Ein Jahr im Club de Leones

Ich habe meinen zwölfmonatigen Freiwilligendienst bei dem Club de Leones in Turrialba, Costa Rica absolviert.
Der Club de Leones ist eine der größten international tätigen Hilfsorganisationen der Welt. Sie wurde 1917 in den USA gegründet und ist seitdem zu einem wichtigen Instrument für die Bekämpfung globaler Ungleichheit angewachsen. Heutzutage ist der Club mit 48.000 Niederlassungen in 200 Ländern und geografischen Bereichen vertreten.
Der Club hat sich fünf humanitären Zielen verschrieben, in denen er schwerpunktmäßig arbeitet: Sehkraft, Umwelt, Diabetes, Krebs bei  Kindern und die Bekämpfung von Hunger. Dabei gibt es auch Überschneidungen mit den SDGs.
Zum Beispiel arbeitet der Lions Club im Bereich der Hungerbekämpfung, was als Ziel 2: kein Hunger in den SDGs vorkommt.
Des Weiteren war ich als Socio Teil des Club Leo. Das ist die Jugendorganisation des Club de Leones. Sie arbeitet selbstständig an der Durchführung von Projekten, hilft und unterstützt aber auch den Club de Leones bei Aktivitäten. Als Omega Club Leo sind die Mitglieder zwischen 18 und 30 Jahre alt. Die Socios, wie die Mitglieder auf Spanisch bezeichnet werden, arbeiten in den folgenden Kommissionen: Aspirante, Umwelt, Frieden & Harmonie, Soziale Medien, Radio, Einnahmen und Wohltätigkeit.

Meine Arbeit

Zu meiner Anfangszeit habe ich in den Kommissionen Umwelt und Soziale Medien mitgearbeitet. Nach etwa einem halben Jahr wurde aber bei einer Sesión beschlossen, dass alle Socios ihre Kommission wechseln können. Dadurch habe ich von Umwelt zu Aspirante gewechselt, um noch einen Einblick in einen anderen Bereich des Clubs gewährt zu bekommen. Während meiner Zeit beim Club habe ich viele Einblicke in die Struktur der Organisation erhalten. Neben der Arbeit in den Kommissionen oder der Vorbereitung und Durchführung von Veranstaltungen, die jeweils einem der globalen Schwerpunkte zugrunde liegen, habe ich auch viel im Büro gearbeitet.
Hier bestanden meine Aufgaben unter anderem darin, in regelmäßigen Abständen Inventarlisten zu aktualisieren. Fast täglich kommen Menschen zu uns, die den Club um Hilfe bitten. Soweit ich es beobachtet habe, ist der Club de Leones die aktivste Institution, die bei der Hungerbekämpfung in Turrialba hilft. Der Club führt ein Gespräch mit jedem und jeder Hilfesuchenden, wodurch der Club einen Eindruck davon gewinnt, wie dringlich die Hilfe benötigt wird.
Des Weiteren verleiht und verschenkt der Club zum Beispiel Rollstühle oder Gehhilfen. Die Personen, die einen der Gegenstände ausleihen, müssen einen Vertrag unterschreiben. Auch im diesen Fall werden die Verträge katalogisiert und aktualisiert, wenn der ausgeliehene Rollstuhl zurückgebracht wird. Eine Sache, die mich sehr beeindruckt hat beim Club, ist die Folgende: im Bereich Sehkraft können sich sowohl Einzelpersonen als auch Familien beim Club melden, wenn sie einen Termin für eine Augenuntersuchung oder eine Brille brauchen. Die Clínica de la Vista de los Clubes de Leones de Costa Rica gehört allen in Costa Rica ansässigen Stellen des Club de Leones. Durch die Klinik haben die Menschen hier die Chance, eine Brille zu einem erschwinglichen Preis zu kaufen, da auch hier Brillen eine teure Anschaffung darstellen.

