SINEM
Die Musikschule SINEM wurde 2007 von dem Ministerium für Kultur und Jugend von Costa Rica gegründet. Der Name SINEM steht für „Sistema National de Educaion Musica“ (dt.: Nationales System der Musikbildung) und spiegelt das Ziel wider, die musikalische Bildung in Costa Rica zu fördern. Es werden Musikschüler:innen bis zu einem Alter von 18 Jahren für Streich- und Blasinstrumente sowie Schlagwerk und am Klavier ausgebildet, um ein sinfonisches Orchester zu bilden. Die nationale Musikschule besteht aus insgesamt 20 Standorten innerhalb Costa Ricas.
Seit einigen Wochen arbeiten wir nun zusätzlich zu unserem Projekt bei SINEM Quepos. Da die Musikschüler:innen erst am Nachmittag oder am Abend Zeit haben, beginnt unser Arbeitstag auch am Mittag oder frühen Nachmittag. Die Musikschule ist Montag bis Freitag von mittags bis abends geöffnet. Die Schüler:innen haben feste Zeiten zu denen ihr Instrumentalunterricht stattfindet, doch meist wird der Plan eher als grobe Richtlinie gesehen. Zusätzlich finden verschiedene Orchesterproben in der Woche statt. Am Dienstagabend spielt das fortgeschrittene Orchester, am Mittwoch ein Orchester mit Anfänger:innen und danach ein Bläser-Ensemble.
Unsere Aufgaben
Unsere Aufgaben bestehen darin, bei den Proben zu unterstützen, gegebenenfalls einige Stücke zu dirigieren oder einfach mitzuspielen. Neben den Orchesterproben helfen wir bei dem privaten Instrumentalunterricht für die Bläser. Da wir Klarinette spielen, können wir bei diesem Instrument auch am besten unterstützen. Doch auch bei den anderen Instrumenten kommen Fragen zu Rhythmen oder Noten auf, bei denen wir helfen können. Vor dem Unterricht mit den Schüler:innen bereiten wir diesen vor, indem wir Noten heraussuchen, die Musikschule aufräumen oder uns mit den Musikschullehrer:innen austauschen. Insgesamt gibt es in Quepos vier Musikschullehrer:innen, die auf verschiedene Instrumente spezialisiert sind. Wir wurden von ihnen herzlich willkommen geheißen und sie freuen sich über die Unterstützung. Außerdem schätzen sie die Möglichkeit, eine „europäische Sicht“ auf die Stücke zu bekommen und an die Schüler:innen weiterzugeben.
CUFL – Community Urban Farming Lifestyles
VISIONEERS, eine Non-Profit-Organisation, hat zusammen mit dem ESC (European Solidarity Corps) ein zweiwöchiges Projekt für eine Gruppe von zehn 18 bis 28-jährigen Freiwilligen aus Deutschland, Belgien, Italien und Polen organisiert. Zwischen dem 24.04.2023 und dem 07.05.2023 hat die Gruppe Urban Farming Initiativen aus Berlin kennengelernt und selbst mit angepackt. Teil des Programms war es auch, neues Wissen zu erlangen und sich über einen gesunden Lebensstil auszutauschen.
Die Metropole Berlin wurde über verschiedene, teils selbst geplante Aktivitäten, erkundet.
Auch die Europäische Union und die Möglichkeiten der Teilhabe für junge Europäer stand auf der Agenda des Teams. Die gemeinsame Zeit ermöglichte es den Teilnehmer:innen, internationale Freundschaften zu schließen, mehr über die Kulturen anderer Länder zu lernen und ihre englischen Sprachkenntnisse zu stärken.
Der Start ins Projekt
Am Montag, den 24.04.23, begann das Projekt mit einem gemeinsamen Frühstück im Büro von VISIONEERS. Es folgte eine Übersicht der geplanten Aktivitäten und eine Einführung in die Themen „Urban Farming“ und „Healthy Lifestyle“. Nach einem gegenseitigen Kennenlernen sprachen wir über unsere Erwartungen an das Projekt und teilten uns in drei Gruppen auf. Vier von uns waren für das Kochen und das Bereitstellen von Lunchpaketen verantwortlich. Vier weitere waren für die Organisation einiger Aktivitäten zuständig. Dazu gehörten zum Beispiel Gruppenspiele und eine Sightseeing-Tour durch Berlin. Die dritte Gruppe bestand aus zwei Personen. Diese hielt die Aktivität der Gruppe anhand von Foto- und Videobeiträgen fest, um sie dann auf dem Social Media Account von VISIONEERS auf Instagram zu posten.
