El fin
En los últimos tres meses fueron de ardua preparación y trabajos internaciones donde me lleve sin duda uno de los mejores momentos de mi voluntariado y donde más aprendí pero a su vez tenía un sentimiento muy extraño, momento donde había hecho mi vida en un año y seis meses. Donde tenía nuevos amigos, había conocido tanta gente y vivido con otra cultura tan distinta a la mía pero que ahora era parte de mí. Me encontré a mi mismo triste de irme y de volver a empezar pero a su vez feliz de ver a cuanta gente pude ayudar y cuantos chicos no olvidarán mi nombre…de que pude dejar mi grano de arena para que otros a través de mi ejemplo puedan llegar también a ser grandes voluntarios. Un año y seis meses de aventuras y trabajo duro pero sobre todo formación donde aprendí de muchos grandes trabajadores y magníficas personas que estuvieron a mi lado trabajando y enseñándome estoy muy agradecido con Dios y con la organización por dejarme ser parte de este hermoso proceso. Me voy a mi país con la ilusión de poder impactar la vida de muchos y de transmitir todo este aprendizaje y cultura en la vida de los que más lo necesiten.
Saludos cordiales y muchos éxitos a los demás voluntarios.
Rückblick- Meine Zeit in Costa Rica
Seit drei Tagen bin ich nun schon wieder bei meiner Familie zu Hause in Deutschland. Schon jetzt vermisse ich Atenas‘ gute Luft, die frischen Früchte, die es zum Frühstück gab, die netten Menschen auf der Arbeit und vieles mehr. Für mich war die Zeit in Costa Rica eine Zeit, die mit unglaublich vielen Erfahrungen und Erlebnissen gefüllt war und ich bin froh darüber, dass ich das erleben durfte. Leider waren es statt der geplanten 12 Monate letztendlich nur 10,5 Monate, die ich in Costa Rica verbracht habe, da sich meine Ausreise aufgrund von Corona verschoben hatte. Trotzdem war es aber genug Zeit für mich, um meinen Horizont erweitern zu können. Ich tauchte in eine andere Kultur ein, lernte eine andere Sprache und durfte ein soziales Projekt mit meinen Fähigkeiten unterstützen, was für mich von Anfang an das Wichtigste war. Inwiefern mich das Jahr aber verändert hat, möchte ich nun erläutern.
Mein Anfang
Zum ersten Mal ging es für mich für eine so lange Zeit auf einen anderen Kontinent. Doch durch die Seminare von VISIONEERS gGmbH habe ich mich gut vorbereitet gefühlt und war somit bereit für ein Abenteuer. Zunächst musste ich mich Stück für Stück an das Land und an das Klima gewöhnen, das dort herrscht. In Costa Rica gibt es zum Beispiel eine Regenzeit, während der es jeden Tag regnet, wodurch die Natur aber grün und wunderschön aussieht! In den ersten zwei Wochen hatten wir zusätzlich einen Sprachkurs, der uns den Start in Costa Rica etwas vereinfachen sollte. Bereits in dieser Zeit lebte ich in einer Gastfamilie. So durfte ich recht schnell erfahren, wie stark sich die costa-ricanische Kultur von der deutschen unterscheidet. Beispielsweise wird hier sehr oft Reis mit Bohnen gegessen, egal ob morgens, mittags oder abends!
Das Projekt
Nach den zwei Wochen kam ich in meinem Projekt, einem Kinderheim an. Meine ersten Arbeitstage waren aufregend, da ich die Kinder, die „Tías“ (Erzieherinnen; wörtlich übersetzt Tanten) und das Gelände des Projekts kennenlernte. Zum Glück wurde ich gut aufgenommen. Ich versuchte schon von Anfang an, eine gute Unterstützung zu sein, was natürlich auch ein Prozess ist, der seine Zeit brauchte, da ich mich noch nicht so gut auf Spanisch verständigen konnte und viel mit Händen und Füßen ausgleichen musste, was ich mündlich nicht mitteilen konnte. Aber ich lernte schnell. Rückblickend kann ich sagen, dass ich mich auf der Arbeit jeden Tag wohler fühlte, weil ich mich immer mehr an alles gewöhnte und mir dadurch auch mehr Verantwortung übertragen wurde. So durfte ich nach ein paar Monaten beispielsweise jeden Tag für zwei Stunden auf zwei Kinder aufpassen.
