Hallöchen,

schön dich hier auf meinem ersten Blockeintrag zu sehen. Wenn du wissen möchtest, wie meine ersten drei Monate in Costa Rica, insbesondere als Freiwillige im Ort Bejuco, ausgesehen haben, bis du hier genau richtig.

Wer bin ich eigentlich und was mache ich überhaupt in Costa Rica?

Ich bin Lara und mache meinen weltwärts-Freiwilligendienst im Projekt „Centro de desarollo para la ninez OCTOPUS“ in Bejuco.

„OCTOPUS“ – Was ist das eigentlich? 

Octopus ist ein Kinderprojekt für Kinder zwischen 2 und 12 Jahren, wobei die meisten Kinder zwischen 3 und 6 Jahre alt sind. Es ist Montags bis Sonntags von 07:00 Uhr bis 15:00 Uhr für die Kinder geöffnet, wobei diese beliebig von den Eltern gebracht und abgeholt werden können. Die Kinder in dem Projekt stammen aus unterschiedlichen finanziellen Verhältnissen, wobei nur die Eltern, die es sich finanziell leisten können, Beiträge zahlen müssen. Dies finde ich besonders schön, da so jedes Kind aus dem Ort und den umliegenden Orten in das Projekt gehen kann. Octopus wird durch private Spenden, so zum Beispiel über VISIONEERS, finanziert.

Am Morgen des 10.08.2023 stand ich also mit meiner Familie am Berliner Flughafen und suchte den Lufthansa Gepäckschalter. Mein Koffer erschien mir auf dem Rollband, dafür dass mir der Inhalt für ein ganzes Jahr reichen musste, auf einmal ziemlich klein. Mit einem Ruck setzte sich das Band in Gang und verschlang mitsamt dem Gepäck auch das Gefühl mich nochmal umentscheiden zu können. In kürzester Zeit werde ich in ein ganz neues Leben katapultiert.

Nur 12 Stunden Flug und eine wilde Autofahrt durch Costa Ricas dunklen, kurvigen und viel zu schmalen Straßen später, war ich umgeben von runden Türknäufen und Fenstern, die ich nicht verstand zu öffnen. Noch weniger konnte ich mich allerdings an den leinwandgleichen Ausblick hinter ihnen gewöhnen. Die tiefgrünen bewaldeten Berge wirkten trotz der zahlreichen mir noch unbekannten Tiere, die darin wohnten, friedlich.

Die unberührte Natur rund um die Visioneers Finca, in der wir mit den anderen Freiwilligen zusammen einen einwöchigen Sprachkurs absolvierten, bildete das exakte Gegenteil zu San Josés dreckigen, lauten und überfüllten Straßen, die ich jetzt mein Zuhause nenne. Fragt man Einheimische nach ihrer Meinung über die eigene Hauptstadt, fällt immer das gleiche Wort: “feo” (=hässlich). Und obwohl die kleinen bunten Häuser, die Strommasten und die Palmen für Ausländer wie mich ästhetisch wirken, weiß ich was die Ticos meinen. Die Straßen haben Schlaglöcher, von den Überirdischen Leitungen hängen lose Kabel, wenn in leeren Hauseingängen kein Müll liegt, dann liegt an seiner Stelle dort meist ein Obdachloser oder gleich eine ganze Familie.

Wenn ich mal alleine durch eine dieser Straßen laufe, habe ich immer das Gefühl beobachtet zu werden. Meistens sind es Männer, die mir beim Vorbeigehen oder aus ihren Autofenstern hinterherstarren und meine grünen Augen oder meine blonden Haare inspizieren, als wäre ich hinter einem Fensterglas im Zoo. Nur das man im Zoo die Tiere meistens nicht nach ihrer Telefonnummer fragt. Auch auf meinem Arbeitsweg ist das nicht anders. Dass ich als Frau in diesem Land eine andere Rolle trage, fällt mir immer wieder spätestens dann auf, wenn mir auf dem Weg über eine schmale Brücke Männer den Vortritt gewähren, obwohl genug Platz für zwei aneinander vorbeilaufende Personen wäre.

Kaffee ist das beliebteste Getränk der Deutschen, noch vor Bier und Mineralwasser – Stand 2023 wird in Deutschland so viel Kaffee getrunken, wie nie zuvor. Dennoch ist den meisten wohl kaum bekannt, wie Kaffee eigentlich angebaut und bepreist wird.

Kaffeeernte

Kaffee ist ein aus Äthiopien stammender immergrüner Strauch. Sein Anbau ist langwierig und zeitaufwendig. Erst nach drei bis vier Jahren blüht die Pflanze zum ersten Mal, vorher gibt es keinen Ertrag. Weltweit im großem Stil angebaut werden Arabica- und Robusta-Pflanzen, wobei in Costa Rica ausschließlich Arabica angepflanzt werden darf.

