Hola!

Mein Name ist Aline und ich werde ein Jahr lang als Freiwillige in dem Projekt „surfadaptado Costa Rica“ arbeiten.

Surf adaptado ist eine Organisation, welche Menschen mit einer körperlichen Behinderung unterstützt, indem sie Surfkurse anbieten bzw. Athleten mit einer körperlichen Behinderung dabei unterstützen an Wettkämpfen teilzunehmen.

Meine Aufgaben sind sehr abwechslungsreich, jedoch auch gut und gerne sehr anstrengend. Dazu gehören Büroarbeit, wie z.B Fundraising & Verwaltung der Finanzen, oder auch die Verwaltung von Social Media, wie z.B Instagram. Jedoch auch viel körperliche Arbeit, wie das tragen der Surfbretter unserer Athleten etc.

Es ist eine wunderschöne Erfahrung mit so liebevollen Menschen wie der surfadaptado Familie zusammen zu arbeiten und helfen zu können.

Allein in dieser kurzen Zeit habe ich einen ganz anderen Blick auf vieles erlangt.

Vor allem, als ich für ein Wochenendaufenthalt in Nosara eine Unterkunft, welche barrierefrei ist gesucht und einfach nichts gefunden habe. In diesem Moment habe ich selbst zum Ersten mal darüber nachdenken müssen wie schwer das alles ist, wenn niemand einem hilft, z.B durch Barrierefreiheit. Obwohl das garnicht so schwer wäre denkt man darüber einfach nicht so nach, wenn man selbst keine Einschränkungen hat.

Die Surf adaptado Familie

Ich steige aus dem Bus aus, welcher mich von Turrialba – einem Städtchen im wunderschönen Costa Rica – in ein kleines Nachbardorf gebracht hat. Ich biege in einen Kiesweg ein, welcher einen kleinen Hügel hinauf zu einem Haus führt. Einem Haus, in welchem viel Leben steckt. Das Waisenhaus „Hogar Infantil Turrialba“. Schon von weitem hat mich ein Kind entdeckt, schreit ganz laut: „Vanee“, und noch bevor ich das kaputte Tor geöffnet habe, kommen einige Kinder mit strahlenden Gesichtern angestürmt. Nach vielen Umarmungen, Küsschen und High Fives schaffe ich es dann auch meinen Weg fortzusetzen, durch die Küche, in welcher ich die Tias (so heißen die Mitarbeiter hier) begrüße, bis zu einem kleinen Nebenraum um meinen Rucksack abzustellen.

So beginnen die meisten meiner Arbeitstage hier im Waisenhaus „Hogar Infantil Turrialba“, in welchem zurzeit 15 Kinder von 0-12 Jahren wohnen. Kinder, welche entweder keine Eltern mehr haben, oder -und das kommt viel häufiger vor- misshandelt wurden. Zum Schutz der Kinder werden keine Informationen über ihre Vergangenheit weitergegeben und so wird auch mir, obwohl es mich sehr interessieren würde, wo manche Gewohnheiten der Kinder herkommen, wenig erzählt.

Der Alltag im Waisenhaus

Einige der Kinder gehen entweder in die Schule oder den Kindergarten. Am Nachmittag haben sie dann viel Zeit um zu spielen und sich auszutoben, ja, wie alle Kinder haben auch diese unglaublich viel Energie. Meine Zeit dort fängt meistens mit Haushaltsarbeiten an: Wäsche aufhängen, Fegen, Putzen und was eben sonst noch so alles anfällt. Damit bin ich dann oft auch den ganzen Vormittag beschäftigt. Nach dem Mittagessen, bei welchem manche der Kinder noch gefüttert werden müssen, bleibt mir aber noch sehr viel Zeit um mit den Kindern zu spielen, zu reden oder auch Hausaufgaben mit ihnen zu machen. Dadurch, dass im Waisenhaus relativ wenige Kinder leben, ist es leicht zu jedem eine gute Beziehung aufzubauen und ich habe alle schon sehr ins Herz geschlossen. Noch ein Vorteil ist, dass durch die geringe Anzahl alle (sehr gequetscht) in einen Kleinbus passen und Ausflüge gemacht werden können. Etwa alle zwei bis drei Wochen ist die Freude dann immer groß, wenn Kinder, Tias und Mittagessen in den Kleinbus gepackt werden und einen Ausflug ansteht.

Wenn die leiblichen Eltern der Kinder sich nicht bessern und keine pflegefähigen Verwandten gefunden werden, wird eine Pflegefamilie für die Kinder gesucht. Auch ich habe schon miterlebt, dass Kinder gegangen sind, da eine Familie für sie gefunden wurde. Das ist zwar einerseits traurig, da man nie weiß, ob man die Kinder wiedersehen wird, aber natürlich überwiegt die Freude. Zu sehen, dass die Kinder an liebevolle Eltern übergeben werden, ist einfach überwältigend schön. Auch wenn die Arbeit mit den Kindern sehr anstrengend sein kann, habe ich schon sehr viel gelernt und es gibt sowieso nichts, was eine Umarmung und ein „Du bist toll“ der Kinder nicht wieder gut machen kann.

Eure

Vanessa Einsiedler

Meinen ersten Blogartikel vom Beginn meiner Arbeit findet ihr hier:

https://www.visioneers.berlin/single-post/2019/10/26/Weiter-gehts-beim-Kantinenbau

Seitdem ist wieder ein riesen Schritt zur Fertigstellung der Kantine gemacht worden. Weiter ging es auf dem Bau zunächst mit der Anbringung der abgehängten Decke und der Installation der Elektrik. Dafür wurde extra personelle Verstärkung aus San José von Pastor Julio eingefahren. Mit laut dröhnender Musik im Auto, die durch die ganze Nachbarschaft schallte, kam der Trupp am späten Vormittag an. Dieser bestand aus „Papa“ Osvaldo, den Brüdern Miguel und Pablo sowie Julian. Nach kurzer Verschnaufpause von der langen Fahrt begann die Arbeit, begleitet von der mitgebrachten Musikbox aus der fortan die nächsten Tage christliche Pop-Songs den Raum erfüllten.

Zunächst wurden diverse Rohre an der Dachkonstruktion angebracht, durch die dann später die Kabel zu den Lichtschaltern, Steckdosen und Lampen gelegt wurden. Dort durfte auch ich mich als Elektrik-Azubi beweisen. Währenddessen wurde auch mit der Anbringung der Randleisten der abgehängten Decke begonnen und schließlich auch die Platten eingehängt. Weiterhin wurde festgestellt, dass das Loch für die WC-Tür doch etwas zu schmal war und auch eine Elektroleitung in der Wand fehlt und so musste wieder ein Teil aufgeklopft werden.

Die Arbeit ging schnell voran und es wurde teilweise von früh morgens bis spät abends geschuftet, damit die Arbeit so schnell wie möglich fertig werden konnte. Kleinere Verzögerungen gab es nur, wenn der Elektro-Azubi nicht ganz bedacht hatte, dass die Leiter etwas zu hoch für den Raum mit abgehängter Decke war. Das Loch und der Austausch der Lamelle kostete mich dann eine Runde Eis. Auch verzweifelte Osvaldo beim späteren Test der Lichtschalter, da einige Drähte falsch verknüpft worden waren. Daher mussten er und Julian in der Dachkonstruktion herumklettern und den Fehler beheben. Schlussendlich wurden die offenen Stellen in der Fassade mit Gitterstäben und Metallplatten verschlossen, um die Diebstahlsicherheit zu gewährleisten.

