Der folgende Blog wurde von mir, Sarah, frisch 19 Jahre alt, geschrieben. Ich hoffe sehr, dass die folgenden Zeilen den Leser*innen einen kleinen Einblick in mein Freiwilligenjahr geben können. Sollten Fragen offen bleiben, können diese gerne an meine Mailadresse sa.bey1710@gmail.com geschickt werden.

Mein Wohnort

Ich wohne hier in Turrialba, einer Kleinstadt ungefähr zwei Stunden östlich der Hauptstadt San José, bei einer Gastfamilie. Diese besteht in meinem Fall aus einer 68-jährigen Frau, die bereits in Rente ist. Die meiste Zeit ihres Lebens hat sie als Lehrerin gearbeitet. Sie hat zwei Kinder, die nur einige Straßen weiter wohnen und bereits eigene Familien gegründet haben. Von ihrem damaligen Ehemann ist sie mittlerweile geschieden und lebt, abgesehen von mir, allein in ihrem (wirklich großen) Haus.

Obwohl wir uns in den meisten Dingen überhaupt nicht ähneln, verstehen wir uns sehr gut. Trotzdem verbringen wir nicht viel Zeit miteinander, da wir eine Gemeinsamkeit haben: Wir sind gerne aktiv und in Bewegung und daher selten zur gleichen Zeit zu Hause. Frühstücken tun wir jedoch jeden Morgen zusammen und erzählen uns gegenseitig Neuigkeiten. Ich bin sehr glücklich hier, bei mir zu Hause. Eine Hündin namens Sofia (kurz: Sofi) sowie schätzungsweise zehn Vögel sind meine tierischen Mitbewohner. Sie helfen mir ein wenig dabei, die Sehnsucht nach meinen beiden Hunden in Deutschland zu unterdrücken.

Meine Arbeitsstelle

Mein Arbeitsplatz während meines Freiwilligendienstes ist die Guardería „Emmanuel“. Dabei handelt es sich um eine Art Zusammenschluss aus Krippe, Kindergarten und Hort. Wir betreuen Kinder im Alter von 3 Monaten bis 12 Jahren.
Ich erreiche die Guardería morgens mit dem Bus, da sie im Nachbarort La Suiza liegt, etwa 20 Minuten entfernt. Mein Alltag sieht wie folgt aus:

Normalerweise sollen Freiwillige täglich 8 Stunden arbeiten. Da mein Arbeitsweg länger ist und die Busse nur stündlich fahren, arbeite ich etwa 7,5 Stunden täglich und bin meist erst gegen 16:00 Uhr wieder in Turrialba. Grundsätzlich bin ich aber sehr zufrieden mit meiner Arbeitsstelle. Die Kinder sowie meine Kolleg*innen sind offen und herzlich, was mir das Arbeiten sehr angenehm macht.

Wer mag denn bitte keine Kinder?

„Saraaah, Polllllli“, ertönt es schon von weitem durch die Aula des „Red Emmanuel“ Kindergartens. Herzlich werden wir von den Kindern beim Betreten begrüßt und liebevoll umarmt. Wenn wir es dann auch mal in die Aula geschafft haben, können wir auch unsere Co-Workers begrüßen.
Die Guardería unterteilt sich in fünf Gruppen: die Kinderkrippe für Babies und Kleinkinder (0 bis 3 Jahre), die Gruppe „Interactivos I“ mit Kindern, die die Vorschule/erste Klasse besuchen (3 bis 5 Jahre), die Gruppe „Interactivos II“ (5 bis 9 Jahre) und eine Gruppe mit 9 bis 12-Jährigen. Die meist aus strukturell marginalisierten Verhältnissen stammenden Kinder bekommen hier eine vollumfassende Betreuung mit Frühstück, Mittagessen und Meriendas (Snacks). Vormittags betreuen wir vor allem die „Interactivos I“, während wir den Nachmittag mit den älteren Schüler:innen verbringen.

8:00 Uhr
Sport! Wir holen unsere Kindergruppe von ihrer Casita ab, einem kleinen Haus im Garten der Guardería, und begleiten sie in den Park, gleich die Straße hinunter. Dort werden wir aktiv, denn nun teilen wir die „Niños“ auf verschiedene Stationen auf, bei denen sie kleine Aufgaben zu bewältigen haben und so eine Grundlage für Ballsportarten erlernen. Von einem geordneten Ablauf ist dabei allerdings kaum die Rede, denn die Kinder sind nun einmal sehr energiegeladen.

9:00 Uhr
Merienda – Früchte, wie Ananas, Apfel oder Papaya werden aufgeschnitten und an die Kinder verteilt. Besonders in dieser Zeit kann es durchaus lauter werden, was die Kinder aber nicht weniger liebenswürdig macht. Auch das Massaker am Boden wird gleich nach dem Essen wieder entfernt. Anschließend geht es zurück in die Casita, wo wir den Interactivos I von 9:30 Uhr bis 10:30 Uhr Englischunterricht geben. Um 11:00 Uhr begleiten wir sie dann zum Mittagessen.

Nachdem die Kinder gegessen haben, putzen sie ihre Zähne und machen sich fertig für die Siesta. Mit der fünfstündigen Brahms-Einschlafplaylist, Gott segne ihn, tätscheln wir sie in den Schlaf. Sobald alle eingeschlafen sind, essen dann auch wir selbst zu Mittag. Es kehrt kurzzeitig Ruhe ein. In dieser Zeit können wir entweder für einen kleinen Obolus das leider oft fleischlastige Essen der Guardería essen oder das Essen, das wir uns mitgebracht haben.