Reif ist eine Kaffeefrucht, wenn sie dunkelrot ist. Eine Kaffeefrucht bzw. -kirsche enthält dabei zwei Kaffeebohnen. Da die Früchte nicht alle gleichzeitig reif sind, muss jeder Kaffeebusch bis zu drei, vier Mal “bepflückt” werden. Geerntet werden die Früchte – per Hand – meist von Gastarbeiter:innen, überwiegend aus Nicaragua. Für sie eine dringende Einnahmequelle. Bezahlt wird nach Kilo. Wenn man wirklich viel und schnell pflückt, kann man am Tag wohl zwischen 20 und 30€ verdienen, je nachdem wie viel die Finca pro Pflückkorb (sog. „Cachuela“) bezahlt. Ca. 180 Kilo Kaffeekirschen hat man dann geerntet. Also gilt: je mehr man pflückt, desto besser. Das hat Auswirkungen. Zum Beispiel, dass die Menschen die ganze Woche durchpflücken, auch am eigentlich freien Sonntag. Da die Pflücker:innen über mehrere Monate hier leben, müssen sie ihre Kinder mitbringen. Heißt dass Kinder, sobald sie alt genug sind, oft mitpflücken – und bei jedem Wetter 10h und mehr mit im oft sehr steilen Kaffeeberg stehen.

Kaffeeverkauf

Geerntet wird der Kaffee in der Region rund um San Andrés de León Cortes, wo auch die VISIONEERS Finca steht, von Ende Oktober bis Februar. Die Bohnen der VISIONEERS Finca werden (noch), wie die meisten anderen auch, auf dem einzigen, aber leider für die Kaffeebauer:innen im Vergleich auch unwirtschaftlichsten Weg verkauft: sie gehen als ganze Frucht an Zwischenhändler:innen (sog. “Cooperativas”). Dort werden die Bohnen mit anderen gemischt, geschält, geröstet und dann exportiert. Wo ihre Bohnen am Ende landen und verwertet werden, wissen die Bauer:innen dabei nicht. Auch die Preisfestlegung erscheint intransparent und die Kaffeebauer:innen haben wenig bis keinen Verhandlungsspielraum. Weder Kaffeebauer:innen und Pflücker:innen werden hierbei angemessen für ihren Einsatz entlohnt, obwohl sie diejenigen sind, die mit Anbau und Ernte die meiste Arbeit haben.

Wir sprechen mit Ronald, einem erfahrenen befreundeten Kaffeebauern aus San Andrés. Er baut auf ca. 42.000m2 Kaffee an und ist damit einer der Größeren hier in der Gegend. Die Gegend ist sehr landwirtschaftlich geprägt, so hängt über 90% der Bevölkerung vom Kaffeeanbau ab. Überwiegend sind es kleinbäuerliche Betriebe.

Letztes Jahr hat Ronald etwa 36.000 kg Kaffee geerntet und damit umgerechnet ca. 27.000€ verdient. Das sind 0,75€ pro Kilo Kaffee. Umsatz, kein Gewinn – ein schlechtes Jahr. Davon müssen die Pflücker:innen bezahlt und alle weiteren Kosten gedeckt werden, die rund um die Finca über das gesamte Jahr anfallen. Im Vorjahr fiel noch etwa 10.000€ mehr Umsatz ab. Verständlich, dass Ronald auch auf den Verkauf von Avocados angewiesen ist, die teilweise als Schattenbäume zwischen den Kaffeepflanzen wachsen. Wie hoch der Kaffeepreis für die aktuelle Ernte ausfallen wird, weiß er noch nicht.

Sich seinen Ängsten stellen 
 
Was ist, wenn…? 
Allein ohne Familie und Freund:innen in ein fremdes Land zu ziehen, auf einen anderen Kontinent, 10.000 km vom eigentlichen Zuhause entfernt, wo ich die Sprache kaum spreche, klang für mich erstmal beängstigend.

Was ist, wenn ich keinen Anschluss finde? Was ist, wenn ich die Sprache nicht verstehe? Was ist, wenn sich mein neues Zuhause nicht wie ein Zuhause anfühlt?
So viele Gedanken schwirrten mir durch den Kopf, Ängste, die mich verunsicherten. Was ist, wenn ich nicht weiß, wie ich diese allein überwinden soll?

Den meisten kommen im Verlauf ihres Freiwilligendienstes an eben diesen Punkt des Zweifelns. Vielleicht bist du aber auch jemand, der einfach zuversichtlich ist, dass alles schon aufgehen wird. So oder so, wirst du sehen, dass alles halb so schlimm ist, wie du es dir vielleicht erstmal vorgestellt hast.

Ist man wirklich komplett auf sich allein gestellt? 
Du bist definitiv nicht allein. Du hast die anderen Freiwilligen, mit denen du das Erlebnis teilst und die deine Sorgen und Ängste bestimmt gut verstehen können. Das ist schön. Pass dabei aber auch auf, deine Situation nicht mit der von anderen zu vergleichen. Wenn etwas bei jemand anderem viel besser zu laufen scheint, hilft es dir nicht, darauf neidisch zu sein. Das heißt aber nicht, dass du aus Erzählungen anderer nicht auch etwas Hilfreiches für dich mitnehmen kannst. Manchmal hat ein anderer Freiwilliger gerade ein ähnliches Problem, das ihn beschäftigt oder Tipps wie du deins lösungsorientiert angehen könntest.