Jedoch kam der Spaß dabei auch nicht zu kurz. Es wurden während einiger Pausen in und vor der Kantine Fußball gespielt oder gehört und gejubelt, wenn La Liga wieder ein Golaaaaaazoooooo erzielt hatte. Lauthals wurde mitgesungen, wenn mal wieder der Lieblingssong lief, auf dem Boden und auf den Leitern zu der Musik getanzt und natürlich hin und wieder ein Nickerchen von Papa Osvaldo eingelegt. Ich brachte ihnen deutsche Wörter bei und ich lernte neue Tico-Wörter. Dabei kam auch einer meiner neuen Spitznamen zustande: Chanboa – Eine Kombination aus Chancho = Schwein und Boa Schlange, gefolgt mit der Aussage: Du isst so viel wie ein Schwein und schläfst so viel wie eine Schlange!

Dazu kam dann ein kleiner Ausflug mit einem Boot aufs offene Meer, um mit der Truppe angeln zu gehen. Um die doch eher weniger erfolgreiche Session meinerseits etwas aufzupeppen, wagte ich es mit einem Sprung im tiefen Wasser baden zu gehen! Angsterfüllt wurde ich vom Captain jedoch zurückgerufen, da die bösen Barrakudas angreifen könnten…

Nach 5 Tagen war die Arbeit der Jungs aus San José beendet und sie machten sich auf den Heimweg. Dabei strahlte die Kantine zum Abschied in ihrer neuen Beleuchtung.

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Dann kehrte wieder Ruhe in die sonst so stille Kantinenbaustelle ein. Felipe und ich arbeiteten an diversen Stellen weiter. So wurden zunächst die Schalungen der Küchenarbeitsplatten vorbereitet, Bewehrungseisen eingefügt und schließlich mit Beton aufgefüllt. Das getrocknete Gebilde wurde dann schließlich abgeschliffen und von innen verputzt, die Oberflächen außen mit Fliesen verlegt und verfugt.

Kurze Zeit später folgte die komplette Verfliesung der Küche, des Lagerraums und des WC.

Wichtig war natürlich auch der Anschluss an fließendes Wasser. Dafür mussten in der Küche Löcher nach außen gebohrt werden, der Rest des Anschlusses war schnell gelegt. So konnten mit der funktionsfähigen Küche und der Anbringung der Sanitäranlagen im WC die ersten Teile des Innenraums fertig gestellt werden.

Um den ersten Erfolg zu feiern, wurde bald darauf eine Tamales -Verkaufsaktion gestartet. Von früh morgens bis nachmittags standen wir (einige Frauen der Kirchengemeinde, Pastor Julio und seine Frau sowie eine Profi-Tamales-Köchin) in der Küche und manschten und schnürten Tamalespakete, die allesamt verkauft wurden. Damit sollte noch mehr Geld für den weiteren Bau eingenommen werden. Diese Aktion wurde zwei Wochenenden später wiederholt und wird wahrscheinlich noch öfters folgen. Die Motivation, den Bau auch ohne weitere Spendengelder aus Deutschland fertig zu stellen, ist bei allen beteiligten riesengroß!

In den nächsten Tagen muss noch eine Außenwand verputzt werden, um das Eindringen des Regens in die Konstruktion zu verhindern, das Material ist aber bereits vorhanden. Je nachdem wie viel Geld durch weitere Verkäufe von Tamales eingenommen wird, kann vor Weihnachten der Essenssaal verfliest und die Wände gestrichen werden und somit der Bau der Kantine komplett abschließen.

Für mich bedeutet das, dass sich mein Freiwilligeneinsatz in Limón 2000 bereits dem Ende entgegen neigt, weiter geht es bei mir jedoch in San José bei der Organisation „Habitat for Humanity“. Jedoch werde immer wieder versuchen, nach Limón zu düsen, wenn Not am Mann ist.

Großen Dank geht an dieser Stelle an unsere Unterstützer aus Deutschland, ohne deren Hilfe der Bau nicht möglich gewesen wäre. Dabei geht der Dank sowohl an die finanzielle Förderung der Süd-Nord-Brücken Stiftung, den Arbeitskreis für Entwicklungspolitik und Selbstbesteuerung e. V., sowie auch an alle Personen, die durch ihre Spenden geholfen haben. Danke ebenfalls an die Organisation Coalition Ministry, der Asociación Comunidad Familiar Misionera, allen freiwilligen Helfern der Gemeinde und den Arbeitern auf der Baustelle, die hier in Costa Rica alles gegeben haben und sensationelle Arbeit geleistet haben.

Ich verabschiede mich damit aus der Karibik und ziehe Mitte Januar weiter nach San José.

Beste Grüße, Pura Vida! Philipp

Dieses Projekt war nur möglich Dank der EZ-Kleinförderung der Stiftung Nord-Süd Brücken und AES

Bereits seit 4 Jahren wird das Projekt in Limon 2000 von Visoneers unterstützt. Mit dem Bau einer (Berufs-)Schule begann die Arbeit einiger Freiwilligen in einer der ärmsten Regionen Costa Ricas. Der Bau sollte den Grundstein für die Schaffung neuer Perspektiven für die Menschen vor Ort bilden. Seit diesem Jahr ist der Bau einer Kantine für die Schule voll im Gange. Ich bin Philipp, 23 Jahre alt, ursprünglich aus dem Allgäu und habe dieses Jahr meinen Bachelorabschluss in energieeffizientem Planen und Bauen in Augsburg abgeschlossen. Um möglichst viele internationale Erfahrungen im Bauwesen zu sammeln, war es für mich wichtig ein Freiwilligenprojekt diesbezüglich zu absolvieren. Durch Zufall und mit sehr kurzer Vorbereitungszeit bin ich nun in Costa Rica angekommen, um den Bau voranzutreiben und bei der Arbeit zu helfen, um den Bau baldmöglichst abzuschließen.

Startschwierigkeiten

Nach einer einwöchigen Eingewöhungsphase mit den anderen Freiwilligen in San José hieß es für mich ab nach Limon. Ab an die Küste. Ab in die unglaublich heiße und feuchte Karibik. Um ein Saunagefühl zu bekommen fehlte für mich in den ersten Tagen lediglich der Duft nach Latschenkiefer Citro-Orange auf Teebaumölbasis. Nach dem Duschen wusste ich meistens nicht, ob ich noch nass von der Dusche oder schon wieder nass vom Schweiß war. Ich wurde herzlich von Pastor Julio, dem Leiter des Projektes vor Ort, am Busbahnhof begrüßt und wir fuhren gemeinsam zu ihm nach Hause. Dort wurde mir erstmal erklärt, dass die Familie, in der ich eigentlich unterkommen sollte, neben drei pubertierenden Kindern, nicht noch mehr Chaos durch einen deutschen Freiwilligen aufnehmen kann. Also blieb ich erstmal bei Julio und die Suche nach einer neuen Bleibe nahm die nächsten Tage in Anspruch. Mit Pastora Aydita wurden wir fündig und so wohne ich seit nun 6 Wochen in Limon 2000, drei Minuten Fußweg zu Baustelle.

Die ersten beiden Wochen fehlte das Geld aus Deutschland, weshalb der Bau nicht fortgesetzt werden konnte. Mir blieb dabei nichts anderes übrig, als die erste Geduldsprobe auf mich zu nehmen.

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Dann ging der Bau aber los und wir, das waren der Maestro de Obra Felipe, Martin, ein weiterer Arbeiter und ich, begannen zu schuften. Da die Grundmauern schon fast komplett standen und das Dach fast geschlossen war begannen wir als erstes mit der Aufschüttung und Angleichung des Bodens mit Erde und Kies um noch mehr Erde und Kies und dann noch viel mehr Erde und Kies in das Gebäude rein zuschütten. Das war die Vorbereitung für das Gießen der Bodenplatte. Da man in Deutschland meistens mit genau diesem Teil eines Gebäudes anfängt, war ich anfangs doch etwas verwundert.