Rote Beete
Während unserer ersten Woche lernten wir drei Urban Farming Initiativen in Berlin kennen. Unsere erste Station war „Rote Beete“, ein Gemeinschaftsgarten, der von dem „Centre Francais“ mithilfe seiner interessierten Nachbarschaft ins Leben gerufen wurde. Wir bekamen eine kurze Präsentation über das deutsch-französische Kulturzentrum „Centre Francais“. Bei einer Führung über das Gelände, bei der wir auch den urbanen Gemeinschaftsgarten Garten „Rote Beete“ erkundeten, lernten wir einige nette, engagierte Mitglieder aus der Nachbarschaft kennen.
Acker e.V.
Als nächstes besuchten wir „Acker e.V.“ in der Malzfabrik und erfuhren einiges über deren Ziele, wozu unter anderem eine höhere Wertschätzung von Lebensmitteln in der Gesellschaft zählen.
Nach einer Präsentation über den Verein wurden uns die Felder und Gewächshäuser gezeigt. Anhand kleiner Spiele wurde uns dann demonstriert, wie der Verein jungen Leuten wie uns, Wissen über unsere Lebensmittel und deren Herkunft vermitteln möchte.
Himmelbeet
Die dritte Initiative, die wir kennengelernt haben, war „Himmelbeet“.
In unserem Fokus stand der solidarische-Lehrgarten „ElisaBeet“, eine ca. 2,5 ha großen Fläche auf der Gemüsebeete, sowie Aufenthaltsbereiche entstanden sind. Der Garten dient als interkultureller Begegnungsort und hat die Umweltbildung und die nachhaltige Lebensmittelproduktion im Fokus.
Nach einer Einführung zum ElisaBeet, seinem Gemüseacker und der damit verbundenen Arbeit, durften wir nun selbst anpacken. Am ersten Tag dort, halfen wir zusammen mit anderen Freiwilligen, den Acker zur Saat vorzubereiten. Ab März ist dort jeden Freitag ein „Mitmach-Tag“ zu dem freiwillige Helfer:innen immer herzlich willkommen sind.
Neben den Urban Farming Initiativen ging es beim Projekt auch um Einblicke in die EU.
Zum Beispiel besuchten wir die Multimedia Ausstellung „Erlebnis Europa“.
Um Berlin kennenzulernen hatte unsere Activity-Group außerdem Führungen an einigen der Sehenswürdigkeiten der Stadt organisiert.
Natürlich nutzten die Teilnehmenden auch ihre Freizeit, um sich nach der Arbeit ein eigenes Bild von der deutschen Hauptstadt zu machen. Dazu bot sich auch das verlängerte Wochenende an. In kleinen Gruppen oder auf eigene Faust wurden Museen besucht, diverse Gastronomien ausprobiert, die Techno Szene erkundet sowie die Feierlichkeiten und Proteste des 1. Mai erlebt.