Zudem wirst du höchstwahrscheinlich eine Gastfamilie haben und dort wie ein weiteres Familienmitglied behandelt und unterstützt werden. Solltest du in eine WG ziehen, hast du auch eine neue, zweite Familie. Aber auch die Mitarbeitenden auf der Arbeit oder die Mentor:innen können Teil deiner Costa Rica-Familie werden.

Mir hat es beispielsweise immer geholfen, mit meiner Gastmutter über Schwierigkeiten auf der Arbeit zu reden, da sie einen ähnlichen Beruf ausübt. So konnte ich meine Erfahrung besser beurteilen und herausfinden, ob ich einfach nur überfordert bin, weil ich diese Art von Arbeit nicht gewöhnt bin oder ob ich in einem Gespräch mit meinen Chefinnen fragen sollte, ob etwas an meiner Situation geändert werden könnte. In solchen Gesprächen habe ich dann gemerkt, dass ich meine Sorgen mit ihr teilen kann und damit nicht allein bin.

Was du aber auch nicht vergessen darfst: Du wächst daran, Dinge allein zu erledigen oder dich an Orten zurechtfinden zu müssen, an denen du dich eigentlich erstmal überhaupt nicht auskennst. Es kann sich richtig gut anfühlen, wenn du es das erste Mal geschafft hast, allein mit dem Bus nach San José zu fahren oder eine neue Sim-Karte über eine spanische Hotline zu aktivieren. Das zeigt dir, dass du nicht immer die Hilfe von jemanden brauchst, sondern auch selbstständig klarkommen kannst, selbst wenn du dich in einem dir unbekannten Umfeld befindest.

Visionarios de Paz 

“En la armonía del bosque, encuentro el silencío interior, que llena mi alma, mi paz” 
 
“In der Harmonie des Waldes finde ich meine innere Stille, die meine Seele und meinen Frieden erfüllt” 

Die Natur stellt uns eine Quelle lebensspendender Energie dar und versorgt uns mit sämtlichen Notwendigkeiten. Dennoch geht in unserer, auf Leistung ausgerichteten Gesellschaft, zunehmend die Bindung zur Natur und dem natürlichen Lebensrhythmus verloren.

Warum Umweltschutz wichtig ist
Die Konsequenzen unseres Lebensstils sind heute spürbarer denn je. Durch die Zerstörung und Ausbeutung der Natur, berauben wir uns nicht bloß unserer Existenzgrundlage, sondern entfremden uns auch von unserem eigenen Inneren.
Die Bewahrung und der Schutz der Natur sind von essenzieller Bedeutung, da sie direkte Auswirkungen auf unser Wohlbefinden, unsere Zukunft und die Gesundheit des Planeten haben.
Die Vielfalt an Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen bildet ein komplexes Ökosystem, das sich gegenseitig unterstützt. Der Verlust einer Art kann eine Kettenreaktion von negativen Auswirkungen auf andere Arten und den gesamten Lebensraum auslösen. Zudem erbringen Naturökosysteme eine Vielzahl von Dienstleistungen, die für unser Überleben und unsere Lebensqualität unerlässlich sind. Dazu gehören sauberes Wasser, fruchtbare Böden, Bestäubung von Nutzpflanzen, Klimaregulierung und Luftreinigung. Des Weiteren haben viele unserer modernen Medikamente ihren Ursprung in Pflanzen und natürlichen Ressourcen. Der Schutz der Natur kann dazu beitragen, zukünftige Heilmittel und Behandlungen zu finden.
Ein weiterer wichtiger Grund die Umwelt zu schützen ist, dass die Wälder, Ozeane und andere Ökosysteme große Mengen an Kohlenstoff speichern und somit zur Regulierung des Klimas beitragen. Der Schutz dieser Bereiche hilft den Anstieg der globalen Temperaturen zu begrenzen.
Zudem bietet uns die Natur die Möglichkeit zur Erholung, Entspannung und körperlicher Betätigung. Zeit im Freien zu verbringen, kann stressreduzierend wirken und unsere psychische Gesundheit fördern. Die Welt ist reich an landschaftlicher Schönheit und inspirierender Ästhetik. Durch den Schutz der Natur können wir diese Schönheit für zukünftige Generationen bewahren. Ein verantwortungsbewusster Umgang mit natürlichen Ressourcen gewährleistet ihre Verfügbarkeit für kommende Generationen. Dies ist entscheidend um die Bedürfnisse der Gegenwart zu erfüllen, ohne die Zukunft zu gefährden.
Die Natur spielt eine zentrale Rolle in vielen Kulturen und Traditionen. Der Schutz natürlicher Stätten und Orte bewahrt auch kulturelles Erbe und Identität. Wir haben die Verantwortung, den Planeten in einem Zustand zu hinterlassen, der zukünftigen Generationen eine lebenswerte Welt bietet. Insgesamt ist der Schutz der Natur nicht nur eine ethische Pflicht, sondern auch eine Notwendigkeit, um die langfristige Gesundheit und Nachhaltigkeit unseres Planetens und der Menschheit zu gewährleisten.