Bauen auf Costa-Ricanisch

Dann wurde der Betonmischer aufgefahren, vier weitere Arbeitskräfte motiviert und inklusive Pastor Julio konnte das muntere Bodenplattengießen beginnen. Drei Eimer Kies, eineinhalb Eimer Wasser. 50 Kg Zement. Drei Eimer Sand. Vier Eimer Kies. Vier Eimer Sand. Zwischendurch immer mal wieder Wasser. Zwei Tage am Stück in der prallen Sonne. Wenn dabei beim ersten Mal Sand einfüllen vier anstatt drei Eimer vermischt wurden, konnte doch etwas Verwirrung bei den Versammelten entstehen. Schubkarren für Schubkarren wurde der Beton ins Gebäude gekarrt und per Hand sauber verteilt. Die zwischenzeitliche neue Zementlieferung wurde natürlich nicht gleich neben dem Betonmischer abgeladen. Lieber zuerst in die Hütte tragen und dann von dort wieder zurück zum Betonmischer. Warum einfach wenn‘s auch kompliziert geht?! Nach 12 m³ Beton (je drei Tonnen Kies, Sand und Zement!!!) war der Boden schließlich fertig gegossen und ein großer Schritt zur Fertigstellung getan.

Weiter ging es mit dem Einbau der Abflussrohre für Küche und Toilette. Da die Küche auf der einen und das Bad auf der andren Gebäudeseite entstehen sollten, mussten anstatt einem, zwei tiefe Gräben ausgehoben werden. Wir gruben uns erst durch Erde und dann durch den festen, schweren Lehmboden. Schaufel für Schaufel. Schubkarren für Schubkarren wurde der Schnodder abtransportiert. Nach viel Schweiß und schwerer Arbeit sind die Rohre verlegt, Überlaufsiphons à la Tico Style integriert und die Gräben wieder gefüllt. Warum der Beton für die Siphons ausgerechnet im Gebäude auf der fertig gegossenen Bodenplatte vermischt werden musste, bleibt für mich dabei jedoch ein Rätsel.

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Währenddessen wurden auch die fehlenden Wände mit der ersten Lage Putz verputzt und abgeschliffen. Das Aufbringen der zweiten Lage ist momentan die Aufgabe und sollte in den nächsten Tagen abgeschlossen werden.

Das Arbeiten macht Spaß, ist teilweise doch sehr anstrengend und ein Wechselbad der Gefühle. Freude kommt auf; wenn etwas wie die Bodenplatte, das Dach oder die Abflussrohre fertig gebaut worden sind. Belustigung, wenn Felipe auch beim hundertsten Versuch mich Feliz, anstatt Filip, genannt hat. Aber auch Verzweiflung, wenn man den vorherige Woche geschlossenen und verdichteten Graben wieder aufschaufeln muss, da der Feuchteschutz-Betonstreifen an der Außenwand noch fehlt und drangeschmiert werden musste. Jedoch muss hier eine Tico-Weisheit angebracht werden:

„Hätte man letzte Woche dran gedacht, hättest du heute keine Arbeit!“ – Felipe, Maestro de Obra

In den nächsten Wochen soll der Küchenbereich fertig gestellt und die Fliesen verlegt werden. Dafür müssen diverse Küchenplatten neu gegossen werden. Für das Bad fehlen noch Waschbecken und das WC. Der Wasseranschluss für das Gebäude muss ebenfalls noch vervollständigt werden und die Elektrik und die abgehängte Decke noch integriert werden.

Es bleibt auf jeden Fall spannend und einiges an Arbeit übrig! Bis zum nächsten Beitrag und viele Grüße!

Pura Vida!

– Feliz Philipp

Dieses Projekt war nur möglich Dank der EZ-Kleinförderung der Stiftung Nord-Süd Brücken (finanziert durch das BMZ) und AES.

Seit zwei Jahren unterstützt der VISIONEERS e. V. bereits den Schulbau in Limón 2000. Uns ist dieses Projekt sehr ans Herz gewachsen und wir freuen uns, sagen zu können: Es geht auf die Zielgerade! Die Konstruktion des Hauptgebäudes befindet sich in der letzten Phase. Wir brauchten Geduld und Optimismus, wenn es Baustopps gab. Doch ebenso gab es Zeiten großen Fortschrittes und unzählige UnterstützerInnen. Wie du hier sowie hier lesen kannst, konnten wir auch dieses Jahr wieder das Projekt vor Ort besuchen und mit zahlreichen Händen helfen. VISIONEERS, unsere Partnerorganisation Comunidad Misionera Familar und Limón 2000 sind dankbar. Stolz möchten wir über die Fortschritte dieses Jahres informieren.

Wir fiebern dem Abschluss der Baustelle entgegen und machen uns bereits Gedanken um den Schulbetrieb. Doch unterschätzen wir nicht die anstehende Bauphase: Mit den letzten Schritten wird das Gebäude finalisiert – und je gründlicher wir jetzt arbeiten, desto wohler werden sich die SchülerInnen später in dem Gebäude fühlen. Es gibt noch ungedeckten Bedarf für den Abschluss. Unsere Partnerorganisation hat uns um Unterstützung gebeten: Lasst uns diesen letzten Schritt gemeinsam gehen. Schau dir den Bedarf auch auf der Betterplace-Seite des Projektes an. Auf dieser Seite ermöglichen wir dir, an dem Projekt teilzuhaben und dein Engagement zu zeigen.

Für die Inbetriebnahme der Bildungsstätte musste eine sanitäre Grundversorgung gewährleistet werden. Aus diesem Grund trafen sich im August 2017 zehn deutsche Freiwillige in Costa Rica, um gemeinsam mit den lokalen Arbeitskräften am Innenausbau der sanitären Einrichtungen zu arbeiten.

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Während des Einsatzes wurden die Ab- und Zuwasserrohre für die Toiletten, Duschen und Waschbecken verlegt. Um diese mit dem örtlichen Wassersystem zu verbinden, wurde zunächst ein 1,5 Meter tiefer Graben quer über das Grundstück zur Straße ausgehoben. Um das Verlegen der Ab- und Zuwasserrohre zu ermöglichen, blieb der Boden des zukünftigen Bades zunächst offen. Nach Fertigstellung des Wassersystems wurde anschließend eine Schalung aus Wellblech und Drahtgitter gebaut. Zur Begradigung des Bodens wurde dieser mit Kies aufgeschüttet und gefestigt. Anschließend wurde Beton angemischt und eine ca. 10 Zentimeter dicke Bodenplatte in den beiden zukünftigen Bädern gegossen. Mit der Fertigstellung der Bodenplatte endete für die deutschen Freiwilligen der Einsatz auf der Baustelle. Die Bäder waren jedoch noch lange nicht fertig. Die einheimischen Arbeitskräfte sowie freiwillige Helferinnen und Helfer aus der Gemeinde betonierten im nächsten Schritt die Waschtische und die Duschbecken. Auch wurden nun die Wände verputzt, die eben sein mussten für die geplanten Wandfliesen.