Erste Eindrücke
Das, was ich in meinen ersten Monaten als Freiwilliger in Berlin gelernt habe ist, dass hier kein Tag dem anderen gleicht, wodurch meine Arbeit hier nie eintönig wird. Berlin ist eine Stadt voller Geschichte und Kultur. Täglich sehe ich etwas Neues, das mich immer wieder überrascht. Das betrifft nicht nur die Architektur der Gebäude, sondern viel mehr auch die Menschen oder sogar so etwas Banales wie das Wetter. All diese Aspekte sind es, die das Leben in Berlin für mich so aufregend machen. Ich habe die Einfachheit entdeckt, mit der die Menschen in Berlin ihr Leben leben. Diese Art und Weise, das Leben zu leben oder die Betrachtung dessen, gefällt mir. Hier scheint es keine Definition von “normal” zu geben. Die Menschen leben einfach ihr Leben glücklich und lassen andere ebenso ihr Leben leben, was für mich etwas sehr Besonderes ist. Denn in starren Gesellschaften, in denen die Menschen bestimmte Standards erfüllen müssen, um sich in ihrer Gesellschaft wohlzufühlen, beobachtet man so eine Leichtigkeit eher selten. Ein Beispiel, das ich aus meiner Heimat kenne, ist beispielsweise der Kleidungsstil. In Costa Rica wird es als seltsam betrachtet, wenn sich jemand anders kleidet, als es in der Gesellschaft anerkannt wird. Wenn also ein Junge hohe Schuhe trüge, würden die Leute über ihn abfällig reden, während sowas in Berlin nicht einmal wahrgenommen werden würde. Stattdessen kümmern sich die Leute hier nicht einmal um ihre Kleidung, was für mich die Reife und Vielfalt der Stadt demonstriert.
Was mache ich bei Visioneers?
Zu den Aufgaben, die ich bei VISIONEERS ausführe, könnte man sagen, dass alles sehr abwechslungsreich ist.
In meinem ersten Monat habe ich noch im Büro gearbeitet, um technische Probleme zu beheben, die täglich auftreten, wie z.B. das Zurücksetzen des Betriebssystems eines Computers oder das Reparieren eines Druckers, der nicht richtig funktioniert. Daneben habe ich auch an der Gestaltung einiger Beiträge für die Social Media Kanäle von VISIONEERS gearbeitet sowie an der VISIONEERS CR-Website. Ein weiteres Aufgabefeld war meine Mitarbeit bei Real.Life Berlin, der Partnerkirche von VISIONEERS. Hier habe ich als technische Unterstützung im Klang, während ihrer Gemeinschaftssonntage mitgeholfen. An diesen Sonntagen treffen sich die Mitglieder der Kirche, um zusammen Gott zu ehren, mit Musik lobzupreisen und über ihn zu sprechen.
Arbeiten im Liceo San Andres
Anfang Februar war es soweit!
Das neue Schuljahr hat begonnen und ich konnte die Arbeit im Liceo fortsetzen. Man kann das neue Jahr sehr gut mit einem Neuanfang vergleichen, da sich in der Schule etwas Grundlegendes verändert hat. Es gibt seit diesem Jahr eine neue Rektorin! Mir ist hier durch den Wechsel der Rektor:innen das erste Mal aufgefallen, wie viel Einfluss Rektor:innen in Costa Rica auf die Gestaltung des Schulalltags haben. Die jetzige Rektorin ist sehr daran interessiert, uns Freiwillige von der Finca mit einzubeziehen. Dadurch bekommen wir sehr viele Möglichkeiten, unsere Stärken und Interessen in der Schule einzubringen. Somit bin ich aktuell zweimal die Woche in der Schulküche tätig.
Meine Arbeit in der Schule
Meine Arbeit beginnt mit einem kurzen Spaziergang von der Finca zur Schule. Auf diesem Weg werde ich immer von unserer Hündin Luna begleitet. An der Schule angekommen, verabschiede ich mich noch kurz von Luna (wenn sie nicht schon etwas Interessanteres als mich entdeckt hat). In der Schule begrüße ich dann erst einmal meine Kolleg:innen, die meistens schon dabei sind, das Essen vorzubereiten. Wenn ich meine Arbeit beginne, unterstütze ich meistens zunächst bei der Zubereitung des Mittagessens. Dies kann zum Beispiel das Schälen, Waschen und Schneiden von Kartoffeln oder Gemüse sein oder auch das Marinieren oder Braten des Fleischs.
Wenn ich damit fertig bin, ist es ungefähr 8.30 Uhr. Passenderweise beginnt zu dieser Zeit das Frühstück für die Schüler:innen. Dort helfe ich gegebenenfalls bei der Ausgabe. Das hängt immer davon ab, ob es nur einen Snack oder ein richtiges Essen gibt. Ein richtiges Essen besteht hier (auch am Morgen!) aus Reis mit Bohnen und dazu Natilla. Für mich ist es immer ganz interessant zu sehen, dass die Lehrer:innen immer ein deutlich, in seiner Zubereitung, anspruchsvolleres Frühstück bekommen, als die Schüler:innen.