Peru- Meine ersten Eindrücke
Es ist nun schon sechs Wochen her, seit ich frühmorgens, nach knapp 17 Stunden Flug in Lima, Peru gelandet bin. Trotz einer etwa neunmonatigen Vorbereitung auf meinen Freiwilligendienst, wusste ich doch nicht so recht, was mich erwarten wird.
Ich hatte also nur zwei Gedanken. Ich hoffte inständig, dass mein Gepäck da sein und dass mich jemand abholen würde. Und tatsächlich konnte ich sowohl meinen unversehrten Rucksack vom Gepäckband nehmen und wurde bereits von Maribel erwartet, die vor dem Flughafen stand, um mich abzuholen. Ich war also zunächst erleichtert. Doch dann sind wir mit einem Taxi in Richtung des Hotels gefahren und das war definitiv nichts für schwache Nerven. In Lima wird wild gehupt, rote Ampeln werden ignoriert und geordnete Fahrbahnspuren lassen sich höchstens erahnen. Allerdings siegte meine Neugier über meine Angst, sodass ich fasziniert aus dem Fenster schaute und alle neuen Eindrücke in mich aufsaugte.
Es folgten drei Tage, in denen ich das peruanische Großstadtleben etwas näher kennenlernen konnte. Neben der unerwarteten Feststellung, dass es im peruanischen Winter verdammt kalt sein kann, habe ich zum ersten Mal den Pazifik gesehen und „Chifa“ gegessen, ein an die chinesische Küche angelehntes Gericht. Ein wenig Kulturprogramm war auch dabei. Ich besichtigte die ‚Huaca Pucllana‘, eine der alten Ruinen, die noch den Anfängen der Lima-Kultur zuzuordnen ist. Daneben musste ich allerdings schnell feststellen, dass hier in Peru öfter mal alles ein wenig chaotisch und ungeplant ist. Ich weiß nicht, wie viele Stunden ich allein innerhalb der ersten drei Tage mit Warten verbracht habe. Nicht einmal meine Verabredungen sind pünktlich gekommen. Dabei handelt es sich nicht nur um ein paar Minuten Verspätung, sondern bis zu zwei Stunden. Ich kann jetzt schon sagen, dass das etwas ist, woran ich mich gewöhnen muss, was mir aber bei meiner pünktlichen Art manchmal noch schwerfällt.
Neues Zuhause
Nach den drei Tagen fuhr ich am Samstagabend weitere zehn Stunden mit einem erstaunlich komfortablen Nachtbus an mein eigentliches Ziel, der Villa Rica. Das ist ein Städtchen in der Selva, der Regenwaldregion Perus, bestehend aus drei betonierten Hauptstraßen, von denen zahlreiche Nebenstraßen aus Schotter und Staub ausgehen.
Hier sind mir vor allem die einfach gebauten Häuser aufgefallen, die oft aus Blech bestehen. Zudem verfügt hier nicht jede:r über einen Wasseranschluss und warmes Wasser ist eine Seltenheit. An vielen Straßenrändern sammelt sich der Müll und Hygienemaßnahmen sind oft nur schwer umsetzbar. Je weiter man sich vom Zentrum entfernt, desto auffälliger wird die Armut. Das war im ersten Moment doch recht bedrückend für mich. Mir wurde bewusst, dass meine tägliche heiße Dusche und meine Heizung, die ich wie selbstverständlich nachts aufdrehen kann, wenn mir kalt sein sollte, alles andere als selbstverständlich sind. Seitdem ich darauf verzichten muss, lerne ich diese Privilegien, die ich habe, sehr zu schätzen.