Währenddessen wurde auch fleißig im Hauptgebäude gewerkelt. Alle Räume wurden verkabelt, die Wände verschlossen und verputzt und das erste Mal erstrahlte Licht in der Schule. Weiterhin wurde soweit möglich die Zwischendecke aus PVC-Platten verbaut. Das Büro und ein Teil des Versammlungsraums stehen noch aus, doch der Bereich der späteren Klassenräume zeigt, welche Veränderung die Zwischendecke ausmacht.Als all dies geschafft war, kauften wir die Keramikfliesen für den Boden der gesamten Konstruktion. Dann ging es wieder ans Zementmischen, denn auch hier gilt: Ohne ebene Bodenplatte gibt es keinen anständigen Fliesenboden. Zuerst wurden die späteren Klassenzimmer in Angriff genommen, danach der Flur – und nach drei Tagen erstrahlte bereits die Hälfte der Schule in neuem Glanz. In demselben Tempo ging es dann weiter und die Wände wurden gestrichen. Mit viel Hilfe der Gemeindemitglieder waren Flur und der große Raum schnell fertig.

Aber nicht nur in diesen Räumen ging es schnell voran, auch das erste Bad nahm Gestalt an. Dort fanden die ersten Wandfliesen ihren Platz und die Waschtische warteten auf die Waschbecken. Mit allen Fliesen an den Wänden ging es an den Boden und die Toilettenkabinen. Schließlich wurden die Toiletten in die einzelnen Kabinen eingebaut und die Waschbecken erreichten endlich ihren rechtmäßigen Platz.

Wir sind sehr auf das Resultat am Ende dieses Jahres gespannt und bereiten uns nun auf ein gemütliches Weihnachtsfest in den schönen neuen Räumen der Schule vor. Ob wir die Bäder und die letzten Platten der Zwischendecke bis Weinachten fertiggestellt haben werden, wissen wir nicht genau, denn wir sind auf Unterstützung angewiesen. Aber in einem sind wir uns sicher: Im ersten Quartal des nächsten Jahres möchten wir das Hauptgebäude dieser Schule einweihen. Wir fiebern auf den Abschluss der Baustelle hin und machen uns bereits Gedanken um den Schulbetrieb. Doch unterschätzen wir nicht die letzte Bauphase: In den letzten Schritten wird das Gebäude finalisiert und je gründlicher wir jetzt arbeiten, desto wohler werden sich die Schülerinnen und Schüler später in dem Gebäude fühlen. Es gibt noch ungedeckten Bedarf für den Abschluss. Unsere Partnerorganisation hat uns um Unterstützung gebeten – lasst uns auch diesen letzten Schritt gemeinsam gehen!Das ganze Team vor Ort ist stolz auf die Fortschritte und die Gemeinde ist voller Vorfreude. Wir bedanken uns herzlich bei allen Unterstützerinnen und Unterstützern für dieses erfolgreiche Jahr!

Liebe Grüße von euren VISIONEERS-Freiwilligen in Limón 2000Isabel und Patrick

Dankesfeier und Einweihung des ersten Flügels der neuen Schule in Limón2000

Unsere Partnerorganisation, die Asociación Comunidad Familiar Misionera, mit ihrem Repräsentanten und Vorsitzenden Julio Abarca veranstaltete am 18.11.2017 eine Feier mit dem Hintergedanken, Gott und den Unterstützern für die Fortschritte an der Baustelle der Schule in Limón 2000 zu danken. Es wurden dankbar mit Musik und Vorträgen die Fortschritte präsentiert sowie im Anschluss langfristige Unterstützer namentlich erwähnt. Als Repräsentanten von Visioneers und stellvertretend für die

Zusammenarbeit mit deutschen Stiftungen wurde den beiden Freiwilligen Isabel und Patrick gedankt. Visioneers‘ langjähriger Partner für die internationale Koordination, die Coalition Ministries, wurde ebenfalls gewürdigt.

Im Anschluss an die Feierlichkeiten gab es mit Rice’n’Beans ein für den karibischen Teil Costa Ricas traditionelles Gericht und gemeinsam wurde in dem bereits fertiggestellten Flügel der Schule gegessen. An der Veranstaltung nahmen neben der lokalen Gemeinde und Freunden von Julio Abarca, zahlreiche Pastoren aus Costa Rica sowie Guatemala teil. Unter anderem waren der Präsident der Pastorengemeinschaft der Provinz Limón und der Apostel von Costa Ricas größter Kirche anwesend. Auch die Politik zeigte Interesse, wie die Anwesenheit eines Präsidentschaftskandidaten eindrucksvoll zeigte. Die Versammlung derartig vieler Menschen war in der Gemeinde Limón 2000 zuvor ungesehen. Auch für die Zukunft der Schule waren das Wochenende und die Veranstaltung von großer Bedeutung. Es konnte ein

Flügel des zukünftigen Schulgebäudes eingeweiht werden, jedoch sind die Bauarbeiten damit noch nicht beendet. Für einen produktiven Start in das neue Jahr und die mittelfristige Fertigstellung des Hauptgebäudes werden weiterhin Spenden an Baumaterial, ehrenamtliche Mitarbeit auf der Baustelle und finanzielle Unterstützung benötigt. Während der Veranstaltung bot eine Holztruhe die Möglichkeit, Initiative zu ergreifen und sich als Material-, Zeit- oder Geldspender für das Projekt zu engagieren. Ergreife auch du die Initiative und werde ein Teil des Projektes.

Als wir gebeten wurden, im Rahmen unseres Freiwilligendienstes in Costa Rica bei einem Surfunterricht für blinde und taubstumme Menschen mitzuhelfen, freuten wir uns sehr auf diese neue Herausforderung, waren aber auch gleichzeitig gespannt, wie das funktionieren soll. Wir standen vor ein paar Wochen selbst das erste Mal auf dem Brett und wussten, wie schwer Surfen selbst mit allen verfügbaren Sinnen ist. Umso mehr waren wir fasziniert, wie gut es bei einigen Teilnehmern funktionierte.

Jedem Surfschüler mit Beeinträchtigung stand ein Team aus 4–5 Surflehrern und Freiwilligen zur Seite, um eine gute Betreuung und Sicherheit im Wasser zu garantieren. Der zunächst theoretischen Einführung in die Abläufe und Bewegungen beim Surfen und dem Kennenlernen bzw. Erfühlen des Surfbretts folgte die direkte Umsetzung im brusthohen Wasser. Für eine gute Kommunikation brachten uns die taubstummen Teilnehmer vorab noch ein paar nützliche Ausdrücke in Zeichensprache bei, wie “Alles gut!”, “Ich bin erschöpft.” oder “Hai in Sicht” :-).

Besonders beeindruckt waren wir von Henry, der seit Geburt an blind ist und nach ein paar Versuchen sogar seine erste Welle stand. Im Anschluss erzählte er uns überwältigt, was dies für ein unglaubliches Gefühl für ihn war. Und es blieben nicht seine letzten Surfversuche – beim jährlichen Surfturnier in unserem Wohnort Esterillos Oeste belegte er ein paar Wochen später den 1. Platz in der Kategorie der Surfer mit Beeinträchtigung, faszinierend!

Schaut euch die tollen Impressionen im nachfolgenden Video an, eingefangen vom costa-ricanischen Fernsehen:

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Pura Vida,Francie und Laura

Im April 2017 begann ich mich nach einem Projekt umzuschauen, welches ich in meinen Semesterferien im Sommer unterstützen könnte. Einige Wochen später stieß ich zufällig auf ein interessantes Projekt von VISIONEERS e. V. in Costa Rica. Seit 2015 unterstützt der Verein dort den Bau einer Berufsschule. Einige Male reiste zuvor bereits eine Gruppe deutscher Freiwilliger nach Costa Rica, um gemeinsam mit den Bewohnern von Limón 2000 an der Berufsschule zu arbeiten.