Karneval in weiß

Kurz vor Weihnachten fand das Festival de la Luz statt. Es findet nicht nur in San José, sondern auch in anderen Teilen Costa Rica statt, wie z.B. in Turrialba. Die Menschen in Costa Rica hängen schon Monate vorher ihre Lichter raus, weil sie sich so sehr auf Weihnachten freuen.
Der Club de Leones war Teil der Prozession und brauchte dazu einen Umzugswagen. Es war meine Aufgabe, einen Entwurf dazu zu entwickeln. Meine Idee war eine Mischung aus Winterwunderland und der Widerspiegelung der globalen Schwerpunkte des Clubs.
Sobald die Idee stand und abgesegnet wurde, haben wir den Anhänger umgebaut, geschmückt und mit Lichtern verziert. Am Tag des Umzugs saßen die Cachorros auf dem Festwagen und haben wie bei einem traditionellen Karneval Süßigkeiten in die Menge geworfen. Die
Mitglieder der Clubs sind hinter dem Umzugswagen hergelaufen. Der Festzug ging einmal durch die gesamte Innenstadt und wurde von den Bewohner:innen Turrialbas gut besucht.

Der Weihnachtsmann kommt

Dezember war der wahrscheinlich arbeitsreichste Monat meines gesamten Freiwilligendienstes. Wir arbeiteten an mehreren Projekten gleichzeitig. Eines der Projekte hieß Sé un Ayudante de Santa! Dabei haben die Mitglieder beider Clubs den ganzen Monat über versucht, so viele Spenden wie möglich einzunehmen. Wir haben in den lokalen Supermärkten, die über die ganze Stadt verteilt sind,
Weihnachtsbäume aufgestellt. An diesen hingen die Wünsche von Kindern, die man ihnen mit dem Kauf des entsprechenden Spielzeugs im Supermarkt erfüllen konnte. Gleichzeitig standen wir vor den Supermärkten und haben die Einkaufenden nach Essensspenden wie z.B. Reis, Nudeln oder Äpfeln gefragt. Am Ende haben wir zusammen alle Essenspakete und alle Geschenke gepackt, Routen für die Auslieferung geplant und letztendlich den 150 Kindern und ihren Familien eine Freude zu Weihnachten machen können!

Spenden für eine gute Sache

Sowohl im Oktober als auch im November standen zwei wichtige Spendenveranstaltungen an. Im Oktober hat der Club de Leones den eigens initiieren Leontón durchgeführt. An dem Wochenende traten lokale und nationale Künstler sowie Vereine im Stadttheater auf. Das Event wurde zeitgleich auf Facebook übertragen. Zudem waren wir Leos im anliegenden Stadtpark und den darum gelegenen Straßen
unterwegs, um Spenden zu sammeln. Da der Leontón aber unbekannt und daher als keine vertrauensvolle Spendenaktion wahrgenommen wird, fiel die Spendensumme gering aus, was aber zum Teil auch dem schlechten Wetter an diesem Tag geschuldet sein kann.
Der Teletón im November ist hingegen eine nationale Spendensammelaktion. Im ganzen Land sammeln Menschen zeitgleich in ihrer Umgebung Spenden, um kranken Kindern im Krankenhaus zu helfen. Diese Aktion ist weitreichend bekannt, daher ist mit einer erhöhten
Spendenbereitschaft der Menschen zu rechnen.

LEO wie Liderazgo, Experiencia, Oportunidad

Seit über sechs Monaten leiste ich meinen Freiwilligendienst beim Club de Leones in Turrialba. Dort steht nicht nur Büroarbeit an, sondern auch viele Aktivitäten, die im Zusammenhang mit den fünf globalen Hilfsbereichen Diabetes, Hungerbekämpfung, Kinderkrebs, Umwelt und Sehkraft stehen.
In meiner bisher verbrachten Zeit beim Club hat dieser einige Aktivitäten veranstaltet, von denen ich in Auszügen im Folgenden erzähle:

Es weihnachtet sehr

Der Dezember war ein sehr betriebsamer Monat. Die Mitglieder vom Club de Leones sowie des Club Leos haben den ganzen Monat über fleißig Spenden gesammelt, um kurz vor Weihnachten Spielzeuge und Lebensmittelspenden an Kinder und ihre Familien zu verteilen. Dafür wurden Weihnachtsbäume in den lokalen Supermärkten aufgestellt, an denen Wünsche von den Kindern hingen. Des Weiteren haben die Mitglieder vor den verschiedenen Supermärkten um Spenden in Form von Lebensmittel gebeten.
Am Ende haben wir in einer gemeinsamen Aktion die Geschenke und Essenspakete zusammengepackt und konnten allen 150 Kindern eine Freude bereiten, indem wir ihnen ein Weihnachtsgeschenk überreicht haben!

