvor unterm Baum platzierten Geschenke öffnen. Organisiert wurde dies von Freiwilligen, die die Geschenke gespendet haben. Neben haufenweise neuem Spielzeug, durften wir später auch Windeln, Kleidung, Handtücher und Hygieneprodukte einräumen. Das blieben aber nicht die einzigen Spenden. Im Laufe des Monats kamen Spender vorbei mit ganzen Tüten voll eingepackter Geschenke. Auch wurden die Kinder auf ein riesiges privates Grundstück eingeladen, auf dem sie von einer Clown-Show, Hüpfburg und Pferden begeistert wurden.

Lächeln und Träume

Wer wir sind

Wir sind Lara und Katharina, 18 Jahre alt und aktuell als weltwärts-Freiwillige mit VISIONEERS in Costa Rica. Im Juli haben wir noch die letzten Tage in der Schule verbracht und im August ging es dann schon los mit einem neuen Lebensabschnitt.

Unser Zuhause und unser Projekt

Hier in Costa Rica wohnen wir bei Gastfamilien in einem kleinen Dorf in den Bergen namens “Tabarcia”, etwa eine Stunde von der Hauptstadt San José entfernt. Unsere Arbeit ist ein Ort weiter, in Guayabo. Hier arbeiten wir in der Kindertagesbetreuung “Centro Infantil – Sonrisas y Sueños”. Die Kindertagesstätte wird von vielen Kindern im Alter von zwei bis zwölf Jahren besucht. Aktuell gehen hier täglich 55 Kinder ein und aus. Viele Kinder kommen aus einem schwierigen Zuhause mit wenig Geld und Besitz. Oftmals sind die Eltern alleinerziehend  auch sehr junge Mütter. Das Centro Infantil wird zu großen Teilen vom Staat finanziert und erhält Spenden von der Kirche und von US-amerikanischen Botschafter:innen.

Das Centro Infantil

“Sonrisas y Sueños“, das Motto des Centro Infantils, bedeutet „Lächeln und Träume“. Die Kinder bekommen hier die Möglichkeit, in Kontakt mit anderen Kindern zu kommen und mehrere Mahlzeiten und einen sicheren Ort zu haben, an dem sie “lächeln und träumen” können. Das alles soll ihnen dabei helfen, einen ganz eigenen, guten Start ins Leben zu haben.

Unsere Aufgabe ist es, die Kinder hierbei zu begleiten. Vom Englischunterricht am Morgen, über das gemeinsame Essen bis zum Spielen und Basteln ist alles dabei. Nebenbei dürfen wir auch immer wieder kleine Projekte durchführen.
Unser aktuelles Projekt ist die Gestaltung eines Adventskalenders. Diese sind hier in Costa Rica nicht besonders üblich. Hinter jedem Türchen wartet eine kleine Überraschung auf die Kinder. An manchen Tagen basteln oder backen wir mit ihnen, an anderen Tagen haben wir selbst kleine Spiele, wie Puzzles oder ein Memory erstellt.
Während im Centro Infantil viele Kinder eine Ablenkung bekommen, war es für uns hingegen anfangs ein kleiner Schock, mit Armut und Ungerechtigkeit konfrontiert zu werden. Denn ihre persönlichen Geschichten lassen die Kinder natürlich nicht in ihrem Zuhause – man bekommt zu großen Teilen mit, wie es den Kindern geht und wie sie aufwachsen. Auch wenn wir in Deutschland darauf vorbereitet wurden, ist es letztendlich anders und emotionaler, als wir uns es vorgestellt haben. Doch obwohl unsere Arbeit Schwierigkeiten birgt und man viel Geduld und Durchsetzungsvermögen benötigt, um das Vertrauen der Kinder zu gewinnen, freuen wir uns, dass wir mit unserer Arbeit den Kindern immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubern können.

Pura Vida im Hühnerstall

Fast drei Monate bin ich nun schon in Costa Rica und wohl oder übel werde ich jetzt das Surfen unterbrechen müssen, um diesen Blogartikel zu schreiben.