Seit März 2017 leben auch die beiden deutschen weltwärts-Freiwilligen Patrick und Isabel in Limón, mit deren Hilfe zusätzlich soziale Projekte vor Ort durchgeführt werden. Dadurch bekam ich die Möglichkeit, nach dem zehntägigen Einsatz auf dem Bau noch zwei weitere Wochen vor Ort zu bleiben, um die beiden bei ihrer Arbeit zu unterstützen.

Das Projekt passte perfekt zu mir als Lehramtsstudentin und so stieg ich am 6. August in Costa Ricas Hauptstadt San José aus dem Flugzeug. Draußen erwarteten mich bereits Linda, eine Praktikantin von VISIONEERS, sowie zwei Mitarbeiter von der Partnerorganisation Coalition Ministries, die mich herzlich begrüßten. Nachdem ich mich eine Nacht im Hotel von dem anstrengenden Flug erholt hatte, fuhren wir am nächsten Tag gemeinsam nach Limón, wo wir auf weitere Freiwillige trafen und unsere Gastfamilien, in denen wir in der folgenden Zeit wohnten, kennenlernten.

In der darauffolgenden Woche arbeiteten wir gemeinsam an der Fertigstellung der Bäder der Schule. Damit diese in Betrieb genommen werden darf, muss eine sanitäre Grundvoraussetzung gewährleistet sein. Gemeinsam mit den lokalen Arbeitskräften verlegten wir die Ab- und Zuwasserrohre für die Toiletten, Duschen und Waschbecken. Um diese mit dem örtlichen Wassersystem zu verbinden, hoben wir einen fast 1,5 Meter tiefen Graben quer über das Grundstück aus, in dem wir schließlich weitere Rohre verlegten.

In den Bädern füllten wir den Boden mit Erde und Kies auf, begradigten ihn und mischten schließlich Beton an, um die Bodenplatte zu gießen. Besonders viel Spaß hatten wir, als wir uns nach dem anstrengenden Arbeitstag mit einer Wasserschlacht abkühlten. Ein weiterer Erfolg war, dass während der einen Woche Stromkabel verlegt und Steckdosen sowie Lichtschalter montiert werden konnten, sodass nun in allen Räumen der Schule Licht zur Verfügung steht.

Während wir uns in der prallen Sonne durch lehmige Erde voller Steine buddelten und schwere Schubkarren voller Kies schoben, powerten wir uns so richtig aus. Gut, dass die Tico-Mamas (Ticos=Costa Ricaner) uns mit leckerem Frühstück, Mittagessen, Kaffee, Keksen und süßen Getränken versorgten. Mittags saßen wir immer alle zusammen an einer langen Tafel, lernten so das typisch costa-ricanische Essen kennen und hatten interessante Gespräche mit den Einheimischen, die uns gegenüber von Anfang an sehr offen waren und uns von ihrem Leben und ihren Familien erzählten. Mein Lieblingsort nach der Mittagspause war die Hängematte unter den Palmen am Rande des Grundstückes. Wenn sich dann ein paar Einheimische zu mir gesellten, brachten wir uns gegenseitig deutsche und spanische Wörter bei. Ab und zu pflückte einer der Ticos ein paar Kokosnüsse und wir genossen den sehr leckeren Kokossaft. Als wir dann selber ausprobierten, die Kokosnüsse zu pflücken, fanden wir heraus, dass das gar nicht so leicht ist wie es aussieht. Umso stolzer waren wir, als wir schließlich die Kokosnüsse geöffnet hatten und trinken konnten.

Nachdem die Zeit der Gruppenreise zu Ende ging, reisten die meisten Freiwilligen wieder ab. In den darauffolgenden zwei Wochen unterstützte ich zusätzlich Patrick und Isabel bei der Planung und Durchführung von Englischkursen. Diese werden an den Abenden für die Bewohner in Limón 2000 angeboten. Obwohl ich geringe Spanischkenntnisse habe, freuten sich die Teilnehmer sehr, wenn ich sie zum Beispiel bei der Aussprache der englischen Wörter unterstützte. Außerdem hatten sie viel Spaß, wenn sie mich herausforderten, die Begriffe, die sie auf Englisch lernten, auf Spanisch zu nennen. Nie zuvor traf ich Menschen, die so viel lachten, während sie eine neue Sprache lernten.

Während meiner Zeit in Limón 2000 blieb neben der anstrengenden Arbeit auch Zeit, um Costa Rica besser kennenzulernen. Während eines Spaziergangs durch den nahegelegenen Regenwald probierte ich Wasseräpfel, pflückte Limonen und Kakaobohnen und konnte Affen beobachten.

Meine Zeit in Limón ist nun bereits zu Ende. Ich bin froh, dort gewesen zu sein. Ich wurde wieder daran erinnert, mich über Kleinigkeiten im Alltag zu freuen, viel zu lachen, den Tag ganz in Ruhe ohne Stress und Hektik anzugehen und das Leben zu genießen.

Freiwilligendienste in Ländern des globalen Südens unterlagen vor einigen Jahren einem starken Aufschwung. Seit dem liegt es im Trend als junger Mensch in die Welt hinauszuziehen und Erfahrungen in einer fremden Kultur zu sammeln. Auch die Kritik wurde lauter und verbreitete sich nicht weniger stark als die Werbebroschüren für neue Freiwillige. Lässt sich ein Schluss dieses Gegensatzes ziehen?

Der Trend des Freiwilligendienstes

Eie Erhebungen über „Freiwillige in internationalen Freiwilligendiensten“ zeigen, dass im Jahr 2015 erstmals mehr als 8000 Freiwillige von Organisationen ins Ausland vermittelt wurden. Im Vergleich zum Vorjahr hat die Anzahl um 16% zugenommen und im Vergleich mit dem Jahr 2006 hat sich der Wert sogar verdoppelt. Dieser Aufwärtstrend ist mit einem Aufschwung der staatlich geregelten Dienste zu erklären, während die privatrechtliche Sparte langfristig gar eine Abnahme verzeichnet.

Abbildung 1: gesetzlich geregelte Freiwilligendienste (G-FD) und Dienste auf privatrechtlicher Basis (P-FD) in der Entwicklung von 2006 bis 2015

Die von Ministerien erschaffenen und teilfinanzierten Freiwilligendienste stehen auch im Fokus vieler Kritiker, da Steuergelder in deren Erhaltung fließen und kein offensichtliches Ergebnis des Aufwandes vorliegt. Die umfangreichsten dieser Programme sind der Internationale Jugendfreiwilligendienst (IJFD) und der Freiwilligendienst weltwärts.

Im Kreuzfeuer der Kritik

Diese Programme stehen in der Kritik und oft greift konstruktive Kritik an empfindlichen Stellen an und ist berechtigt. Die Frage ist, wo der Wert des Freiwilligendienstes liegt. Hauptsächlich Abiturienten nehmen die beiden dominierenden Programme in Anspruch, bevor sie sich für einen Studiengang oder Berufsweg entscheiden. Somit sind es überwiegend Menschen im Alter von 18 bis 22, die sich aufmachen in den Freiwilligendienst. Diese Menschen haben selten berufliche Erfahrung die sie in ihr Projekt einbringen, oft sprechen sie nicht die Sprache des Einsatzlandes und es fehlt grundlegendes Wissen über Entwicklungszusammenarbeit. Dazu kommen der Kulturschock, die Konfrontation mit Armut, Krankheiten und Kriminalität, sowie das Heimweh. „Fünf Monate ist die Zeit, die man (der Freiwillige) braucht um sich einzuarbeiten“ sagt Nicola, die Verantwortliche einer Einsatzstelle in Ecuador. Fünf Monate, die teilfinanziert werden vom Bundesfamilienministerium oder dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung; fünf Monate, in denen der Freiwillige mehr im Weg rumsteht als einen Beitrag leistet. Und was ist nach den fünf Monaten? Kann die Arbeit des Freiwilligen im Projekt nicht von einem erfahreneren Einheimischen schneller erledigt werden? Ist nicht sinnvoller, statt in Unterkunft und Verpflegung direkt in das Projekt zu investieren?