Es werde Licht

Kurz vor Weihnachten findet jedes Jahr eine wichtige Veranstaltung in Costa Rica statt: das Festival de la Luz. Dieses Festival fand nicht nur in der Hauptstadt San José statt, sondern auch bei uns in Turrialba. Meine Aufgabe dabei war der Entwurf des Umzugswagens. Dabei sollten die fünf globalen Werte des Clubs und die weihnachtliche Stimmung im Entwurf wiederzufinden sein.
Sobald die Idee stand, haben wir den Anhänger umgebaut und geschmückt, sodass am Festtag selbst die Cachorros, die jüngsten Mitglieder des Club de Leones, auf dem Festwagen sitzen und die Mitglieder vom Club de Leones und des Club Leos hinterher laufen konnten.Der Festzug ging durch die ganze Innenstadt und war gut besucht von den Bewohner:innen Turrialbas, die sich sehr über die vielen Süßigkeiten gefreut haben.

La venta de garaje

Die erste Veranstaltung im neuen Jahr war ein Garagenverkauf. Wir hatten zum Jahresende einige Spenden erhalten und direkt im neuen Jahr wurden unsere Büroräumlichkeiten aufgrund von Eigenbedarf gekündigt. Sowas passiert nicht nur in Deutschland! Von daher war der Garagenverkauf ein Wink des Schicksals, um ein paar Kleidungsstücke weniger lagern zu müssen. Die Tage davor haben wir die Kleidung, Schuhe und Kinderspielzeuge nach Größen sortiert und einem Preis zugeordnet. Am Freitag und Samstag haben wir in einem leerstehenden Geschäft im Stadtzentrum die Kleidung ausgelegt und auf Kundschaft gewartet. Innerhalb der beiden Tage haben wir einen Großteil der Kleidung verkaufen können. Die restliche Kleidung kam zurück ins Lager und wurde in einer Excel-Tabelle katalogisiert. Dadurch können wir jetzt genau nachvollziehen, wieviele Kleidungsstücke wir haben. Falls nun heute jemand vorbeikommt, der dringend Kleidungsstücke für seine Tochter braucht, können wir ganz einfach im System nachsehen, ob wir etwas Passendes in der entsprechenden Größe haben.

Nosotros Servimos

Nosotros Servimos
…ist das Motto des Club Leos in Turrialba. Seit circa zwei Monaten absolviere ich meinen Freiwilligendienst bei den Leos, wie sie sich selbst bezeichnen. Als Freiwillige arbeite ich sowohl für den Club de Leones, die Hauptorganisation, als auch für den Club Leo, in dem sich junge Menschen ehrenamtlich engagieren. Dadurch erhalte ich einen tieferen Einblick in beide Organisationen. Seit diesem Jahr gibt es auch die Cachorros, die Löwenbabies, in dem Kinder in Begleitung ihrer Eltern aktiv sind und den Club de Leones unterstützen. Neben meiner Arbeit im Büro, wo wir in den direkten Austausch mit den Bewohner:innen Turrialbas treten und die Bestandslisten des Clubs aktualisieren,  organisiert der Club de Leones diverse Aktivitäten. Daher im Folgenden ein kleiner Auszug aus den bereits erfolgten
Aktionen:

Leos in Aktion

Gleich zu Anfang meiner Einsatzzeit ereigneten sich schwere Regenfälle in einem anderen Teil Costa Ricas. Die akute Notlage hat die Chefin vom Club de Leones dazu veranlasst, die Bewohner:innen Turrialbas über die sozialen Medien dazu aufzurufen, den Geschädigten durch  Spenden zu helfen. Die eingegangenen Spenden wurden nach Kleider-, Sach- und Lebensmittelspenden sortiert. Am darauffolgenden Tag haben wir die Spenden zu unserer Partnerorganisation, den Mitgliedern des Club de Leones Aserrí gefahren, die die Spenden dankend entgegengenommen haben.