Nach der Essensausgabe machen meine Kolleg:innen und ich dann meistens selbst eine Frühstückspause. Tatsächlich ist diese Pause immer ziemlich lang.
Nach der Pause geht es dann in die Endvorbereitung des Mittagessens. Ein ungeschriebenes Gesetz ist hierbei, dass es IMMER Reis gibt. Die Beilagen variieren allerdings. So kann es Fleisch, Fisch oder auch Nudeln und Tomatensoße sein. Ja, es gibt als Beilage zu Reis, Nudeln mit Soße!
Neuanfang
„Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von neuem beginnen.“ (Buddha)
Finca
Nachdem ich mich in meinem Projekt, der „VISIONEERS Finca“ zunehmend unwohl fühlte und merkte, dass ich meine persönlichen Ziele für diesen entwicklungspolitischen Freiwilligendienst nicht erfüllen konnte, traf ich die Entscheidung, das Projekt zu wechseln. Dies tat ich mit der Hoffnung, dass es für mich das Beste sei, einen Neuanfang zu wagen und dass sich meine Situation dadurch verbessern würde und ich meine Stärken und Talente besser einbringen könnte. Diese Entscheidung fiel mir nicht leicht, da ich ein weiteres Mal ins Ungewisse aufbrechen musste und ich gar nicht wissen konnte, ob sich meine Situation wirklich verbessern würde. So hatte ich in San Andrés einige Freunde gefunden und verstand mich mit den anderen Freiwilligen sehr gut, hatte ein drei-Tage-Wochenende und konnte mich immer auf Deutsch verständigen. Doch ich konnte den Mut aufbringen diesen Neuanfang zu wagen.
Café Haug
Mit dieser Devise startete ich am 01.12. in meinen Projektwechsel in das neue Projekt „Café Haug“, einer Kaffeerösterei in San Marcos de Tarrazú. Trotz meiner leider immer noch sehr rudimentären Spanischkenntnisse wurde ich sehr herzlich vom Team aufgenommen und lernte vom ersten Tag an sehr viele spannende und interessante Fakten rund um die Kaffeepflanzen, die Röstung der Bohnen und die weltwirtschaftliche Situation im Kaffeehandel. Meine Arbeit besteht hauptsächlich daraus, Kaffee abzuwiegen, zu mahlen und zu verpacken. Wenn ich nicht gerade damit beschäftigt bin, dann lerne ich von meiner Kollegin etwas über Buchhaltung, schaue meinem Kollegen beim Rösten zu und versuche mir etwas von diesem äußerst komplexen Vorgang zu merken und zu verstehen oder unterhalte mich mit den Kund:innen.
Ankommen, Einleben und Kennenlernen
Seit dem 13. Januar bin ich hier auf Schloss Glarisegg in der Schweiz, direkt am Bodensee. Hier lebt eine Gemeinschaft von ca. 30 Erwachsenen und 20 Kindern. Damit ihr ein genaueres Bild von der Gemeinschaft habt, habe ich hier die offizielle Beschreibung, die auch auf ihrer eigenen Webseite zu finden ist:
„Seit 2003 gestalten und beleben wir als Gemeinschaft den „Ort für Begegnung und Bewusstsein“ in Schloss Glarisegg am Schweizer Ufer des Bodensees. Wir kommen aus den unterschiedlichsten beruflichen und weltanschaulichen Zusammenhängen und lieben unsere Vielfalt. Dabei verbindet uns der Wunsch, uns der individuellen Verantwortung und gemeinsam den Fragen der Zeit zu stellen. Wir gestalten eine Realität, in der neue Lebens- und Begegnungsformen freudvoll erforscht und nachhaltig gelebt werden können. Bewusst-Sein sowie die spirituelle Entwicklung jedes/r Einzelnen und der Gruppe bildet den tragenden Boden.“
Als Volontärin, bin ich kein offizielles Mitglied der Gemeinschaft, da dies ein Prozess ist, der bis zu einem halben Jahr dauern kann und an dessen Ende alle Mitglieder zustimmen müssen. Allerdings habe ich Zugang zu allen Räumen und werde auch zu den Morgenkreisen eingeladen: ein tägliches Ritual, bei dem gesungen wird, ein Gedicht oder Zitat vorgelesen wird und Ankündigungen geteilt werden. Es gibt auch viele Veranstaltungen und Events, bei denen wir dabei sein dürfen und die Gemeinschaft bemüht sich, uns so viel wie möglich zu integrieren und sicherzugehen, dass wir uns wohlfühlen.