Abbildung 2: Kritische Stimmen aus der Wissenschaft (Kontzi, von Braunmühl), von Veteranen der Entwicklungszusammenarbeit (Pinger & Neudecker) und einer Aufnahmeorganisation deutscher Freiwillige (Donkor)

Ja, die Arbeit kann schneller erledigt werden von erfahrenen Einheimischen. Und ja, es kann auch sinnvoller sein, direkt das Projekt zu finanzieren. Bezieht man das Wort Entwicklung in der Bezeichnung Entwicklungszusammenarbeit auf die Entwicklung von Infrastrukturen und sozialen oder ökologischen Projekten und möchte man diese Entwicklung unterstützen, dann scheint ein Freiwilligendienst tatsächlich nicht so angebracht wie andere Instrumente der Entwicklungszusammenarbeit. Damit ist den Freiwilligen mit ihren Idealen und lobenswerten Motivationen der Sinn ihres Einsatzes abgesprochen. Oder nicht?

Ein anderer Blickwinkel auf die Entwicklungszusammenarbeit

Entwicklungszusammenarbeit ist eine Wortzusammensetzung aus zwei Bestandteilen. Die Aussage des Wortes Zusammenarbeit ist deutlich: Hier wird gemeinschaftlich ein Vorhaben verfolgt, nicht einseitig auf die Erreichung eines Vorhabens hingearbeitet, sondern von beiden Seiten zusammen. Die Deutung des zweiten Bestandteils ist anspruchsvoller, er ist mehrdeutig. Denn das Wort Entwicklung kann in diesem Zusammenhang wie oben beschrieben als Ausbau von Infrastrukturen und für soziale oder ökologische Projekte stehen, aber dies ist nicht die einzige Bedeutung. Entwicklung stellt einen Prozess, eine Genese von einem Vorangegangenem zu einem Zukünftigem dar. Es kann sich um einen Ausbau handeln, aber auch um eine Veränderung, eine Kreation oder eine (Neu)Schöpfung.

Wagen wir ein Gedankenexperiment und stellen Entwicklung in einen anderen Kontext:

Freiwilligendienste als Teil der Entwicklungszusammenarbeit?

„Es zeigt sich, dass die Freiwilligen ihr Jahr […] als Lern-Jahr wahrnehmen“ und es werden verschiedene Kompetenzen erworben: „das Erkennen der globalen Entwicklung sowie der soziokulturellen und biologischen Vielfalt, […] das Bewerten von eigenen und fremden Leitbildern sowie […] das Handeln für eine gerechte Entwicklung im Sinne der Nachhaltigkeit.“ (Schleich, 2011)

So lautet das Fazit eines Artikels über das Globale Lernen im Entwicklungspolitischen Freiwilligendienst weltwärts. Bei einem Vergleich dieses Fazits mit unserem Gedankenexperiment ist es nicht schwer Bezüge zu finden. Ein Erkennen, hier von globalen Entwicklungen sowie der soziokulturellen und biologischen Vielfalt, ebnet den Weg für eine Vermehrung des Wissens. Ein Bewerten von eigenen und fremden Leitbildern ist dem Abbau von Vorurteilen gleichzustellen und das Handeln für eine gerechte Entwicklung im Sinne der Nachhaltigkeit kann als Kreieren von Ideen, Kompetenzen und Partnerschaften zur Bekämpfung der globalen Ungerechtigkeit angesehen werden. Von dieser Perspektive aus darf der Freiwilligendienst als angemessene Maßnahme

der Entwicklungszusammenarbeit angesehen werden. Doch unsere Definition der Entwicklungszusammenarbeit ist doch nur ein Gedankenexperiment gewesen, das fußt doch auf keinen Belegen!

Ist dem so? Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) beschreibt die entwicklungspolitische Informations- und Bildungsarbeit als einen Arbeitsbereich der Entwicklungszusammenarbeit, zu dem auch die Freiwilligendienste gehören. Gucken wir ergänzend noch auf zwei Ziele eines Freiwilligendienstes selbst:

Abbildung 3: Der Freiwillige mit lobenswerten Idealen und Motiven im Ausland. Ein schöner Schein, aber wo liegt der Nutzen?

„[…] [D]as weltwärts-Förderprogramm […] [soll] dazu beitragen ‚Bewusstsein und Wertschätzung für die Vielfalt von Leben und Entwicklung’ sowie ‚Verständnis für die Abhängigkeit des eigenen Lebens im globalen Kontext’ zu schaffen [und] ‚den Freiwilligen den Erwerb von Qualifikationen und Erfahrungen ermöglichen, die für ihre persönliche Entwicklung, weitere Berufsorientierung und ihre Arbeit als Multiplikatoren im Feld der entwicklungspolitischen Inlands- und Bildungsarbeit nach Rückkehr hilfreich sind […]’“[if supportFields]> CITATION BMZ11 \l 1031

Der Wert von Freiwilligendiensten

Das Ziel von Freiwilligendiensten ist nicht, dieselbe Entwicklungszusammenarbeit zu leisten wie die mit professionellen Entwicklungshelfern oder mit Projektförderung. Die Freiwilligen sind Teil – d.h. Zielgruppe und Träger – einer Informations- und Bildungsarbeit. Ihre Rolle in den Projekten ist jene eines aktiven Beobachters. „Kompetenzen sind nicht durch reinen Wissenstransfer zu erwerben. Denn die Einzelne lernt nicht das, was ihr von außen vermittelt wird, sondern das, was in ihr bewirkt wird […]. […] Wenn das Lernen zudem in einer neuen Situation stattfindet, kann es besonders prägend sein, da sich die Lernende nicht einfach anpassen, sondern vielfältig mit der neuen Situation auseinandersetzen muss“ (Gritschke, 2011). Bei Freiwilligendiensten findet die Entwicklung in den Köpfen der Freiwilligen und auch der Menschen in den Gastländern statt.

Abbildung 4: Der Freiwilligendienst weltwärts ist der Entwicklungszusammenarbeit indirekt untergeordnet

In die Entwicklungszusammenarbeit als ein Mensch mit rund 20 Jahren reinzuschnuppern ist eine Chance für die Zukunft, in erster Linie für die individuelle, nur indirekt für die globale. Es liegt in der Hand der Freiwilligen kritisch den eigenen Einsatz zu betrachten, nur so kann sich der Zweck der Programme erfüllen. Viele gibt es, denen die Worte „Ich bin hier um zu helfen!“ auf den Lippen liegen, aber ebenso viele, bei denen es heißt: „Ich bin hier um zu lernen, wie ich helfen kann.“

VISIONEERS begleitet Freiwillige auf ihrem Weg in fremde Kulturen. Ich bin einer von ihnen. Die Wege sind spannend, wenn auch manchmal steinig. Mit dem Willen zu helfen bin ich in meinem Projekt gegen die Wand gerannt. Ich ließ mich davon niedergeschlagen und musste erst verstehen, was hinter dem Freiwilligendienst für eine Absicht steckt. VISIONEERS ließ mich vorweg kritisch meinen Einsatz hinterfragen, doch erst jetzt, bereichert um meine eigenen Erfahrungen, verstehe ich, was man ausrichten kann und was nicht.