Die fünf Säulen der Humanität

Der Club de Leones engagiert sich weltweit in den fünf Hilfsbereichen: Diabetes, Sehkraft, Hunger, Umwelt und Krebs bei Kindern. In jedem
Schwerpunkt führt der Club de Leones Aktionen durch, die die Bevölkerung sensibilisiert und bei Bedarf unterstützt. Im Einsatz für den Bereich Sehkraft hat der Club de Leones eine Familie aus Turrialba nach San José begleitet, wo sich die Clínica de la Vista de los Clubes de Leones de Costa Rica befindet, in der die Kinder einen Untersuchungstermin hatten. Die Augenklinik ist ein Teil aller in Costa Rica ansässigen Club de Leones und ist dank ihrer finanziellen Vergünstigungen eine bezahlbare Alternative zu anderen Augenkliniken in Costa Rica.

Willkommen im Club!

Gleich zu Beginn des Oktobers fand die Juramentación de Nuevos Socios statt. Beim Club Leo gibt es drei Stadien, in denen man aktiv sein kann. Als Freiwillige:r kann man bei geplanten Veranstaltungen mithelfen, hat aber keine weiterreichenden Rechte. Wenn man fester Bestandteil des Clubs sein will, in den Kommissionen mitarbeiten, eigene Interessen einbringen und ein Stimmrecht haben will, muss man einen sechsmonatigen Prozess durchlaufen, in dem man alles lernt, was man als Leo können und wissen muss. Die Anwärter:innen auf die Mitgliedschaft beim Club Leo heißen während dieser Zeit Aspirante. Nach erfolgreichem Durchlaufen des Prozesses kommen alle Leos zusammen, um durch eine offizielle Zeremonie die neuen Leos, in diesem Fall waren es vier, willkommen zu heißen. Als vollwertige Leos, die sich Socios nennen (Partner:in), besitzt man die Rechte und Pflichten sich einzubringen und den Club nach außen zu
repräsentieren.

Die dunkle Seite von Costa Rica

Als Tourist:in sieht man für gewöhnlich nur die Seite eines Landes, die das Land einen sehen lassen will. Restaurants, deren Zielgruppe Tourist:innen sind, lassen sich schließlich leicht von denen unterscheiden, in die Einheimische einkehren. Genauso verhält es sich auch mit Stadtteilen oder ganzen Regionen. Was passiert aber, wenn man diese Touristenbrille absetzt und über den Tellerrand schaut, was sieht man dann?

Da das Projekt, in dem ich arbeite, in eben jenen Regionen, fernab des Tourismus‘ aktiv ist, habe ich das Glück, einen Einblick zu bekommen.

Mein Projekt

Dazu muss ich sagen, dass ich in Turrialba lebe, sicherlich nicht der ärmste und auch nicht der gefährlichste Ort Costa Ricas. Nichtsdestotrotz gibt es viel (extreme) Armut und es passieren schreckliche Dinge, wie der Tod eines Mannes durch eine Schusswaffe vor einigen Monaten oder Überfälle.

Ich arbeite für den Lions Club international und einen Leo Club. Das sind ehrenamtliche Vereinigungen mit recht großem sozialen Einfluss. Es werden Spenden gesammelt, mit denen dann Lebensmittel, Medikamente, medizinische Artikel wie Rollstühle, Windeln oder medizinische Betten gekauft werden können, die an ausgewählte Familien verschenkt oder verliehen werden, die von extremer Armut betroffen sind. Oft ist der Ursprung der Probleme der Familien die hohe Arbeitslosigkeit und Schwangerschaften Minderjähriger. Nicht selten erhalten z.B. 22-jährige Frauen mit mehreren Kindern diverse Hilfen. Der extremste Fall, den ich bisher mitbekommen habe, ist eine 25-jährige Schwangere, die unter Gebärmutterkrebs leidet und bereits fünf Kinder hat, das älteste ist 8 Jahre alt.