Ich will hier aber natürlich auch die schönen Seiten hervorheben, denn Villa Rica ist mir echt sympathisch. Wenn man etwas braucht, muss man nur eine der drei Hauptstraßen entlanggehen und in einem der unzähligen kleinen Läden findet man schon etwas Passendes. Am Marktplatz gibt es auch einige kleine Cafés, in denen man den Kaffee aus Villa Rica oder einen frisch gepressten Fruchtsaft genießen kann. Die Highlights sind für mich die „Mirador La Cumbre“, eine Anhöhe von der aus man ganz Villa Rica sehen kann, und der „Laguna El Oconal“, ein See, den man mit kleinen Booten befahren kann. Sie sind auf jeden Fall einen Besuch wert. Die Menschen in Villa Rica sind nett und freundlich und auch das Team, mit dem ich hier zusammenarbeite, hat es mir sehr einfach gemacht, mich zurechtzufinden und in der ‚Familia Atiycuy‘ anzukommen. Die Organisation „Atiycuy Perú“, bei der ich ein Jahr arbeiten werde, hat ein eigenes Grundstück mit zwei Gebäuden für Büros und Unterkunft. Ich war positiv überrascht davon, wie schön die Anlage mit ihrem großen Garten und den unzähligen Pflanzen ist. Neben uns vier Freiwilligen, den beiden Hunden und der Schildkröte, schlafen auch einige Mitarbeiter:innen unter der Woche auf dem Gelände. Es ist also immer etwas los.
Meine Abenteuer in Peru
Inzwischen bin ich schon ein halbes Jahr hier und trotzdem erlebe ich immer noch jeden Tag etwas Neues.
Das letzte halbe Jahr hatte einige Höhen und nur wenige Tiefen.
Unter die Höhen fallen die vielen Abenteuer, die ich auf meiner Arbeit erlebt habe. Dazu gehört das Freilassen einer vier Meter langen Boa-Schlange in das projekteigene Waldschutzgebiet oder auch jeder einzelne meiner Trips, der mich mitten in den Primärregenwald geführt hat, der so dicht bewachsen ist, dass es nicht einmal einen richtigen Weg gibt, den man entlanglaufen könnte, weshalb man praktisch dazu gezwungen ist, mit einer Machete bewaffnet oder in meinem Fall, mit einem Gehstock, zu wandern.
Aber auch außerhalb meiner Arbeit staune ich immer wieder darüber, wie viel ich hier in so kurzer Zeit erleben darf.
So gehört beispielsweise ein siebentägiger Wandermarsch über die bis zu 4.800 Meter hohen Berge Perus dazu, bei dem wir in alten Inkaruinen gezeltet haben sowie mein erster Marathon, den ich auf einer befahrenen Straße in der sengenden Hitze Pichanakis lief.
Sieben Tage wandern- Das Machu Picchu Abenteuer
Der oben erwähnte Marsch war nicht von Anfang an als ein solcher geplant. Tatsächlich hatten Paul (ein anderer Freiwilliger) und ich vor, zur Choquequirao zu wandern, einer relativ wenig besuchten Ruine, zu der man ohne viel Gepäck ungefähr zwei Tage zu Fuß braucht.
Nun hatten wir aber viel Gepäck dabei und zusätzlich wenig Ausdauer. Im Endeffekt bedeutete das für uns, dass wir am Ende des zweiten Tages vollkommen kaputt waren und dabei nicht einmal den schweren Teil des Weges hinter uns hatten bringen können.
Wir überlegten bereits, ob wir den Rückweg mit einem Esel antreten sollten, als uns Emanuele begegnete. Lachend erzählte er uns von seinem Plan, anstelle der zwei Tage zur Choquequirao, lieber sieben Tage nach Machu Picchu zu wandern. In unserer damaligen Lage, völlig erschöpft und in Gedanken schon auf einem Esel zurückreitend, war es für uns eigentlich undenkbar, uns ihm anzuschließen. Eigentlich. Denn in den Tagen darauf fanden wir uns auf dem Weg nach Machu Picchu wieder, was vermutlich Emanueles Charme zu verdanken war.
Mit blutig gestochenen Beinen liefen wir über Bergspitzen und an Ruinen vorbei, bis ich mir im nächsten Dorf (Yanama) eine Lebensmittelvergiftung zuzog.
Nachdem ich mich davon erholt hatte, fuhren wir aufgrund von Zeitmangel per Lastwagen zum nächstliegenden Campingplatz (Lucmabamba) weiter, von wo aus wir nur noch etwa 24 km bis zum Ziel laufen mussten.