Kurz zur Erklärung

Ich bin Freiwilliger für UNO+, ein Kinderprojekt der Pura Vida Church in Esterillos Oeste. Da die Kinder  aber am Vormittag in die Schule gehen müssen, ist meine Arbeit dort auf den Nachmittag beschränkt. Damit mir aber nicht langweilig wird, helfe ich vormittags auf einer Finca aus. Hier füttere ich die Hühner, kehre, lege den Gemüsegarten an und wenn ich Pech habe, muss ich auch mal den Stall ausmisten.

Doch zurück zu UNO+

Die Arbeit ist sehr breitgefächert. Ich gebe Englischkurse am Montag und Donnerstag, Kunstkurse am Freitag, Bibelstunden werden einmal die Woche durchgeführt und sehr viel Sport getrieben.
Boxen, Basketball, Skaten und Fußball. Bei der hohen Luftfeuchtigkeit und Temperatur kann es dann auch schon mal sein, dass man nach zwei Stunden nur noch schweißgebadet auf dem Fußballplatz liegt und gezwungen ist, drei verschiedene T-Shirts am Tag durchzuschwitzen. Inzwischen habe ich mich jedoch schon so an die Luftfeuchtigkeit gewöhnt, dass ich zumindest beim Fahrradfahren trocken bleibe.

Ein neues Hobby

Wenn ich mal nicht arbeite oder das Pura Vida genieße, bin ich am Surfen. Es ist zwar ein bisschen bitter, wenn ein 12-jähriger 500mal besser ist als ich, Spaß macht es mir aber trotzdem. Ein bisschen Zeit zur Verbesserung habe ich ja noch. Meistens gehe ich zusammen mit meinen Gastbrüdern surfen oder treffe Locals, also Einheimische im Line Up. So muss ich zumindest nicht alleine die Krokodile bekämpfen.

Red de Cuido Palmichal – mein Start in ein völlig neues Leben

Seit dem 26. August 2022 bin ich schon in Costa Rica und ich muss sagen, dass diese elf Wochen wahrscheinlich die erlebnisreichsten und lehrreichsten Wochen in meinem Leben waren. Ich habe unfassbar viel Neues gelernt, insbesondere über die Kultur, die Sprache und die Menschen Costa Ricas. Aber auch über mich habe ich schon einiges gelernt, das mir, im vergleichsweise langweiligen Alltag in Deutschland, nicht bewusst werden konnte.

Erste Male

Erst acht Stunden Schule hinter mich bringen, nachmittags dann Hausaufgaben machen, mich um den Haushalt kümmern, zum Sport gehen oder mich mit Freunden treffen. Am Wochenende dann noch mehr Hausaufgaben erledigen und stundenlang durch die sozialen Medien scrollen. Und jeden Tag dieselben Menschen.
Das war meine Realität in Deutschland und damit das ziemliche Gegenteil zu meinem Leben als Freiwillige in Costa Rica, denn die Arbeit hier im Red de Cuido in Palmichal ist für mich, wie es in der Überschrift steht, der Start in ein völlig neues Leben. Zum ersten Mal in meinem Leben gehe ich nicht mehr zur Schule. Stattdessen arbeite ich jetzt 40 Stunden in der Woche. Zum ersten Mal in meinem Leben reise ich für mehr als nur für einen Urlaub in ein fremdes Land und zum ersten Mal in meinem Leben bin ich länger als zwei Wochen von meiner Familie getrennt. Das ist alles ziemlich überwältigend, aber gleichzeitig habe ich das Gefühl weiterzukommen und endlich selbstbestimmt leben zu können.
Hier in Costa Rica ist für mich kein Tag wie der andere, denn auch wenn ich hier einen gewissen Alltag habe, lerne ich jeden Tag etwas dazu. Ob es ein neues spanisches Wort, ein neues costa-ricanisches Gericht, eine unbekannte Frucht, ein neuer Ort in Costa Rica oder etwas Neues in der Arbeit mit Kindern ist, hier wird es einem nicht langweilig. Vor allem gilt das für die Arbeit im Projekt, denn in einem Alltag voll mit Kindern kann kein Tag dem Gestrigen gleichen. Natürlich gibt es eine Routine mit festen Essens-, Ruhe- und Spielzeiten, die auch ziemlich streng eingehalten werden und jeder Mitarbeiter hat seine festen Aufgaben, aber dennoch hält jeder Tag eine Überraschung bereit.