Die Arbeit mit Obdachlosen

Ein Projekt, das der Club Leo von Zeit zu Zeit organisiert, besteht darin, Essen an obdachlose Menschen zu verteilen. Da man dafür in die gefährlicheren Viertel muss, begibt sich die Gruppe aus Sicherheitsgründen in eine Art „Formation“. Dabei tragen die Personen in der Mitte der Gruppe das Essen, meistens sind das die Frauen, während außen ihre männlichen Kollegen laufen. Grundsätzlich gilt, dass man in dem Bereich bleibt, in denen Straßenlaternen den Weg beleuchten.

Größtenteils kommt es aber zu sehr angenehmen Begegnungen. Die Menschen sind oft erst skeptisch, dann ehrlich dankbar und freundlich, und auch wenn man erst in einem rauen Ton angesprochen wurde, endet so eine Begegnung oft damit, dass einem Gottessegen gewünscht wird. Manchmal erfährt man auch, warum die Personen auf der Straße leben, meistens wegen (struktureller) Arbeitslosigkeit oder aus familiären Gründen oder Krankheit.

Doch Menschen sind unberechenbar, deshalb können auf solchen Touren auch gefährliche Situationen entstehen. Einmal begegneten wir zwei Frauen, die beinahe in eine Prügelei verwickelt wurden. Eine stämmige Frau ging gerade auf eine schmächtige los, als wir in die Straße einbogen. Sie wollte offenbar etwas von ihr, wahrscheinlich handelte es sich um Drogen. Wie reagiert man in so einer Situation? Wer mischt sich freiwillig in eine handgreifliche Auseinandersetzung ein? Wohl niemand. Doch wenn eine der betroffenen Personen einen um Hilfe anfleht? Einfach zu gehen, ist keine Option. Wir versuchten also auf verbale Weise zu schlichten, woraufhin die unterlegene Frau zu uns flüchtete, was uns zwischen die Streitenden brachte. Glücklicherweise hatte die Tatsache, dass wir Essen mitgebracht hatten, eine besänftigende Wirkung. Wir verteilten wir also die Portionen und beobachteten anschließend, wie die zwei in unterschiedliche Richtungen davongingen.

Auch wenn nichts passiert war, macht einem eine solche Begegnung klar, warum die Menschen so vorsichtig sind und warum sie nicht wollen, dass man nachts allein unterwegs ist. Denn was wäre passiert, wenn man alleine in diese Auseinandersetzung geraten wäre? Oder wenn wir kein Essen dabeigehabt hätten?

Doch es entstehen auch Momente, die fast schon komisch sind. Eine solche Begegnung hatte wir an einem Ort, der dafür bekannt ist, dass dort Prostituierte ihr Geschäft abwickeln. Wir schienen in einem falschen Moment gekommen zu sein, denn wir wurden weggeschickt, aus Angst, wir könnten den Freier in die Flucht treiben. Als wir auf dem Rückweg waren, begegneten wir der Frau erneut. Eine kleine, zierliche Frau, der die Schneidezähne fehlten, die aber ein heiteres Wesen zu haben schien. Als sie uns wiedersah, kam sie mit einer, in dieser Umgebung grotesk wirkenden Fröhlichkeit auf uns zu und sagte:„ahora sí“, also „jetzt schon“ und nahm ihre Portion entgegen. Anschließend wurden ein paar freundliche Sätze gewechselt und sie zog von dannen.

Natürlich gibt es überall auf der Welt Orte, an die man keine Kinder allein gehen lässt oder vor allem Frauen davon abrät, sich dort herumzutreiben. Trotzdem würde ich behaupten, dass solche Warnungen in Ländern wie Costa Rica häufiger ausgesprochen werden und Menschen eher dazu bereit sind, größere Umwege in Kauf zu nehmen als ich das aus Deutschland kenne, vor allem nachts.

Und das zurecht.