Letztendlich haben wir es geschafft, nach sieben Tagen trocken und sauber anzukommen. Zugegebenermaßen war es zwischendurch eine der unangenehmsten Wanderstrecken meines Lebens, was größtenteils der Mischung aus schlechtem Essen und einem erschöpften, kranken Körper geschuldet war, doch gleichzeitig warte ich bereits auf das nächste Abenteuer, dieses Mal aber mit stärkerem Magen.
Nicaragua
„Good News: Es darf wieder Nicaragua bereist werden.“
Als wir diesen Satz gelesen haben, stand für Julina und mich sofort fest, dass dieses Land ganz oben auf unserer Bucketlist steht.
Anfang Mai war es dann endlich soweit, mit Reisepass und negativem PCR-Test im Gepäck durften wir die Grenze nach Nicaragua überqueren. Aber schon der Start war chaotisch. Wir hatten weder Cordoba (die nicaraguanische Währung) dabei, noch hatten wir uns vorher über den Wechselkurs informiert. So wurden wir bereits in den ersten fünf Minuten von dem Busfahrer übers Ohr gehauen. Aufgefallen ist uns das allerdings erst ein paar Tage später, als wir langsam ein Gefühl dafür bekamen, wie wenig öffentliche Busse hier wirklich kosten.
Für uns ging es mit dem Bus dann über Managua, der Hauptstadt Nicaraguas, nach Leon. Spätestens in Managua bemerkten wir dann die deutlichen Unterschiede im Vergleich zu Costa Rica. An der Busstation ging es chaotisch zu. Viele alte, gelbe amerikanische Schulbusse, dazwischen ein paar Marktstände und Taxis und weit und breit, abgesehen von uns beiden, keine anderen Touristen. Die Busse fahren hier auch nicht nach Fahrplan, sondern dann, wenn sie voll sind, und zwar so voll, dass man meinen könnte, wenn noch jemand einstiege, platze der Bus. Aber trotzdem steigen immer wieder Händler ein, quetschen sich durch die proppenvollen Gänge und bieten kaltes Wasser, geschnittenes Obst, Krokant oder Süßigkeiten an, nur um an der nächsten Station wieder auszusteigen und mit dem nächsten Bus zurückzufahren.
Leon
Leon, die Universitätsstadt des Landes, ist ein sehr nettes Städtchen. Die alten Kolonialhäuser sehen größtenteils ein bisschen ramponiert aus, aber genau das verleiht der Stadt ihren Charme als liberale Studentenstadt und Zentrum der Revolutionskämpfe 1978/79. Auf den Straßen reihen sich die mit Studenten gefüllten Cafés und Bars aneinander.
Bei unserer Ankunft hatten wir Glück und konnten direkt beim traditionellen Tanzen zuschauen. Vor der wunderschönen Kulisse der weißen Kathedrale haben verschiedene Gruppen von Kindern und Jugendlichen traditionelle sowie modernere Tänze aufgeführt. In der großen Markthalle hingegen sind wir eher der älteren Stadtbevölkerung begegnet, die uns großzügig die eine oder andere Frucht zum Probieren geschenkt hat.
Granada
Nachdem Julina und ich uns in das kleine Städtchen verliebt hatten, fuhren wir kurz danach schon weiter nach Granada. Auch hier stehen immer noch alte Kolonialhäuser, allerdings sind diese, zumindest in der Innenstadt, aufpoliert und hergerichtet, wodurch die Stadt ganz anders auf uns wirkte als Leon. Trotzdem handelt es sich aber auf jeden Fall auch um eine sehr schöne und gemütliche Stadt, nur eben auf eine ganz andere Weise als Leon es ist. Von Granada selbst haben wir in einem halben Tag alles gesehen. Allerdings gibt es die Möglichkeit, viele schöne Ausflüge in der Umgebung zu machen. Julina und ich waren zum Beispiel in Masaya auf einem großen Markt voller Kunst, Handwerk und Andenken und auf dem gleichnamigen Vulkan in dessen Krater wir Lava sehen konnten!