Du möchtest mehr von meinem Einsatz und denen meiner Mitfreiwilligen wissen? Hier in VISIONEERS‘ Blog in der Kategorie Freiwilligenarbeit Costa Rica findest du Erfahrungsberichte von uns. Viel Spaß beim Stöbern!

Du hast genug gelesen und es ist an der Zeit eigene Erfahrungen zu sammeln? Ich habe Freiwilligenarbeit auch erst verstanden als ich schon mittendrin steckte im Abenteuer. VISIONEERS bietet dir die Möglichkeit eines Freiwilligendienstes in einer fremden Kultur. Hier findest du weitere Informationen.

Quellen der Zitate

BMZ, Referat Evaluierung der Entwicklungszusammenarbeit. (2011). BMZ-Evaluierungsberichte 056 – Der entwicklungspolitische Freiwilligendienst „weltwärts“. Bonn: Bundesministerium für wirtschftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.

Donkor, C. (2014). Dokumentation Blickwechsel – Sichtweisen auf deutsche Freiwillige. (C. Weinert, Interviewer)

Gritschke, H. (2011). Motive für den Kompetenzerwerb im Freiwilligendienst weltwärts. In H.

Gritschke, C. Metzner, & B. Overwien, Erkennen, Bewerten, (Fair-)Handeln (S. 376). Kassel: kassel university press GmbH.

Kontzi, K. (2011). Postkoloniale Perspektiven auf „weltwärts“. Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft.

Pinger, W., & Neudecker, R. (März 2009). Bonner-Aufruf. Abgerufen am 27. Juni 2017 von Aufruf/Plus: www.bonner-aufruf.eu

Schleich, K. (2011). Globales Lernen im Entwicklungspolitischen Freiwilligendienst weltwärts. In H. Gritschke, C. Metzner, & B. Overwien, Erkennen, Bewerten, (Fair-)Handeln (S. 376). Kassel: kassel university press GmbH.

von Braunmühl, D. C. (2008). Stellungnahme aus Sicht der Forschung. In P. Niggli, Der Streit um die Entwicklungshilfe (S. 210). Zürich: Alliance Sud.

Zunächst ein paar Sätze zu meiner Person: Ich bin Christoph, 23 Jahre alt und studiere BWL. Aufgewachsen bin ich in Ulm mit drei älteren Geschwistern. Mein ältester Bruder ist gehörlos und meine älteste Schwester ist körperlich sowie geistig beeinträchtigt. Diese ungewöhnliche Konstellation hat mich von klein auf geprägt und für soziale Themen sensibilisiert. Meine Mutter ist zudem Erzieherin und war in vielen sozialen Projekten tätig; mein Vater hat weltweit Entwicklungshilfe geleistet. Beide haben sich bei der Arbeit in einem Behindertenheim kennengelernt.

Ich bin sehr froh, mit Visioneers e. V. einen Verein gefunden zu haben, der mir hilft, meine persönlichen Interessen mit dem Pflichtpraktikum meiner Universität zu vereinen. Ich hoffe, das Schulprojekt in Limón 2000 fördern zu können und generell einen kleinen Beitrag für ein langfristiges Bestehen von Visioneers e. V. zu leisten. Nachfolgend möchte ich euch von meinen ersten Eindrücken und der Arbeit vor Ort berichten.

Ankunft:

Am 28.03.2017 bin ich spät abends in Limón angekommen; auf Anraten eines Einheimischen bin ich in einem Hostel namens „Oriental” untergekommen. Vielleicht hätte ich nicht nach dem billigsten Hostel fragen sollen, da unter diesem direkt eine Bar mit zwielichtigen Gestalten und Musik bis 2:00 Uhr nachts war. Glücklicherweise sind zwei Hängemattenverkäufer aus Nicaragua, Jose und Esteban, die ich im Bus kennengelernt hatte, ebenfalls dort gestrandet. Gemeinsam waren wir noch bis 1:00 Uhr am Strand. Die beiden haben mich zu ihrer Familie nach Nicaragua eingeladen und ich werde sie demnächst besuchen.

30.03.2017:

Ich bin mehr oder weniger erholt aufgewacht und habe mit Jose und Esteban erst einmal gefrühstückt. Anschließend war ich mit dem Pastor verabredet, bei welchem ich die nächsten fünf Monate leben werde. Er hat mich direkt freundlich begrüßt und ich war froh, nach meinen längeren Reisen endlich ein eigenes Zimmer mit Bett zu haben.

31.03.2017:

Erste Besichtigung meiner Arbeitsstelle für die nächsten 5 Monate.

(im gemähtem Zustand)

Zu Beginn war ich erst einmal ziemlich überfordert und wusste gar nicht, mit was ich anfangen sollte. Wir entschieden uns dazu, zunächst einmal aufzuräumen.

Im Verlauf des Tages war ich mit Fabian, einem Jungen aus Limón 2000, und seiner Schwester Felsi alleine, als plötzlich acht zivile PKWs mit hoher Geschwindigkeit am Gelände vorbeifuhren und ein paar Häuser weiter anhielten. Laut Fabian und Felsi wurden zwei Drogenhäuser durchsucht, in welchen sich wohl zwei tote Männer befanden. Ich habe weitergearbeitet und währenddessen versucht, Fabian ein bisschen Englisch beizubringen.

1.04.2017:

Jeden letzten Samstag des Monats treffen sich alle Pastoren der Gemeinde zur Besprechung und Planung. Es gibt insgesamt 15 Pastoren in einem Gebiet von 20 km² Größe. Das Treffen findet abwechselnd bei einem der Pastoren statt. Es war also ein Glücksfall, dass das Treffen dieses Mal bei uns vor Ort bei Pastor Julio stattfand und ich alle kennenlernen konnte.

2.04.2017:

Heute fand der erste Gottesdienst statt, der mich sehr berührt und nahezu zum Weinen gebracht hat. Drei kleine Mädchen haben während des Gottesdienstes jeweils ein Lied gesungen, eine davon ein sehr trauriges. Sie hat dabei angefangen zu weinen und das Lied abgebrochen. Nach einer Umarmung der Mutter und der Motivation durch den Pastor hat die Kleine das Lied mit voller Kraft zu Ende gesungen. Nach dem Lied hat mich mein Nebensitzer Jonas, ein 16-jähriger Junge, gefragt, ob ich verstanden habe, um was es bei dem Lied ging. Da ich nur gebrochen Spanisch spreche, habe ich den Text des Liedes nicht verstanden. Berührt hat mich das Lied trotzdem, da Musik universal ist. Jonas erklärte mir, dass es bei dem Lied um eine geliebte Person ging, welche verstorben ist, denn der Stiefvater des Mädchens wurde vor kurzem ermordet. Das musste ich erst einmal sacken lassen. Später im Gespräch mit Jonas stellte sich heraus, dass auch sein Vater vor fünf Jahren ermordet wurde.

3.04.–05.04.2017:

In den folgenden Tagen habe ich versucht, so viel Ordnung wie möglich zu schaffen: mähen, Müll aufsammeln, Steine auflesen, Laub harken, streichen und einige kleinere Reparaturen. Es macht Spaß zu sehen, wie sich das Gelände so langsam verändert. Auch der Pastor wirkt motivierter und sprüht vor Ideen.