In den ersten Wochen durfte ich in einem Kurs mit 50 anderen Menschen aus aller Welt viel über Öko-Gemeinschaften erfahren: Wie strukturiert und organisiert man sich in einer Gemeinschaft? Wie geht man mit Konflikten um, wenn die Meinungen komplett auseinander gehen? Und natürlich auch: Welchen Beitrag leiste ich selbst und was möchte ich in die Welt bringen? Fragen über Fragen. Bei dem Thema Nachhaltigkeit haben wir uns auch mit der Permakultur beschäftigt, denn darum geht es nämlich hier in meinem Freiwilligendienst. Zusammen mit einer anderen Volontärin aus Frankreich helfen wir im Permakultur-Garten auf Schloss Glarisegg mit. Falls ihr nicht wisst, was Permakultur eigentlich ist: eine besonders nachhaltige Form des Gartenbaus bzw. der Agrarkultur. Es wird darauf geachtet, im Einklang mit der Natur zu arbeiten und dessen Muster und Strukturen zu imitieren, um somit eine Fülle von Nahrung und (Boden-)Lebendigkeit für lokale Bedürfnisse bereitzustellen.
Tollwut im Kindergarten
Es ist ein sonniger Morgen, die Vögel zwitschern, die Kinder singen in ihrer Aula, aus der Küche erklingt die Worship-Playlist unserer Köchin („espíritu, espíritu!“), wir bereiten im Comedor die erste Merienda vor.
Plötzlicher Aufruhr
Aus einer der Aulas ertönen Schreie, „una rata, una rata!“, gefolgt von trampelnden Schritten. Die Merienda ist vergessen, das wollen wir sehen. Die Kinder sind alle ganz aufgeregt. Mit einem Besen bewaffnet, versucht die Niña, die “Ratte“ aus ihrem Versteck hinter einem Regal, hervorzulocken. In blinder Panik rennt die Ratte durch die Aula, über Kinderfüße, unter Tischen durch, um sich schließlich in einer Ecke hinter gestapelten Kisten in ein kleines Loch in der Wand zu retten. Nun erstmal die Frage: Wo ist das Tier? Ist es aus der Guardería raus, steckt es in der Wand fest? Also erstmal das ganze Gerümpel wegräumen, man braucht immerhin ein freies Blickfeld. Mit einem Haufen Matratzen basteln wir eine Barrikade, sodass es nur noch einen Weg gibt: aus der Guardería raus.
Doch was hatte sich denn da nun in der Wand verschanzt? War es Rémy, der Superkoch? Oder doch nur eine gewöhnliche Kanalratte?
Nach langem Hin und Her kommen wir zu dem Schluss, dass es sich um ein Zorro Pelón handelt, ein Südopossum, auch Schwarz-Ohr-Opossum genannt. Sein natürlicher Lebensraum ist Mittel- und Südamerika, wodurch dieser Exot für uns Freiwillige etwas Neues war.
Da wir nun über die Gattung unseres kleinen, fluffiges Freundes Bescheid wissen, kommt Bewegung auf. Die erste Idee wird gleich umgesetzt und um die Wand großflächig Moskitospray gesprüht, in der Hoffnung, damit das Tierchen aus seinem Versteck zu vertreiben. Nachdem wir zwischenzeitlich denken, mit dem Insektengift auch dem Zorro den Garaus gemacht zu haben, in der Wand liegend sieht der Gute verdächtig tot aus, erklären wir diesen Versuch für gescheitert.