Naturschutz in Costa Rica: von exzessiver Abholzung zum Naturschutz
Costa Rica ist weltweit bekannt für seine Bemühungen um den Naturschutz in seinem Land. Über ein Viertel des Landes steht unter Schutz und etwa 98% der Energie wird aus erneuerbaren Quellen gewonnen. Zudem hat die Regierung ehrgeizige Pläne in Bezug auf die CO2 -Neutralität. Doch das war nicht immer so. In den 1960er Jahren begann die großflächige Abholzung des Regenwaldes, um das Holz zu verkaufen und so mehr Fläche für Anbau und Viehhaltung zur Verfügung zu haben. Zwar stellte die Regierung schon im Jahr 1960 viele Teile des Landes unter Naturschutz und auch die ersten Nationalparks wurden gegründet, doch das reichte nicht aus. Innerhalb von 30 Jahren waren von ursprünglichen 75% nur noch etwa 20% des Landes bewaldet. Mitte der 1990er Jahre beschloss die Regierung dann, neue Maßnahmen zum Schutz der Natur und der Tiere einzuführen.
Die Brücke überqueren
Morgens zum Geschrei der Kinder aufwachen, mir einen Smoothie aus tropischen Früchten mixen und mit meinen Mitbewohnerinnen gemütlich frühstücken, bevor wir uns in der warmen costa-ricanischen Sonne auf den Weg zur Arbeit machen, das alles gehört für mich mittlerweile der Vergangenheit an. Und so schön es hier in Deutschland bei meiner Familie und meinen Freunden auch ist, vermisse ich dennoch die Zeit in Costa Rica sehr.
Oft gehe ich durch meine Fotobibliothek auf meinem Handy, schaue mir die Fotos aus dem Jahr an und erinnere mich wieder an die ganzen Dinge, die dieses Jahr so besonders gemacht haben. Wie ich den höchsten Berg Costa Ricas bestiegen habe oder die längste Zipline Lateinamerikas entlanggesaust bin; oder ich erinnere mich an das WG-Leben, das solch eine Nebensache zu sein scheint, die das Jahr aber trotzdem so bedeutsam für mich gemacht hat. Besonders die Bilder meiner Abschiedszeit machen mich immer noch emotional.
In meinem ehemaligen Projekt, dem Kinderheim “Hogar de Vida” sind Abschiede natürlich ein sensibles Thema. Denn einem kleinen Kind kann man natürlich nicht einfach sagen, dass es noch nicht zur Mama zurückdarf, während ein anderes Kind schon nach kürzerer Zeit das Kinderheim verlässt. Deshalb wird dort die Metapher der Brücke verwendet. Die Kinder stehen auf der einen Seite der mit Steinen und Ästen blockierten Brücke und auf der anderen Seite die Familie. Beide Seiten müssen „arbeiten“, um die Steine und Äste aus dem Weg zu räumen und die Brücke überquerbar zu machen. „Arbeiten“ bedeutet in dem Fall der Kinder, gemeinsam mit den Tias (den Betreuerinnen) an Verhaltensweisen zu arbeiten und Meilensteine in der Entwicklung zu erreichen. Aber nicht nur für die Kinder wird diese Metapher verwendet. Wenn ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin das Kinderheim verlässt, überquert er/sie auch die Brücke. Und so habe ich auch an meinem letzten Arbeitstag in Costa Rica den letzten Stein von der Brücke gehoben und habe den Weg zu meiner Familie in Deutschland freigeräumt.
Der Missbrauch von Frauen – Alltag in La Milpa
Ich möchte eine Beobachtung thematisieren, die mich sehr getroffen hat.
In Costa Rica und vor allem in La Milpa werden sehr viele Frauen von ihren Ehemännern misshandelt. Doch dies tritt nicht nur in der ärmeren Schicht Costa Ricas auf. Ich habe eine hoch angesehene und sehr bekannte Anwältin kennengelernt, die 38 Jahre von ihrem Mann misshandelt wurde und erst dann die Scheidung einreichen konnte.
Doch warum ist das so?
„Machismo“ ist in diesem Land sehr präsent. Das bedeutet, dass die Männer besonders von sich und ihren Fähigkeiten überzeugt sind, sich den Frauen überlegen fühlen und denken, sie könnten sie dominieren. Daher sehen sie in den Frauen die Verantwortlichen, die Schuldigen und das in allen Situationen, wie weit sich diese auch der Handelsmöglichkeit der Frauen entziehen mögen, sei es das kaputte Auto oder die unterlegene Fußballmannschaft. Die Frauen werden geschlagen, verprügelt, vergewaltigt.