Nun geht es aber so langsam an Arbeiten, für die bestimmte Geldbeträge notwendig sind. Der Rohbau steht, als nächstes muss der Elektriker kommen und mir zeigen, wo ich die Schlitze für die Leitungen schlagen kann. Spätestens beim Verlegen der elektrischen Leitungen muss ein professioneller Fachmann engagiert werden. Zudem wird Material für den Verputz benötigt und es muss überlegt werden, wie der Boden für eines der Bäder verlegt werden soll. Des Weiteren müssen die Gräben für die Wasserleitungen mit einem Bagger ausgehoben und bestimmte Areale geebnet werden.

6.04.–07.04.2017:

Wir haben einen neuen Weg hinter der Kirche angelegt.

8.04.–09.04.2017:

Am Freitag ist überraschend ein langjähriges Mitglied der Gemeinde verstorben. Am Samstag wurde in einer Kirche im Zentrum Abschied genommen. Zuvor kochten die Schwestern und die Pastorin eine Suppe mit Schweinschwänzen, dazu gab es Reis und Pute, gegessen wurde aus Plastikbechern. Es kamen ca. 100 Leute und das Spannende war, dass bis zum nächsten Tag Totenwache gehalten wurde. Es sind geschätzt mehr als zehn Leute geblieben, um die Nacht vor Ort zu verbringen. Am nächsten Tag um 9:00 Uhr fand der letzte Gang durch die Stadt, von der Kirche zum Friedhof, statt. Der Marsch begann mit einiger Verspätung und verursachte einen Stau in der Stadt.

10.04.–13.04.2017:

Die erste Schultafel wurde aufgestellt, um mit Fabian während der Arbeit ein paar englische Vokabeln zu lernen.

Die letzten schwer erreichbaren Stellen wurden gestrichen.

Heute kam auch der Elektriker und hat uns nach umfassender Begutachtung die nächsten Schritte genau erklärt. Nun können die Schlitze für die Leitungen geschlagen werden; glücklicherweise kann uns ein Freund des Pastors eine Maschine dafür leihen. Die roten Punkte sind zukünftige Steckdosen und Lichtschalter.

Am Montag sind zudem die anderen beiden deutschen Freiwilligen Isabel und Patrick in Limón angekommen. Am nächsten Tag stand Patrick direkt mit mir auf der Baustelle und hat einen Kompost hingestellt, um den Müll etwas zu reduzieren und um guten Dünger für die zukünftigen Blumenbeete zu haben. Zu Beginn war der Pastor sehr skeptisch, doch mittlerweile findet er die Idee super.

Sehr erfreulich ist auch, dass in der nächsten Woche ein Nachbar kommt, um uns etwas unter die Arme zu greifen. Seine Finca ist ein wahres Paradies mit exotischen Pflanzen, von denen wir ein paar Zöglinge haben können. Hier eine von vielen Stellen, an denen wir pflanzen wollen.

Seit dem 14.04.2017 hat sich einiges getan…

Sehr erfreulich war die Zusammenarbeit mit dem Schwiegersohn von Neireida. Neireida hat vor drei Wochen überraschend ihren Ehemann verloren. Pastor Julio und ich hatten die Idee, ihr ein wenig unter die Arme zu greifen. Wir räumten das Haus auf und sortierten einige Dinge, von denen ein Teil als Erinnerungsstücke aufbewahrt und ein Teil verkauft werden konnte. Mit Hammer und Meißel wurde die Außenwand des Hauses von altem Beton befreit und mit einem Hochdruckreiniger gesäubert. Es ist weiterhin geplant, das Haus zu verputzen und in einer schönen Farbe anzustreichen. Ich glaube bzw. hoffe, dass ich die Familie in den zwei Tagen vor Ort ein wenig ablenken und auf andere Gedanken bringen konnte. Als kleines Dankeschön kochte Neireida für uns, es war super lecker. Zudem schenkte sie uns die gut erhaltenen Schuhe ihres verstorbenen Ehemannes Alejandro. Ich bin nur mit einem alten Paar Schuhe nach Costa Rica gekommen, nun bin ich mit vier Paaren für jedes Gelände bestens ausgestattet. Auch Patrick hat Schuhe für das Meer bzw. den Fluss bekommen, um gut auf Steinen laufen zu können.

Abseits von der Arbeit in Limón 2000 finde ich es wichtig, sich möglichst gut zu integrieren. Ein einfacher Weg dies zu tun, ist Englisch zu unterrichten, da beinahe jeder hier sein Englisch verbessern möchte. Einmal die Woche treffe ich mich mit der Pastorin Mireya, um Englisch zu lernen. Auch viele Mitglieder ihrer Gemeinde sind an Englischunterricht interessiert. Ab kommender Woche findet dann auch Englischunterricht in der Kirche von Pastor Julio statt. Mal schauen, wie sich dies in Zukunft entwickelt. Ein anderes Mädchen namens Launie möchte ihr begonnenes Studium in Deutschland fortsetzen und muss dafür Deutsch lernen. Das Unterrichten der verschiedenen Sprachen ist für mich zudem eine gute Möglichkeit, Spanisch zu lernen.

Die Zusammenarbeit mit zwei Ticos, Herman und Felipe, war in der letzten Woche sehr dienlich für das Schulprojekt und auch ich konnte viel lernen. Der Plan für die Errichtung der Bodenplatte der Bäder wurde fertiggestellt. Ich habe einen Graben ausgehoben, um das Fundament zu setzen. Dieses Fundament dient dazu, Eisenplatten bzw. -stangen zu legen, um einen stabilen Boden an der Stelle zu garantieren, an der das Gebäude auf Säulen steht. Der begonnene Graben muss noch ungefähr 30 cm tiefer werden.

Felipe hat auch den Rest der beiden Bäder samt Kostenvoranschlag fertig geplant. Insgesamt wird es zwei Duschen und zwölf Toiletten geben, davon jeweils drei für Jungen, Mädchen, Frauen und Männer. Zwei dieser Toiletten werden zudem behindertengerecht sein. Dank der Planung wissen wir nun, wie die Leitungen gelegt werden müssen.

Ich bin sehr dankbar für die Hilfe von Herman, einem handwerklich sehr begabten Mann, der in Limón 2000 lebt und in den letzten Jahren schon viel geholfen hat. Er hat die Pläne des Elektrikers noch einmal etwas optimiert und somit Arbeit und Baumaterial eingespart. Ich versuche dieses Wochenende nun, alle Schlitze fertig zu bekommen, da ich die Maschine von Herman nicht zu lange in Anspruch nehmen möchte.

Die erste Steckdose sitzt – alles nicht ganz gerade geworden beim ersten Schlitz, aber es wurde von Schlitz zu Schlitz besser. Zudem sieht man nichts mehr am Ende davon.

Nach Absprache mit Pastor Julio wurden nun auch alle Beete geplant. Außerdem wird der Außenbereich mit neuem Gras angelegt. Der Sohn der Nachbarin war gestern da, um zusammen die Pflanzen auszuwählen, sodass nächste Woche gepflanzt werden kann. Weitere Bilder werden folgen.

Ich bin sehr dankbar für die ganze Unterstützung, die wir erhalten und finde es wichtig, mit den Menschen hier vor Ort zu arbeiten. Man muss auf jeden Fall offen für Ratschläge und Unterstützung bleiben, auch wenn diese manchmal fachlich zu wünschen übrig lassen oder unüberlegt ausgesprochen werden. Ich denke, es ist generell schwer im Leben, alleine Erfolg zu haben und man darf Hilfestellungen nicht als Kritik wahrnehmen, sondern als Chance. Daher ist es schön, hier Entwicklungszusammenarbeit verrichten zu können.

Um den Bau weiter voranzutreiben, benötigen wir dringend Baumaterial. Wenn du die Arbeiten vor Ort unterstützen möchtest, freuen wir uns über jede noch so kleine Spende. Vielen Dank!