Umweltbildung und Umweltschutz in Costa Rica 
Costa Rica, ein kleines Land in Zentralamerika, hat sich weltweit einen Ruf als Vorreiter im Umweltschutz erarbeit. Die reiche natürliche Vielfalt und das Bewusstsein für die Wichtigkeit der Umwelt haben dazu geführt, dass Costa Rica zahlreiche innovative Maßnahmen ergriffen hat, um seine einzigartige Biodiversität zu schützen und gleichzeitig nachhaltige Entwicklung zu fördern. Ein herausragendes Merkmal des Umweltschutzes in Costa Rica ist das System von Nationalparks und Schutzgebieten, die fast ein Viertel der Landfläche des Landes ausmachen. Dieses Netzwerk von geschützten Gebieten dient dem Schutz von Lebensräumen wie Regenwäldern, Feuchtgebieten und Küstengebieten. Bekannte Orte wie der Corcovado-Nationalpark und der Tortuguero-Nationalpark bieten Lebensraum für eine erstaunliche Vielfalt von Pflanzen und Tieren, darunter viele bedrohte Arten.

Costa Rica ist zudem bekannt für seine Erfolge in den Bereichen Bildung und Umwelt. Umweltbildung ist ein integraler Bestandteil des Schulsystems, das die jüngere Generation für die Bedeutung des Schutzes der Umwelt sensibilisiert. Dies hat zu einer breiteren Bewusstseinsbildung und einem aktiveren Engagement der Bürger im Umweltschutz geführt.  Allerdings haben die sozioökonomischen Ungleichheiten enorm zugenommen, wovon vor allem die ländlichen Gebiete betroffen sind, darunter die Kantone Mora, Acosta und Puriscal. Diese Regionen leiden unter Umweltproblemen aufgrund einer Monokulturwirtschaft, die zur Abholzung der Wälder und damit zur Armut führt und die natürlichen Kreisläufe der biologischen Vielfalt und des Wassers bedroht. Dies ist auf ein mangelndes Verständnis für die Bedeutung des Schutzes der natürlichen Ressourcen und die Entwicklung von Initiativen zurückzuführen, die dem Gewinn Vorrang vor negativen Umweltauswirkungen einräumen. Gleichzeitig müssen die Jugendlichen und ihre Familien stärker in die Aktivitäten einbezogen werden, da es ihnen an Interesse für diese Themen mangelt. Somit ist vor allem in den betroffenen Zonen die Aufarbeitung im Bereich Umwelt und Umweltschutz sehr wichtig. Derzeit gibt es in den lokalen Einrichtungen keine Programme zur Behebung von Schäden und zur Aufklärung über die Bedeutung des Schutzes natürlicher Ressourcen.

Deshalb ist die Bildung und Aufklärung zu diesen Themen umso wichtiger. Die älteren Generationen, aber noch viel mehr die jüngeren Generationen, sollen ein Bewusstsein dafür entwickeln, was Umweltschutz bedeutet, warum dieser wichtig ist und wie man selbst dazu beitragen kann.

Bewirb dich hier auf einen Freiwilligendienst bei VISIONARIOS DE LA PAZ!

„Costa Rica hat 1948 seine Armee abgeschafft und konnte somit mehr Mittel in Bildung, Gesundheit und soziale Sicherheit investieren. So ist Costa Rica ein sicheres Land mit guter Infrastruktur und einer sagenhaften Natur geworden. Nicht umsonst wird es die „Schweiz Mittelamerikas“ genannt.“ So beschreiben manche Websiten das Land, in dem ich seit drei Monaten lebe und meinen Freiwilligendienst für Weltwärts verrichte. Gibt man „Costa Rica“ als Suchbegriff im Internet ein, findet man fast ausschließlich Beiträge, die sich positiv über das Land aussprechen, es loben und in gewisser Weise glorifizieren. Wäre Costa Rica eine Person, könnte man den Eindruck bekommen, das ganze Internet wolle sich bei ihr einschleimen. Hat es diesen Ruf verdient? Entspricht jedes Lob der Wahrheit? Werden all diese Beiträge von Touristen geschrieben? Von Journalisten? Oder von Freiwilligen wie mir? Es stimmt, dass Costa Rica keine Armee mehr besitzt. Aber bedeutet das, dass deshalb mehr Mittel in Bildung, Gesundheit und soziale Sicherheit gesteckt werden? Wären es genug Mittel, würden hier nicht so viele Freiwillige in Kinderheimen oder ähnlichen Projekten helfen können, oder? Was die Bildung betrifft, so sprechen hier die wenigsten Menschen Englisch, in ihren Häusern befinden sich fast keine Bücher und Einheimische erzählen mir, dass hier nur die Privatschulen Kinder ausreichend ausbilden.