Doch warum bleiben sie bei ihren Männern?
Zu Beginn muss man sagen, dass die Männer Meister der Manipulation sind. Sie machen den Frauen Geschenke, bereiten Frühstück vor, schenken ihnen Aufmerksamkeit. Hinzukommt, dass die Frauen meistens keine Perspektive haben, sollten sie es schaffen, ihren Mann zu verlassen. Sie haben oftmals nicht die Möglichkeiten dafür, diesen Teufelskreis zu durchbrechen, denn sie verdienen kein eigenes Geld, haben meist keine Familie, die sie unterstützt und stehen damit in einem Abhängigkeitsverhältnis zu ihrem Mann, das sie an ihn bindet. Und dann verzeiht die Frau ihm jedes Mal. Sie denkt an ihre Kinder, denkt, sie müsse für sie bei ihm bleiben. Doch meiner Meinung nach ist genau das der Trugschluss. Damit wird den Kindern ein ungesundes Verhältnis zwischen Mann und Frau vorgelebt und so wird dieses normalisiert, was unweigerlich zu einer Wiederholung, zu einer Fortschreibung des Teufelskreises führt. Die Mädchen werden einen Mann heiraten, der sie misshandeln wird. Und dann wird sie ihm verzeihen, jedes Mal.
Drei Frauen-Drei Geschichten
Drei Geschichten haben mich besonders bedrückt.
Eine Frau aus der Nachbarschaft erzählte mir, dass sie nach Spanien ausgewandert sei und sich dort in einen Mann verliebt habe, der sie misshandelte. Sie jedoch erkannte das nicht. Sie verzieh ihm, und verteidigte ihn vor ihren Freunden. Eines Tages jedoch, artete es aus – der Mann würgte sie, bis sie in Ohnmacht fiel. Erst da realisierte sie, was ihr von ihrem Mann angetan wurde, es musste soweit kommen, bis sie sich dazu entschloss, das Land zu verlassen und sich selbst zu schützen.
Eine weitere Geschichte passierte in der Nachbarschaft meines Projektes. Eine Mutter lebte mit ihrem Mann und ihren Kindern zusammen. Auch sie wurde misshandelt. Sie wollte ihren Mann aber unter keinen Umständen verlassen, sie glaubte daran, dass er sich ändern würde. In einer Nacht jedoch, rief sie völlig aufgelöst bei meiner Chefin an, ihr Mann verfolge sie und ihre Kinder, er bedrohe sie mit einem Messer. Sie war panisch, ja, doch die Entschlossenheit, auf das Gute in ihrem Mann zu hoffen, konnte sie selbst dann nicht ablegen.
Die dritte Geschichte ereignete sich bei einer unmittelbaren Nachbarin des Refugios. Der Frau wurden ihre Kinder weggenommen. Die „Pani“, eine costa-ricanische Organisation, die sich in ihren Aufgaben dem deutschen Jugendamt ähnelt, verbat es ihr, ihre Kinder bei diesem Mann großzuziehen. Also gab sie ihre Kinder auf. Trotz allem blieb sie bei ihm, sah nicht den Schmerz, für den er verantwortlich war.
Mir war nie klar, dass Misshandlung für so viele Frauen zum Alltag gehört. Wie präsent das Thema hier ist. Es ist kein Tabuthema. Hier wird offen darüber redet, über eigene Erfahrungen oder die der Familie, oftmals betrifft das die Mütter. Jeder Mitarbeiter:in des Refugios hat eine Geschichte zu erzählen, Misshandlung, die ihr oder ihm oder jemandem aus ihrer bzw. seiner Familie widerfahren ist. Fast täglich sehe ich jene Frau mit ihrem Mann auf der Straße und es tut mir weh, zu wissen, wie er mit ihr umgeht.
Den Moment leben
Liebe Familie, Freunde, Bekannte und sonstige Interessierte!