Auch der nächste Vorschlag einer Niña, doch einfach die Wand abzuschrauben, schlägt fehl. Zwar lassen sich einzelne Schrauben rausdrehen, die Wand an sich aber nicht aus der Verankerung nehmen.
LEO wie Liderazgo, Experiencia, Oportunidad
Seit über sechs Monaten leiste ich meinen Freiwilligendienst beim Club de Leones in Turrialba. Dort steht nicht nur Büroarbeit an, sondern auch viele Aktivitäten, die im Zusammenhang mit den fünf globalen Hilfsbereichen Diabetes, Hungerbekämpfung, Kinderkrebs, Umwelt und Sehkraft stehen.
In meiner bisher verbrachten Zeit beim Club hat dieser einige Aktivitäten veranstaltet, von denen ich in Auszügen im Folgenden erzähle:
Es weihnachtet sehr
Der Dezember war ein sehr betriebsamer Monat. Die Mitglieder vom Club de Leones sowie des Club Leos haben den ganzen Monat über fleißig Spenden gesammelt, um kurz vor Weihnachten Spielzeuge und Lebensmittelspenden an Kinder und ihre Familien zu verteilen. Dafür wurden Weihnachtsbäume in den lokalen Supermärkten aufgestellt, an denen Wünsche von den Kindern hingen. Des Weiteren haben die Mitglieder vor den verschiedenen Supermärkten um Spenden in Form von Lebensmittel gebeten.
Am Ende haben wir in einer gemeinsamen Aktion die Geschenke und Essenspakete zusammengepackt und konnten allen 150 Kindern eine Freude bereiten, indem wir ihnen ein Weihnachtsgeschenk überreicht haben!
Es werde Licht
Kurz vor Weihnachten findet jedes Jahr eine wichtige Veranstaltung in Costa Rica statt: das Festival de la Luz.
Dieses Festival fand nicht nur in der Hauptstadt San José statt, sondern auch bei uns in Turrialba. Meine Aufgabe dabei war der Entwurf des Umzugswagens. Dabei sollten die fünf globalen Werte des Clubs und die weihnachtliche Stimmung im Entwurf wiederzufinden sein.
Sobald die Idee stand, haben wir den Anhänger umgebaut und geschmückt, sodass am Festtag selbst die Cachorros, die jüngsten Mitglieder des Club de Leones, auf dem Festwagen sitzen und die Mitglieder vom Club de Leones und des Club Leos hinterher laufen konnten.Der Festzug ging durch die ganze Innenstadt und war gut besucht von den Bewohner:innen Turrialbas, die sich sehr über die vielen Süßigkeiten gefreut haben.
La venta de garaje
Die erste Veranstaltung im neuen Jahr war ein Garagenverkauf. Wir hatten zum Jahresende einige Spenden erhalten und direkt im neuen Jahr wurden unsere
Büroräumlichkeiten aufgrund von Eigenbedarf gekündigt. Sowas passiert nicht nur in Deutschland! Von daher war der Garagenverkauf ein Wink des Schicksals, um ein paar Kleidungsstücke weniger lagern zu müssen. Die Tage davor haben wir die Kleidung, Schuhe und Kinderspielzeuge nach Größen sortiert und einem Preis zugeordnet. Am Freitag und Samstag haben wir in einem leerstehenden Geschäft im Stadtzentrum die Kleidung ausgelegt und auf Kundschaft gewartet. Innerhalb der beiden Tage haben wir einen Großteil der Kleidung verkaufen können. Die restliche Kleidung kam zurück ins Lager und wurde in einer Excel-Tabelle katalogisiert. Dadurch können wir jetzt genau nachvollziehen, wieviele Kleidungsstücke wir haben. Falls nun heute jemand vorbeikommt, der dringend Kleidungsstücke für seine Tochter braucht, können wir ganz einfach im
System nachsehen, ob wir etwas Passendes in der entsprechenden Größe haben.