Mit dem Thema Gesundheit bin ich noch nicht näher in Berührung gekommen, aber dass sich Costa-Ricaner*innen in selbstständigen Berufen oftmals keine Krankenversicherung leisten können oder starke Medikamente in Apotheken ohne Rezept verkauft werden, lässt mich hinterfragen, wie viele der Mittel in die Gesundheit investiert werden. Auch dass die Lebensmittelpreise hier so hoch sind, ist kein Beweis dafür, dass Menschen hier viel Geld verdienen. Viele Ticos ernähren sich daher dreimal am Tag von dem vergleichsweise günstigen „Gallo Pinto“ (Reis mit Bohnen) und können in ihrem ganzen Leben weniger Orte in Costa Rica sehen als Touristen in einem Monat. Zur „guten“ Infrastruktur lassen sich die fehlenden Buspläne oder Haltestellen, die dafür aber vorhandenen Schlaglöcher in den Straßen anführen oder meine gestrige Bekanntschaft mit einem Tico (Costa-Ricaner), der mich darüber aufgeklärt hat, dass man hier zwischen 10
Uhr abends und 5 Uhr morgens rote Ampeln höchstens wie ein Stopp-Schild behandelt. Ist Costa Rica dafür aber sicher? Costa Rica ist am sichersten für dich, wenn du ein Mann bist. Männer können hier nachts unbesorgt auf die Straße gehen. Männer können tagsüber herumlaufen, ohne gecatcalled zu werden. Männliche Uberfahrer verstecken unter ihrem Sitz kein Pfefferspray. Aber auch Männer meiden „red zones“ in der Hauptstadt San José oder Limón (an der Karibik) und würden nicht unvorsichtig in der Öffentlichkeit ihr Handy aus der Tasche holen.

Mein Jahr in Costa Rica

Fast ein Jahr ist nun vergangen seitdem ich meine Familie in Berlin verabschiedet habe, in ein Flugzeug gestiegen bin und meinen Freiwilligendienst in Quepos, Costa Rica begonnen habe. Ich war damals sehr aufgeregt, schließlich war alles neu: die Kultur, die Gastfamilie, die Aufgaben bei der Arbeit, die Sprache und vieles mehr…

Heute habe ich einen gewohnten Alltag und fühle mich in Quepos sowie in meiner Gastfamilie super wohl. Der Weg bis hierhin war jedoch nicht immer einfach und ich habe viele gute, wie auch schlechte Erfahrungen mitgenommen.

Die Sprache

Vor meiner Ausreise war ich davon ausgegangen, dass ich schon ganz gut Spanisch spräche und mich gut verständigen könnte. Dies war auch meistens der Fall. Die typisch costa-ricanischen Ausdrucksweisen musste ich jedoch erstmal erlernen. Meine Gastmutter nutzt außerdem viele Sprichwörter, die mich immer wieder zum Stutzen gebracht haben und immer noch bringen, weshalb ich auch jetzt noch häufig nachfragen muss, was diese bedeuten. Ebenfalls musste ich mir in meinem Projekt erstmal das Fachvokabular aneignen, um mich verständlich ausdrücken zu können.
Die meisten Menschen sind allerdings verständnisvoll damit umgegangen, dass ich immer noch Spanisch lerne und mich nicht immer perfekt ausdrücken kann. In einigen Disskusionen haben mir jedoch mal die passenden Worte gefehlt und meine direkte Ausdrucksweise wurde daraufhin bemängelt. Ich persönlich mache mir da jedoch keine Vorwürfe, da Auseinandersetzungen nie einfach sind und ich schon froh war, meine Meinung überhaupt auf einer Fremdsprache geäußert zu haben.

Kulturelle Unterschiede

Im Allgemeinen habe ich mich am Anfang des Freiwilligendienstes eher zurückgehalten, was die Äußerung meiner Meinung betrifft, da ich Bedenken hatte, dass sie kulturell falsch aufgenommen werden könnte. Außerdem war ich mir anfangs unsicher, ob ein Verhalten, was ich als respektlos empfunden habe, wirklich respektlos war oder eher kulturell bedingt war.
Nach einem Jahr kann ich viele Situationen besser einordnen und ich habe gelernt, dass ich für mich selbst einstehen muss, besonders in Situationen, in denen ich mich respektlos behandelt fühle. Natürlich ist es dabei immer wichtig, die Kultur zu achten, aber ich denke, dass Respekt und Verständnis des Gegenübers auch vorhanden sein sollten.

Planung und Realität

Ein weiterer kultureller Unterschied bezieht sich auf die Planung der Costa Ricaner:innen. Es werden viele Einladungen ausgesprochen und indirekte Verabredungen getroffen, die mehr eine Idee, als ein Plan sind. Dieses Verhalten hatten wir bei unserem Vorbereitungsseminar bereits besprochen, daher hat es mich nicht überrascht. Ein wenig mühselig finde ich es jedoch schon, wenn Treffen nicht stattfinden oder ich häufiger nachfragen muss, um einen festen Termin festzulegen.
Mir ist dabei aufgefallen, dass ich doch sehr gerne plane. Inzwischen habe ich mich aber daran gewöhnt und bin auch spontaner geworden. Gerade die Treffen auf der Straße, die dann zu spontanen Ausflügen an den Strand oder zum Kaffeetrinken im Café geführt haben, waren schöne Erfahrungen und haben mir gezeigt, dass Spontanität auch seine Vorteile hat und nicht alles geplant werden muss.