Inzwischen bleibt mir nur noch eine Woche in Costa Rica, bevor es wieder nach Deutschland geht. Je näher das Abreisedatum rückt desto mehr wird mir bewusst, wie sehr ich das Land und seine Menschen vermissen werde. Ich habe hier viele neue Freunde und auch eine Familie gefunden, von denen sich mein Weg nun erstmal trennen wird. Zum Glück haben mir aber viele versichert, dass sie Deutschland besuchen wollen und wir uns somit wiedersehen werden. Davon abgesehen motiviert mich die kurze Zeit aber auch noch einmal dazu, jeden Moment zu genießen. Viel Spaß mit meinem letzten Blog.
Auch wenn ich in Costa Rica viel gereist bin, habe ich mich doch einer Region über das Jahr hinweg zu wenig gewidmet. Die Rede ist von Guanacaste, der nördlichsten Provinz dieses Landes, die gemeinsam mit Limon den Ruf hat, die schönsten Strände des Landes zu haben. Besonders ein Strand, Playa Conchal, wurde mir dabei immer wieder nahegelegt. Viele Ticos zählen ihn zu ihren Lieblingsstränden, weshalb ich ihn auf jeden Fall sehen musste.
Guanacaste
Nachdem ich den Playa Conchal mit eigenen Augen bestaunen konnte, bin ich selbst zu jemandem geworden, der den Playa Conchal lieben gelernt hat. Dieser Strand besteht nicht aus Sand, sondern aus Muscheln, was nicht nur gut aussieht. Es fühlt sich gut an, über sie zu laufen und sorgt darüber hinaus dafür, dass man weniger dreckig wird. Zusätzlich punktet der Strand mit seinem klaren Wasser und der Tatsache, dass er in einer ansehnlichen Bucht liegt. Das blieb aber nicht unbeachtet. So hat uns ein einheimischer Restaurantbesitzer erzählt, dass die Quadratmeterpreise durch “reiche Ausländer” deutlich über dem Landesdurchschnitt lägen.
Peninsula de Osa
Ein weiteres Highlight stand Ende Juli an.
Wir fuhren auf die Peninsula de Osa, der Insel, die den Nationalpark Corcovado mit der größten Artenvielfalt an Tieren und Pflanzen bereithält. Die von uns angesteuerte Bahia Drake ist nur per Boot zu erreichen, was uns bereits 40$ für die Hin- und Rückfahrt kostete. Im Vergleich zu meinen sonstigen Wochenendausflügen, für die ich normalerweise samt Unterkunft und Transport circa 50$ ausgebe, war das deutlich teurer. Insgesamt war es den Besuch trotzdem Wert. Bereits auf der Hinfahrt sahen wir Delfine im Wasser schwimmen. Der Höhepunkt war allerdings eine Schnorcheltour zur Isla de Caño. Während des Schnorchelns habe ich neben Fischen, Schildkröten, und Krebsen sogar einen Hai gesehen. Auf dem Rückweg haben wir dann Wale gesehen. Selbst für unsere Guides war das ein besonderer Moment. Sie zückten begeistert ihre Kameras und zeigten mir damit einmal mehr, was für ein Glück ich hatte, das erleben zu dürfen.
AIPED – Asociación de Apoyo Integral para Personas con Discapacidad
In diesem Blog soll es um mein Projekt gehen, in dem ich seit Anfang diesen Jahres dreimal pro Woche arbeite.
Das Projekt heißt „AIPED“ (Asociación de Apoyo Integral para Personas con Discapacidad, Assoziation zur integralen Unterstützung von Personen mit Behinderung).
Die Mission des Projekts ist die Verbesserung der Lebensqualität erwachsener Menschen mit Behinderung durch Förderung und Training ihrer Autonomie und Unabhängigkeit. Täglich kommen zwischen 20 und 30 „Usuarios“ (Benutzer) in die Einrichtung und verbringen ihren Tag dort. Einige von ihnen kommen schon jahrelang dorthin, andere erst seit einigen Wochen oder Monaten. Trotz dessen ist es eine große Familie, zu der alle der Usuarios, unabhängig von ihrem Alter oder dem Grad ihrer Behinderung, gehören. Teil dieser Familie sind außerdem der Projektleiter Roy, die beiden Profesoras (Lehrerinnen) Yetty und Tatti, die Köchin Lali und die zahlreichen Freiwilligen. Die Freiwilligenarbeit spielt nämlich eine sehr große Rolle, da jeden Tag mehrere Freiwillige kommen, um bei der Betreuung der Usuarios Unterstützung zu leisten. Bei vielen der Freiwilligen handelt es sich um die Mütter der Usuarios. Es kommen aber auch externe Freiwillige, die unterstützend mitwirken, so wie ich auch.