SCHNEE VON GESTERN
Buenos días,
mein Name ist Kevin. Seit drei Monaten leiste ich meinen Freiwilligendienst in einem Kindergarten in Berlin. Bis jetzt kann ich sagen, dass die Zeit hier spannender war, als ich gedacht hätte. Es sind viele gut Dinge passiert, aber es war auch nicht immer einfach für mich, mich hier zurechtzufinden, da manche Dinge wirklich kompliziert sind, wenn man hier seinen Freiwilligendienst leisten möchte. Die Bürokratie Deutschlands macht das einem manchmal nicht so leicht.
Aber wie der Titel meines Blogartikels (“Schnee von Gestern”, eine Redewendung, die ich während meines ersten Seminars hier gelernt habe) sagt, ist das alles schon vorbei und gehört der Vergangenheit an.
So sehe ich beispielsweise die Bürokratie in Deutschland eigentlich als etwas Positives an, weil sie zeigt, dass Deutschland in allen Bereichen klar strukturiert ist, auch wenn sie mich hin und wieder auf die Probe stellt und stresst.
Die ersten Tage in Deutschland
Mein erster Tag auf deutschem Boden war ein wenig verrückt, weil mein Koffer auf dem Weiterflug von Frankfurt nach Berlin am Frankfurter Flughafen steckengeblieben war, sodass ich den ganzen ersten Tag nur die Sachen hatte, die ich in meinem Handkoffer und in einem kleinen Rucksack mitgenommen hatte. Ich danke Esteban, einem anderen Freiwilligen, für die Geduld, die er hatte, während ich mein Gepäck sortierte. Auch hat er mir ein wenig über die Stadt und den Ort erzählt, in dem ich wohnen würde. Berlin ist eine Stadt, die mich jeden Tag überrascht. Hier ist jeder auf sich und sein eigenes Leben fokussiert. Niemand hat Zeit (oder nimmt sie sich), sich um andere zu kümmern, was seine Vor- und Nachteile hat.
Ich wohne mit ihm und zwei anderen Männern in einer WG. Zum Glück waren sie alle vom ersten Tag an sehr freundlich.
Halbzeit oder wie man keinen Vulkan besteigt
Halbzeit oder wie man keinen Vulkan besteigt
6 Monate – so lange bin ich jetzt schon hier und genauso viel Zeit bleibt mir noch von meinem Freiwilligendienst.
Auf der einen Seite ist es unglaublich, wie viel ich hier schon erlebt habe. Auf der anderen Seite gibt es aber auch noch so viel, was ich in meiner Zeit in Costa Rica noch machen möchte.
Zum Beispiel würde ich gerne einen Vulkan besteigen.
Alle guten Dinge sind 6?
Im ganzen Land gibt es die unterschiedlichsten Vulkane: kleine, große, mit Krater, mit Spitze, welche, die man besteigen kann und welche, bei denen dies verboten ist. Da stand es natürlich von Anfang an auf meiner To-Do Liste, mindestens einen zu besichtigen. Leider habe ich das nach einem halben Jahr immer noch nicht geschafft.
Es ist nicht so, dass ich es nicht probiert hätte. Ganze fünf Versuche haben meine Mitfreiwillige und ich jetzt schon unternommen. Wir haben mit verschiedenen Leuten geplant zu unterschiedlichen Vulkane zu gehen. Doch es kam bis jetzt immer etwas dazwischen.
Beim ersten Mal kam morgens um 5:46 Uhr die Absage von unserem Chef, der uns mitnehmen wollte. Es war noch in der Regenzeit und hat morgens schon geschüttet, da hätten wir oben auf dem Vulkan nichts gesehen.
Beim zweiten und dritten Mal war dann immer jemand krank und wir mussten den Ausflug kurzfristig verschieben.
Beim vierten Versuch wollten wir wieder mit unserem Chef los, der hat aber am Tag davor eine Enkelin bekommen und konnte somit nicht.
Beim fünften Versuch sind wir dann tatsächlich bis hoch zum Vulkan gekommen! Doch besichtigen konnten wir ihn trotzdem nicht. Wir mussten feststellen, dass man für den Eintritt Tickets braucht und da es das letzte Wochenende der Schulferien war, waren keine Tickets mehr verfügbar. Also mussten wir 2,5 Stunden wieder zurückfahren, ohne den Vulkan richtig gesehen zu haben.