Das Projekt

Aktuell besuchen das Red de Cuido täglich bis zu 40 Kinder im Alter zwischen eins und zwölf Jahren und sie erhalten eine dem Alter entsprechende Betreuung und Förderung. Das Projekt wurde erst 2020 gegründet und ist dadurch sehr modern. Die Räumlichkeiten sind groß und sehr gut ausgestattet. Von Holzbausteinen, über eine Spieleküche, bis hin zu Buntstiften, haben die Kinder viele Möglichkeiten, sich hier zu beschäftigen. Ganz besonders freue ich mich, wenn die Kinder mir ihre gemalten Bilder schenken, da ich diese mit nach Hause nehme und dort als Erinnerungen sammle.

 

Zwei Wochen im Paradies

Rückblick:

Nachdem die Costa Ricaner im November also zwei Wochen bei uns in Deutschland gewesen waren, war es im Dezember/ Januar an uns, die weite Reise nach Lateinamerika anzutreten.
Während mehrer Vorbereitungstreffen haben wir uns, eine Gruppe von acht Freiwilligen aus Berlin, auf unsere Reise nach Costa Rica vorbereitet. Viele von uns haben sich dabei zum ersten Mal gesehen, wirklich kennengelernt haben wir uns aber deutlich später.

Diese Reise war in erster Linie eine Begegnung. Eine Begegnung von Kultur, von Werten, Perspektiven und von Menschen, die über das weltwärts-Programm größtenteils finanziert worden ist. Wir sollten die Lebensrealtitäten der jeweils anderen kennenlernen, der Bildungsauftrag lautete:“My god, your god, a god“, doch rückblickend betrachtet, war es so viel mehr als das…

Was hat die Reise mit uns und unseren Herzen gemacht?

Während dieser zwei Wochen sind acht Fremde Freunde geworden und haben dabei ein Stück des Paradieses gesehen.

Unsere Herzen haben sich für die Natur geöffnet, für all die grünen Wälder, durch die wir gehen durften, die uns zu Wasserfällen geführt haben, von deren Klippen wir gesprungen sind, hinein ins blaue Wasser. Unsere Herzen haben sich für das Meer geöffnet, das so hohe Wellen schlug, dass nur wenige von uns wirklich hineingesprungen sind, während die anderen es mit ihren Blicken täglich ausgetrunken haben, so schön, so friedlich war es, während das Wasser doch hart auf den weichen Sand schlug. Und schließlich öffneten sich unsere Herzen für die Sonne, die dieselbe sein musste, die wir aus Deutschland kannten und die doch so viel heller war, so viel mehr Freude ausstrahlte, sodass der Himmel Costa Ricas nicht blutete, wenn sie den Tag verabschiedete, sondern rote, rote Liebe strahlte, jeden Abend.
Einmal zeigten uns unsere Leiter, ein Ehepaar aus Costa Rica, eine „Badewanne“ im Meer. Wir sind den ewigen Sandstrand entlanggelaufen und über Steine und Felsen auf das Meer hinausgeklettert, bis wir in eine aus Steinen bestehende „Badewanne“ stiegen. Das Wasser war warm und ruhig, während es um uns herum, außerhalb dieses kleinen Ortes der Zuflucht, laut an die Felsen schlug.
Unsere Herzen haben sich aber auch für die Tiere geöffnet, die in Costa Rica ein Teil des Lebens sind.Während manche von uns ihrer Angst vor Hunden in Deutschland aus dem Weg gehen können, mussten sie sich ihr in Costa Rica stellen. Nahezu jeder Haushalt hat einen Hund, auf der Finca, wo sechs Freiwillige schliefen, leben sogar vier Hunde. Und so lernten sie, dass man sich seiner Angst stellen sollte, dass sie sich vielleicht nicht auflöst, aber dennoch kleiner wird. Und so war es mit ihrer Angst vor Hunden.
Außerdem entließen wir kleine Schildkröten ins Meer, sahen ihnen dabei zu, wie sie von dem großen, weiten Ozean fortgetragen wurden, hineingezogen, dorthin, wo sie hingehören.

Es war wunderschön.