Zwischen Unterschieden und Privilegien

Seit August lebe und arbeite ich in Costa Rica in der gemeinnützigen Non-Profit- Organisation Sayú, wo ich Englisch- Deutsch- und Musikunterricht gebe und bei regelmäßigen weiteren Aktionen (wie Strandreinigungen und Jugendcamps) mithelfe.
Schon einige Zeit vor meinem Abitur wusste ich, dass ich einmal für längere Zeit im Ausland leben und arbeiten möchte. In der Schule hat mir vor allem der Spanischunterricht gefallen, in dem wir auch etwas über lateinamerikanische Kulturen gelernt haben, weshalb für mich schnell klar war, wohin es mich treibt. Einen Freiwilligendienst in einem anderen Land zu absolvieren, hat mich besonders interessiert, weil ich eine andere Kultur kennenlernen und neue Blickwinkel erhalten wollte.
Nun sind fast 11 Monate vergangen und meine Mitfreiwilligen und ich müssen bald wieder unsere Heimreise nach Deutschland antreten. In diesem Artikel will ich noch einmal auf das vergangene Jahr zurückblicken und dabei verschiedene Aspekte näher beleuchten.

Das erste, was mir einfällt, wenn ich an Costa Rica denke, ist „Pura Vida“, das Lebensmotto der Costa Ricaner:innen und eine ständig verwendete, universell einsetzbare Floskel im Sprachgebrauch. Sie beschreibt die Einstellung der Menschen hier sehr passend: Dankbarkeit, Lebensfreude und alles kommt zu seiner Zeit.
Ich weiß, das klingt sehr klischeebeladen und wird mit Sicherheit auch in jedem Reisebericht über Costa Rica stehen, aber es ist wahr. Natürlich begegnet man hier trotzdem auch unfreundlichen und ungeduldigen Menschen. Aber ich muss sagen, dass mir immer wieder auffällt, dass hier oft über Dinge gelacht wird, über die man sich in Deutschland aufgeregt hätte und sich stressen lassen würde.

Unterschiede in den Kulturen

Zur Kultur und vor allem zu den Unterschieden zu Deutschland gibt es so viel zu sagen, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Trotzdem möchte ich klarstellen, dass meine Aussagen zu den Menschen und ihrer Kultur lediglich auf meinen persönlichen Erfahrungen beruhen und daher natürlich nicht auf alles und jeden übertragen werden können.

Religion

Gleich zu Beginn meines Aufenthalts ist mir aufgefallen, dass die Religion hier eine sehr wichtige Rolle im Leben der Menschen spielt. Die meisten Menschen in Costa Rica sind tiefgläubige Christ:innen, ich selbst habe noch keine einheimische Person kennengelernt, die sagt, sie glaube nicht an Gott. Die Religion spielt sich nicht nur im Privaten und Persönlichen ab, sondern auch im öffentlichen Leben. Beispielsweise werden religiöse Schriftzüge auf Linienbusse gedruckt oder in offiziellen Reden auf das Christentum Bezug genommen.

Familie

Des Weiteren ist mein Eindruck, dass neben dem Glauben, auch die Familie das Zentrum vieler Costa Ricaner:innen ist. Anders als in den westlichen Gesellschaften, wie Deutschland oder den USA, spielt Individualismus und Selbstständigkeit hier eine untergeordnete Rolle und wird eher als egoistisch und kalt angesehen. Für viele Eltern wäre es undenkbar, ihr Kind mit 20 oder gar 18 Jahren alleine „in die Welt ziehen zu lassen“, wie wir Freiwilligen es gemacht haben.
Die Meinung der Eltern ist oft noch im Erwachsenenalter von Bedeutung und ist zum Teil auch mit einem Mitspracherecht gleichzusetzen. Auch das traditionelle Familienbild, inklusive Rollenverteilung von Mann und Frau ist hier, aus meiner Sicht, noch stark verankert. Damit einher geht der Machismo, also das starke Betonen und Demonstrieren der traditionellen männlichen Geschlechterrolle, wobei die Frau dem Mann untergeordnet ist.

Schulbildung

Was mir vor allem bei meiner Arbeit, wo ich bei der Betreuung der Kinder in der lokalen Grundschule mithelfe, aufgefallen ist, ist dass die Qualität der Schulbildung gering ist. Mein Eindruck ist, dass viele Schüler:innen nicht viel vom Unterricht mitnehmen, was vor allem daran liegt, dass zu wenig Personal in den Schulen vorhanden ist und die Lehrkräfte somit nicht auf den individuellen Lernfortschritt eingehen können. Seit letztem Jahr werden nämlich die Schüler:innen mit Autismus oder dem Down-Syndrom in die regulären Klassen inkludiert, ohne dass jedoch zusätzliches Personal zur Verfügung steht. Dementsprechend können diese nicht richtig gefördert werden und bleiben mehr oder weniger auf der Strecke.
Das ist folglich auch eine sehr schlechte Voraussetzung für Chancengleichheit und versperrt vielen Menschen Perspektiven im Leben. Ein weiteres Problem ist der unzureichende Englischunterricht. Obwohl in touristischen Regionen kulturelle Fächer vom Stundenplan gestrichen und durch weitere Englischstunden ersetzt wurden, sind oft nicht einmal Englischgrundkenntnisse bei den Kindern vorhanden.
Mir wurde hier immer wieder bewusst, wie viele Chancen und Möglichkeiten wir in Deutschland haben. Dies betrifft zum Beispiel auch den späteren Bildungsweg durch unsere vielen staatlichen Universitäten.