Da das Team so groß ist, ist eigentlich immer etwas los und ich treffe auch heute immer noch auf neue Menschen, mit denen ich mich unterhalten und austauschen kann. Die Einrichtung ist sehr modern und offen, aber nicht zu groß, sodass alles sehr persönlich und einladend wirkt. Es gibt einen großen Saal mit angrenzender Küche, in dem die meiste Zeit verbracht wird. Außerdem gibt es einen Garten, ein Gymnasio (Sporthalle), wo Yoga gemacht wird, die Computer stehen und wo die Usuarios ihre freie Zeit verbringen können. Tagsüber werden zusätzlich verschiedene Aktivitäten angeboten, wie beispielsweise Bastel-, Computer-, Gärtner- und Englischklassen.
Meine Aufgaben
Mein Tag dort beginnt schon um 7:30 Uhr und endet um 15:30 Uhr. Allerdings bräuchte ich mit dem Bus über eine Stunde zur Arbeit, weshalb ich mit einem „Uber“ fahre. Meine Aufgaben sind sehr breit gefächert und grundsätzlich helfe ich bei allem, was gerade so anfällt. Am Morgen gibt es besipielsweise immer eine „Tanzsession“, um den Tag mit Bewegung zu starten, bei der die meisten Usarios immer begeistert mittanzen. Manche müssen allerdings erst dazu motiviert werden. 😉
Meine Aufgabe besteht aber vor allem darin, die Usuarios zu betreuen, da die meisten aufgrund ihrer Behinderung viel Unterstützung bei alltäglichen Dingen benötigen. Das bedeutet, dass ich ihnen beim Händewaschen und Zähneputzen helfe, ihnen das Essen zum Platz bringe oder beim Basteln neben ihnen sitze und sie anleite. Abgesehen von der Arbeit mit den Usuarios unterstütze ich gelegentlich Roy bei administrativen Aufgaben im Büro oder helfe beim Putzen sowie in der Küche. Eines ist also sicher: Es ist selten langweilig und jeden Tag passieren spannende Sachen!
Meine Erfahrungen und Beobachtungen
Obwohl ich noch nicht sehr lange dort arbeite, habe ich schon unfassbar viel gelernt. Die Arbeit mit Menschen mit Behinderungen ist etwas sehr Besonderes und über die Zeit konnte ich schon engere Beziehungen zu ihnen aufbauen. Ich war zuvor noch nie in diesem Bereich tätig, sodass es eine ganz neue Erfahrung für mich ist, was die Arbeit aber noch besonderer für mich macht.
Was mich am meisten beeindruckt ist sowohl der Umgang mit dem Thema Behinderung als auch der Umgang untereinander. Die Stimmung ist immer gut und alle gehen unfassbar herzlich miteinander um. Ich kann spüren, wie viel Liebe die Mitarbeiter:innen für die Usuarios haben, was sie in Form von Umarmungen, gemeinsamem Lachen und verschiedenen Kosenamen und Verniedlichungen zum Ausdruck bringen. Vor allem das gemeinsame Lachen spielt dabei eine große Rolle. Für mich zeigt es die Unbefangenheit dem Thema Behinderung gegenüber. Denn statt die Usuarios zu bemitleiden, werden auch mal Scherze gemacht, auf eine Art und Weise, die erneut die Zuneigung und Wertschätzung zeigt, die untereinander herrscht.
Ich mag meine Arbeit dort sehr und fühle mich mit den Usuarios und dem Team super wohl. Ich habe das Gefühl, dass ich von dem Zusammensein mit Menschen mit Behinderung sehr viel mitnehmen und lernen kann. Das ist für mich eine einzigartige Erfahrung!