(Auch wenn es auch dort noch immer sehr viele Defizite in Sachen Chancengleichheit gibt.)

Ein Jahr im Club de Leones

Ich habe meinen zwölfmonatigen Freiwilligendienst bei dem Club de Leones in Turrialba, Costa Rica absolviert.
Der Club de Leones ist eine der größten international tätigen Hilfsorganisationen der Welt. Sie wurde 1917 in den USA gegründet und ist seitdem zu einem wichtigen Instrument für die Bekämpfung globaler Ungleichheit angewachsen. Heutzutage ist der Club mit 48.000 Niederlassungen in 200 Ländern und geografischen Bereichen vertreten.
Der Club hat sich fünf humanitären Zielen verschrieben, in denen er schwerpunktmäßig arbeitet: Sehkraft, Umwelt, Diabetes, Krebs bei  Kindern und die Bekämpfung von Hunger. Dabei gibt es auch Überschneidungen mit den SDGs.
Zum Beispiel arbeitet der Lions Club im Bereich der Hungerbekämpfung, was als Ziel 2: kein Hunger in den SDGs vorkommt.
Des Weiteren war ich als Socio Teil des Club Leo. Das ist die Jugendorganisation des Club de Leones. Sie arbeitet selbstständig an der Durchführung von Projekten, hilft und unterstützt aber auch den Club de Leones bei Aktivitäten. Als Omega Club Leo sind die Mitglieder zwischen 18 und 30 Jahre alt. Die Socios, wie die Mitglieder auf Spanisch bezeichnet werden, arbeiten in den folgenden Kommissionen: Aspirante, Umwelt, Frieden & Harmonie, Soziale Medien, Radio, Einnahmen und Wohltätigkeit.

Meine Arbeit

Zu meiner Anfangszeit habe ich in den Kommissionen Umwelt und Soziale Medien mitgearbeitet. Nach etwa einem halben Jahr wurde aber bei einer Sesión beschlossen, dass alle Socios ihre Kommission wechseln können. Dadurch habe ich von Umwelt zu Aspirante gewechselt, um noch einen Einblick in einen anderen Bereich des Clubs gewährt zu bekommen. Während meiner Zeit beim Club habe ich viele Einblicke in die Struktur der Organisation erhalten. Neben der Arbeit in den Kommissionen oder der Vorbereitung und Durchführung von Veranstaltungen, die jeweils einem der globalen Schwerpunkte zugrunde liegen, habe ich auch viel im Büro gearbeitet.
Hier bestanden meine Aufgaben unter anderem darin, in regelmäßigen Abständen Inventarlisten zu aktualisieren. Fast täglich kommen Menschen zu uns, die den Club um Hilfe bitten. Soweit ich es beobachtet habe, ist der Club de Leones die aktivste Institution, die bei der Hungerbekämpfung in Turrialba hilft. Der Club führt ein Gespräch mit jedem und jeder Hilfesuchenden, wodurch der Club einen Eindruck davon gewinnt, wie dringlich die Hilfe benötigt wird.
Des Weiteren verleiht und verschenkt der Club zum Beispiel Rollstühle oder Gehhilfen. Die Personen, die einen der Gegenstände ausleihen, müssen einen Vertrag unterschreiben. Auch im diesen Fall werden die Verträge katalogisiert und aktualisiert, wenn der ausgeliehene Rollstuhl zurückgebracht wird. Eine Sache, die mich sehr beeindruckt hat beim Club, ist die Folgende: im Bereich Sehkraft können sich sowohl Einzelpersonen als auch Familien beim Club melden, wenn sie einen Termin für eine Augenuntersuchung oder eine Brille brauchen. Die Clínica de la Vista de los Clubes de Leones de Costa Rica gehört allen in Costa Rica ansässigen Stellen des Club de Leones. Durch die Klinik haben die Menschen hier die Chance, eine Brille zu einem erschwinglichen Preis zu kaufen, da auch hier Brillen eine teure Anschaffung darstellen.

Karneval in weiß

Kurz vor Weihnachten fand das Festival de la Luz statt. Es findet nicht nur in San José, sondern auch in anderen Teilen Costa Rica statt, wie z.B. in Turrialba. Die Menschen in Costa Rica hängen schon Monate vorher ihre Lichter raus, weil sie sich so sehr auf Weihnachten freuen.
Der Club de Leones war Teil der Prozession und brauchte dazu einen Umzugswagen. Es war meine Aufgabe, einen Entwurf dazu zu entwickeln. Meine Idee war eine Mischung aus Winterwunderland und der Widerspiegelung der globalen Schwerpunkte des Clubs.
Sobald die Idee stand und abgesegnet wurde, haben wir den Anhänger umgebaut, geschmückt und mit Lichtern verziert. Am Tag des Umzugs saßen die Cachorros auf dem Festwagen und haben wie bei einem traditionellen Karneval Süßigkeiten in die Menge geworfen. Die
Mitglieder der Clubs sind hinter dem Umzugswagen hergelaufen. Der Festzug ging einmal durch die gesamte Innenstadt und wurde von den Bewohner:innen Turrialbas gut besucht.

Der Weihnachtsmann kommt

Dezember war der wahrscheinlich arbeitsreichste Monat meines gesamten Freiwilligendienstes. Wir arbeiteten an mehreren Projekten gleichzeitig. Eines der Projekte hieß Sé un Ayudante de Santa! Dabei haben die Mitglieder beider Clubs den ganzen Monat über versucht, so viele Spenden wie möglich einzunehmen. Wir haben in den lokalen Supermärkten, die über die ganze Stadt verteilt sind,
Weihnachtsbäume aufgestellt. An diesen hingen die Wünsche von Kindern, die man ihnen mit dem Kauf des entsprechenden Spielzeugs im Supermarkt erfüllen konnte. Gleichzeitig standen wir vor den Supermärkten und haben die Einkaufenden nach Essensspenden wie z.B. Reis, Nudeln oder Äpfeln gefragt. Am Ende haben wir zusammen alle Essenspakete und alle Geschenke gepackt, Routen für die Auslieferung geplant und letztendlich den 150 Kindern und ihren Familien eine Freude zu Weihnachten machen können!

Spenden für eine gute Sache

Sowohl im Oktober als auch im November standen zwei wichtige Spendenveranstaltungen an. Im Oktober hat der Club de Leones den eigens initiieren Leontón durchgeführt. An dem Wochenende traten lokale und nationale Künstler sowie Vereine im Stadttheater auf. Das Event wurde zeitgleich auf Facebook übertragen. Zudem waren wir Leos im anliegenden Stadtpark und den darum gelegenen Straßen
unterwegs, um Spenden zu sammeln. Da der Leontón aber unbekannt und daher als keine vertrauensvolle Spendenaktion wahrgenommen wird, fiel die Spendensumme gering aus, was aber zum Teil auch dem schlechten Wetter an diesem Tag geschuldet sein kann.
Der Teletón im November ist hingegen eine nationale Spendensammelaktion. Im ganzen Land sammeln Menschen zeitgleich in ihrer Umgebung Spenden, um kranken Kindern im Krankenhaus zu helfen. Diese Aktion ist weitreichend bekannt, daher ist mit einer erhöhten
Spendenbereitschaft der Menschen zu rechnen.

Die Escuela „el Rosario“ – Nicht nur ein Ort zum Lernen

Die letzten Monate sind nur so an Hannah und mir vorbeigerast.
Es ist schon Mitte Juli und wir stellen uns nur eine Frage: Wo ist die Zeit geblieben?
In den letzten Monaten ist in der Grundschule, in der wir für das Maltiox-Projekt arbeiten, viel passiert. Im Januar stand unser bislang größtes Projekt an. Wir haben die beiden Wände auf dem Schulhof bemalt. Das war schon seit unserer Ankunft geplant gewesen. Die Sommerferien, die hier von Dezember bis Februar dauern, waren also der perfekte Zeitraum, um die Wandbemalung umzusetzen.
Wir hatten uns dazu entschieden, auf der einen Wand eine Weltkarte und einige Tiere zu malen, die wir dann mit Zahlen den jeweiligen Ländern zuordnen würden.
Wir sind sehr stolz mit dem Ergebnis, denn wir haben das Gefühl, dass die Kinder anhand der Wandbemalung wirklich etwas über die Erde und ihre Länder gelernt haben.
Bei der anderen Wand haben wir uns darauf geeinigt, bunte Streifen zu malen und anschließend auf Spanisch, mit deutscher Übersetzung, Werte darauf zu schreiben.
Wir sehen jeden Tag aufs Neue, wie sehr sich die Kinder über die neu bemalten Wände freuen.

Des Weiteren haben wir uns die letzten Monate viel um die Gärten gekümmert, die wir hier in der Schule angelegt haben. Wir haben eine Art Gemüsegarten hinter der Schule, wo wir Kräuter wie Thymian, Minze und Salbei anbauen. Den größten Garten haben wir vor der Schule. Jeder, der auf der Straße läuft, schaut sich ihn automatisch an. Dort haben wir unter anderem einen Kakaobaum und einen Gaubabaum gepflanzt. Unten, bei den Kindergartenräumen, haben wir einen Barfußpfad erstellt, der beispielsweise aus kleinen und großen Steinen besteht sowie aus Palmenblättern und Rinde. Außerdem gibt es unten noch ein kleines Beet, wo wir Blumen aber auch Tomaten gepflanzt haben.

Ebenfalls haben wir in den letzten drei Monaten an einigen Tagen Aktivitäten für die Kinder angeboten. Passend dazu haben wir jeweils eine Wand in der Nähe der Schulaula thematisch dekoriert. Es gab zum Beispiel den Tag der Erde, den Tag des Recyclings oder auch den Tag der Bienen sowie den Tag des Ozeans. Wir haben Plakate gestaltet und mit den Kindern gebastelt, gemalt und ihnen Vorträge gehalten zu den unterschiedlichen Umweltthemen. Uns ist es wichtig, dass die Kinder mehr über unsere Erde und unsere Umwelt erfahren, um sie auf den Klimawandel und seine Folgen aufmerksam zu machen.